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Suizide per Holzkohlegrill im Sektionsgut des Instituts für Rechtsmedizin der LMU München in den Jahren 2008-2014 und 2015-2021
Suizide per Holzkohlegrill im Sektionsgut des Instituts für Rechtsmedizin der LMU München in den Jahren 2008-2014 und 2015-2021
In den Jahren 2008 bis 2014 wurden im Institut für Rechtsmedizin der Universität München 36 Fälle von Suizid mit Hilfe eines Holzkohlegrills obduziert und 17 Fälle zusätzlich als Leichenschau begutachtet. Der erste dokumentierte Fall stammt aus dem Jahr 2008, einen Student aus China. Die Daten zu den Leichenschauen stammen allesamt aus dem Einzugsgebiet der Staatsanwaltschaft München 1. Die Obduktionen wurden vorwiegend von den Staatsanwaltschaften München 1 (n=15) und München 2 (n=8) in Auftrag gegeben. Die Verstorbenen stammen folglich vorwiegend aus München Stadt und den Landkreisen um München. Die meisten Suizide mittels eines Holzkohlegrills erfolgten mit einer Fallzahl von je 12 Fällen im Jahr 2012 und 2014, gefolgt von den Jahren 2010 und 2008 mit je 10 Fällen, 5 Fällen im Jahr 2011 und je 4 Fällen in den Jahren 2008 und 2009. Der erste dokumentierte Fall im Institut für Rechtsmedizin München stammt aus dem Jahr 2008. Im selben Jahr fanden sich im Sektionsgut noch 3 weitere Fälle. Der Familienstand der Toten war in 57% ledig (n=30), gefolgt von verheiratet oder in Partnerschaft (n=10; 19%) und verwitwet (n=5; 9%). Am häufigsten wurden die Verstorbenen in ihrem Zuhause (n= 41; 77%) und von Angehörigen (n= 14; 26%) aufgefunden. Eine CO-Hb-Konzentration-Bestimmung wurde nur im Rahmen der Leicheneröffnung (n=36) durchgeführt, in 92% (n=33) der Fälle konnte auch ein Wert ermittelt werden. In 88% der Fälle (n=29) lag die CO-Hb-Konzentration bei mehr 70%. In 81% der Fälle (n=29) wurde eine Blut- oder Muskelalkoholbestimmung durchgeführt. In 11% (n=4) konnte kein Alkohol nachgewiesen werden. Der kleinste nachweisbare Blutalkoholspiegel lag bei 0,05‰, der höchste bei 2,1‰ im Blut. In 19% der Fälle (n=7) wurde kein Auftrag zur Bestimmung des Blutalkohols erteilt, in 11% (n=4) war auf Grund fortgeschrittener Leichenfäulnis kein Mittelwert zu ermitteln und in 8% (n=3) wurde eine Muskelalkoholkonzentration bestimmt. In 44% der Fälle (n=16) konnte ein zusätzlicher Konsum von Sedativa bei chemischtoxikologischen Untersuchungen belegt werden. In 8 Fällen waren dies Diphenhydramin und in weiteren Fällen Benzodiazepine (n=2), Antidepressiva (n=6) oder Neuroleptika (n=4). Die nachgewiesenen Konzentrationen im Blut waren für sich allein allesamt nicht geeignet den Tod herbeizuführen. In 36% der obduzierten Fälle (n=13) wurde eine psychiatrische Grunderkrankung dokumentiert. Darunter waren Depressionen (n=6), zweimal gepaart mit einer Suchterkrankung, und in einem Fall wurde eine Schizophrenie erwähnt. Bei den übrigen psychischen Erkrankungen wurde diese Angabe nicht weiter spezifiziert. Um einen besseren zeitlichen Verlauf aufzuzeigen wurden im Nachgang noch die Fälle der Jahre 2015 bis 