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Evaluation der Rauchfrei-Hotline der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. eine randomisiert kontrollierte Studie
Evaluation der Rauchfrei-Hotline der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. eine randomisiert kontrollierte Studie
Hintergrund: Tabakkonsum stellt weltweit eine erhebliche Bedrohung für die öffentliche Gesundheit dar und verursacht jährlich zahlreiche vermeidbare Todesfälle und Beeinträchtigungen. Um den negativen Auswirkungen des Rauchens auf die Gesundheit zu begegnen, sind Präventionsmaßnahmen allein unzureichend. Eine Vielzahl evidenzbasierter Rauchentwöhnungsbehandlungen muss für Rauchende verfügbar gemacht werden. Eine wirksame Maßnahme zur Reduzierung des Tabakkonsums ist die Implementierung von Rauchstopptelefonen, sogenannten Quitlines. In Deutschland wurde hierfür die Rauchfrei-Hotline der BZgA eingerichtet. Ziele: Das Ziel dieser Dissertation ist es, die Wirksamkeit der Rauchfrei-Hotline der BZgA zu evaluieren und die Ergebnisse in zwei Publikationen darzulegen. Die Forschungsfragen beinhalten die kurz- und langfristige Wirksamkeit der Telefonberatung auf die Abstinenz, die Veränderung in spezifischen Behandlungskomponenten sowie die Nutzung weiterer Hilfsmittel zur Rauchentwöhnung (z. B. NRT, E-Zigaretten) zusätzlich zur Intervention. Die Ergebnisse liefern Informationen zur Entwicklung oder Modifikation von Beratungsprotokollen, welche z. B. auf Grund neuartiger Konsumformen notwendig werden. Methode: Durchgeführt wurde eine zwei-armig randomisierte, kontrollierte Studie mit Datenerhebungen zu Baseline sowie drei Monate (Post-Befragung) und zwölf Monate (Follow-Up-Befragung) nach Beginn der Intervention. Täglich Rauchende, die einen Rauchstopp durchführen wollten, erhielten entweder bis zu sechs telefonische Beratungsgespräche (Interventionsgruppe) oder eine Selbsthilfebroschüre (Kontrollgruppe). Primäre Endpunkte umfassten die Sieben-Tage-Punkt-Prävalenz-Abstinenz zu drei und zwölf Monaten sowie die anhaltende Abstinenz (von der Post- zur Follow-Up-Befragung). Gemäß den Empfehlungen des SRNT-Netzwerks wurden zwei Definitionen der Abstinenz (Zigaretten und Tabak) verwendet. Sekundäre Endpunkte umfassten Veränderungen in Behandlungskomponenten (z. B. rauchbezogene Kognitionen und Bewältigungsstrategien) von der Post- zur Follow-Up-Erhebung), die subjektiv wahrgenommene Wirksamkeit der Behandlungskomponenten und die Zufriedenheit mit der Intervention. Darüber hinaus wurde die Nutzung zusätzlicher Hilfsmittel erfasst, um Abstinenzraten umfassender interpretieren zu können. Ergebnisse: Insgesamt wurden n = 905 Teilnehmende randomisiert (Intention-to-treat-Analyse). Die Interventionsgruppe (n = 477) zeigte statistisch signifikant höhere kurzfristige Tabakabstinenzraten (41,1 % vs. 23,1 %; OR = 2,3; 95 %-KI [1,7, 3,1]) und erreichte mit höherer Wahrscheinlichkeit langfristige Zigarettenabstinenz (31,7 % vs. 17,8 %) und langfristige Tabakabstinenz (30,8 % vs. 15,2 %) im Vergleich zur Kontrollgruppe (n = 428), mit entsprechenden Odds-Ratios (OR) von 2,2 (95 %-KI [1,6, 3,0]) und 2,5 (95 %-KI [1,8, 3,5]). Teilnehmende beider Studiengruppen, die die Intervention erhielten (n = 653; Complete-Case-Analyse), zeigten statistisch signifikante Zuwächse in rauchbezogenen Kognitionen und Bewältigungsstrategien, wobei die Interventionsgruppe höhere Zuwächse als die Kontrollgruppe aufwies. Dieses Muster wurde auch hinsichtlich der wahrgenommenen Wirksamkeit der Interventionskomponenten und der Zufriedenheit mit der Intervention beobachtet. E-Zigaretten waren das am häufigsten genutzte zusätzliche Hilfsmittel zur Rauchentwöhnung (46,0 %), gefolgt von elektronischen Medien (31,0 %) und NRT (26,2 %). Schlussfolgerungen: Die Ergebnisse liefern erstmalig empirische Evidenz für die Wirksamkeit der proaktiven Telefonberatung durch die deutsche Rauchfrei-Hotline der BZgA hinsichtlich der Förderung der Abstinenz von Zigaretten und Tabak. Dies unterstreicht ihr Potenzial als wirksame öffentliche Gesundheitsintervention zur Reduzierung der mit dem Rauchen verbundenen Krankheitslast. Eine erhöhte Bekanntmachung und Nutzung der Hotline