Lin, Leonie (2024): Stress und Resilienz im Zahnmedizinstudium: inwieweit kann eine angepasste Version des „Resilienztrainings für Studierende der Medizin, Ärzte und Gesundheitsfachpersonal“ (Kiesewetter und Dimke 2018) als eine geeignete Präventionsmaßnahme für die (psychische) Gesundheit Zahnmedizinstudierender dienen?. Dissertation, LMU München: Medizinische Fakultät |
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Abstract
Theoretischer Hintergrund: Psychische Gesundheit und Stress gelten als Trends der heutigen Gesellschaft und gewinnen insbesondere im Bereich Prävention zunehmend an Bewusstsein. Resilienz gilt als Fähigkeit, trotz außerordentlicher Stresssituationen, die eigene Gesundheit hochzuhalten bzw. sich nach Belastungsphasen schnell zu erholen. Unterschiede zwischen Berufsgruppen im Stress- und Gesundheitserleben werden immer wieder deutlich, wobei Personen im Gesundheitssektor besonders belastet erscheinen und der Bedarf an Interventionsmaßnahmen entsprechend groß ist. Dabei werden Zahnmediziner bislang selten separat untersucht und wenn doch, dann zeigen sie im Vergleich zu Humanmedizinern sogar oft die höheren Stressanfälligkeiten.(2) In einer der vorliegenden Arbeit vorausgehenden Befragung an der LMU Zahnklinik wurden Spezifika im Stresserleben bei Zahnmedizinstudierenden identifiziert. Diese sollen in einem angepassten Resilienztraining für Zahnmediziner konzeptionell aufgegriffen werden. Schließlich soll die Effektivität dieses Trainings als gesundheitliche Präventionsmaßnahme untersucht werden. Perspektivisch steht zur Diskussion, diese oder ähnliche Maßnahmen in Form von Wahlfächern nachhaltig ins zahnmedizinische Curriculum aufzunehmen. Methodik: Das „Resilienztraining für Studierende der Medizin, Ärzte und Gesundheitsfachpersonal“(1) wurde anhand von fachspezifischen Stressoren für Zahnmedizinstudierende angepasst. Das Training wurde ab dem Sommersemester 2021 bis zum Wintersemester 2022/23 als freiwillige Blockveranstaltung an mehreren Wochenenden im Semesterverlauf angeboten (online mit der Videokonferenzsoftware „Zoom“). Nach jedem Trainingsdurchlauf wurde qualitatives Feedback von den Teilnehmenden eingeholt und als Prozessevaluation in das Konzept der weiteren Trainings eingearbeitet. Für die Effektevaluation wurden Datenerhebungen Prä- und Post-Training durchgeführt und als sechsmonatige Längsschnittstudie analysiert, wobei ein besonderer Fokus auf die Resilienzentwicklung, das allgemeine Gesundheitsverhalten, sowie das subjektive Stresserleben gelegt wurde. Der für die Messung genutzte Fragebogen besteht als Testbatterie aus dem STQL-S (Fragebogen zur Stressbewältigung und Lebensqualität im Studium)(3) und der deutschsprachigen 10-Item Version der CD-RISC (Connor-Davidson Resilience Scale)(4). Die Prä- und Post-Trainingsdaten von Teilnehmenden wurden anhand persönlicher Passwörter gepaart, und mit Daten von Befragten verglichen, die an keinem Resilienztraining teilgenommen haben. Insgesamt fanden acht Befragungen über einen Zeitraum von 21 Monaten vom April 2021 bis Dezember 2022 statt. Neben der Längsschnittanalyse wurden alle primären Datenfälle auch als Querschnittsanalyse beleuchtet. Dabei wurde eine Aufteilung zwischen den Geschlechtern und dem Studienfortschritt vorgenommen. Für die statistische Auswertung wurden sowohl deskriptive als auch schließende, parametrische Verfahren genutzt. Die Analyse erfolgte mittels der Software IBM SPSS Statistics, Version 28 und 29. Ergebnisse: Die erhobenen Daten zeigten nach schließender statistischer Auswertung, dass das angepasste Resilienztraining positiv assoziiert mit einer gesteigerten Resilienz von teilnehmenden Zahnmedizinstudierenden (Interventionsgruppe) ist (Interaktion zwischen der Zeit (T1 und T2) und den Untersuchungsgruppen (Interventions- und Vergleichsgruppe): Sphärizität angenommen F(1,54) = 4,93, p = 0,031, also p < 0,05, partielles η² = 0,084 (Mittlerer Effekt(5)). Zudem zeigte die Interventionsgruppe eine signifikante Minderung im subjektiven Stresserleben, sowie eine Steigerung in der allgemeinen Zufriedenheit. Qualitativ wurde gezeigt, dass das Resilienztraining eine geeignete Maßnahme darstellt, den sozialen Austausch hinsichtlich des psychischen Wohlergehens bei Zahnmedizinstudierenden zu stärken. Veränderungen im körperlichen Gesundheitsverhalten waren vielseitig und konnten nicht eindeutig im Zusammenhang mit dem Resilienztraining begründet werden. Weiterhin konnte eine positive Entwicklung der Resilienz und Zufriedenheit, sowie eine negative Entwicklung des Stresserlebens zwischen Studierenden der vorklinischen Semester und fortgeschritteneren Studierenden der klinischen Semester dargestellt werden. Im Geschlechtervergleich zeigten sich die Frauen deutlich weniger resilient, stärker gestresst und ähnlich zufrieden wie die befragten Männer. Diskussion: Die Ergebnisse zeigen, dass das angepasste Resilienztraining eine geeignete Präventionsmaßnahme für die psychische Gesundheit Zahnmedizinstudierender darstellt. Trotzdem birgt die vorliegende Arbeit einige Limitationen, welche in weitergehenden Untersuchungen reduziert werden sollten. Die Verstetigung des Trainingsangebots als Wahlfach im Rahmen der Umstrukturierung des Zahnmedizinstudiums sollte weiterverfolgt werden. Eine Übertragbarkeit des Projekts auf andere zahnmedizinische Standorte ist denkbar.
