Logo Logo
Hilfe
Kontakt
Switch language to English
Implementierung eines Patient Blood Management Konzeptes und Auswirkung auf die perioperative Transfusionsrate
Implementierung eines Patient Blood Management Konzeptes und Auswirkung auf die perioperative Transfusionsrate
Eine präoperativ bestehende Anämie, aber auch die perioperative Gabe von Erythrozytenkonzentraten sind eigenständige und unabhängige Risikofaktoren für das Auftreten postoperativer Komplikationen sowie erhöhter Sterblichkeit. Patient Blood Management (PBM) ist ein multidisziplinäres, evidenzbasiertes Konzept zur rechtzeitigen Erkennung und Behandlung von Anämien, zur Reduktion von Blutverlusten, zur Verringerung des Einsatzes von Bluttransfusionen und damit zur Reduktion gravierender Komplikationen (89–92). PBM wird sowohl von der Weltgesundheitsorganisation als auch der Deutschen Gesellschaft für Anästhesie und Intensivmedizin empfohlen und ist somit ein weltweit etabliertes Konzept (2, 3, 89, 90, 93–95). In dieser Arbeit wurde die Implementierung eines solchen PBM-Konzeptes mit Schwerpunkt der Anämiediagnostik sowie Therapie mittels intravenöser Eisensubstitution begleitet sowie die Auswirkung auf die perioperative Transfusionsrate untersucht. Die vorliegende prospektive Beobachtungsstudie analysierte insgesamt 1121 Fälle, bei denen eine elektive orthopädische Operation mit einer hohen Transfusionswahrscheinlichkeit durchgeführt wurde. Das retrospektive Kontrollkollektiv (n = 423) vor der Einführung von PBM am Klinikum Großhadern aus dem Jahr 2015 wurde mit dem prospektiv untersuchten PBM-Kollektiv (n = 698) aus dem Jahr 2017 verglichen. Die Anämierate beim Kontrollkollektiv betrug 40% bei den Männern sowie 30% bei den Frauen im Vergleich zum PBM-Kollektiv mit 38% bzw. 24%. Davon lag der Anteil der Eisenmangelanämie beim PBM-Kollektiv bei 69% der Männer sowie 71% der Frauen. Die intravenöse Gabe von Eisencarboxymaltose bei Patient:innen des PBM-Kollektives zeigte einen signifikanten Hb-Wert-Anstieg von 16% bei den Männern (p < 0,01) sowie 7% bei den Frauen (p = 0,04) vom Prämedikations- zum präoperativen Zeitpunkt. Ebenso konnte für Ferritin eine Verachtfachung bei den Männern (p = 0,01) sowie eine Verelffachung bei den Frauen (p = 0,07) und für die Transferrinsättigung eine Verdopplung (p = 0,01) bzw. fast Verdreifachung (p = 0,11) festgestellt werden. Erythrozytenkonzentrate wurden beim Kontrollkollektiv bei 24% der Männer sowie 30% der Frauen im Gegensatz zum PBM-Kollektiv mit 23% bzw. 26% transfundiert. Dabei lag die Transfusionsrate anämer Männer mit 44% des Kontrollkollektives sowie 48% des PBM-Kollektives signifikant höher als die der Männer ohne Anämie mit 11% bzw. 9% (p < 0,01). Für die Frauen ergab sich ein gleicher signifikanter Unterschied mit 58% bzw. 57% im Vergleich zu 18% bzw. 16% (p < 0,01). Eine präoperative Anämie ist auch am Klinikum Großhadern der LMU München sowohl häufig als auch relevant und wird teilweise noch nicht ausreichend berücksichtigt. Eine intravenöse Eisensubstitution zur Prämedikation füllt die Eisenspeicher auf und verbessert den präoperativen Hb-Wert. Auch die anderen Säulen des Patient Blood Management Konzeptes sollten beachtet und das Konzept auf weitere Fachbereiche ausgedehnt werden, um Transfusionen zu reduzieren.
Patient Blood Management, Anämie, Eisenmangel, Transfusion, Eisencarboxymaltose
Heinrich, Annika
2024
Deutsch
Universitätsbibliothek der Ludwig-Maximilians-Universität München
Heinrich, Annika (2024): Implementierung eines Patient Blood Management Konzeptes und Auswirkung auf die perioperative Transfusionsrate. Dissertation, LMU München: Medizinische Fakultät
[thumbnail of Heinrich_Annika.pdf]
Vorschau
PDF
Heinrich_Annika.pdf

