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Strukturierte Befundung von Orthopantomographien im Vergleich zu Freitext-Befunden
Strukturierte Befundung von Orthopantomographien im Vergleich zu Freitext-Befunden
Trotz zahlreicher technologischer Innovationen, der zunehmenden Digitalisierung und erheblichen Fortschritten im Fachbereich der Radiologie stagnierte der radiologische Befund größtenteils in seiner ursprünglichen konventionellen Freitext-Form. In den letzten Jahrzehnten setzten sich zahlreiche Organisationen und Initiativen wie die Deutsche Röntgengesellschaft, die European Society of Radiology, das American College of Radiology und die Radiological Society of North America für die Etablierung der strukturierten Befundung ein. Dabei konnten bereits kleine Erfolge wie das RadLex und die Website RadReport verzeichnet werden. Dennoch konnte sich die strukturierte Befundung bislang noch nicht weitläufig im klinischen Alltag durchsetzen. Die Studienlage dazu ist teils noch heterogen, wobei heute viele Vorteile festgestellt werden konnten. Diese umfassen unter anderem eine bessere Vollständigkeit, Verständlichkeit, Klarheit, interdisziplinäre Kommunikation, Effizienz, Übersichtlichkeit und Informationsextraktion. Darüber hinaus bietet die strukturierte Befundung zahlreiche Möglichkeiten für die Lehre und Forschung, den internationalen Austausch und den klinischen Alltag durch positive Beeinflussung der Patientenversorgung. Dadurch wird sie vom Großteil der Radiologen und auch Zuweisern präferiert und führt zu einer signifikant erhöhten Gesamtqualität. Nachteilig muss jedoch beachtet werden, dass diese Vorzüge lediglich bei korrekter Umsetzung einer optimal ausgewählten, angepassten und flexiblen Form eintreten, welche auf die jeweilige Bildmodalität, Untersuchungsart und Pathologie abgestimmt wurde. Das primäre Ziel der vorliegenden Dissertation war es anhand einer retrospektiven Studie die Übertragbarkeit des Potenzials der strukturierten Befundung auf die Orthopantomographie zu evaluieren. Dabei wurden aus dem klinischen Informationssystem der Klinik und Poliklinik für Radiologie der Ludwig-Maximilians-Universität München 50 Orthopantomographien zufällig selektiert und die jeweiligen von unterschiedlichen Radiologen verfassten Freitext-Befunde mit strukturierten Befunden verglichen wurden, welche im Nachhinein durch einen approbierten Zahnarzt mithilfe eines auf der Website Smart Radiology erstellten Templates mit anklickbarem Entscheidungsbaum generiert wurden. Die Evaluation der Befunde erfolgte mithilfe eines ebenfalls von diesem Zahnarzt angefertigten Fragebogens durch zwei zusätzliche andere approbierte Zahnärzte, welche die Beantwortung der klinischen Fragestellung, das Ausreichen der Informationen für die Planung des weiteren klinischen Vorgehens und der Therapieform, das Fehlen von Schlüsselmerkmalen, die Leichtigkeit beziehungsweise Schnelle der Informationsextraktion und der Unterstützung des Aufbaus dabei bewerteten. Zudem wurde das Vertrauen in die gegebenen Informationen und sowohl die linguistische als auch die Gesamtqualität der Berichte beurteilt. Alle strukturierten Befunde (100%) beantworteten die Fragestellung des überweisenden Arztes gegenüber 42% der NRs (p < 0.05). Alle SRs (100%) ermöglichten eine Entscheidungsfindung bezüglich des weiteren klinischen Vorgehens gegenüber 29% der NRs (p < 0.05). Dabei waren die gegebenen Informationen für die gewählte Therapie bei allen SRs (100%) ausreichend gegenüber 27% bei den NRs (p < 0.05). Darüber hinaus fehlten bei den SRs in 3% mindestens ein wichtiges Schlüsselmerkmal, wohingegen dieser Wert bei den NRs bei 96% lag (p < 0.05). Die Informationsextraktion wurde bei 100% der SRs und 52% der NRs als „einfach/ schnell“ eingestuft (p < 0.05). Unter den NRs war die Informationsextraktion bei 45% „mit Aufwand“ zu bewältigen und bei 3% „sehr zeitaufwendig“. Bei 100% der SRs wurde der Aufbau des Befundes dabei als hilfreich für die Informationsentnahme wahrgenommen gegenüber 39% bei den NRs (p < 0.05). Die evaluierenden Zahnärzte vertrauten den vorliegenden Informationen bei den SRs signifikant mehr mit einem Mittelwert von 5.97 (CI: 5.94-6) auf der Likert-Skala gegenüber 4.27 (CI: 4.14-4.40) bei den NRs (p < 0.05). Die SRs erhielten zudem signifikant höhere Bewertungen bezüglich der sprachlichen Qualität mit einem Mittelwert von 6.0 auf der Likert-Skala gegenüber 5.42 (CI: 5.28-5.56) bei den NRs (p < 0.05). Die Gesamtqualität des Befundes konnte durch die strukturierte Befundung signifikant verbessert werden. Während NRs mit 4.53 (CI: 4.41-4.65) bewertet wurden, lag dieser Wert bei den SRs bei 5.97 (CI: 5.94-6) (p < 0.05). Die Übereinstimmung beider Bewerter war dabei signifikant. Die strukturierte Befundung konnte somit auch bezogen auf die Orthopantomographie