Schönecker, Sonja (2025): Phänomenologische und bildgebende Charakterisierung von FTD-Spektrum-Erkrankungen. Habilitationsschrift, LMU München: Medizinische Fakultät |
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Abstract
Angesichts des demographischen Wandels und einer alternden Gesellschaft stellen neurodegenerative Erkrankungen eine zunehmende Herausforderung dar. FTD-Spektrum-Erkrankungen repräsentieren eine heterogene Gruppe von Erkrankungen, die mit Veränderungen der Persönlichkeit und des Sozialverhaltens, linguistischer Fähigkeiten sowie motorischen und neuropsychiatrischen Symptomen einhergehen. Im Vergleich zu anderen neurodegenerativen Erkrankungen führen FTD-Spektrum-Erkrankungen häufig zu einem schnelleren Verlust der Alltagskompetenz und somit zu einer ausgeprägten psychischen Belastung der Betroffenen und betreuenden Angehörigen. Aufgrund des häufig vergleichsweise jungen Erkrankungsalters der Patienten sind die langfristigen medizinischen, psychosozialen und sozioökonomischen Folgen von FTD-Spektrum-Erkrankungen besonders schwerwiegend. Eine besondere Herausforderung in der Diagnostik und Behandlung von FTD-Spektrum-Erkrankungen stellt die große Heterogenität der Symptomatik dar. Insbesondere im Frühstadium der Erkrankungen sind Fehldiagnosen ein häufiges Problem, was zu unangemessenen und potenziell schädlichen Therapien sowie einem erhöhten Leidensdruck bei Patienten und Angehörigen führen kann. Eine hohe diagnostische Präzision ist daher von großer Bedeutung und ermöglicht unter anderem eine realistische Prognoseabschätzung, eine Optimierung der Patientenversorgung und die Aufnahme in Beobachtungs- und Therapiestudien. Bislang beschränkt sich die Therapie von FTD-Spektrum-Erkrankungen auf symptomatische Therapieansätze sowie Aspekte der Patientenversorgung. Verlaufsmodifizierende Therapien stehen bislang noch nicht zur Verfügung, allerdings wurden bereits erste gezielte molekulare Therapiestudien begonnen. Im Hinblick auf diese Therapiestudien gewinnen klinische Charakteristika sowie Biomarker der Erkrankungen zunehmend an Bedeutung. In unseren Studien konnten wir natürliche Cluster motorischer sowie behavioraler und neuropsychiatrischer Symptome bei genetischer FTD nachweisen, die bereits früh im Krankheitsverlauf, in der sogenannten präsymptomatischen Phase, auftreten. Das Wissen über diese klinisch-genetischen Assoziationen könnte eine wichtige Unterstützung bei der diagnostischen Aufarbeitung und der Entscheidungsfindung bezüglich einer genetischen Testung bieten und somit zur Identifikation von Mutationsträgern für Primär- und Sekundärpräventionsstudien beitragen. Auch eine Bestimmung der Atrophie thalamischer Regionen, insbesondere der präfrontalen Region und des Lateralitätsindex der okzipitalen Region des Thalamus beziehungsweise des gesamten Thalamusvolumens, kann zur Identifikation von c9orf72-Mutationsträgern beitragen. Der Nachweis der zugrundeliegenden pathologischen Proteinaggregate ermöglicht die definitive Diagnose einer jeweiligen neurodegenerativen Erkrankung, die in der Regel erst post mortem gestellt werden kann. In den letzten Jahren wurde jedoch die in-vivo Darstellung pathologischer Tau-Ablagerungen mittels Tau-Radiotracer möglich. In unseren Studien konnten wir zeigen, dass die [18F]-THK-5351-Traceraufnahme bei PSP-RS Patienten gut mit der bekannten Topologie der Tau-Ablagerungen in histologischen Untersuchungen übereinstimmt. Wenngleich der Tau-Tracer der ersten Generation [18F]-THK-5351 aufgrund einer signifikanten Off-Target Bindung an MAO-B nur einen begrenzten Nutzen als Tau-spezifischer Biomarker hat, kann die kombinierte Tau- und MAO-B-Bindung des Tracers, die Diagnostik von Tauopathien erleichtern. Im Gegensatz zu den Tau-Tracern der ersten Generation, zeigte sich für den Tau-Tracer [18F]-PI-2620 der nächsten Generation bislang keine signifikante Off-Target Bindung. Wir konnten zeigen, dass bei Patienten mit einer 4-Repeat-Tauopathie die [18F]-PI-2620-Topologie gut mit der klinischen Symptomatik korreliert und [18F]-PI-2620-PET einen Biomarker darstellt, der sowohl mit pathologischen Veränderungen, als auch dem klinischen Phänotyp korreliert und somit einen möglichen Biomarker repräsentiert, der für die Evaluation des Therapieansprechens in künftigen Therapiestudien herangezogen werden könnte. Zusammenfassend konnten wir mittels der hier vorgestellten Arbeiten klinische Charakteristika sowie bildgebende Biomarker identifizieren, die die Diagnostik von FTD-Spektrum-Erkrankungen erleichtern, somit die Patientenversorgung verbessern und die für den Selektionsprozess für die Rekrutierung für klinische Studien sowie für die Optimierung des Studiendesigns von Bedeutung sein können.
Abstract
Abstract
Dokumententyp: | Habilitationsschriften |
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Keywords: | FTD-Spektrum-Erkrankungen, Phänomenologie, zerebrale Atrophie, Tau-PET, Genetik |
Themengebiete: | 600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften
600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften > 610 Medizin und Gesundheit |
Fakultäten: | Medizinische Fakultät |
Sprache der Hochschulschrift: | Deutsch |
Datum der mündlichen Prüfung: | 2025 |
MD5 Prüfsumme der PDF-Datei: | 373eb82a0528735a7096697cbf9d52e7 |
Signatur der gedruckten Ausgabe: | 0700/UMD 22147 |
ID Code: | 34842 |
Eingestellt am: | 12. Feb. 2025 15:01 |
Letzte Änderungen: | 12. Feb. 2025 15:01 |