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Die Entwicklung der ästhetischen Chirurgie in Deutschland, Frankreich und im angelsächsischen Raum in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. eine vergleichende Studie unter besonderer Berücksichtigung des „Facelift“
Die Entwicklung der ästhetischen Chirurgie in Deutschland, Frankreich und im angelsächsischen Raum in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. eine vergleichende Studie unter besonderer Berücksichtigung des „Facelift“
Ab Ende des ausgehenden 19. Jahrhunderts überrollte ein Beauty-Boom die Gesellschaft in Westeuropa und zog auch die Medizin in Ihren Bann. Aus diesem kulturellen Kontext heraus entwickelte sich in der plastischen Chirurgie eine ästhetische Ausrichtung, die den Wünschen und der Sehnsucht der Menschen nach jugendlichem Aussehen und Schönheit entgegenkam. Die operativen Bemühungen konzentrierten sich nun vor allem auf das Gesicht, das nach der damaligen Vorstellung die menschliche Identität definierte und gleichzeitig die objektive Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gesellschaftsschicht abbilden sollte. Für ein junges und schönes Antlitz waren die Menschen, insbesondere die Frauen und auch bereits die Männer, bereit, sich nicht nur mit äußerlich und innerlich wirkenden Mitteln zufrieden zu geben, sondern auch chirurgische Eingriffe in Kauf zu nehmen. Diesen sozialen Schichten überspannenden Trend greift die vorliegende Arbeit mit der Zielsetzung auf, im Rahmen einer vergleichenden Studie die Entwicklung der ästhetischen und plastischen Chirurgie in den verschiedenen, medizinisch richtungsweisenden und relevanten Ländern zu untersuchen. Dazu gehörten insbesondere der deutschsprachige Raum mit dem Deutschen Reich, Frankreich und der angelsächsische Sprachraum mit Großbritannien und den Vereinigten Staaten von Amerika. Die Arbeit basiert auf einer umfangreichen Literaturrecherche von Primär- und Sekundärliteratur. Die Primärliteratur wurde dabei anhand des Index Medicus und international relevanter Fachjournale im Zeitraum von 1885 bis 1965 analysiert. Die Autorin hat mehrere Themenfelder untersucht: Wie hat sich die plastische Chirurgie seit Beginn des 20. Jahrhunderts und seit ihren Ursprüngen geformt und entwickelt? Durch welche Entwicklungen waren ästhetische Eingriffe und besonders das Facelift überhaupt möglich? Zum zweiten, hatte die Arbeit das Ziel die Pioniere der Faceliftchirurgie und deren Operationstechniken herauszuarbeiten. Der dritte Schwerpunkt dieser Arbeit untersuchte schließlich die zeitliche Genese des Begriffes des Facelifts und wie dieser Begriff in die deutsche Sprache Eingang fand. Die Arbeit kam zum Ergebnis, dass nur durch die neuen medizinischen Entwicklungen, wie beispielsweise bessere Anästhesietechniken, das keimfreie Operieren oder die subkutane Nahttechnik, sich die Schönheitschirurgie entwickeln konnte. Aus den Erfahrungen der Kriegschirurgie liessen sich wichtige, neue Erkenntnisse in der Vaskularisation, der Durchblutung des Gewebes und der Hautablösung gewinnen, welche zu einer grossen Sicherheit bei der Durchführung des Facelifts führte. Die Faceliftpioniere in den unterschiedlichen Kulturräumen unterscheiden sich im Hinblick auf Nahtmaterial, Schnittlänge, Ort der Schnittführung, sowie in ihrer Innovation. Die zeitliche Komponente der Veröffentlichungen war im angelsächsischen Raum, mit vor allem den Vereinigten Staaten von Amerika, sowie in Frankreich weitaus früher als in Deutschland. Auch hat die Studie gezeigt, dass bereits weit vor Erich Lexer großflächige Hautunterminierungen bei den Ophthalmochirurgen durchgeführt wurden. Die Arbeit zeigt zudem, dass der Terminus des Begriffes Facelift eine amerikanische Wortschöpfung aus den 20er Jahren ist, die in den 60er Jahren des 20 Jahrhunderts in die deutsche Sprache Einzug fand., From the end of the 19th century, a beauty boom swept through Western European and American society. Based on this cultural context, plastic surgery developed an aesthetic orientation that met people's desires and longing for a youthful appearance and beauty. Surgical endeavours now focused primarily on the face, which, according to the prevailing opinion of the time, defined human identity and at the same time represented objective membership of a particular social class. For a young and beautiful face, especially women and even men, were prepared not only to be satisfied with external and internal means, but also to accept surgical interventions. This thesis takes up this trend, which spans social classes, with the aim of analysing the development of aesthetic and plastic surgery in the various medically trend-setting and relevant countries as part of a comparative study. This included in particular the