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Sexuelles Risikoverhalten und sexuelle Reviktimisierung bei Patient:innen mit Borderline-Persönlichkeitsstörung in Abhängigkeit von sexuellem Kindesmissbrauch
Sexuelles Risikoverhalten und sexuelle Reviktimisierung bei Patient:innen mit Borderline-Persönlichkeitsstörung in Abhängigkeit von sexuellem Kindesmissbrauch
Der Zusammenhang zwischen sexuellem Kindesmissbrauch (CSA) und sexuellem Risikoverhalten (SRV) sowie zwischen der Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS) und SRV ist in der Literatur gut belegt. Es gibt bislang jedoch keine Studien, die den Einfluss von CSA auf zwanghaftes Sexualverhalten (ZSV) und SRV bei Patient:innen mit BPS untersuchten und dabei den Schweregrad der Borderline-Symptomatik berücksichtigten. Außerdem ist bis dato wenig zu sexueller Reviktimisierung und BPS in Abhängigkeit von CSA und SRV bekannt. In der vorliegenden multizentrischen, prospektiven, kontrollierten Studie mit 172 gesunden Proband:innen (Kontrollgruppe; KG) und 120 Patient:innen mit BPS wurde überprüft, wie sich 1. die KG von den Patient:innen und 2. Patient:innen mit und ohne CSA jeweils in folgenden Aspekten voneinander unterscheiden: a) ZSV, b) SRV (operationalisiert durch den Sexual Risk Survey (SRS), Alter beim ersten Geschlechtsverkehr, Anzahl unverbindlicher Sexualpartner:innen und sexuell übertragbarer Erkrankungen (STIs), Verhütung beim Sex, ungeplante Schwangerschaften und Prostitution sowie BDSM und sexuellen Masochismus) und c) sexuelle Selbstbestimmtheit. Zudem wurde untersucht, welche Prädiktoren SRV und sexuelle Reviktimisierung bei Patient:innen mit BPS vorhersagen. Die Ergebnisse von t-Tests, χ2-Tests, einer MANOVA sowie multiplen hierarchischen Regressionsanalysen waren teil-weise hypothesenkonform. Die Patient:innen wiesen im Vergleich zur KG mehr ZSV sowie impulsives sexuelles Verhalten auf, bestanden seltener auf Verhütung beim Sex, begaben sich häufiger in Prostitution und praktizierten häufiger BDSM. Im Unterschied zu den Patient:innen ohne CSA bestanden jene mit CSA seltener auf Verhütung. Bzgl. der anderen Kriterien zeigten die Patient:innen mit CSA nur deskriptiv mehr ZSV, SRV sowie einen niedrigeren Grad an sexueller Selbstbestimmtheit. Ebenso zeichnete sich der Trend ab, dass Patient:innen mit mittlerer bis schwerer Borderline-Symptomatik und CSA mehr SRV aufwiesen als jene ohne CSA bzw. mit niedriger Symptomatik und CSA. Patient:innen mit CSA waren häufiger von sexueller Reviktimisierung betroffen. Dissoziation beim Sex vermittelte den Zusammenhang zwischen CSA und impulsivem sexuellen Verhalten. Alter beim ersten Sex, ZSV und intrinsische Motive für Sexualität waren Prädiktoren für die Anzahl unverbindlicher Sexualpartner:innen; CSA und Anzahl unverbindlicher Sexualpartner:innen sagten die Anzahl an STIs vorher. Außerdem moderierten Anzahl unverbindlicher Sexualpartner:innen, Bestehen auf Verhütung sowie Eingehen von sexuellen Risiken mit losen Sexualkontakten den Zusammenhang von CSA und Anzahl an STIs. Sexueller Missbrauch im Erwachsenenalter (ASA) wurde durch CSA, Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS), ZSV, Alter beim ersten Sex sowie Dissoziation beim Sex vorhergesagt. Die Ergebnisse liefern Hinweise da-rauf, dass SRV bei Patient:innen mit BPS von CSA und dem Borderline-Schweregrad abhängt. Es ist zu erwarten, dass sich in Folgestudien mit einem größeren Stichprobenumfang auch inferenzstatistisch signifikante Effekte zeigen würden.