die Gesamtqualität der Befunde gegenüber Freitext-Formen verbessern und stellt eine wertvolle Bereicherung des klinischen Alltages im Rahmen der Entscheidungsfindung und der interdisziplinären Kommunikationen dar., Despite numerous technological innovations, increasing digitization and significant advances in the field of radiology, radiology reporting has largely stagnated in its original conventional free-text form. In recent decades, numerous organizations and initiatives, such as the German Radiological Society, European Society of Radiology, American College of Radiology and Radiological Society of North America, have worked to establish structured reporting. Small successes have already been recorded, such as the RadLex and the RadReport website. Nevertheless, structured reporting has not yet become widely accepted in everyday clinical practice. The study situation is still heterogeneous in part, although many advantages have been identified today. These include better completeness, comprehensibility, clarity, interdisciplinary communication, efficiency, clarity and information extraction. In addition, structured reporting offers numerous opportunities for teaching and research, international exchange and clinical practice by positively influencing patient care. Thus, it is preferred by the majority of radiologists and also referring physicians and leads to a significantly increased overall quality. On the downside, however, it must be noted that these benefits only occur with the correct implementation of an optimally selected, adapted and flexible form, that has been matched to the particular image modality, examination type and pathology. The primary goal of this dissertation was to evaluate the transferability of the potential of structured reporting to orthopantomography by means of a retrospective study. For this purpose, 50 orthopantomograms were randomly selected from the clinical information system of the Clinic and Polyclinic for Radiology of the Ludwig-Maximilians-Universität Munich and the respective free-text reports written by different radiologists were compared with structured reports generated retrospectively by a certified dentist using a template with a clickable decision tree created on the Smart Radiology website. The evaluation of the findings was carried out with the aid of a questionnaire also created from that one dentist by two additional different certified dentists, who evaluated the answering of the clinical question, the sufficiency of the information for planning the further clinical procedure and the form of therapy, the absence of key features, the ease or speed of the extraction of information and the support of the structure in the process. In addition, trust in the information given and both the linguistic and overall quality of the reports were assessed. All structured reports (100%) answered the question of the referring physician compared to 42% of the free text reports (p < 0.05). All structured reports (100%) enabled a decision regarding the further clinical procedure compared to 29% of the free-text reports (p < 0.05). Thereby, the given information for the chosen therapy was sufficient in all structured reports (100%) versus 27% in the free-text reports (p < 0.05). In addition, 3% of the structured reports lacked at least one important key feature, whereas this value was 96% for the free-text reports (p < 0.05). Information extraction was rated as "easy/ fast" in 100% of structured reports and 52% of free-text reports (p < 0.05). Among the free-text reports, information extraction was "effortful" in 45% and "very time-consuming" in 3%. In 100% of the structured reports, the structure of the findings was perceived as helpful for information extraction compared with 39% of the free-text reports (p < 0.05). The evaluating dentists trusted the available information significantly more with the structured reports, with a mean of 5.97 (CI: 9.94-6) on the Likert scale compared with 4.27 (CI: 4.14-4.40) for the free-text reports (p < 0.05). The structured reports also received significantly higher ratings regarding language quality with a mean of 6.0 on the Likert scale compared to 5.42 (CI: 5.28-5.56) for the free text reports (p < 0.05). The overall quality of the reports was significantly improved by structured reporting. While free-text reports were rated at 4.53 (CI: 4.41-4.65), this value was 5.97 (CI: 5.94-6) for the structured reports (p < 0.05). The agreement between the two raters was significant. Structured reporting was thus able to improve the overall quality of the reports compared to free-text forms in relation to orthopantomography as well and represents a valuable enrichment of everyday clinical practice in the context of decision-making and interdisciplinary communications.
