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Assoziationsstudien zu Aggression und suizidalem Verhalten
Assoziationsstudien zu Aggression und suizidalem Verhalten
Es wird angenommen, dass suizidales Verhalten ein multifaktorielles Geschehen ist, welches durch Interaktionen verschiedener Faktoren entsteht. Eine Heritabilität von bis zu 50 %, auch weitgehend unabhängig von psychiatrischen Erkrankungen, wurde detektiert. Persönlichkeitsmerkmale wie z. B. aggressives Verhalten gelten als intermediärer Phänotyp mit einer Heritabilität von bis zu 47 %. Daraus ergab sich die Hypothese, dass Aggression als Persönlichkeitsmerkmal auch unabhängig von einer psychiatrischen Diagnose einen Risikofaktor für Suizidalität darstellt und, dass es gemeinsame genetische Varianten suizidalen und aggressiven Verhaltens gibt. Es wurde eine Genomweite Assoziationsstudie (GWAS) in einer neuropsychiatrisch gesunden Probandengruppe durchgeführt, in der single nucleotide polymorphismen (SNPs) auf eine Assoziation mit dem Endophänotypen „Aggression“ untersucht wurden. Die dabei am signifikantesten mit Aggression assoziierten SNPs wurden im Anschluss auf eine Assoziation mit suizidalem Verhalten in zwei Gruppen mit an Schizophrenie erkrankten Patienten untersucht. Es fanden sich 27 mit Aggression assoziierte SNPs mit p ≤ 0,0001, wobei einer der SNPs eine nahezu genomweit signifikante Assoziation nach Bonferroni-Korrektur zeigte. Bei weiterer Analyse dieser vielversprechendsten SNPs in der Gruppe der schizophrenen Patienten zeigte sich eine signifikante Assoziation nach multiplem Testen des Weiteren eine nominal signifikante Assoziation und zwei Trends zu einer Assoziation mit dem Phänotyp „Suizidversuch“. In einer Replikationsstichprobe zeigte einer der 4 SNPs eine unterschwellige Tendenz. Die Varianz suizidalen Verhaltens, die durch SNPs der GWAS „Aggression“ erklärt werden kann, lag bei 1,4 %. Die in der vorliegenden Arbeit dargestellten Ergebnisse lassen die Annahme zu, dass es einen gemeinsamen genetischen Hintergrund aggressiven und suizidalen Verhaltens geben und Aggression einen Anteil an der genetischen Varianz suizidalen Verhaltens haben könnte. Es wurden neue Genbereiche detektiert, die signifikant mit Aggression assoziiert sind und möglicherweise einen Einfluss auf suizidales Verhalten zu haben scheinen. Einige der SNPs liegen in, bzw. in der Nähe von Genen, bei denen ein Zusammenhang mit der neuronalen Entwicklung, u. A. im Bereich der axonalen Wegfindung, des Axonwachstums und der GTPase-Aktivierung angenommen werden kann. Inwiefern die neurobiologischen Mechanismen Einfluss auf die Genese von Aggression und von Suizidalität nehmen, gilt es noch herauszufinden. Die Ergebnisse könnten somit für das Verständnis der Genetik der Suizidalität und von Persönlichkeitsmerkmalen wichtig sein, auch wenn weitere Forschung mit größeren Stichproben auf dem Gebiet notwendig ist., It is assumed that suicidal behaviour is a multifactorial event that arises from the interaction of various factors. A heritability of up to 50 % was detected, also largely independent of psychiatric diseases. Personality traits such as aggressive behaviour are considered as intermediate phenotypes. Aggression has a heritability of up to 47 %. Therefore, the hypothesis arose that aggression as a personality trait represents a risk factor for suicidal tendencies (also independent of psychiatric diseases) and that there are common genetic variants of suicidal behaviour and aggression. A genome-wide association study (GWAS) was performed in a healthy group of subjects, in which single nucleotide polymorphisms (SNPs) were examined for an association with the endophenotype "aggression". The SNPs most significantly associated with aggression were then examined for an association with suicidal behaviour in two groups of subjects with patients suffering from schizophrenia. There were 27 SNPs associated with aggression with p ≤ 0.0001, one of which showed an almost genome-wide significant association after Bonferroni correction. Further analysis of these top SNPs in the schizophrenic group revealed one significant association after multiple testing, one nominally significant association, and two SNPs with a trend towards an association with the suicide attempt phenotype. In a replication sample, one of the 4 SNPs showed a subliminal trend. The variance of suicidal behaviour that can be explained by SNPs of the GWAS "aggression" was 1.4 %. The results presented in this study allow the assumption that there is a common genetic background of aggressive behaviour and suicidality, and that aggression could contribute to the genetic variance of suicidal behaviour. New gene regions were detected that are significantly associated with aggression and may appear to have an impact on suicidal behaviour. Some of the SNPs are located in or near genes thought to be involved in neuronal development, including axonal pathfinding, axon outgrowth and GTPase activation. The extent to which the neurobiological mechanisms influence the genesis of aggression and suicidal tendencies remains to be determined. The results could be important for understanding the genetics of suicidality and personality traits, although further research in the area is needed. Additional studies in larger samples would be needed to increase the level of significance.
Not available
Frey, Sonja Katharina
2024
Deutsch
Universitätsbibliothek der Ludwig-Maximilians-Universität München
Frey, Sonja Katharina (2024): Assoziationsstudien zu Aggression und suizidalem Verhalten. Dissertation, LMU München: Medizinische Fakultät
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Abstract

