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Harndrangbeschwerden und Blasenentleerungsstörungen bei Patientinnen mit vaginalem Prolaps
Harndrangbeschwerden und Blasenentleerungsstörungen bei Patientinnen mit vaginalem Prolaps
Dysfunktionen des weiblichen Beckenbodens (wie zum Beispiel genitaler Prolaps) sind häufig und können mit verschiedenen Symptomen einhergehen. Zu diesen Symptomen zählen unter anderem auch Drangbeschwerden („overactive bladder“, OAB) und Blasenentleerungsstörungen. Nach Petros’ Integraltheorie können diese Symptome durch Schlaffheit oder Verletzung von Bändern und Faszien im Beckenboden verursacht werden. Aus diesem Grund stellt die operative Wiederherstellung der physiologischen Beckenbodenanatomie einen möglichen Therapieansatz dieser Symptome dar. Es war das primäre Ziel dieser Arbeit herauszufinden, ob die Symptome einer OAB und von Blasenentleerungsstörungen durch operative Eingriffe im Bereich des Beckenbodens gebessert werden können. Dazu wurde eine Beobachtungsstudie durchgeführt. Von 139 Patientinnen, die sich im Zeitraum vom 01.03.2013 bis 31.05.2014 in der Chirurgischen Klinik München Bogenhausen einer Operation im Bereich des Beckenbodens unterzogen, konnten 67 Frauen (Responder-Population) für prä- und postoperative Vergleiche herangezogen werden. Dazu wurden sie gebeten, mittels des Fragebogens FO LIMP-PF subjektiv Auskunft über ihre Beschwerden zu geben, sowohl präoperativ als auch postoperativ. Dabei wurden die Symptome sowohl kategorial (Schwere und/oder Häufigkeit des Symptoms) als auch mittels visueller Analogskala (subjektive Einschätzung der Beeinträchtigung durch das Symptom) erfasst. Neben dem Fragebogen wurden noch zahlreiche weitere Untersuchungen (unter anderem POP-Q-Messung und Urin- Untersuchungen) durchgeführt. Die Responder-Population wies ein Durchschnittsalter von 66,32 Jahren auf. Die Prävalenzen für Symptome der OAB bzw. der Blasenentleerungsstörungen lagen in der Responder-Population bei etwa 70-90% bzw. 33-61%. Es konnte ein erheblicher Leidensdruck durch die Symptomatik (v.a. bei der OAB) festgestellt werden. Postoperativ konnte ein signifikanter OP-Effekt auf die Symptome der OAB beobachtet werden. So konnte die subjektive Belastung durch die Symptomatik signifikant reduziert werden. Aber auch die Häufigkeit und Schwere der Symptome konnten signifikant gebessert werden. Dies gilt sowohl für die Pollakisurie als auch für die Dranginkontinenz und die Eile, die Toilette zu erreichen. Alle diese Signifikanzen haben sich sogar auf einem nach Bonferroni korrigierten Signifikanzniveau Bei den Blasenentleerungsstörungen konnten bei Erfassung der Symptomatik durch die VAS die Symptome 15 („Anstrengung bei der Miktion“) und 18 („Restharngefühl“) nach der OP statistisch signifikant gebessert werden, auch wenn sich die eingetretene Verbesserung auf dem Bonferroni-korrigierten Niveau teilweise als marginal-signifikant erweisen lässt. Dieselben Symptome haben auch in der kategorialen Symptomerfassung nach der OP eine statistisch signifikante Reduktion der Schwere gezeigt. Die anderen Symptome der Blasenentleerungsstörungen konnten nicht signifikant gebessert werden. Es lässt sich also erkennen, dass die operative Rekonstruktion des Beckenbodens durchaus statistisch signifikante Effekte auf die Symptome der OAB und der Entleerungsstörungen haben kann. Nach Betrachten der Ergebnisse dieser Studie und anderer Untersuchungen kann die operative Therapie v.a. von Drangbeschwerden/OAB als Alternative zu konservativen Therapieoptionen durchaus in Betracht gezogen werden, gegebenenfalls mit Hinzuziehen sogenannter „simulierter Operationen“.