Sexuelles Risikoverhalten, sexueller Kindesmissbrauch, Borderline-Persönlichkeitsstörung
Dudek, Christina
2024
Deutsch
Universitätsbibliothek der Ludwig-Maximilians-Universität München
Dudek, Christina (2024): Sexuelles Risikoverhalten und sexuelle Reviktimisierung bei Patient:innen mit Borderline-Persönlichkeitsstörung in Abhängigkeit von sexuellem Kindesmissbrauch. Dissertation, LMU München: Medizinische Fakultät
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Abstract

Der Zusammenhang zwischen sexuellem Kindesmissbrauch (CSA) und sexuellem Risikoverhalten (SRV) sowie zwischen der Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS) und SRV ist in der Literatur gut belegt. Es gibt bislang jedoch keine Studien, die den Einfluss von CSA auf zwanghaftes Sexualverhalten (ZSV) und SRV bei Patient:innen mit BPS untersuchten und dabei den Schweregrad der Borderline-Symptomatik berücksichtigten. Außerdem ist bis dato wenig zu sexueller Reviktimisierung und BPS in Abhängigkeit von CSA und SRV bekannt. In der vorliegenden multizentrischen, prospektiven, kontrollierten Studie mit 172 gesunden Proband:innen (Kontrollgruppe; KG) und 120 Patient:innen mit BPS wurde überprüft, wie sich 1. die KG von den Patient:innen und 2. Patient:innen mit und ohne CSA jeweils in folgenden Aspekten voneinander unterscheiden: a) ZSV, b) SRV (operationalisiert durch den Sexual Risk Survey (SRS), Alter beim ersten Geschlechtsverkehr, Anzahl unverbindlicher Sexualpartner:innen und sexuell übertragbarer Erkrankungen (STIs), Verhütung beim Sex, ungeplante Schwangerschaften und Prostitution sowie BDSM und sexuellen Masochismus) und c) sexuelle Selbstbestimmtheit. Zudem wurde untersucht, welche Prädiktoren SRV und sexuelle Reviktimisierung bei Patient:innen mit BPS vorhersagen. Die Ergebnisse von t-Tests, χ2-Tests, einer MANOVA sowie multiplen hierarchischen Regressionsanalysen waren teil-weise hypothesenkonform. Die Patient:innen wiesen im Vergleich zur KG mehr ZSV sowie impulsives sexuelles Verhalten auf, bestanden seltener auf Verhütung beim Sex, begaben sich häufiger in Prostitution und praktizierten häufiger BDSM. Im Unterschied zu den Patient:innen ohne CSA bestanden jene mit CSA seltener auf Verhütung. Bzgl. der anderen Kriterien zeigten die Patient:innen mit CSA nur deskriptiv mehr ZSV, SRV sowie einen niedrigeren Grad an sexueller Selbstbestimmtheit. Ebenso zeichnete sich der Trend ab, dass Patient:innen mit mittlerer bis schwerer Borderline-Symptomatik und CSA mehr SRV aufwiesen als jene ohne CSA bzw. mit niedriger Symptomatik und CSA. Patient:innen mit CSA waren häufiger von sexueller Reviktimisierung betroffen. Dissoziation beim Sex vermittelte den Zusammenhang zwischen CSA und impulsivem sexuellen Verhalten. Alter beim ersten Sex, ZSV und intrinsische Motive für Sexualität waren Prädiktoren für die Anzahl unverbindlicher Sexualpartner:innen; CSA und Anzahl unverbindlicher Sexualpartner:innen sagten die Anzahl an STIs vorher. Außerdem moderierten Anzahl unverbindlicher Sexualpartner:innen, Bestehen auf Verhütung sowie Eingehen von sexuellen Risiken mit losen Sexualkontakten den Zusammenhang von CSA und Anzahl an STIs. Sexueller Missbrauch im Erwachsenenalter (ASA) wurde durch CSA, Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS), ZSV, Alter beim ersten Sex sowie Dissoziation beim Sex vorhergesagt. Die Ergebnisse liefern Hinweise da-rauf, dass SRV bei Patient:innen mit BPS von CSA und dem Borderline-Schweregrad abhängt. Es ist zu erwarten, dass sich in Folgestudien mit einem größeren Stichprobenumfang auch inferenzstatistisch signifikante Effekte zeigen würden.