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Die Auswirkung von interdisziplinären Antibiotic Stewardship-Visiten auf die Antibiotikaverordnungen in der zentralen Notaufnahme
Die Auswirkung von interdisziplinären Antibiotic Stewardship-Visiten auf die Antibiotikaverordnungen in der zentralen Notaufnahme
Antimikrobielle Resistenzen stellen eine der größten Herausforderungen für die globale Gesundheit unserer Zeit dar. In der Humanmedizin wird vor allem der unsachgemäße Gebrauch von Antiinfektiva als eine der Ursachen für die Resistenzentwicklung gesehen. Oftmals fehlt die Indikation für eine Antibiotikatherapie oder es werden falsche Substanzen, falsche Dosierungen oder eine falsche Behandlungsdauer gewählt. Antibiotic Stewardship (ABS) Teams, bestehend aus Infektiologen, Apothekern und Mikrobiologen, versuchen durch Beratung von Ärzten dieser Entwicklung entgegenzuwirken. In der Notaufnahme werden in großer Zahl Antibiotika verschrieben. Daher ist hier eine Mitbetreuung durch ABS-Teams besonders wichtig. Welche Methoden in der Notaufnahme erfolgreich implementiert werden können, ist bisher unzulänglich untersucht worden. Die vorliegende wissenschaftliche Arbeit befasst sich mit der Frage, inwiefern die Erstellung einer SOP für die kalkulierte Antibiotikatherapie in Kombination mit täglichen ABS-Visiten das Verschreibungsverhalten der Ärzte beeinflussen kann. Es wurden hierfür vier typische infektiologische Krankheitsbilder (Covid-19, CAP, Zystitis, Pyelonephritis) der Notaufnahme ausgewertet, sowie die Fachrichtungen der Inneren Medizin, Chirurgie und Neurologie betrachtet. Diese wurden mit einem Zeitraum vor Intervention verglichen, in denen keine ABS-Visiten stattgefunden haben. Durch die Präsenz des ABS-Teams konnte die Leitlinienadhärenz insgesamt statistisch signifikant gesteigert werden (p < 0,001). Auch für die Pneumonie wurde eine statistisch signifikante Verbesserung erzielt (p = 0,042). Außerdem gelang es, den Fokus auf die Verschreibung von Antibiotika mit schmalem Spektrum zu legen. Es konnte insbesondere der Gebrauch von Flourchinolonen verringert, sowie der Einsatz von Substanzen wie Azithromycin, Pivmecillinam und Cefpodoxim etabliert werden. Insgesamt wurde ein größeres Spektrum an Substanzen angewandt. Besonders bei den Internisten zeigte sich eine deutliche Verbesserung der Umsetzung der SOPs (p < 0,001). Auch war die Leitlinienadhärenz unter der Woche adäquater (76,7 %) als am Wochenende und in der Nacht (70,1 %), nahm aber in beiden Zeiträumen durch die Intervention zu (p = 0,012 und p < 0,001 respektive). Regelmäßige Visiten durch das ABS-Team in Kombination mit einer lokalen Leitlinie können dabei helfen, Antibiotika adäquat einzusetzen. Die Ergebnisse der Arbeit unterstreichen die Wichtigkeit von ABS-Maßnahmen in der Notaufnahme.
Antibiotic Stewardship, Antibiotikaresistenzen, ABS-Team, AMR, Leitlinienadhärenz
Porger, Annika
2025
Deutsch
Universitätsbibliothek der Ludwig-Maximilians-Universität München
Porger, Annika (2025): Die Auswirkung von interdisziplinären Antibiotic Stewardship-Visiten auf die Antibiotikaverordnungen in der zentralen Notaufnahme. Dissertation, LMU München: Medizinische Fakultät
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Abstract

Antimikrobielle Resistenzen stellen eine der größten Herausforderungen für die globale Gesundheit unserer Zeit dar. In der Humanmedizin wird vor allem der unsachgemäße Gebrauch von Antiinfektiva als eine der Ursachen für die Resistenzentwicklung gesehen. Oftmals fehlt die Indikation für eine Antibiotikatherapie oder es werden falsche Substanzen, falsche Dosierungen oder eine falsche Behandlungsdauer gewählt. Antibiotic Stewardship (ABS) Teams, bestehend aus Infektiologen, Apothekern und Mikrobiologen, versuchen durch Beratung von Ärzten dieser Entwicklung entgegenzuwirken. In der Notaufnahme werden in großer Zahl Antibiotika verschrieben. Daher ist hier eine Mitbetreuung durch ABS-Teams besonders wichtig. Welche Methoden in der Notaufnahme erfolgreich implementiert werden können, ist bisher unzulänglich untersucht worden. Die vorliegende wissenschaftliche Arbeit befasst sich mit der Frage, inwiefern die Erstellung einer SOP für die kalkulierte Antibiotikatherapie in Kombination mit täglichen ABS-Visiten das Verschreibungsverhalten der Ärzte beeinflussen kann. Es wurden hierfür vier typische infektiologische Krankheitsbilder (Covid-19, CAP, Zystitis, Pyelonephritis) der Notaufnahme ausgewertet, sowie die Fachrichtungen der Inneren Medizin, Chirurgie und Neurologie betrachtet. Diese wurden mit einem Zeitraum vor Intervention verglichen, in denen keine ABS-Visiten stattgefunden haben. Durch die Präsenz des ABS-Teams konnte die Leitlinienadhärenz insgesamt statistisch signifikant gesteigert werden (p < 0,001). Auch für die Pneumonie wurde eine statistisch signifikante Verbesserung erzielt (p = 0,042). Außerdem gelang es, den Fokus auf die Verschreibung von Antibiotika mit schmalem Spektrum zu legen. Es konnte insbesondere der Gebrauch von Flourchinolonen verringert, sowie der Einsatz von Substanzen wie Azithromycin, Pivmecillinam und Cefpodoxim etabliert werden. Insgesamt wurde ein größeres Spektrum an Substanzen angewandt. Besonders bei den Internisten zeigte sich eine deutliche Verbesserung der Umsetzung der SOPs (p < 0,001). Auch war die Leitlinienadhärenz unter der Woche adäquater (76,7 %) als am Wochenende und in der Nacht (70,1 %), nahm aber in beiden Zeiträumen durch die Intervention zu (p = 0,012 und p < 0,001 respektive). Regelmäßige Visiten durch das ABS-Team in Kombination mit einer lokalen Leitlinie können dabei helfen, Antibiotika adäquat einzusetzen. Die Ergebnisse der Arbeit unterstreichen die Wichtigkeit von ABS-Maßnahmen in der Notaufnahme.