German-speaking area with the German „Reich“ and France and the Anglo-Saxon world with Great Britain and the United States of America. The study is based on an extensive collection and review of the available surgical literature published at this time. The time slot for the analysis of the primary literature was based on the Index Medicus and internationally relevant specialist journals from 1885 until 1965. The author has analysed several topics: Firstly, how has plastic surgery been shaped and evolved since the beginning of the 20th century and since its origin. Which technological, social and medical developments were essential for the establishing of aesthetic surgery and facelift surgery. Secondly, this work aimed to identify the pioneers of facelift surgery and their surgical techniques. Finally, the third focus of this thesis examined the chronological genesis of the term facelift and how this term found its way into the German language. The paper came to the conclusion that cosmetic surgery was only able to develop as a result of new medical developments such as better anaesthesia techniques, better cutting techniques as well as antisepsis. Thus, the development towards an aesthetic facial surgery branch was possible. The experiences of wartime surgery provided important new insights into vascularization, tissue perfusion and skin detachment, which led to a high degree of safety when performing facelifts. The facelift pioneers in the different cultural zones differed in terms of suturing material, incision length, incision location, innovation as well as chronology of publication. The study has shown that the time component of the publications was much earlier in the Anglo-Saxon region, particularly in the United States of America, and in France than in Germany. Moreover, research has shown that large-area skin undermining in order to close large areas of undereye defects, was already being performed by ophthalmologic surgeons long before Erich Lexer. Finally, the study shows that the term facelift is an American neologism from the 1920s that found its way into the German language replacing the German term “Gesichtsspannung”.
Facelift, Faceliftpioniere, Entwicklung der Plastischen Chirurgie im 20 Jahrhundert, Ophtalmochirurgen, Geschichte des Facelifts, Rhytidektomie, Herbert Otto Bames, Plastische Chirurgie, Ästhetische Chirurgie, Unterliddefektdeckung, Charles Conrad Miller, Adalbert Bettman, Frederick Strange Kolle, Sir Harold Delf Gillies, Kriegschirurgie, Etymologie des Facelifts, Genese des Facelifts, Rekonstruktive Chirurgie, big four of plastic surgeons, Geschichte der Medizin
Feinendegen, Sandra Yvonne
2025
Deutsch
Universitätsbibliothek der Ludwig-Maximilians-Universität München
Feinendegen, Sandra Yvonne (2025): Die Entwicklung der ästhetischen Chirurgie in Deutschland, Frankreich und im angelsächsischen Raum in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts: eine vergleichende Studie unter besonderer Berücksichtigung des „Facelift“. Dissertation, LMU München: Medizinische Fakultät
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Abstract

Ab Ende des ausgehenden 19. Jahrhunderts überrollte ein Beauty-Boom die Gesellschaft in Westeuropa und zog auch die Medizin in Ihren Bann. Aus diesem kulturellen Kontext heraus entwickelte sich in der plastischen Chirurgie eine ästhetische Ausrichtung, die den Wünschen und der Sehnsucht der Menschen nach jugendlichem Aussehen und Schönheit entgegenkam. Die operativen Bemühungen konzentrierten sich nun vor allem auf das Gesicht, das nach der damaligen Vorstellung die menschliche Identität definierte und gleichzeitig die objektive Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gesellschaftsschicht abbilden sollte. Für ein junges und schönes Antlitz waren die Menschen, insbesondere die Frauen und auch bereits die Männer, bereit, sich nicht nur mit äußerlich und innerlich wirkenden Mitteln zufrieden zu geben, sondern auch chirurgische Eingriffe in Kauf zu nehmen. Diesen sozialen Schichten überspannenden Trend greift die vorliegende Arbeit mit der Zielsetzung auf, im Rahmen einer vergleichenden Studie die Entwicklung der ästhetischen und plastischen Chirurgie in den verschiedenen, medizinisch richtungsweisenden und relevanten Ländern zu untersuchen. Dazu gehörten insbesondere der deutschsprachige Raum mit dem Deutschen Reich, Frankreich und der angelsächsische Sprachraum mit Großbritannien und den Vereinigten Staaten von Amerika. Die Arbeit basiert auf einer umfangreichen Literaturrecherche von Primär- und Sekundärliteratur. Die Primärliteratur wurde dabei anhand des Index Medicus und international relevanter Fachjournale im Zeitraum von 1885 bis 1965 analysiert. Die Autorin hat mehrere Themenfelder untersucht: Wie hat sich die