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Nahrungssuchstrategien der nektarivoren Fledermaus Glossophaga commissarisi (Phyllostomidae) im Freiland - eine individuenbasierte Verhaltensstudie unter Verwendung von Transpondertechnik
Nahrungssuchstrategien der nektarivoren Fledermaus Glossophaga commissarisi (Phyllostomidae) im Freiland - eine individuenbasierte Verhaltensstudie unter Verwendung von Transpondertechnik
In der vorliegenden Arbeit wurde das Nahrungssuchverhalten der in der Neotropis verbreiteten Blumenfledermausart Glossophaga commissarisi untersucht. Die Tiere ernähren sich zu einem großen Teil von Nektar, den sie, ähnlich wie Kolibris, im Schwirrflug aus Blüten speziell adaptierter, chiropterophiler Pflanzen entnehmen. Weil die räumliche Verteilung dieser Pflanzen im tropischen Regenwald sehr unregelmäßig und zerstreut ist, legen die Tiere auf der Suche nach Nahrung enorm lange Flugstrecken zurück und die von ihnen umgesetzten Energiemengen sind extrem hoch. Die Lebensweise der Tiere erscheint daher stark limitiert von energetischen Grenzbedingungen. Die individuelle Fitness einer Blumenfledermaus hängt ganz entscheidend von der Effizienz ihres Nahrungssuchverhaltens ab. In den letzten Jahren haben sich daher zunehmend Arbeiten mit der Energetik und dem Nahrungssuchverhalten von Blumenfledermäusen beschäftigt, hauptsächlich wurden dabei Laborversuche unter der Anwendung von künstlichen Blüten durchgeführt - eine individuenspezifische Beobachtung der Tiere im Freiland war bisher durch ihre nächtliche Lebensweise und der schnellen Fortbewegung in den gleichzeitig schwer zugänglichen Regenwaldhabitaten kaum möglich. Mit dem hier vorgestellten Kunstblütensystem habe ich einen neuen Ansatz gefunden, Nahrung suchende Fledermäuse im Freiland zu beobachten. Dabei wurde eine große Zahl künstlicher, computergesteuerter Blüten im natürlichen Lebensraum der Tiere großflächig ausgebracht. Die Blüten waren mit einem Zuckerwasservorrat versehen und konnten dadurch genau definierte Mengen von "Nektar" an besuchende Tiere abgeben. Die Detektion der besuchenden Fledermäuse wurde mit Hilfe von Infrarot-Lichtschranken vorgenommen. Zusätzlich waren die Tiere mit Transponderhalsbändern individuell markiert und die Blüten mit entsprechenden Lesegeräten ausgestattet, so dass bei jedem Blütenbesuch eine Identifikation des Besuchers vorgenommen wurde. Die resultierenden Daten enthalten individuelle, zeitlich und örtlich präzise Informationen über die Suchrouten, die die Tiere im Freiland zurücklegen. Mit dem künstlichen Blütenfeld wurden unterschiedliche energetische und kognitive Fragestellungen zum Nahrungssuchverhalten von nektarivoren Fledermäusen untersucht: Die Zeit- und Energiebudgets der beteiligten Tiere an den künstlichen Blüten konnten präzise bestimmt und verglichen werden mit entsprechenden Angaben aus früheren Arbeiten, die mit anderen Verfahren ermittelt wurden. Aus den individuellen Besuchsdaten wurden außerdem die von den Tieren bevorzugten Fluggeschwindigkeiten ermittelt und mit den Vorhersagen von aerodynamischen Modellen verglichen. Außerdem beschreibt die Arbeit die individuelle räumliche Verteilung der Tiere, die sich bei stabiler Ressourcenverteilung auf der Untersuchungsfläche einstellte. Die Größe und die Konstanz der von den Individuen besuchten Areale und die Anzahl der von ihnen besuchten Blüten werden bestimmt und diskutiert. Das Erlernen verschiedener räumlicher Nahrungsverteilungsmuster durch die Tiere in Umwelten unterschiedlicher Variabilität ist Inhalt eines weiteren Abschnittes. Die in diesem Experiment aufgezeichneten Bewegungsmuster der Tiere wurden individuell analysiert, um die große Variabilität der Suchstrategien zwischen den Individuen darzustellen und zeitlich und räumliche angepasste Suchstrategien der Tiere zu charakterisieren und deren Effizienz abzuschätzen.