Abstract
Background: Mental health and stress are recognized trends in modern society, particularly gaining awareness in the realm of prevention. Resilience is acknowledged as the capacity to maintain one's health despite extraordinary stress situations or to recover quickly after peri-ods of strain. Disparities in stress and health experiences among professional groups are ev-ident, with individuals in the healthcare sector appearing particularly burdened, emphasizing the need for intervention measures. Dental practitioners have been infrequently studied separately, and when examined, they often exhibit higher susceptibility to stress compared to medical doctors.(2) Specificities in stress experiences among dental students were identified in a preceding survey conducted at the LMU Dental Clinic. These are to be conceptually addressed in an adapted resilience training program for dental practitioners. Finally, the effectiveness of this training as a health prevention measure is to be investigated. Perspectives include discussing the integration of such measures sustainably into the dental curriculum, e.g. in the form of elective courses. Methodology: The "Resilience training for health care professionals and medical students"(1) was tailored based on specific stressors for dental students. The training was offered as a voluntary block event on several weekends throughout the semester, from the summer semester of 2021 to the winter semester of 2022/23 (online using the video conferencing software "Zoom"). Qualitative feedback was obtained from participants after each training session and incorporated into the concept of subsequent trainings as process evaluation. For the effects evaluation, data collection was conducted pre- and post-training and analyzed as a six-month longitudinal study, with a particular focus on resilience development, general health behavior, and subjective stress experiences. The measurement instrument utilized was a test battery comprising the STQL-S (Questionnaire on Stress Coping and Quality of Life in Studies)(3) and the German-language 10-Item version of the CD-RISC (Connor-Davidson Resili-ence Scale)(4). Pre- and post-training data from participants were paired using personal passwords and compared with data from respondents who did not participate in resilience training. Overall, eight surveys were conducted over a period of 21 months from April 2021 to December 2022. In addition to the longitudinal analysis, all primary data cases were also examined as cross-sectional analysis, with a division between genders and academic progress. Statistical analysis involved descriptive and inferential parametric methods, conducted using IBM SPSS Statistics, Version 28 and 29. Results: The collected data, after conclusive statistical analysis, demonstrated that the adapted resilience training was positively associated with increased resilience among participating dental students (intervention group) (interaction between time (T1 and T2) and study groups (intervention and comparison group): assuming sphericity F(1, 54) = 4.93, p = 0.031, hence p < 0.05, partial η2 = 0.084 (medium effect(5)). Additionally, the intervention group showed a significant reduction in subjective stress experiences and an increase in overall satisfaction. Qualitatively, it was demonstrated that resilience training represents a suitable measure to enhance social exchange regarding the psychological well-being of dental students. Changes in physical health behavior were diverse and could not be unequivocally attributed to resilience training. Furthermore, a positive development in resilience and satisfaction, as well as a negative trend in stress experiences, was observed between students in preclinical and advanced clinical semesters. In gender comparison, women exhibited significantly less resilience, higher stress levels, and similar satisfaction levels to the surveyed men. Discussion: The results demonstrate that the adapted resilience training constitutes a suitable preventive measure for the mental health of dental students. Nevertheless, the present study entails certain limitations that should be reduced in further investigations. The continuation of the training offer as an elective course within the restructuring of dental education should be pursued. The project's transferability to other dental sites is conceivable.
Dokumententyp: | Dissertationen (Dissertation, LMU München) |
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Keywords: | dental school stress, mental health, resilience, dentistry |
Themengebiete: | 600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften
600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften > 610 Medizin und Gesundheit |
Fakultäten: | Medizinische Fakultät |
Sprache der Hochschulschrift: | Deutsch |
Datum der mündlichen Prüfung: | 2. Dezember 2024 |
1. Berichterstatter:in: | Kiesewetter, Jan |
MD5 Prüfsumme der PDF-Datei: | d15a12ff2fe29939f7833557ccef7fa2 |
Signatur der gedruckten Ausgabe: | 0700/UMD 22078 |
ID Code: | 34572 |
Eingestellt am: | 20. Dec. 2024 10:04 |
Letzte Änderungen: | 20. Dec. 2024 10:04 |