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Weiterentwicklung der postmortalen mehrphasigen Computertomographie-Angiographie (PMCTA). Physiologie der postmortalen Kontrastmittelperfusion
Weiterentwicklung der postmortalen mehrphasigen Computertomographie-Angiographie (PMCTA). Physiologie der postmortalen Kontrastmittelperfusion
Moderne Bildgebungsverfahren haben unwiderruflichen Einzug auch in die Rechtsmedizin gehalten, sie schaffen erhebliche Fortschritte in der forensischen Dokumentation, Beurteilung und Rekonstruktion. Das Verfahren der mehrphasigen postmortalen Computertomographie-Angiographie (MPMCTA) erlaubt eine umfangreiche Diagnostik des Gefäßsystems aller relevanten Organsysteme und zugehöriger pathologischer Veränderungen und damit die Beurteilung forensisch bedeutender Gewalteinwirkungen und Behandlungsfehler (Grabherr 2011). Darüber hinaus ergeben sich Ansätze für die medizinische Ausbildung von Ärzten und Studenten zu Diagnostik, Interventionen und Anatomie. Die vorliegende Arbeit beschreibt eine Weiterentwicklung einer softwaregesteuerten Kopplung von Perfusionspumpe und invasiven Druckmessmethoden. Dadurch ist es unseres Wissens nach erstmals möglich, die während der MPMCTA auftretenden intravasalen Drücke kontinuierlich zu messen und aufzuzeichnen Die Höhe der arteriellen Drücke und die damit verbundene Dynamik erscheinen nicht geeignet Artefakte hervorzurufen, da beide Parameter deutlich unter den physiologischen und gegebenenfalls auch pathologischen Werten liegen, die beim Lebenden gemessen werden. Wesentliche postmortale Veränderungen der Biomechanik der Gefäße, bezogen auf ihre Reaktion auf Druckänderungen scheinen in dem hier beobachteten Intervall und unter Anwendung eines öligen Kontrastmittels zunächst keine Rolle zu spielen, im Gegenteil: Es ergibt sich eine erstaunlich gute Übereinstimmung mit Untersuchungen am Lebenden und auch mit Tierversuchen. Es lassen sich mittels der kontrollierten Volumenzufuhr und des überwachten Drucks die Parameter evaluieren, die für eine optimale Visualisierung des Gefäßsystems bei der MPMCTA erforderlich sind. Die zunehmende Füllung des Gefäßsystems als Ganzes lässt sich über das Ansteigen der residualen arteriellen und venösen Drücke gut nachvollziehen. Das Druckverhalten bei Perfusion des arteriellen Schenkels erscheint uniform und reproduzierbar. Es spiegelt offenbar die mechanischen-physiologischen Eigenschaften der großen Arterien wider. Für das venöse System spiegeln sich die kapazitativen Eigenschaften deutlich wider, hier treten deutlich über der normalen Physiologie liegende Werte auf, die aber noch unter Werten liegen dürften, die bei gravierenden Stauungsphänomen auftreten. Die Weiterentwicklung der MPMCTA zu einer druckkontrollierten Variante mit nochmals verbesserter Darstellung des Gefäßsystems, bis unter Umständen hin zur Gleichwertigkeit mit klinischen Untersuchungen, erscheint möglich, wobei hier ein konstanter arterieller Perfusionsdruck von 100 mmHg im Vordergrund stehen sollte. Als Resümee lässt sich festhalten, dass mit den intravasalen Druckmessungen während der PMCTA zahlreiche neue Fragestellungen beantwortbar erscheinen, die zu einer weiteren Verbesserung dieser Methode beitragen sollten. Bei bestimmen Fragestellungen der Perfusion bewegt man sich hierbei u.U. in Richtung einer Methode, die der konventionellen Autopsie in bestimmten Fallkonstellationen überlegen ist, da diese als destruktives Verfahren naturgemäß keine physiologischen bzw. biomechanischen Aspekte reproduzieren kann.