könnten ihre Auswirkungen auf die Rauchstopp-Raten in Deutschland verbessern. Darüber hinaus sollte das Beratungsprotokoll auf Grund der zunehmenden Popularität neuartiger Konsumprodukte von Nikotin und Tabak Informationen zu deren Risiken und Potenzial als Rauchentwöhnungshilfen integrieren., Background: Tobacco consumption poses a significant threat to public health worldwide, leading to numerous preventable deaths and disabilities annually. To reverse the negative impact of smoking on health, prevention efforts are not enough. A variety of evidence-based cessation treatments need to be made available to smokers. An effective measure for reducing tobacco consumption is the implementation of telephone counselling services. In Germany, the national Quitline for smoking cessation by the Federal Centre for Health Education (BZgA) has been established for this purpose. Objectives: This dissertation aims to evaluate the effectiveness of the national German quitline for smoking cessation and to publish two studies demonstrating the results. Key research questions include the short- and long-term effectiveness of telephone counselling on smoking abstinence, the effectiveness of specific treatment components, and the use of additional cessation aids (e.g., nicotine replacement therapy, e-cigarettes) alongside the intervention. The results provide information on the development or modification of quitline counselling protocols, e.g., due to novel consumer products. Methods: A parallel-group, two-arm, superiority, randomized controlled trial with data collected at baseline as well as 3 (post assessment) and 12 months (follow-up assessment) after the start of the intervention was conducted. Daily smokers, willing to quit, received either up to six telephone counselling calls (intervention group) or a self-help brochure (control group). Primary outcome measures included the 7-day point prevalence abstinence at 3-month and 12-month assessments as well as prolonged abstinence (abstinence over the 12 month period). As recommended by the SRNT Treatment Research Network, two definitions of abstinence (cigarette and tobacco) were applied. Secondary outcomes included changes in smoking-related cognitions and coping strategies from pre- to post-assessment, the perceived effectiveness of intervention components, and the satisfaction with the intervention. Further, the use of additional cessation aids was assessed, to contribute to a better interpretation of the findings on abstinence. Results: A total of n = 905 participants were randomized (intention-to-treat). The intervention group (n = 477) exhibited statistically significantly higher short-term tobacco abstinence (41.1% vs. 23.1%; OR = 2.3, 95% CI [1.7, 3.1]) and was also more likely to achieve long-term cigarette abstinence (31.7% vs. 17.8%) and long-term tobacco abstinence (30.8% vs. 15.2%) compared to the control group (n = 428) with corresponding odds ratios (OR) of 2.2 (95% CI [1.6, 3.0]) and 2.5 (95% CI [1.8, 3.5]). Participants in both study groups who received the intervention (n = 653; complete case) displayed significant improvements in smoking-related cognitions and coping strategies, with the intervention group showing greater enhancements than the control group. This pattern was also found regarding the perceived effectiveness of intervention components and satisfaction with the intervention. E-cigarettes were the most commonly used additional cessation aid (46.0%), followed by electronic media (31.0%) and nicotine replacement therapy (26.2%). Conclusions: The results provide the first empirical evidence on the effectiveness of proactive telephone counselling by the national German quitline for smoking cessation in promoting abstinence from cigarettes and tobacco. This highlights its potential as an effective public health intervention to reduce the burden of disease associated with smoking. Increased awareness and use of the quitline could enhance its impact on cessation rates in Germany. Additionally, given the rising popularity of novel nicotine consumer products, counselling protocols should incorporate information on their risks and potential as cessation tools.
