Aviv, Hannah (2024): Wahrnehmung, Wissensstand und Versorgungssituation von Patientinnen und Patienten mit nicht- berufsbedingtem Handekzem. Dissertation, LMU München: Medizinische Fakultät |
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Abstract
Hintergrund: Ein Handekzem (HE) ist durch eine nicht-ansteckende Entzündung der Haut der Hände gekennzeichnet. Es ist eine häufige Erkrankung mit einer Prävalenz von etwa 10% und weist oft einen chronischen oder rezidivierenden Verlauf auf. Neben genetischen Faktoren sind Kontaktallergien und Feuchtarbeiten als Auslöser für das HE bekannt. Es kann zwischen einem berufsbedingtem HE (B-HE) und nicht-berufsbedingtem HE (NB-HE) unterschieden werden. Für Betroffene mit B-HE gibt es exzellente Versorgungs- und Aufklärungsprogramme, welche über die zuständigen Berufsgenossenschaften angeboten werden. Früherkennung, Hautschutzberatung und Krankheitsaufklärung stehen dabei im Mittelpunkt. Für all die Handekzempatienten und -patientinnen, deren HE nicht durch ihren Beruf ausgelöst ist, sondern zum Beispiel durch Haushaltstätigkeit, wie bei haushaltsführenden oder berenteten Personen, gibt es jenseits der hautärztlichen Konsultation keinerlei Versorgungsprogramme oder Informationsmöglichkeiten. Zielsetzung: Das Ziel dieser Studie war es, Wissensstand, Wahrnehmung und Versorgungssituation von Betroffenen mit NB-HE im Vergleich zu Betroffenen mit B-HE zu untersuchen Methoden: In dieser Studie wurden 131 Patientinnen und Patienten mit NB-HE (Studiengruppe) und 110 Patientinnen und Patienten mit B-HE (Kontrollgruppe) mit Hilfe von Fragebögen befragt. Ergebnisse: -Wissensstand: Etwa der Hälfte der Befragten mit NB-HE war unbekannt, dass „Feuchtarbeit“ einen Auslösefaktor für das Handekzem darstellt und weniger als die Hälfte der NB-HE Befragten konnte „häufiges Händewaschen“ als einen Auslösefaktor für das Handekzem identifizieren. Statistisch signifikant mehr Betroffenen mit B-HE war dieser Zusammenhang von „Feuchtarbeit“ und „häufiges Händewaschen“ und der Entstehung des Handekzems bekannt. „Händedesinfektion“ als Triggerfaktor für das Handekzem konnten statistisch signifikant mehr Betroffene mit B-HE benennen als Betroffene mit NB-HE. B-HE Betroffene, welche an der Hautschutzschulung (HSS) der Berufsgenossenschaften teilgenommen hatten, wiesen insgesamt den höchsten Wissensstand unter allen Studienteilnehmenden auf. Die große Mehrheit von Betroffenen mit B-HE, welche an einer HSS teilgenommen hatten, berichteten, dass die Teilnahme für ein besseres HE-Krankheitsverständnis hilfreich war. - Versorgungssituation: Das durchschnittliche Zeitintervall vom Auftreten der Hautveränderungen bis zu einer ersten ärztlichen Konsultation bei Betroffenen mit NB-HE betrug 20,63 Wochen. Hiervon konsultierten etwa 1/3 der Studienteilnehmenden zunächst eine*n Allgemeinmediziner*in und etwa 2/3 eine Dermatologin oder einen Dermatologen. Mit den Informationen, welche die Betroffenen von ihrer Allgemeinmedizinerin oder ihrem Allgemeinmediziner bzw. ihrer Dermatologin oder ihrem Dermatologen erhielten, waren 24,24% bzw. 27,47% zufrieden. - Wahrnehmung: Mehr als die Hälfte der Befragten mit NB-HE gaben an, ihre Lebensqualität entweder „stark“ oder „ziemlich“ eingeschränkt zu empfinden. Bei Haushaltstätigkeiten fühlten sich etwa 1/3 der Befragten (39,77% der Frauen und 13,89% der Männer) stark eingeschränkt. Unbehaglichkeit aufgrund ihrer Hauterkrankung empfanden etwa 2/3 der weiblichen und die Hälfte der männlichen Studienteilnehmenden. Schlussfolgerung: Unsere Studie bestätigt, dass Betroffene mit NB-HE sich in ihrer Lebensqualität und bei täglichen Aktivitäten stark eingeschränkt fühlen. Das Aussehen der Haut der Hände ist ihnen unangenehm. Es hat sich gezeigt, dass der Wissensstand von Erkrankten mit NB-HE gering ist, was eine adäquate Hautpflege und -Schutz erschwert. Im Gegensatz hierzu wiesen Betroffene mit B-HE einen besseren Wissensstand bezüglich Ätiologie, Prävention und Therapie des HE auf als Betroffene mit NB-HE. Diese Ergebnisse legen nahe, dass die Hautschutzschulungen der Berufsgenossenschaften effektiv sind. Ein langfristiges Ziel ist die Entwicklung von Hautschutzsschulungen auch für Betroffene mit NB-HE.
