| Berghuber, Agnes (2025): Posturale Kontrolle im Stehen und Gehen von Jungen mit Hämophilie. Dissertation, LMU München: Medizinische Fakultät |
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Abstract
Die posturale Kontrolle bezeichnet die Kontrolle sowie Aufrechterhaltung des Gleichgewichtes und Körperhaltung in verschiedenen Positionen [1]. Ziel dieser Studie war die Untersuchung der posturalen Kontrolle im Stand und Gang bei Kindern und Jugendlichen mit Hämophilie (pädiatrische PWH) mithilfe einer Dual-Task Ganganalyse und instrumentierten Posturographie. Zudem sollten die Auswirkungen von subjektiver körperlicher Funktionsfähigkeit, klinischem Gelenkstatus und bisherigen Gelenkverletzungen auf das Gleichgewicht erforscht werden. Hierfür wurde eine klinische Querschnittsstudie durchgeführt, an der 50 Jungen mit Hämophilie im Alter von 4 bis 18 Jahren teilnahmen. Eine frühe Erkennung von Gleichgewichtsproblemen bei pädiatrischen PWH spielt für eine daraus folgende ungünstige, asymmetrische Belastung der Gelenke und die weitere motorische Entwicklung eine wichtige Rolle. Zusammenfassend zeigt diese Studie, dass die posturale Kontrolle bei pädiatrischen PWH verändert ist. Erstmals wird gezeigt, dass posturale Veränderungen nicht nur bei PWH mit Hämophiler Arthropathie (HA) oder rezidivierenden Hämarthrosen auftreten, sondern auch bei Kindern und Jugendlichen mit einem sehr guten klinischen Gelenkstatus, geringen Gelenkverletzungen und einem hohen Level an subjektiver körperlicher Funktionsfähigkeit. Zum ersten Mal wurde in dieser Studie eine Dual-Task Ganganalyse bei pädiatrischen PWH durchgeführt. Bei der gleichzeitigen Durchführung von zwei Aufgaben (Dual-Task) zeigte sich eine signifikante Verlangsamung der Gehgeschwindigkeit der Teilnehmer bei gleichbleibender kognitiver Leistung. In einer instrumentierten Posturographie konnte gezeigt werden, dass pädiatrische PWH mit gutem klinischen Gelenkstatus im Vergleich zu gesunden Gleichaltrigen höhere Haltungsschwankungen unter verschiedenen sensorischen Bedingungen aufwiesen. Das Niveau der subjektiven körperlichen Funktionsfähigkeit zeigte signifikante Korrelationen mit der Dual-Task Cost in der Ganganalyse und dem propriozeptiven Quotienten in der instrumentierten Posturographie. Der klinische Gelenkstatus bzw. die Anzahl bisherige Gelenkverletzungen zeigten beinahe keine Korrelationen mit der posturale Kontrolle. Diese Ergebnisse betonen die Bedeutung der Einbeziehung von subjektiven patientenbezogenen Fragebögen zur Ergänzung von objektiv klinischen Gelenkbeurteilungen, zur klinischen Verlaufsbeobachtung und Behandlungsplanung von pädiatrischen PWH. Die Dual-Task Ganganalyse ist eine einfach zu erhebende, nicht-invasive Methode zur Erkennung von frühen subtilen Gangveränderungen bei geteilter Aufmerksamkeit. Auch die Einbeziehung der instrumentierten Posturographie als objektives Beurteilungsverfahren könnte das frühzeitige Erkennen von Veränderungen der posturalen Kontrolle ermöglichen und damit eine frühzeigte Anpassung von Gleichgewichtstraining und Physiotherapie zulassen. Weitere Studien, insbesondere prospektive Kohortenstudien, sind erforderlich, um diese Ergebnisse zu validieren und um ein tieferes Verständnis der posturalen Kontrolle während der motorischen Entwicklung von Kindern und Jugendlichen mit Hämophilie zu gewinnen.
| Dokumententyp: | Dissertationen (Dissertation, LMU München) |
|---|---|
| Keywords: | Posturale Kontrolle, Kinder mit Hämophilie, Balance, Dual-Task, Ganganalyse |
| Themengebiete: | 600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften
600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften > 610 Medizin und Gesundheit |
| Fakultäten: | Medizinische Fakultät |
| Sprache der Hochschulschrift: | Deutsch |
| Datum der mündlichen Prüfung: | 21. Oktober 2025 |
| 1. Berichterstatter:in: | Heinen, Florian |
| MD5 Prüfsumme der PDF-Datei: | 61b71c1c3e555ff8226c11f22cd30825 |
| Signatur der gedruckten Ausgabe: | 0700/UMD 22503 |
| ID Code: | 36001 |
| Eingestellt am: | 14. Nov. 2025 15:05 |
| Letzte Änderungen: | 14. Nov. 2025 15:06 |