Rauchstopp, Telefonberatung, Randomized Controlled Trial, Quitline, Hilfsmittel, Tabak, Rauchen
Delle, Simone
2025
Deutsch
Universitätsbibliothek der Ludwig-Maximilians-Universität München
Delle, Simone (2025): Evaluation der Rauchfrei-Hotline der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: eine randomisiert kontrollierte Studie. Dissertation, LMU München: Medizinische Fakultät
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Abstract

Hintergrund: Tabakkonsum stellt weltweit eine erhebliche Bedrohung für die öffentliche Gesundheit dar und verursacht jährlich zahlreiche vermeidbare Todesfälle und Beeinträchtigungen. Um den negativen Auswirkungen des Rauchens auf die Gesundheit zu begegnen, sind Präventionsmaßnahmen allein unzureichend. Eine Vielzahl evidenzbasierter Rauchentwöhnungsbehandlungen muss für Rauchende verfügbar gemacht werden. Eine wirksame Maßnahme zur Reduzierung des Tabakkonsums ist die Implementierung von Rauchstopptelefonen, sogenannten Quitlines. In Deutschland wurde hierfür die Rauchfrei-Hotline der BZgA eingerichtet. Ziele: Das Ziel dieser Dissertation ist es, die Wirksamkeit der Rauchfrei-Hotline der BZgA zu evaluieren und die Ergebnisse in zwei Publikationen darzulegen. Die Forschungsfragen beinhalten die kurz- und langfristige Wirksamkeit der Telefonberatung auf die Abstinenz, die Veränderung in spezifischen Behandlungskomponenten sowie die Nutzung weiterer Hilfsmittel zur Rauchentwöhnung (z. B. NRT, E-Zigaretten) zusätzlich zur Intervention. Die Ergebnisse liefern Informationen zur Entwicklung oder Modifikation von Beratungsprotokollen, welche z. B. auf Grund neuartiger Konsumformen notwendig werden. Methode: Durchgeführt wurde eine zwei-armig randomisierte, kontrollierte Studie mit Datenerhebungen zu Baseline sowie drei Monate (Post-Befragung) und zwölf Monate (Follow-Up-Befragung) nach Beginn der Intervention. Täglich Rauchende, die einen Rauchstopp durchführen wollten, erhielten entweder bis zu sechs telefonische Beratungsgespräche (Interventionsgruppe) oder eine Selbsthilfebroschüre (Kontrollgruppe). Primäre Endpunkte umfassten die Sieben-Tage-Punkt-Prävalenz-Abstinenz zu drei und zwölf Monaten sowie die anhaltende Abstinenz (von der Post- zur Follow-Up-Befragung). Gemäß den Empfehlungen des SRNT-Netzwerks wurden zwei Definitionen der Abstinenz (Zigaretten und Tabak) verwendet. Sekundäre Endpunkte umfassten Veränderungen in Behandlungskomponenten (z. B. rauchbezogene Kognitionen und Bewältigungsstrategien) von der Post- zur Follow-Up-Erhebung), die subjektiv wahrgenommene Wirksamkeit der Behandlungskomponenten und die Zufriedenheit mit der Intervention. Darüber hinaus wurde die Nutzung zusätzlicher Hilfsmittel erfasst, um Abstinenzraten umfassender interpretieren zu können. Ergebnisse: Insgesamt wurden n = 905 Teilnehmende randomisiert (Intention-to-treat-Analyse). Die Interventionsgruppe (n = 477) zeigte statistisch signifikant höhere kurzfristige Tabakabstinenzraten (41,1 % vs. 23,1 %; OR = 2,3; 95 %-KI [1,7, 3,1]) und erreichte mit höherer Wahrscheinlichkeit langfristige Zigarettenabstinenz (31,7 % vs. 17,8 %) und langfristige Tabakabstinenz (30,8 % vs. 15,2 %) im Vergleich zur Kontrollgruppe (n = 428), mit entsprechenden Odds-Ratios (OR) von 2,2 (95 %-KI [1,6, 3,0]) und 2,5 (95 %-KI [1,8, 3,5]). Teilnehmende beider Studiengruppen, die die Intervention erhielten (n = 653; Complete-Case-Analyse), zeigten statistisch signifikante Zuwächse in rauchbezogenen Kognitionen und Bewältigungsstrategien, wobei die Interventionsgruppe höhere Zuwächse als die Kontrollgruppe aufwies. Dieses Muster wurde auch hinsichtlich der wahrgenommenen Wirksamkeit der Interventionskomponenten und der Zufriedenheit mit der Intervention beobachtet. E-Zigaretten waren das am häufigsten genutzte zusätzliche Hilfsmittel zur Rauchentwöhnung (46,0 %), gefolgt von elektronischen Medien (31,0 %) und NRT (26,2 %). Schlussfolgerungen: Die Ergebnisse liefern erstmalig empirische Evidenz für die Wirksamkeit der proaktiven Telefonberatung durch die deutsche Rauchfrei-Hotline der BZgA hinsichtlich der Förderung der Abstinenz von Zigaretten und Tabak. Dies unterstreicht ihr Potenzial als wirksame öffentliche Gesundheitsintervention zur Reduzierung der mit dem Rauchen verbundenen Krankheitslast. Eine erhöhte Bekanntmachung und Nutzung der Hotline könnten ihre Auswirkungen auf die Rauchstopp-Raten in Deutschland verbessern. Darüber hinaus sollte das Beratungsprotokoll auf Grund der zunehmenden Popularität neuartiger Konsumprodukte von Nikotin und Tabak Informationen zu deren Risiken und Potenzial als Rauchentwöhnungshilfen integrieren.