structured reporting, radiology
Schober, Emilia
2025
Deutsch
Universitätsbibliothek der Ludwig-Maximilians-Universität München
Schober, Emilia (2025): Strukturierte Befundung von Orthopantomographien im Vergleich zu Freitext-Befunden. Dissertation, LMU München: Medizinische Fakultät
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Abstract

Trotz zahlreicher technologischer Innovationen, der zunehmenden Digitalisierung und erheblichen Fortschritten im Fachbereich der Radiologie stagnierte der radiologische Befund größtenteils in seiner ursprünglichen konventionellen Freitext-Form. In den letzten Jahrzehnten setzten sich zahlreiche Organisationen und Initiativen wie die Deutsche Röntgengesellschaft, die European Society of Radiology, das American College of Radiology und die Radiological Society of North America für die Etablierung der strukturierten Befundung ein. Dabei konnten bereits kleine Erfolge wie das RadLex und die Website RadReport verzeichnet werden. Dennoch konnte sich die strukturierte Befundung bislang noch nicht weitläufig im klinischen Alltag durchsetzen. Die Studienlage dazu ist teils noch heterogen, wobei heute viele Vorteile festgestellt werden konnten. Diese umfassen unter anderem eine bessere Vollständigkeit, Verständlichkeit, Klarheit, interdisziplinäre Kommunikation, Effizienz, Übersichtlichkeit und Informationsextraktion. Darüber hinaus bietet die strukturierte Befundung zahlreiche Möglichkeiten für die Lehre und Forschung, den internationalen Austausch und den klinischen Alltag durch positive Beeinflussung der Patientenversorgung. Dadurch wird sie vom Großteil der Radiologen und auch Zuweisern präferiert und führt zu einer signifikant erhöhten Gesamtqualität. Nachteilig muss jedoch beachtet werden, dass diese Vorzüge lediglich bei korrekter Umsetzung einer optimal ausgewählten, angepassten und flexiblen Form eintreten, welche auf die jeweilige Bildmodalität, Untersuchungsart und Pathologie abgestimmt wurde. Das primäre Ziel der vorliegenden Dissertation war es anhand einer retrospektiven Studie die Übertragbarkeit des Potenzials der strukturierten Befundung auf die Orthopantomographie zu evaluieren. Dabei wurden aus dem klinischen Informationssystem der Klinik und Poliklinik für Radiologie der Ludwig-Maximilians-Universität München 50 Orthopantomographien zufällig selektiert und die jeweiligen von unterschiedlichen Radiologen verfassten Freitext-Befunde mit strukturierten Befunden verglichen wurden, welche im Nachhinein durch einen approbierten Zahnarzt mithilfe eines auf der Website Smart Radiology erstellten Templates mit anklickbarem Entscheidungsbaum generiert wurden. Die Evaluation der Befunde erfolgte mithilfe eines ebenfalls von diesem Zahnarzt angefertigten Fragebogens durch zwei zusätzliche andere approbierte Zahnärzte, welche die Beantwortung der klinischen Fragestellung, das Ausreichen der Informationen für die Planung des weiteren klinischen Vorgehens und der Therapieform, das Fehlen von Schlüsselmerkmalen, die Leichtigkeit beziehungsweise Schnelle der Informationsextraktion und der Unterstützung des Aufbaus dabei bewerteten. Zudem wurde das Vertrauen in die gegebenen Informationen und sowohl die linguistische als auch die Gesamtqualität der Berichte beurteilt. Alle strukturierten Befunde (100%) beantworteten die Fragestellung des überweisenden Arztes gegenüber 42% der NRs (p < 0.05). Alle SRs (100%) ermöglichten eine Entscheidungsfindung bezüglich des weiteren klinischen Vorgehens gegenüber 29% der NRs (p < 0.05). Dabei waren die gegebenen Informationen für die gewählte Therapie bei allen SRs (100%) ausreichend gegenüber 27% bei den NRs (p < 0.05). Darüber hinaus fehlten bei den SRs in 3% mindestens ein wichtiges Schlüsselmerkmal, wohingegen dieser Wert bei den NRs bei 96% lag (p < 0.05). Die Informationsextraktion wurde bei 100% der SRs und 52% der NRs als „einfach/ schnell“ eingestuft (p < 0.05). Unter den NRs war die Informationsextraktion bei 45% „mit Aufwand“ zu bewältigen und bei 3% „sehr zeitaufwendig“. Bei 100% der SRs wurde der Aufbau des Befundes dabei als hilfreich für die Informationsentnahme wahrgenommen gegenüber 39% bei den NRs (p < 0.05). Die evaluierenden Zahnärzte vertrauten den vorliegenden Informationen bei den SRs signifikant mehr mit einem Mittelwert von 5.97 (CI: 5.94-6) auf der Likert-Skala gegenüber 4.27 (CI: 4.14-4.40) bei den NRs (p < 0.05). Die SRs erhielten zudem signifikant höhere Bewertungen bezüglich der sprachlichen Qualität mit einem Mittelwert von 6.0 auf der Likert-Skala gegenüber 5.42 (CI: 5.28-5.56) bei den NRs (p < 0.05). Die Gesamtqualität des Befundes konnte durch die strukturierte Befundung signifikant verbessert werden. Während NRs mit 4.53 (CI: 4.41-4.65) bewertet wurden, lag dieser Wert bei den SRs bei 5.97 (CI: 5.94-6) (p < 0.05). Die Übereinstimmung beider Bewerter war dabei signifikant. Die strukturierte Befundung konnte somit auch bezogen auf die Orthopantomographie die Gesamtqualität der Befunde gegenüber Freitext-Formen verbessern und stellt eine wertvolle Bereicherung des klinischen Alltages im Rahmen der Entscheidungsfindung und der interdisziplinären Kommunikationen dar.

