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Stumme Ischämien bei Patienten im Zustand nach einem embolischen Schlaganfall unbekannter Ursache - Prävalenz und prädiktive Faktoren
Stumme Ischämien bei Patienten im Zustand nach einem embolischen Schlaganfall unbekannter Ursache - Prävalenz und prädiktive Faktoren
Einleitung: Embolische Schlaganfälle unbekannter Ursache (embolic stroke of undetermined source, ESUS) stellen einen beträchtlichen Anteil aller ischämischen Schlaganfälle dar, wobei das Risiko eines Schlaganfallrezidivs relevant hoch ist. Neben klinisch manifesten Ischämien ereignen sich typischerweise auch klinisch stumme Ischämien, deren Prävalenz und Bedeutung in der ESUS-Population noch unzureichend erforscht ist. Diese Arbeit zielt darauf ab, die Prävalenz stummer Ischämien nach ESUS zu bestimmen und potenzielle prädiktive Faktoren für ihr Auftreten zu identifizieren, um die Sekundärprophylaxe von ESUS zu verbessern. Material und Methoden: In dieser Teilstudie wurden 91 Teilnehmer der Catch-up-ESUS-Studie (n=567) zwischen 2018 und 2021 eingeschlossen, die einen ESUS erlitten und im Rahmen der klinischen Routine eine Magnetresonanztomographie (MRT) des Gehirns im Verlauf durchgeführt hatten. Während des stationären Aufenthalts des Index-ESUS wurden demografische, klinische und bildgebende Parameter erhoben. Zusätzlich wurden während der Followup-Untersuchungen Daten wie die modifizierte Rankin-Skala (mRS), kardiovaskuläre Risikofaktoren, medikamentöse Sekundärprophylaxe, sowie das Vorhandensein von Vorhofflimmern (VHF) oder eines persistierenden Foramen ovale (PFO) erfasst. Die Hauptvariablen, die während des Follow-ups mittels MRT untersucht wurden, waren das Auftreten einer stummen Hirnischämie und/oder eines klinischen Schlaganfallrezidivs. Ergebnisse: In der vorliegenden Studienpopulation traten bei 16 der 91 eingeschlossenen Patienten (17,6 %) während des durchschnittlichen Follow-up-Zeitraums von 809 ± 352 Tagen neue Hirnischämien auf. Stumme Ischämien traten bei 9 Patienten (9,9 %) auf, während 7 klinische Reinfarkte bei 11 Patienten (12,1 %) diagnostiziert wurden. Die Analyse potenzieller prädiktiver Faktoren erfolgte anhand von drei Vergleichsgruppen: Patienten ohne Schlaganfall-Rezidiv im Vergleich zu denen mit stummen, klinischen und sowohl stummen als auch klinischen Reinfarkten; Patienten mit stummen Ischämien im Vergleich zu denen mit klinischen Reinfarkten; Patienten ohne Schlaganfall-Rezidiv im Vergleich zu denen mit jeglicher Art von Schlaganfall-Rezidiv. Weder das Geschlecht noch kardiovaskuläre Risikofaktoren, VHF oder PFO erwiesen sich als prädiktiv für stumme Ischämien. Ebenso hatte die Wahl der medikamentösen Sekundärprophylaxe keinen Einfluss auf die Manifestation von stummen Ischämien und es konnte keine Assoziation zwischen der Lokalisation des Index- und des Reinfarkts festgestellt werden. Allerdings zeigten Patienten mit stummen Ischämien eine höhere funktionelle Beeinträchtigung im Vergleich zu Patienten ohne Rezidiv. Insbesondere zum Zeitpunkt des Follow-up wiesen Patienten mit Reinfarkt einen signifikant höheren mRS-Wert auf (1,0 - 2,3 ± 1,5 - 2,1 vs. 0,3 ± 0,9, p = 0,001). Bereits bei der Aufnahme neigten Patienten mit stummen Ischämien ebenfalls zu höheren mRS-Werten im Vergleich zu denen ohne Reinfarkt (2,8 ± 1,9 vs. 1,9 ± 1,3, p = 0,57). Schlussfolgerung: Die Haupterkenntnis dieser Arbeit ist das häufige Auftreten sowohl klinisch stummer als auch manifest auftretender Re-Infarkte in der ESUS-Population. Jedoch konnten keine eindeutigen prädiktiven Faktoren für das Auftreten von stummen Ischämien nach einem ESUS identifiziert werden. Insbesondere Patienten mit einer schweren funktionellen Beeinträchtigung scheinen häufiger betroffen zu sein. Diese Patientengruppe könnte dahingehend von einer engmaschigeren klinischen Überwachung oder einer routinemäßigen MRT-Verlaufsbildgebung profitieren. Es bedarf weiterer prospektiver Studien zu diesem Thema, um sekundäre Präventionsstrategien zu entwickeln, welche die Prognose von ESUS-Patienten verbessern könnten.