Abstract
Background: Hand eczema (HE) is a multifactorial disease often related to occupational or household activities. The one-year prevalence of HE is 10% among the general population. It can be distinguished between occupational HE (O-HE) and non-occupational HE (NO-HE). Prevention programs and educational courses in Germany and other countries are only available for O-HE patients and not for patients with NO-HE. It is unclear, to which extent patients with NO-HE are aware of common trigger factors and preventative measures for their hand eczema. Objective: The aim of this study was to gain a better understanding of knowledge, disease perception but also provision of care in NO-HE compared to O-HE patients. Methods: The study was designed as a cross-sectional, questionnaire-based study. Adult patients with NO-HE were eligible to participate (study group). Adult patients diagnosed with O-HE were selected as the control group. Statistical analysis was performed by bilateral analysis using χ²-test. Results: Knowledge: Almost half of the NO-HE patients were unaware of “wet work” being a triggering factor for HE and less than half of the NO-HE patients were able to identify “frequent hand washing” as a trigger for HE. In the O-HE group significantly more patients knew about “wet work” and “frequent hand washing” as risk factors for the development of HE. Significantly more O-HE than NO-HE patients knew about the fact that hand sanitizing can be less disruptive for the skin barrier than hand washing. O-HE patients who had previously participated in skin protection seminars (SPS) were found to be more knowledgeable about HE in general. Provision of care: The average time interval from the first occurrence of skin lesions until consulting a physician was 20.63 weeks. Regardless of whether the patients consulted a family physician or a dermatologist first with their skin lesions, only one out of four patients stated to be satisfied with the provided information about the HE. Perception: More than half of the patients consider their quality of life either strongly or fairly impaired due to HE. Two third of the females and almost half of the males felt either “strongly” or “fairly” uncomfortable due to their hand eczema. Conclusion: Our study confirms that patients with HE feel strongly restricted in their quality of life or daily activities and embarrassed about their skin appearance on the hands. We found that the level of knowledge and understanding of hand eczema in NO-HE patients is low, which makes adequate protection of the skin and adherence to treatment difficult for them. In contrast to this, O-HE patients were found to have a better HE knowledge regarding aetiology, prevention measures and treatment strategies in hand eczema than NO-HE patients. This suggests that the educational courses, provided by the employers´ liability insurance in Germany are effective. Following this example, a long-term objective should be the development of educational intervention seminars/ SPS also for NO-HE patients.
Dokumententyp: | Dissertationen (Dissertation, LMU München) |
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Keywords: | Handekzem, berufsbedingt, nicht-berufsbedingt, Hautschutzschulung |
Themengebiete: | 600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften
600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften > 610 Medizin und Gesundheit |
Fakultäten: | Medizinische Fakultät |
Sprache der Hochschulschrift: | Deutsch |
Datum der mündlichen Prüfung: | 10. Oktober 2024 |
1. Berichterstatter:in: | Molin, Sonja |
MD5 Prüfsumme der PDF-Datei: | 46b3d851aeb28265ed363f9c66d47072 |
Signatur der gedruckten Ausgabe: | 0700/UMD 22040 |
ID Code: | 34317 |
Eingestellt am: | 10. Dec. 2024 15:14 |
Letzte Änderungen: | 10. Dec. 2024 15:14 |