Logo Logo
Hilfe
Kontakt
Switch language to English
Sakkaden zu bewegten und stationären Zielen
Sakkaden zu bewegten und stationären Zielen
Die Sakkaden von Affen zu bewegten und stationären Zielen wurden mittels search-coil-Methode aufgezeichnet. Dazu wurde den Affen ausgehend von einer durch einen sichtbaren Fixationspunkt bestimmten Ruhelage in unvorhersehbarer Reihenfolge Ziele dargeboten, auf die sie ihren Blick richten sollten. Letztere befanden sich in drei diskreten Abständen (step), blieben stationär oder bewegten sich von den beiden äußeren Positionen aus mit konstanter Geschwindigkeit (ramp) in (vorwärts) bzw. gegen (rückwärts) Richtung der Sakkade. Die Positionen wurden so gewählt, daß sich die bewegten Ziele nach der mittleren Latenzzeit des jeweiligen Affen am gleichen Ort (mittlere Position) befanden. Der Einfluß langsamer Augenfolgebewegungen, die bei der Fixation bewegter Ziele entstehen, auf die Sakkadengeschwindigkeit war als gering einzuschätzen. Während Sakkaden zu stationären Zielen auf der gleichen main sequence lagen, waren Sakkaden zu vorwärtsbewegten Zielen signifikant langsamer (vmax für Affe A 207, B 191 Grad/s) und dauerten länger (T für Affe A 57,4, B 68,6 ms) als solche zu rückwärtsbewegten (vmax für Affe A 244, B 234 Grad/s. T für Affe A 49,9, B 59,0 ms) bei gleicher Amplitude. Bei Betrachtung der Geschwindikgeitsprofile manifestiert sich der eben genannte Unterschied vorwiegend in der Dezelerationsphase. Die Maximalgeschwindigkeiten korrelierten mit dem retinalen Fehler ca. 40 - 100 ms (individuell verschieden) vor Beginn der Sakkade. Der retinale Fehler ist definiert als Abstand des visuellen Zielpunktes von der Blickposition vor Beginn der Sakkade. Die gleichen Berechnungen für die Amplitude als abhängige Variable erbrachten keine überzeugenden Ergebnisse, da sich hier eine Korrelation mit dem retinalen Fehler zu oder nach Beginn der Sakkade ergab, man aber davon ausgehen kann, daß die Eingangsgrößen zu deren Planung vorliegen, bevor die Bewegung ausgeführt wird. Die Analysen zeigen, daß die Maximalgeschwindigkeit von Sakkaden durch den retinalen Fehler vorhergesagt werden kann, während in die Amplitude noch weitere, von der Geschwindigkeit des Blickzieles abhängige Größen mit eingehen müssen. Diese Anpassung der Amplitude scheint vorwiegend in der Dezelerationsphase der Sakkade zu geschehen. Die Ergebnisse unterstützen gegenwärtige Modelle der Sakkadengenerierung, die die Steuerung von initialer Richtung und Beschleunigungsphase dem Colliculus superior, die Feinabstimmung und Konstanz der Bewegung dem Kleinhirn zuschreiben.
Sakkaden, Kleinhirn, Colliculus superior, Modell, bewegte Ziele
Bayer, Otmar
2005
Deutsch
Universitätsbibliothek der Ludwig-Maximilians-Universität München
Bayer, Otmar (2005): Sakkaden zu bewegten und stationären Zielen. Dissertation, LMU München: Medizinische Fakultät
[thumbnail of Bayer_Otmar.PDF]
Vorschau
PDF
Bayer_Otmar.PDF

959kB

Abstract

Die Sakkaden von Affen zu bewegten und stationären Zielen wurden mittels search-coil-Methode aufgezeichnet. Dazu wurde den Affen ausgehend von einer durch einen sichtbaren Fixationspunkt bestimmten Ruhelage in unvorhersehbarer Reihenfolge Ziele dargeboten, auf die sie ihren Blick richten sollten. Letztere befanden sich in drei diskreten Abständen (step), blieben stationär oder bewegten sich von den beiden äußeren Positionen aus mit konstanter Geschwindigkeit (ramp) in (vorwärts) bzw. gegen (rückwärts) Richtung der Sakkade. Die Positionen wurden so gewählt, daß sich die bewegten Ziele nach der mittleren Latenzzeit des jeweiligen Affen am gleichen Ort (mittlere Position) befanden. Der Einfluß langsamer Augenfolgebewegungen, die bei der Fixation bewegter Ziele entstehen, auf die Sakkadengeschwindigkeit war als gering einzuschätzen. Während Sakkaden zu stationären Zielen auf der gleichen main sequence lagen, waren Sakkaden zu vorwärtsbewegten Zielen signifikant langsamer (vmax für Affe A 207, B 191 Grad/s) und dauerten länger (T für Affe A 57,4, B 68,6 ms) als solche zu rückwärtsbewegten (vmax für Affe A 244, B 234 Grad/s. T für Affe A 49,9, B 59,0 ms) bei gleicher Amplitude. Bei Betrachtung der Geschwindikgeitsprofile manifestiert sich der eben genannte Unterschied vorwiegend in der Dezelerationsphase. Die Maximalgeschwindigkeiten korrelierten mit dem retinalen Fehler ca. 40 - 100 ms (individuell verschieden) vor Beginn der Sakkade. Der retinale Fehler ist definiert als Abstand des visuellen Zielpunktes von der Blickposition vor Beginn der Sakkade. Die gleichen Berechnungen für die Amplitude als abhängige Variable erbrachten keine überzeugenden Ergebnisse, da sich hier eine Korrelation mit dem retinalen Fehler zu oder nach Beginn der Sakkade ergab, man aber davon ausgehen kann, daß die Eingangsgrößen zu deren Planung vorliegen, bevor die Bewegung ausgeführt wird. Die Analysen zeigen, daß die Maximalgeschwindigkeit von Sakkaden durch den retinalen Fehler vorhergesagt werden kann, während in die Amplitude noch weitere, von der Geschwindigkeit des Blickzieles abhängige Größen mit eingehen müssen. Diese Anpassung der Amplitude scheint vorwiegend in der Dezelerationsphase der Sakkade zu geschehen. Die Ergebnisse unterstützen gegenwärtige Modelle der Sakkadengenerierung, die die Steuerung von initialer Richtung und Beschleunigungsphase dem Colliculus superior, die Feinabstimmung und Konstanz der Bewegung dem Kleinhirn zuschreiben.