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Intraoperatives Neuromonitoring bei elektiven zerebralen Aneurysma-Operationen. effektiv oder redundant?
Intraoperatives Neuromonitoring bei elektiven zerebralen Aneurysma-Operationen. effektiv oder redundant?
Das intraoperative Monitoring (IONM) gehört in vielen Bereichen der Neurochirurgie zu einer standardisierten neurophysiologischen intraoperativen Überwachung, um die neuronale Reizleitung während intraoperativer Eingriffe zu überprüfen. Vor allem bei komplexen neurochirurgischen Eingriffen an Rückenmark und Hirnstamm oder arteriovenösen Malformationen, ist das IONM fester Bestandteil der intraoperativen Überwachung. Ziel des IONM ist es, intraoperative Veränderungen der neuronalen Reizleitung infolge einer Gewebeschädigung, zum Beispiel durch Ischämie oder Hypoxie frühzeitig intraoperativ zu detektieren, um mögliche Gegenmaßnahmen zu ergreifen und so das Komplikationsrisiko zu minimieren, sowie postoperative Defizite zu verhindern. In dieser Arbeit wird die Zuverlässigkeit des IONM bei elektiven zerebralen Aneurysma-Operationen bewertet. Hierfür wird retrospektiv das Outcome der elektiven Aneurysma-Operationen mit IONM (2011-2014) mit dem Outcome des Patientenkollektivs vor Einführung des IONM (2007-2010) verglichen. Von den 138 zerebralen Aneurysma-Operationen mit IONM kam es in 18 (13,0%) Operationen zu einem neuen postoperativen neurologischen Defizit. In den 136 Operationen ohne IONM belief sich die Anzahl der postoperativen Defizite auf 17 (12,5%). Es zeigte sich, dass keine signifikante Reduktion intraoperativer Defizite durch die Implementierung von IONM bei elektiven Aneurysma-Operationen erzielt werden konnte. Weder Sensitivität (33,3%) noch positiv prädiktiver Wert (33,3%) erreichten akzeptable Werte. Die Spezifität lag bei 90,9%. Darüber hinaus war eine hohe Rate an falsch-negativen Befunden festzustellen (66,7%). Mehr als die Hälfte aller Defizite, die potenziell durch das IONM erkannt werden sollten, wurden nicht korrekt als solche detektiert. Darüber hinaus wurden unter den Fällen, in denen intraoperative Amplitudenminderungen auftraten, zusätzliche Einflussfaktoren wie temporäres Clipping, Ruptur oder Medikamente notiert. Ein falsch positives IONM-Ereignis wurde in zwölf (8,7%) Operationen registriert. Es wird angenommen, dass für diese Ereignisse Störfaktoren wie Narkosegas, Rupturen und temporäres Clipping verantwortlich sind. Die Ergebnisse dieser Arbeit zeigen, dass die alleinige Verwendung von IONM nicht zu einem verbesserten Outcome in elektiven zerebralen Aneurysma-Operationen führen kann. Allerdings fand in der IONM-Gruppe eine häufigere Anwendung des temporären Clippings statt (IONM: 30, nIONM: 4). Es wird angenommen, dass das Monitoring den Operateuren mehr Sicherheit in ihrer Operationstechnik (z. B. temporäres Clipping) bot. Daher wird empfohlen, das IONM gezielt bei Hochrisiko-Patienten, spezifischen Aneurysma-Operationen und Interventionen einzusetzen, um Fehlmessungen zu vermeiden. Intraoperatives Monitoring mittels Indocyaningrün-Fluoreszenzangiographie (ICG-FA), Doppler-Sonographie und CT-Angiographie dienen dem Operateur darüber hinaus als sichere Ischämie-Diagnostik und können als sichere Anwendungsmethode auch in elektiven Aneurysma-Operationen hinzugezogen werden.