Not available
Doll, Elisa Eva-Maria
2025
Deutsch
Universitätsbibliothek der Ludwig-Maximilians-Universität München
Doll, Elisa Eva-Maria (2025): Stumme Ischämien bei Patienten im Zustand nach einem embolischen Schlaganfall unbekannter Ursache - Prävalenz und prädiktive Faktoren. Dissertation, LMU München: Medizinische Fakultät
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Abstract

Einleitung: Embolische Schlaganfälle unbekannter Ursache (embolic stroke of undetermined source, ESUS) stellen einen beträchtlichen Anteil aller ischämischen Schlaganfälle dar, wobei das Risiko eines Schlaganfallrezidivs relevant hoch ist. Neben klinisch manifesten Ischämien ereignen sich typischerweise auch klinisch stumme Ischämien, deren Prävalenz und Bedeutung in der ESUS-Population noch unzureichend erforscht ist. Diese Arbeit zielt darauf ab, die Prävalenz stummer Ischämien nach ESUS zu bestimmen und potenzielle prädiktive Faktoren für ihr Auftreten zu identifizieren, um die Sekundärprophylaxe von ESUS zu verbessern. Material und Methoden: In dieser Teilstudie wurden 91 Teilnehmer der Catch-up-ESUS-Studie (n=567) zwischen 2018 und 2021 eingeschlossen, die einen ESUS erlitten und im Rahmen der klinischen Routine eine Magnetresonanztomographie (MRT) des Gehirns im Verlauf durchgeführt hatten. Während des stationären Aufenthalts des Index-ESUS wurden demografische, klinische und bildgebende Parameter erhoben. Zusätzlich wurden während der Followup-Untersuchungen Daten wie die modifizierte Rankin-Skala (mRS), kardiovaskuläre Risikofaktoren, medikamentöse Sekundärprophylaxe, sowie das Vorhandensein von Vorhofflimmern (VHF) oder eines persistierenden Foramen ovale (PFO) erfasst. Die Hauptvariablen, die während des Follow-ups mittels MRT untersucht wurden, waren das Auftreten einer stummen Hirnischämie und/oder eines klinischen Schlaganfallrezidivs. Ergebnisse: In der vorliegenden Studienpopulation traten bei 16 der 91 eingeschlossenen Patienten (17,6 %) während des durchschnittlichen Follow-up-Zeitraums von 809 ± 352 Tagen neue Hirnischämien auf. Stumme Ischämien traten bei 9 Patienten (9,9 %) auf, während 7 klinische Reinfarkte bei 11 Patienten (12,1 %) diagnostiziert wurden. Die Analyse potenzieller prädiktiver Faktoren erfolgte anhand von drei Vergleichsgruppen: Patienten ohne Schlaganfall-Rezidiv im Vergleich zu denen mit stummen, klinischen und sowohl stummen als auch klinischen Reinfarkten; Patienten mit stummen Ischämien im Vergleich zu denen mit klinischen Reinfarkten; Patienten ohne Schlaganfall-Rezidiv im Vergleich zu denen mit jeglicher Art von Schlaganfall-Rezidiv. Weder das Geschlecht noch kardiovaskuläre Risikofaktoren, VHF oder PFO erwiesen sich als prädiktiv für stumme Ischämien. Ebenso hatte die Wahl der medikamentösen Sekundärprophylaxe keinen Einfluss auf die Manifestation von stummen Ischämien und es konnte keine Assoziation zwischen der Lokalisation des Index- und des Reinfarkts festgestellt werden. Allerdings zeigten Patienten mit stummen Ischämien eine höhere funktionelle Beeinträchtigung im Vergleich zu Patienten ohne Rezidiv. Insbesondere zum Zeitpunkt des Follow-up wiesen Patienten mit Reinfarkt einen signifikant höheren mRS-Wert auf (1,0 - 2,3 ± 1,5 - 2,1 vs. 0,3 ± 0,9, p = 0,001). Bereits bei der Aufnahme neigten Patienten mit stummen Ischämien ebenfalls zu höheren mRS-Werten im Vergleich zu denen ohne Reinfarkt (2,8 ± 1,9 vs. 1,9 ± 1,3, p = 0,57). Schlussfolgerung: Die Haupterkenntnis dieser Arbeit ist das häufige Auftreten sowohl klinisch stummer als auch manifest auftretender Re-Infarkte in der ESUS-Population. Jedoch konnten keine eindeutigen prädiktiven Faktoren für das Auftreten von stummen Ischämien nach einem ESUS identifiziert werden. Insbesondere Patienten mit einer schweren funktionellen Beeinträchtigung scheinen häufiger betroffen zu sein. Diese Patientengruppe könnte dahingehend von einer engmaschigeren klinischen Überwachung oder einer routinemäßigen MRT-Verlaufsbildgebung profitieren. Es bedarf weiterer prospektiver Studien zu diesem Thema, um sekundäre Präventionsstrategien zu entwickeln, welche die Prognose von ESUS-Patienten verbessern könnten.