2021 analysiert. In diesem Zeitraum wurden im Institut für Rechtsmedizin der Universität München weitere 66 Fälle von Suizid mit Hilfe eines Holzkohlegrills dokumentiert. Davon wurden 54,6% (n=36) obduziert und 45,5% (n=30) mittels äußerer Leichenschau begutachtet. Wie bereits im ersten beobachteten Zeitraum 2008 bis 2014, wurden die meisten Sektionen auch in den Jahren 2015 bis 2021 von der Staatsanwaltschaft München 1 in Auftrag gegeben (47%,n=17). Die zweitmeisten Aufträge kamen hier allerdings von der Staatsanwaltschaft Augsburg (n=7; 19%) und erst die drittmeisten Aufträge von der Staatsanwaltschaft München 2 (n=5; 14%). Die meisten Todesfälle wurden in den Jahren 2015 (n=15) und 2017 (n=16) verzeichnet, gefolgt von den Jahren 2016 (n=10), 2018 (n=8), 2019 (n=7), 2018 (n=6) und 2021 (n=4). Die Verstorbenen waren vorwiegend männlich (n=44 vs. n=22) und am häufigsten der Altersspanne der 40-49-jährigen zuzuordnen ( n=17, 29%). Die jüngsten Verstorbenen waren 2 Mädchen, jeweils 15 Jahre alt, und der älteste Verstorbene war ein 85 Jahre alter Mann. Insgesamt konnte gesehen werden, dass der Peak im Jahr 2012 und 2014 (je n=12) aus dem ersten Beobachtungszeitraum in den Jahren 2017 (n=16) und 2015 (n=15) nochmals überschritten wurde. In den folgenden Jahren kam es dann zu einem deutlichen Abfallen der Fallzahlen und erreichte im Jahr 2021 mit nur 4 Ereignissen einen Tiefpunkt, welcher dem Jahr 2008, dem Indexjahr, entspricht.
Suizide, Holzkohlegrill, Kohlenmonoxid
Pottmeyer-Richter, Angelika Eva Regina
2024
Deutsch
Universitätsbibliothek der Ludwig-Maximilians-Universität München
Pottmeyer-Richter, Angelika Eva Regina (2024): Suizide per Holzkohlegrill im Sektionsgut des Instituts für Rechtsmedizin der LMU München in den Jahren 2008-2014 und 2015-2021. Dissertation, LMU München: Medizinische Fakultät
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Abstract

In den Jahren 2008 bis 2014 wurden im Institut für Rechtsmedizin der Universität München 36 Fälle von Suizid mit Hilfe eines Holzkohlegrills obduziert und 17 Fälle zusätzlich als Leichenschau begutachtet. Der erste dokumentierte Fall stammt aus dem Jahr 2008, einen Student aus China. Die Daten zu den Leichenschauen stammen allesamt aus dem Einzugsgebiet der Staatsanwaltschaft München 1. Die Obduktionen wurden vorwiegend von den Staatsanwaltschaften München 1 (n=15) und München 2 (n=8) in Auftrag gegeben. Die Verstorbenen stammen folglich vorwiegend aus München Stadt und den Landkreisen um München. Die meisten Suizide mittels eines Holzkohlegrills erfolgten mit einer Fallzahl von je 12 Fällen im Jahr 2012 und 2014, gefolgt von den Jahren 2010 und 2008 mit je 10 Fällen, 5 Fällen im Jahr 2011 und je 4 Fällen in den Jahren 2008 und 2009. Der erste dokumentierte Fall im Institut für Rechtsmedizin München stammt aus dem Jahr 2008. Im selben Jahr fanden sich im Sektionsgut noch 3 weitere Fälle. Der Familienstand der Toten war in 57% ledig (n=30), gefolgt von verheiratet oder in Partnerschaft (n=10; 19%) und verwitwet (n=5; 9%). Am