Prolaps, Harndrangbeschwerden, OAB, Blasenentleerungsstörungen, Urogynäkologie
Bußjäger, Daniel
2018
Deutsch
Universitätsbibliothek der Ludwig-Maximilians-Universität München
Bußjäger, Daniel (2018): Harndrangbeschwerden und Blasenentleerungsstörungen bei Patientinnen mit vaginalem Prolaps. Dissertation, LMU München: Medizinische Fakultät
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Abstract

Dysfunktionen des weiblichen Beckenbodens (wie zum Beispiel genitaler Prolaps) sind häufig und können mit verschiedenen Symptomen einhergehen. Zu diesen Symptomen zählen unter anderem auch Drangbeschwerden („overactive bladder“, OAB) und Blasenentleerungsstörungen. Nach Petros’ Integraltheorie können diese Symptome durch Schlaffheit oder Verletzung von Bändern und Faszien im Beckenboden verursacht werden. Aus diesem Grund stellt die operative Wiederherstellung der physiologischen Beckenbodenanatomie einen möglichen Therapieansatz dieser Symptome dar. Es war das primäre Ziel dieser Arbeit herauszufinden, ob die Symptome einer OAB und von Blasenentleerungsstörungen durch operative Eingriffe im Bereich des Beckenbodens gebessert werden können. Dazu wurde eine Beobachtungsstudie durchgeführt. Von 139 Patientinnen, die sich im Zeitraum vom 01.03.2013 bis 31.05.2014 in der Chirurgischen Klinik München Bogenhausen einer Operation im Bereich des Beckenbodens unterzogen, konnten 67 Frauen (Responder-Population) für prä- und postoperative Vergleiche herangezogen werden. Dazu wurden sie gebeten, mittels des Fragebogens FO LIMP-PF subjektiv Auskunft über ihre Beschwerden zu geben, sowohl präoperativ als auch postoperativ. Dabei wurden die Symptome sowohl kategorial (Schwere und/oder Häufigkeit des Symptoms) als auch mittels visueller Analogskala (subjektive Einschätzung der Beeinträchtigung durch das Symptom) erfasst. Neben dem Fragebogen wurden noch zahlreiche weitere Untersuchungen (unter anderem POP-Q-Messung und Urin- Untersuchungen) durchgeführt. Die Responder-Population wies ein Durchschnittsalter von 66,32 Jahren auf. Die Prävalenzen für Symptome der OAB bzw. der Blasenentleerungsstörungen lagen in der Responder-Population bei etwa 70-90% bzw. 33-61%. Es konnte ein erheblicher Leidensdruck durch die Symptomatik (v.a. bei der OAB) festgestellt werden. Postoperativ konnte ein signifikanter OP-Effekt auf die Symptome der OAB beobachtet werden. So konnte die subjektive Belastung durch die Symptomatik signifikant reduziert werden. Aber auch die Häufigkeit und Schwere der Symptome konnten signifikant gebessert werden. Dies gilt sowohl für die Pollakisurie als auch für die Dranginkontinenz und die Eile, die Toilette zu erreichen. Alle diese Signifikanzen haben sich sogar auf einem nach Bonferroni korrigierten Signifikanzniveau Bei den Blasenentleerungsstörungen konnten bei Erfassung der Symptomatik durch die VAS die Symptome 15 („Anstrengung bei der Miktion“) und 18 („Restharngefühl“) nach der OP statistisch signifikant gebessert werden, auch wenn sich die eingetretene Verbesserung auf dem Bonferroni-korrigierten Niveau teilweise als marginal-signifikant erweisen lässt. Dieselben Symptome haben auch in der kategorialen Symptomerfassung nach der OP eine statistisch signifikante Reduktion der Schwere gezeigt. Die anderen Symptome der Blasenentleerungsstörungen konnten nicht signifikant gebessert werden. Es lässt sich also erkennen, dass die operative Rekonstruktion des Beckenbodens durchaus statistisch signifikante Effekte auf die Symptome der OAB und der Entleerungsstörungen haben kann. Nach Betrachten der Ergebnisse dieser Studie und anderer Untersuchungen kann die operative Therapie v.a. von Drangbeschwerden/OAB als Alternative zu konservativen Therapieoptionen durchaus in Betracht gezogen werden, gegebenenfalls mit Hinzuziehen sogenannter „simulierter Operationen“.