Glossophaga commissarisi, Nectar feeding bats, Foraging Strategies, RFID, Transponder
Thiele, Johannes
2006
Deutsch
Universitätsbibliothek der Ludwig-Maximilians-Universität München
Thiele, Johannes (2006): Nahrungssuchstrategien der nektarivoren Fledermaus Glossophaga commissarisi (Phyllostomidae) im Freiland - eine individuenbasierte Verhaltensstudie unter Verwendung von Transpondertechnik. Dissertation, LMU München: Fakultät für Biologie
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Abstract

In der vorliegenden Arbeit wurde das Nahrungssuchverhalten der in der Neotropis verbreiteten Blumenfledermausart Glossophaga commissarisi untersucht. Die Tiere ernähren sich zu einem großen Teil von Nektar, den sie, ähnlich wie Kolibris, im Schwirrflug aus Blüten speziell adaptierter, chiropterophiler Pflanzen entnehmen. Weil die räumliche Verteilung dieser Pflanzen im tropischen Regenwald sehr unregelmäßig und zerstreut ist, legen die Tiere auf der Suche nach Nahrung enorm lange Flugstrecken zurück und die von ihnen umgesetzten Energiemengen sind extrem hoch. Die Lebensweise der Tiere erscheint daher stark limitiert von energetischen Grenzbedingungen. Die individuelle Fitness einer Blumenfledermaus hängt ganz entscheidend von der Effizienz ihres Nahrungssuchverhaltens ab. In den letzten Jahren haben sich daher zunehmend Arbeiten mit der Energetik und dem Nahrungssuchverhalten von Blumenfledermäusen beschäftigt, hauptsächlich wurden dabei Laborversuche unter der Anwendung von künstlichen Blüten durchgeführt - eine individuenspezifische Beobachtung der Tiere im Freiland war bisher durch ihre nächtliche Lebensweise und der schnellen Fortbewegung in den gleichzeitig schwer zugänglichen Regenwaldhabitaten kaum möglich. Mit dem hier vorgestellten Kunstblütensystem habe ich einen neuen Ansatz gefunden, Nahrung suchende Fledermäuse im Freiland zu beobachten. Dabei wurde eine große Zahl künstlicher, computergesteuerter Blüten im natürlichen Lebensraum der Tiere großflächig ausgebracht. Die Blüten waren mit einem Zuckerwasservorrat versehen und konnten dadurch genau definierte Mengen von "Nektar" an besuchende Tiere abgeben. Die Detektion der besuchenden Fledermäuse wurde mit Hilfe von Infrarot-Lichtschranken vorgenommen. Zusätzlich waren die Tiere mit Transponderhalsbändern individuell markiert und die Blüten mit entsprechenden Lesegeräten ausgestattet, so dass bei jedem Blütenbesuch eine Identifikation des Besuchers vorgenommen wurde. Die resultierenden Daten enthalten individuelle, zeitlich und örtlich präzise Informationen über die Suchrouten, die die Tiere im Freiland zurücklegen. Mit dem künstlichen Blütenfeld wurden unterschiedliche energetische und kognitive Fragestellungen zum Nahrungssuchverhalten von nektarivoren Fledermäusen untersucht: Die Zeit- und Energiebudgets der beteiligten Tiere an den künstlichen Blüten konnten präzise bestimmt und verglichen werden mit entsprechenden Angaben aus früheren Arbeiten, die mit anderen Verfahren ermittelt wurden. Aus den individuellen Besuchsdaten wurden außerdem die von den Tieren bevorzugten Fluggeschwindigkeiten ermittelt und mit den Vorhersagen von aerodynamischen Modellen verglichen. Außerdem beschreibt die Arbeit die individuelle räumliche Verteilung der Tiere, die sich bei stabiler Ressourcenverteilung auf der Untersuchungsfläche einstellte. Die Größe und die Konstanz der von den Individuen besuchten Areale und die Anzahl der von ihnen besuchten Blüten werden bestimmt und diskutiert. Das Erlernen verschiedener räumlicher Nahrungsverteilungsmuster durch die Tiere in Umwelten unterschiedlicher Variabilität ist Inhalt eines weiteren Abschnittes. Die in diesem Experiment aufgezeichneten Bewegungsmuster der Tiere wurden individuell analysiert, um die große Variabilität der Suchstrategien zwischen den Individuen darzustellen und zeitlich und räumliche angepasste Suchstrategien der Tiere zu charakterisieren und deren Effizienz abzuschätzen.