plastische Chirurgie seit Beginn des 20. Jahrhunderts und seit ihren Ursprüngen geformt und entwickelt? Durch welche Entwicklungen waren ästhetische Eingriffe und besonders das Facelift überhaupt möglich? Zum zweiten, hatte die Arbeit das Ziel die Pioniere der Faceliftchirurgie und deren Operationstechniken herauszuarbeiten. Der dritte Schwerpunkt dieser Arbeit untersuchte schließlich die zeitliche Genese des Begriffes des Facelifts und wie dieser Begriff in die deutsche Sprache Eingang fand. Die Arbeit kam zum Ergebnis, dass nur durch die neuen medizinischen Entwicklungen, wie beispielsweise bessere Anästhesietechniken, das keimfreie Operieren oder die subkutane Nahttechnik, sich die Schönheitschirurgie entwickeln konnte. Aus den Erfahrungen der Kriegschirurgie liessen sich wichtige, neue Erkenntnisse in der Vaskularisation, der Durchblutung des Gewebes und der Hautablösung gewinnen, welche zu einer grossen Sicherheit bei der Durchführung des Facelifts führte. Die Faceliftpioniere in den unterschiedlichen Kulturräumen unterscheiden sich im Hinblick auf Nahtmaterial, Schnittlänge, Ort der Schnittführung, sowie in ihrer Innovation. Die zeitliche Komponente der Veröffentlichungen war im angelsächsischen Raum, mit vor allem den Vereinigten Staaten von Amerika, sowie in Frankreich weitaus früher als in Deutschland. Auch hat die Studie gezeigt, dass bereits weit vor Erich Lexer großflächige Hautunterminierungen bei den Ophthalmochirurgen durchgeführt wurden. Die Arbeit zeigt zudem, dass der Terminus des Begriffes Facelift eine amerikanische Wortschöpfung aus den 20er Jahren ist, die in den 60er Jahren des 20 Jahrhunderts in die deutsche Sprache Einzug fand.

Abstract

From the end of the 19th century, a beauty boom swept through Western European and American society. Based on this cultural context, plastic surgery developed an aesthetic orientation that met people's desires and longing for a youthful appearance and beauty. Surgical endeavours now focused primarily on the face, which, according to the prevailing opinion of the time, defined human identity and at the same time represented objective membership of a particular social class. For a young and beautiful face, especially women and even men, were prepared not only to be satisfied with external and internal means, but also to accept surgical interventions. This thesis takes up this trend, which spans social classes, with the aim of analysing the development of aesthetic and plastic surgery in the various medically trend-setting and relevant countries as part of a comparative study. This included in particular the German-speaking area with the German „Reich“ and France and the Anglo-Saxon world with Great Britain and the United States of America. The study is based on an extensive collection and review of the available surgical literature published at this time. The time slot for the analysis of the primary literature was based on the Index Medicus and internationally relevant specialist journals from 1885 until 1965. The author has analysed several topics: Firstly, how has plastic surgery been shaped and evolved since the beginning of the 20th century and since its origin. Which technological, social and medical developments were essential for the establishing of aesthetic surgery and facelift surgery. Secondly, this work aimed to identify the pioneers of facelift surgery and their surgical techniques. Finally, the third focus of this thesis examined the chronological genesis of the term facelift and how this term found its way into the German language. The paper came to the conclusion that cosmetic surgery was only able to develop as a result of new medical developments such as better anaesthesia techniques, better cutting techniques as well as antisepsis. Thus, the development towards an aesthetic facial surgery branch was possible. The experiences of wartime surgery provided important new insights into vascularization, tissue perfusion and skin detachment, which led to a high degree of safety when performing facelifts. The facelift pioneers in the different cultural zones differed in terms of suturing material, incision length, incision location, innovation as well as chronology of publication. The study has shown that the time component of the publications was much earlier in the Anglo-Saxon region, particularly in the United States of America, and in France than in Germany. Moreover, research has shown that large-area skin undermining in order to close large areas of undereye defects, was already being performed by ophthalmologic surgeons long before Erich Lexer. Finally, the study shows that the term facelift is an American neologism from the 1920s that found its way into the German language replacing the German term “Gesichtsspannung”.