Abstract

Background: Tobacco consumption poses a significant threat to public health worldwide, leading to numerous preventable deaths and disabilities annually. To reverse the negative impact of smoking on health, prevention efforts are not enough. A variety of evidence-based cessation treatments need to be made available to smokers. An effective measure for reducing tobacco consumption is the implementation of telephone counselling services. In Germany, the national Quitline for smoking cessation by the Federal Centre for Health Education (BZgA) has been established for this purpose. Objectives: This dissertation aims to evaluate the effectiveness of the national German quitline for smoking cessation and to publish two studies demonstrating the results. Key research questions include the short- and long-term effectiveness of telephone counselling on smoking abstinence, the effectiveness of specific treatment components, and the use of additional cessation aids (e.g., nicotine replacement therapy, e-cigarettes) alongside the intervention. The results provide information on the development or modification of quitline counselling protocols, e.g., due to novel consumer products. Methods: A parallel-group, two-arm, superiority, randomized controlled trial with data collected at baseline as well as 3 (post assessment) and 12 months (follow-up assessment) after the start of the intervention was conducted. Daily smokers, willing to quit, received either up to six telephone counselling calls (intervention group) or a self-help brochure (control group). Primary outcome measures included the 7-day point prevalence abstinence at 3-month and 12-month assessments as well as prolonged abstinence (abstinence over the 12 month period). As recommended by the SRNT Treatment Research Network, two definitions of abstinence (cigarette and tobacco) were applied. Secondary outcomes included changes in smoking-related cognitions and coping strategies from pre- to post-assessment, the perceived effectiveness of intervention components, and the satisfaction with the intervention. Further, the use of additional cessation aids was assessed, to contribute to a better interpretation of the findings on abstinence. Results: A total of n = 905 participants were randomized (intention-to-treat). The intervention group (n = 477) exhibited statistically significantly higher short-term tobacco abstinence (41.1% vs. 23.1%; OR = 2.3, 95% CI [1.7, 3.1]) and was also more likely to achieve long-term cigarette abstinence (31.7% vs. 17.8%) and long-term tobacco abstinence (30.8% vs. 15.2%) compared to the control group (n = 428) with corresponding odds ratios (OR) of 2.2 (95% CI [1.6, 3.0]) and 2.5 (95% CI [1.8, 3.5]). Participants in both study groups who received the intervention (n = 653; complete case) displayed significant improvements in smoking-related cognitions and coping strategies, with the intervention group showing greater enhancements than the control group. This pattern was also found regarding the perceived effectiveness of intervention components and satisfaction with the intervention. E-cigarettes were the most commonly used additional cessation aid (46.0%), followed by electronic media (31.0%) and nicotine replacement therapy (26.2%). Conclusions: The results provide the first empirical evidence on the effectiveness of proactive telephone counselling by the national German quitline for smoking cessation in promoting abstinence from cigarettes and tobacco. This highlights its potential as an effective public health intervention to reduce the burden of disease associated with smoking. Increased awareness and use of the quitline could enhance its impact on cessation rates in Germany. Additionally, given the rising popularity of novel nicotine consumer products, counselling protocols should incorporate information on their risks and potential as cessation tools.