2MB

Abstract

Eine präoperativ bestehende Anämie, aber auch die perioperative Gabe von Erythrozytenkonzentraten sind eigenständige und unabhängige Risikofaktoren für das Auftreten postoperativer Komplikationen sowie erhöhter Sterblichkeit. Patient Blood Management (PBM) ist ein multidisziplinäres, evidenzbasiertes Konzept zur rechtzeitigen Erkennung und Behandlung von Anämien, zur Reduktion von Blutverlusten, zur Verringerung des Einsatzes von Bluttransfusionen und damit zur Reduktion gravierender Komplikationen (89–92). PBM wird sowohl von der Weltgesundheitsorganisation als auch der Deutschen Gesellschaft für Anästhesie und Intensivmedizin empfohlen und ist somit ein weltweit etabliertes Konzept (2, 3, 89, 90, 93–95). In dieser Arbeit wurde die Implementierung eines solchen PBM-Konzeptes mit Schwerpunkt der Anämiediagnostik sowie Therapie mittels intravenöser Eisensubstitution begleitet sowie die Auswirkung auf die perioperative Transfusionsrate untersucht. Die vorliegende prospektive Beobachtungsstudie analysierte insgesamt 1121 Fälle, bei denen eine elektive orthopädische Operation mit einer hohen Transfusionswahrscheinlichkeit durchgeführt wurde. Das retrospektive Kontrollkollektiv (n = 423) vor der Einführung von PBM am Klinikum Großhadern aus dem Jahr 2015 wurde mit dem prospektiv untersuchten PBM-Kollektiv (n = 698) aus dem Jahr 2017 verglichen. Die Anämierate beim Kontrollkollektiv betrug 40% bei den Männern sowie 30% bei den Frauen im Vergleich zum PBM-Kollektiv mit 38% bzw. 24%. Davon lag der Anteil der Eisenmangelanämie beim PBM-Kollektiv bei 69% der Männer sowie 71% der Frauen. Die intravenöse Gabe von Eisencarboxymaltose bei Patient:innen des PBM-Kollektives zeigte einen signifikanten Hb-Wert-Anstieg von 16% bei den Männern (p < 0,01) sowie 7% bei den Frauen (p = 0,04) vom Prämedikations- zum präoperativen Zeitpunkt. Ebenso konnte für Ferritin eine Verachtfachung bei den Männern (p = 0,01) sowie eine Verelffachung bei den Frauen (p = 0,07) und für die Transferrinsättigung eine Verdopplung (p = 0,01) bzw. fast Verdreifachung (p = 0,11) festgestellt werden. Erythrozytenkonzentrate wurden beim Kontrollkollektiv bei 24% der Männer sowie 30% der Frauen im Gegensatz zum PBM-Kollektiv mit 23% bzw. 26% transfundiert. Dabei lag die Transfusionsrate anämer Männer mit 44% des Kontrollkollektives sowie 48% des PBM-Kollektives signifikant höher als die der Männer ohne Anämie mit 11% bzw. 9% (p < 0,01). Für die Frauen ergab sich ein gleicher signifikanter Unterschied mit 58% bzw. 57% im Vergleich zu 18% bzw. 16% (p < 0,01). Eine präoperative Anämie ist auch am Klinikum Großhadern der LMU München sowohl häufig als auch relevant und wird teilweise noch nicht ausreichend berücksichtigt. Eine intravenöse Eisensubstitution zur Prämedikation füllt die Eisenspeicher auf und verbessert den präoperativen Hb-Wert. Auch die anderen Säulen des Patient Blood Management Konzeptes sollten beachtet und das Konzept auf weitere Fachbereiche ausgedehnt werden, um Transfusionen zu reduzieren.