Abstract

Despite numerous technological innovations, increasing digitization and significant advances in the field of radiology, radiology reporting has largely stagnated in its original conventional free-text form. In recent decades, numerous organizations and initiatives, such as the German Radiological Society, European Society of Radiology, American College of Radiology and Radiological Society of North America, have worked to establish structured reporting. Small successes have already been recorded, such as the RadLex and the RadReport website. Nevertheless, structured reporting has not yet become widely accepted in everyday clinical practice. The study situation is still heterogeneous in part, although many advantages have been identified today. These include better completeness, comprehensibility, clarity, interdisciplinary communication, efficiency, clarity and information extraction. In addition, structured reporting offers numerous opportunities for teaching and research, international exchange and clinical practice by positively influencing patient care. Thus, it is preferred by the majority of radiologists and also referring physicians and leads to a significantly increased overall quality. On the downside, however, it must be noted that these benefits only occur with the correct implementation of an optimally selected, adapted and flexible form, that has been matched to the particular image modality, examination type and pathology. The primary goal of this dissertation was to evaluate the transferability of the potential of structured reporting to orthopantomography by means of a retrospective study. For this purpose, 50 orthopantomograms were randomly selected from the clinical information system of the Clinic and Polyclinic for Radiology of the Ludwig-Maximilians-Universität Munich and the respective free-text reports written by different radiologists were compared with structured reports generated retrospectively by a certified dentist using a template with a clickable decision tree created on the Smart Radiology website. The evaluation of the findings was carried out with the aid of a questionnaire also created from that one dentist by two additional different certified dentists, who evaluated the answering of the clinical question, the sufficiency of the information for planning the further clinical procedure and the form of therapy, the absence of key features, the ease or speed of the extraction of information and the support of the structure in the process. In addition, trust in the information given and both the linguistic and overall quality of the reports were assessed. All structured reports (100%) answered the question of the referring physician compared to 42% of the free text reports (p < 0.05). All structured reports (100%) enabled a decision regarding the further clinical procedure compared to 29% of the free-text reports (p < 0.05). Thereby, the given information for the chosen therapy was sufficient in all structured reports (100%) versus 27% in the free-text reports (p < 0.05). In addition, 3% of the structured reports lacked at least one important key feature, whereas this value was 96% for the free-text reports (p < 0.05). Information extraction was rated as "easy/ fast" in 100% of structured reports and 52% of free-text reports (p < 0.05). Among the free-text reports, information extraction was "effortful" in 45% and "very time-consuming" in 3%. In 100% of the structured reports, the structure of the findings was perceived as helpful for information extraction compared with 39% of the free-text reports (p < 0.05). The evaluating dentists trusted the available information significantly more with the structured reports, with a mean of 5.97 (CI: 9.94-6) on the Likert scale compared with 4.27 (CI: 4.14-4.40) for the free-text reports (p < 0.05). The structured reports also received significantly higher ratings regarding language quality with a mean of 6.0 on the Likert scale compared to 5.42 (CI: 5.28-5.56) for the free text reports (p < 0.05). The overall quality of the reports was significantly improved by structured reporting. While free-text reports were rated at 4.53 (CI: 4.41-4.65), this value was 5.97 (CI: 5.94-6) for the structured reports (p < 0.05). The agreement between the two raters was significant. Structured reporting was thus able to improve the overall quality of the reports compared to free-text forms in relation to orthopantomography as well and represents a valuable enrichment of everyday clinical practice in the context of decision-making and interdisciplinary communications.