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Psychosoziale Belastungsfaktoren im Erkrankungsverlauf bei Jugendlichen mit psychischen Störungen
Psychosoziale Belastungsfaktoren im Erkrankungsverlauf bei Jugendlichen mit psychischen Störungen
Theoretischer Hintergrund und Ziele: Psychische Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen sind derzeit von größter gesundheitspolitischer Relevanz. Hinsichtlich der Ätiologie und Entwicklung der meisten psychischen Erkrankungen wird von einem multifaktoriellen Entstehungsmodell mit biopsychosozialem Wechselspiel von Risiko- und Schutzfaktoren ausgegangen. Die Erforschung dieser Einflussfaktoren, insbesondere bei psychisch erkrankten Jugendlichen, ist für Präventionsmaßnahmen und den Erkenntnisgewinn über mögliche Auswirkungen auf das Therapieergebnis wesentlich. Ziele dieser Studie waren Vergleiche der Ausprägungen identifizierter Risiko- und Schutzfaktoren zwischen einer Patientenstichprobe stationärer Jugendlicher und der Allgemeinbevölkerung. Zudem wurden die Ausprägungen der Faktoren zwischen den häufigsten Behandlungsdiagnosen der Patientenstichprobe verglichen sowie mögliche Zusammenhänge zwischen diesen Faktoren und einer psychischen Erkrankung analysiert. Material und Methodik: Im Rahmen der Routinediagnostik der Schön Klinik Roseneck wurden bei jugendlichen Patienten* (N = 451) nach stationärer Aufnahme anhand eines Online-Fragebogensets folgende Faktoren erfasst: Geschlecht, Alter und Behandlungsdiagnosen, derzeitige Tätigkeit und Schulart, Nationalität/Muttersprache, Wohnsituation und Tagesstruktur, Elterliche Konflikte, Familienanamnese, Onlinesuchtverhalten und Mediennutzung, Mobbing und Cybermobbing, Schulangst, Resilienz, Erziehungsverhalten, Tabak-, Alkohol- und Drogenkonsum, traumatische Erfahrungen, Stärken und Schwächen. Ergebnisse und Schlussfolgerungen: Die Ergebnisse bestätigten, dass der Großteil der erhobenen Risikofaktoren der Patientenstichprobe stärker ausgeprägt war als in der Allgemeinbevölkerung. Resilienz als Schutzfaktor wies hingegen deutlich geringere Werte auf. Große Unterschiede zeigten sich in den Themenbereichen Onlinesuchtverhalten (Nutzungsdauer) und Mediennutzung zur Gefühlsregulation, Mobbing, Schulangst, traumatische Erfahrungen (emotionaler Missbrauch) und Stärken und Schwächen (emotionale Probleme, Probleme mit Gleichaltrigen). Vor allem diese Risikofaktoren und die gering ausgeprägte Resilienz müssen in der Prävention und Therapie berücksichtigt werden. Im Vergleich zwischen den drei Hauptdiagnosegruppen Depression F32/F33, Anorexia nervosa F50.0/1 und Zwangsstörung F42 stellte sich heraus, dass depressive Patienten fast durchgehend eine größere Belastung zeigten. Daher können diese als Hochrisikogruppe hinsichtlich der untersuchten Risiko- und Schutzfaktoren angesehen werden. * In dieser Arbeit wird aus Gründen der besseren Lesbarkeit das generische Maskulinum verwendet.
Psychosoziale Belastungsfaktoren, Jugendliche, Psychische Störungen
Eder, Gabriele Valerie
2024
Deutsch
Universitätsbibliothek der Ludwig-Maximilians-Universität München
Eder, Gabriele Valerie (2024): Psychosoziale Belastungsfaktoren im Erkrankungsverlauf bei Jugendlichen mit psychischen Störungen. Dissertation, LMU München: Medizinische Fakultät
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Abstract

Theoretischer Hintergrund und Ziele: Psychische Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen sind derzeit von größter gesundheitspolitischer Relevanz. Hinsichtlich der Ätiologie und Entwicklung der meisten psychischen Erkrankungen wird von einem multifaktoriellen Entstehungsmodell mit biopsychosozialem Wechselspiel von Risiko- und Schutzfaktoren ausgegangen. Die Erforschung dieser Einflussfaktoren, insbesondere bei psychisch erkrankten Jugendlichen, ist für Präventionsmaßnahmen und den Erkenntnisgewinn über mögliche Auswirkungen auf das Therapieergebnis wesentlich. Ziele dieser Studie waren Vergleiche der Ausprägungen identifizierter Risiko- und Schutzfaktoren zwischen einer Patientenstichprobe stationärer Jugendlicher und der Allgemeinbevölkerung. Zudem wurden die Ausprägungen der Faktoren zwischen den häufigsten Behandlungsdiagnosen der Patientenstichprobe verglichen sowie mögliche Zusammenhänge zwischen diesen Faktoren und einer psychischen Erkrankung analysiert. Material und Methodik: Im Rahmen der Routinediagnostik der Schön Klinik Roseneck wurden bei jugendlichen Patienten* (N = 451) nach stationärer Aufnahme anhand eines Online-Fragebogensets folgende Faktoren erfasst: Geschlecht, Alter und Behandlungsdiagnosen, derzeitige Tätigkeit und Schulart, Nationalität/Muttersprache, Wohnsituation und Tagesstruktur, Elterliche Konflikte, Familienanamnese, Onlinesuchtverhalten und Mediennutzung, Mobbing und Cybermobbing, Schulangst, Resilienz, Erziehungsverhalten, Tabak-, Alkohol- und Drogenkonsum, traumatische Erfahrungen, Stärken und Schwächen. Ergebnisse und Schlussfolgerungen: Die Ergebnisse bestätigten, dass der Großteil der erhobenen Risikofaktoren der Patientenstichprobe stärker ausgeprägt war als in der Allgemeinbevölkerung. Resilienz als Schutzfaktor wies hingegen deutlich geringere Werte auf. Große Unterschiede zeigten sich in den Themenbereichen Onlinesuchtverhalten (Nutzungsdauer) und Mediennutzung zur Gefühlsregulation, Mobbing, Schulangst, traumatische Erfahrungen (emotionaler Missbrauch) und Stärken und Schwächen (emotionale Probleme, Probleme mit Gleichaltrigen). Vor allem diese Risikofaktoren und die gering ausgeprägte Resilienz müssen in der Prävention und Therapie berücksichtigt werden. Im Vergleich zwischen den drei Hauptdiagnosegruppen Depression F32/F33, Anorexia nervosa F50.0/1 und Zwangsstörung F42 stellte sich heraus, dass depressive Patienten fast durchgehend eine größere Belastung zeigten. Daher können diese als Hochrisikogruppe hinsichtlich der untersuchten Risiko- und Schutzfaktoren angesehen werden. * In dieser Arbeit wird aus Gründen der besseren Lesbarkeit das generische Maskulinum verwendet.