Es wird angenommen, dass suizidales Verhalten ein multifaktorielles Geschehen ist, welches durch Interaktionen verschiedener Faktoren entsteht. Eine Heritabilität von bis zu 50 %, auch weitgehend unabhängig von psychiatrischen Erkrankungen, wurde detektiert. Persönlichkeitsmerkmale wie z. B. aggressives Verhalten gelten als intermediärer Phänotyp mit einer Heritabilität von bis zu 47 %. Daraus ergab sich die Hypothese, dass Aggression als Persönlichkeitsmerkmal auch unabhängig von einer psychiatrischen Diagnose einen Risikofaktor für Suizidalität darstellt und, dass es gemeinsame genetische Varianten suizidalen und aggressiven Verhaltens gibt. Es wurde eine Genomweite Assoziationsstudie (GWAS) in einer neuropsychiatrisch gesunden Probandengruppe durchgeführt, in der single nucleotide polymorphismen (SNPs) auf eine Assoziation mit dem Endophänotypen „Aggression“ untersucht wurden. Die dabei am signifikantesten mit Aggression assoziierten SNPs wurden im Anschluss auf eine Assoziation mit suizidalem Verhalten in zwei Gruppen mit an Schizophrenie erkrankten Patienten untersucht. Es fanden sich 27 mit Aggression assoziierte SNPs mit p ≤ 0,0001, wobei einer der SNPs eine nahezu genomweit signifikante Assoziation nach Bonferroni-Korrektur zeigte. Bei weiterer Analyse dieser vielversprechendsten SNPs in der Gruppe der schizophrenen Patienten zeigte sich eine signifikante Assoziation nach multiplem Testen des Weiteren eine nominal signifikante Assoziation und zwei Trends zu einer Assoziation mit dem Phänotyp „Suizidversuch“. In einer Replikationsstichprobe zeigte einer der 4 SNPs eine unterschwellige Tendenz. Die Varianz suizidalen Verhaltens, die durch SNPs der GWAS „Aggression“ erklärt werden kann, lag bei 1,4 %. Die in der vorliegenden Arbeit dargestellten Ergebnisse lassen die Annahme zu, dass es einen gemeinsamen genetischen Hintergrund aggressiven und suizidalen Verhaltens geben und Aggression einen Anteil an der genetischen Varianz suizidalen Verhaltens haben könnte. Es wurden neue Genbereiche detektiert, die signifikant mit Aggression assoziiert sind und möglicherweise einen Einfluss auf suizidales Verhalten zu haben scheinen. Einige der SNPs liegen in, bzw. in der Nähe von Genen, bei denen ein Zusammenhang mit der neuronalen Entwicklung, u. A. im Bereich der axonalen Wegfindung, des Axonwachstums und der GTPase-Aktivierung angenommen werden kann. Inwiefern die neurobiologischen Mechanismen Einfluss auf die Genese von Aggression und von Suizidalität nehmen, gilt es noch herauszufinden. Die Ergebnisse könnten somit für das Verständnis der Genetik der Suizidalität und von Persönlichkeitsmerkmalen wichtig sein, auch wenn weitere Forschung mit größeren Stichproben auf dem Gebiet notwendig ist.

Abstract

It is assumed that suicidal behaviour is a multifactorial event that arises from the interaction of various factors. A heritability of up to 50 % was detected, also largely independent of psychiatric diseases. Personality traits such as aggressive behaviour are considered as intermediate phenotypes. Aggression has a heritability of up to 47 %. Therefore, the hypothesis arose that aggression as a personality trait represents a risk factor for suicidal tendencies (also independent of psychiatric diseases) and that there are common genetic variants of suicidal behaviour and aggression. A genome-wide association study (GWAS) was performed in a healthy group of subjects, in which single nucleotide polymorphisms (SNPs) were examined for an association with the endophenotype "aggression". The SNPs most significantly associated with aggression were then examined for an association with suicidal behaviour in two groups of subjects with patients suffering from schizophrenia. There were 27 SNPs associated with aggression with p ≤ 0.0001, one of which showed an almost genome-wide significant association after Bonferroni correction. Further analysis of these top SNPs in the schizophrenic group revealed one significant association after multiple testing, one nominally significant association, and two SNPs with a trend towards an association with the suicide attempt phenotype. In a replication sample, one of the 4 SNPs showed a subliminal trend. The variance of suicidal behaviour that can be explained by SNPs of the GWAS "aggression" was 1.4 %. The results presented in this study allow the assumption that there is a common genetic background of aggressive behaviour and suicidality, and that aggression could contribute to the genetic variance of suicidal behaviour. New gene regions were detected that are significantly associated with aggression and may appear to have an impact on suicidal behaviour. Some of the SNPs are located in or near genes thought to be involved in neuronal development, including axonal pathfinding, axon outgrowth and GTPase activation. The extent to which the neurobiological mechanisms influence the genesis of aggression and suicidal tendencies remains to be determined. The results could be important for understanding the genetics of suicidality and personality traits, although further research in the area is needed. Additional studies in larger samples would be needed to increase the level of significance.