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Schluckstörung bei Wallenberg-Syndrom. Störungsmuster und Outcome
Schluckstörung bei Wallenberg-Syndrom. Störungsmuster und Outcome
Das Wallenberg-Syndrom besteht aus einer Vielfalt neurologischer Symptome, die Adolf Wallenberg bereits 1895 sehr detailliert beschrieben und auf eine vergleichsweise winzige Läsion in der dorsolateralen Medulla oblongata zurückgeführt hat. Ein in der neueren Literatur wenig beachtetes, klinisch jedoch sehr relevantes Symptom ist die Dysphagie. Hierzu liegen sowohl hinsichtlich der Art der Störung wie auch bezüglich der Interventionsmöglichkeiten kaum systematische Untersuchungen vor. Ziel der vorliegenden prospektiven Studie war es, einerseits herauszufinden, welche Phase und Funktionen des Schluckablaufs beim Wallenberg-Syndrom beeinträchtigt sind bzw. ob es ein typisches Störungsmuster gibt und andererseits die Wirksamkeit spezifischer Schlucktherapie zu evaluieren. Es wurden 28 Patienten untersucht, die unter einer neurogenen Dysphagie litten, klinisch ein Wallenberg-Syndrom aufwiesen und bei denen kernspintomographisch eine einseitige Läsion der dorsolateralen Medulla oblongata vorlag. Hierbei zeigte sich, dass vor allem eine Störung der pharyngealen Schluckphase vorlag, was sich insbesondere in einer gestörten Schluckreflextriggerung und in einer Öffnungsstörung des oberen Ösophagussphinkters äußerte. Bezüglich der Frage nach der Effektivität einer spezifischen Schlucktherapie konnte gezeigt werden, dass die Aspirationsgefahr unter gezielter, individuell angepasster stationärer Schlucktherapie deutlich abnahm. So konnte eine signifikante Verbesserung der Hauptzielvariablen "Ernährungsweise", definiert durch eine ordinale Skala mit 7 Ausprägungsgraden von 0 (voll-oral ernährt) bis 6 (vollständige Ernährung über PEG oder nasogastrale Sonde) erreicht werden. Klinisch bedeutet dies, dass nach Schlucktherapie 21 Patienten (75,0%) voll-oral ernährt werden konnten, im Vergleich zu einem Patienten (3,6%) vor Therapie. Zusammenfassend weisen die Ergebnisse darauf hin, dass beim Wallenberg-Syndrom insbesondere die Schluckreflextriggerung und die Öffnung des oberen Ösophagussphinkters gestört ist. Unter gezielter und qualifizierter Schlucktherapie kann die Prognose der Dysphagie bei Patienten mit Wallenberg-Syndrom jedoch auch bei initial schwerer bzw. bereits längere Zeit bestehender Störung als gut bezeichnet werden.
Wallenberg-Syndrom, Dysphagie, Medulla oblongata, Lateral Medullary Syndrome, Schlucktherapie
Höling, Ralf
2006
Deutsch
Universitätsbibliothek der Ludwig-Maximilians-Universität München
Höling, Ralf (2006): Schluckstörung bei Wallenberg-Syndrom: Störungsmuster und Outcome. Dissertation, LMU München: Medizinische Fakultät
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Abstract

Das Wallenberg-Syndrom besteht aus einer Vielfalt neurologischer Symptome, die Adolf Wallenberg bereits 1895 sehr detailliert beschrieben und auf eine vergleichsweise winzige Läsion in der dorsolateralen Medulla oblongata zurückgeführt hat. Ein in der neueren Literatur wenig beachtetes, klinisch jedoch sehr relevantes Symptom ist die Dysphagie. Hierzu liegen sowohl hinsichtlich der Art der Störung wie auch bezüglich der Interventionsmöglichkeiten kaum systematische Untersuchungen vor. Ziel der vorliegenden prospektiven Studie war es, einerseits herauszufinden, welche Phase und Funktionen des Schluckablaufs beim Wallenberg-Syndrom beeinträchtigt sind bzw. ob es ein typisches Störungsmuster gibt und andererseits die Wirksamkeit spezifischer Schlucktherapie zu evaluieren. Es wurden 28 Patienten untersucht, die unter einer neurogenen Dysphagie litten, klinisch ein Wallenberg-Syndrom aufwiesen und bei denen kernspintomographisch eine einseitige Läsion der dorsolateralen Medulla oblongata vorlag. Hierbei zeigte sich, dass vor allem eine Störung der pharyngealen Schluckphase vorlag, was sich insbesondere in einer gestörten Schluckreflextriggerung und in einer Öffnungsstörung des oberen Ösophagussphinkters äußerte. Bezüglich der Frage nach der Effektivität einer spezifischen Schlucktherapie konnte gezeigt werden, dass die Aspirationsgefahr unter gezielter, individuell angepasster stationärer Schlucktherapie deutlich abnahm. So konnte eine signifikante Verbesserung der Hauptzielvariablen "Ernährungsweise", definiert durch eine ordinale Skala mit 7 Ausprägungsgraden von 0 (voll-oral ernährt) bis 6 (vollständige Ernährung über PEG oder nasogastrale Sonde) erreicht werden. Klinisch bedeutet dies, dass nach Schlucktherapie 21 Patienten (75,0%) voll-oral ernährt werden konnten, im Vergleich zu einem Patienten (3,6%) vor Therapie. Zusammenfassend weisen die Ergebnisse darauf hin, dass beim Wallenberg-Syndrom insbesondere die Schluckreflextriggerung und die Öffnung des oberen Ösophagussphinkters gestört ist. Unter gezielter und qualifizierter Schlucktherapie kann die Prognose der Dysphagie bei Patienten mit Wallenberg-Syndrom jedoch auch bei initial schwerer bzw. bereits längere Zeit bestehender Störung als gut bezeichnet werden.