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Fischer, Florian Tobias
2024
Deutsch
Universitätsbibliothek der Ludwig-Maximilians-Universität München
Fischer, Florian Tobias (2024): Weiterentwicklung der postmortalen mehrphasigen Computertomographie-Angiographie (PMCTA): Physiologie der postmortalen Kontrastmittelperfusion. Habilitationsschrift, LMU München: Medizinische Fakultät
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Abstract

Moderne Bildgebungsverfahren haben unwiderruflichen Einzug auch in die Rechtsmedizin gehalten, sie schaffen erhebliche Fortschritte in der forensischen Dokumentation, Beurteilung und Rekonstruktion. Das Verfahren der mehrphasigen postmortalen Computertomographie-Angiographie (MPMCTA) erlaubt eine umfangreiche Diagnostik des Gefäßsystems aller relevanten Organsysteme und zugehöriger pathologischer Veränderungen und damit die Beurteilung forensisch bedeutender Gewalteinwirkungen und Behandlungsfehler (Grabherr 2011). Darüber hinaus ergeben sich Ansätze für die medizinische Ausbildung von Ärzten und Studenten zu Diagnostik, Interventionen und Anatomie. Die vorliegende Arbeit beschreibt eine Weiterentwicklung einer softwaregesteuerten Kopplung von Perfusionspumpe und invasiven Druckmessmethoden. Dadurch ist es unseres Wissens nach erstmals möglich, die während der MPMCTA auftretenden intravasalen Drücke kontinuierlich zu messen und aufzuzeichnen Die Höhe der arteriellen Drücke und die damit verbundene Dynamik erscheinen nicht geeignet Artefakte hervorzurufen, da beide Parameter deutlich unter den physiologischen und gegebenenfalls auch pathologischen Werten liegen, die beim Lebenden gemessen werden. Wesentliche postmortale Veränderungen der Biomechanik der Gefäße, bezogen auf ihre Reaktion auf Druckänderungen scheinen in dem hier beobachteten Intervall und unter Anwendung eines öligen Kontrastmittels zunächst keine Rolle zu spielen, im Gegenteil: Es ergibt sich eine erstaunlich gute Übereinstimmung mit Untersuchungen am Lebenden und auch mit Tierversuchen. Es lassen sich mittels der kontrollierten Volumenzufuhr und des überwachten Drucks die Parameter evaluieren, die für eine optimale Visualisierung des Gefäßsystems bei der MPMCTA erforderlich sind. Die zunehmende Füllung des Gefäßsystems als Ganzes lässt sich über das Ansteigen der residualen arteriellen und venösen Drücke gut nachvollziehen. Das Druckverhalten bei Perfusion des arteriellen Schenkels erscheint uniform und reproduzierbar. Es spiegelt offenbar die mechanischen-physiologischen Eigenschaften der großen Arterien wider. Für das venöse System spiegeln sich die kapazitativen Eigenschaften deutlich wider, hier treten deutlich über der normalen Physiologie liegende Werte auf, die aber noch unter Werten liegen dürften, die bei gravierenden Stauungsphänomen auftreten. Die Weiterentwicklung der MPMCTA zu einer druckkontrollierten Variante mit nochmals verbesserter Darstellung des Gefäßsystems, bis unter Umständen hin zur Gleichwertigkeit mit klinischen Untersuchungen, erscheint möglich, wobei hier ein konstanter arterieller Perfusionsdruck von 100 mmHg im Vordergrund stehen sollte. Als Resümee lässt sich festhalten, dass mit den intravasalen Druckmessungen während der PMCTA zahlreiche neue Fragestellungen beantwortbar erscheinen, die zu einer weiteren Verbesserung dieser Methode beitragen sollten. Bei bestimmen Fragestellungen der Perfusion bewegt man sich hierbei u.U. in Richtung einer Methode, die der konventionellen Autopsie in bestimmten Fallkonstellationen überlegen ist, da diese als destruktives Verfahren naturgemäß keine physiologischen bzw. biomechanischen Aspekte reproduzieren kann.