häufigsten wurden die Verstorbenen in ihrem Zuhause (n= 41; 77%) und von Angehörigen (n= 14; 26%) aufgefunden. Eine CO-Hb-Konzentration-Bestimmung wurde nur im Rahmen der Leicheneröffnung (n=36) durchgeführt, in 92% (n=33) der Fälle konnte auch ein Wert ermittelt werden. In 88% der Fälle (n=29) lag die CO-Hb-Konzentration bei mehr 70%. In 81% der Fälle (n=29) wurde eine Blut- oder Muskelalkoholbestimmung durchgeführt. In 11% (n=4) konnte kein Alkohol nachgewiesen werden. Der kleinste nachweisbare Blutalkoholspiegel lag bei 0,05‰, der höchste bei 2,1‰ im Blut. In 19% der Fälle (n=7) wurde kein Auftrag zur Bestimmung des Blutalkohols erteilt, in 11% (n=4) war auf Grund fortgeschrittener Leichenfäulnis kein Mittelwert zu ermitteln und in 8% (n=3) wurde eine Muskelalkoholkonzentration bestimmt. In 44% der Fälle (n=16) konnte ein zusätzlicher Konsum von Sedativa bei chemischtoxikologischen Untersuchungen belegt werden. In 8 Fällen waren dies Diphenhydramin und in weiteren Fällen Benzodiazepine (n=2), Antidepressiva (n=6) oder Neuroleptika (n=4). Die nachgewiesenen Konzentrationen im Blut waren für sich allein allesamt nicht geeignet den Tod herbeizuführen. In 36% der obduzierten Fälle (n=13) wurde eine psychiatrische Grunderkrankung dokumentiert. Darunter waren Depressionen (n=6), zweimal gepaart mit einer Suchterkrankung, und in einem Fall wurde eine Schizophrenie erwähnt. Bei den übrigen psychischen Erkrankungen wurde diese Angabe nicht weiter spezifiziert. Um einen besseren zeitlichen Verlauf aufzuzeigen wurden im Nachgang noch die Fälle der Jahre 2015 bis 2021 analysiert. In diesem Zeitraum wurden im Institut für Rechtsmedizin der Universität München weitere 66 Fälle von Suizid mit Hilfe eines Holzkohlegrills dokumentiert. Davon wurden 54,6% (n=36) obduziert und 45,5% (n=30) mittels äußerer Leichenschau begutachtet. Wie bereits im ersten beobachteten Zeitraum 2008 bis 2014, wurden die meisten Sektionen auch in den Jahren 2015 bis 2021 von der Staatsanwaltschaft München 1 in Auftrag gegeben (47%,n=17). Die zweitmeisten Aufträge kamen hier allerdings von der Staatsanwaltschaft Augsburg (n=7; 19%) und erst die drittmeisten Aufträge von der Staatsanwaltschaft München 2 (n=5; 14%). Die meisten Todesfälle wurden in den Jahren 2015 (n=15) und 2017 (n=16) verzeichnet, gefolgt von den Jahren 2016 (n=10), 2018 (n=8), 2019 (n=7), 2018 (n=6) und 2021 (n=4). Die Verstorbenen waren vorwiegend männlich (n=44 vs. n=22) und am häufigsten der Altersspanne der 40-49-jährigen zuzuordnen ( n=17, 29%). Die jüngsten Verstorbenen waren 2 Mädchen, jeweils 15 Jahre alt, und der älteste Verstorbene war ein 85 Jahre alter Mann. Insgesamt konnte gesehen werden, dass der Peak im Jahr 2012 und 2014 (je n=12) aus dem ersten Beobachtungszeitraum in den Jahren 2017 (n=16) und 2015 (n=15) nochmals überschritten wurde. In den folgenden Jahren kam es dann zu einem deutlichen Abfallen der Fallzahlen und erreichte im Jahr 2021 mit nur 4 Ereignissen einen Tiefpunkt, welcher dem Jahr 2008, dem Indexjahr, entspricht.