Intraoperatives Neuromonitoring
Bergen, Sophia
2025
Deutsch
Universitätsbibliothek der Ludwig-Maximilians-Universität München
Bergen, Sophia (2025): Intraoperatives Neuromonitoring bei elektiven zerebralen Aneurysma-Operationen: effektiv oder redundant?. Dissertation, LMU München: Medizinische Fakultät
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Abstract

Das intraoperative Monitoring (IONM) gehört in vielen Bereichen der Neurochirurgie zu einer standardisierten neurophysiologischen intraoperativen Überwachung, um die neuronale Reizleitung während intraoperativer Eingriffe zu überprüfen. Vor allem bei komplexen neurochirurgischen Eingriffen an Rückenmark und Hirnstamm oder arteriovenösen Malformationen, ist das IONM fester Bestandteil der intraoperativen Überwachung. Ziel des IONM ist es, intraoperative Veränderungen der neuronalen Reizleitung infolge einer Gewebeschädigung, zum Beispiel durch Ischämie oder Hypoxie frühzeitig intraoperativ zu detektieren, um mögliche Gegenmaßnahmen zu ergreifen und so das Komplikationsrisiko zu minimieren, sowie postoperative Defizite zu verhindern. In dieser Arbeit wird die Zuverlässigkeit des IONM bei elektiven zerebralen Aneurysma-Operationen bewertet. Hierfür wird retrospektiv das Outcome der elektiven Aneurysma-Operationen mit IONM (2011-2014) mit dem Outcome des Patientenkollektivs vor Einführung des IONM (2007-2010) verglichen. Von den 138 zerebralen Aneurysma-Operationen mit IONM kam es in 18 (13,0%) Operationen zu einem neuen postoperativen neurologischen Defizit. In den 136 Operationen ohne IONM belief sich die Anzahl der postoperativen Defizite auf 17 (12,5%). Es zeigte sich, dass keine signifikante Reduktion intraoperativer Defizite durch die Implementierung von IONM bei elektiven Aneurysma-Operationen erzielt werden konnte. Weder Sensitivität (33,3%) noch positiv prädiktiver Wert (33,3%) erreichten akzeptable Werte. Die Spezifität lag bei 90,9%. Darüber hinaus war eine hohe Rate an falsch-negativen Befunden festzustellen (66,7%). Mehr als die Hälfte aller Defizite, die potenziell durch das IONM erkannt werden sollten, wurden nicht korrekt als solche detektiert. Darüber hinaus wurden unter den Fällen, in denen intraoperative Amplitudenminderungen auftraten, zusätzliche Einflussfaktoren wie temporäres Clipping, Ruptur oder Medikamente notiert. Ein falsch positives IONM-Ereignis wurde in zwölf (8,7%) Operationen registriert. Es wird angenommen, dass für diese Ereignisse Störfaktoren wie Narkosegas, Rupturen und temporäres Clipping verantwortlich sind. Die Ergebnisse dieser Arbeit zeigen, dass die alleinige Verwendung von IONM nicht zu einem verbesserten Outcome in elektiven zerebralen Aneurysma-Operationen führen kann. Allerdings fand in der IONM-Gruppe eine häufigere Anwendung des temporären Clippings statt (IONM: 30, nIONM: 4). Es wird angenommen, dass das Monitoring den Operateuren mehr Sicherheit in ihrer Operationstechnik (z. B. temporäres Clipping) bot. Daher wird empfohlen, das IONM gezielt bei Hochrisiko-Patienten, spezifischen Aneurysma-Operationen und Interventionen einzusetzen, um Fehlmessungen zu vermeiden. Intraoperatives Monitoring mittels Indocyaningrün-Fluoreszenzangiographie (ICG-FA), Doppler-Sonographie und CT-Angiographie dienen dem Operateur darüber hinaus als sichere Ischämie-Diagnostik und können als sichere Anwendungsmethode auch in elektiven Aneurysma-Operationen hinzugezogen werden.