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Geschlechtsspezifische Zusammenhänge zwischen Blutdruck, Blutgerinnung und Blutlipiden
Geschlechtsspezifische Zusammenhänge zwischen Blutdruck, Blutgerinnung und Blutlipiden
Kardiovaskuläre Erkrankungen stellen weltweit und vor allem in industrialisierten Ländern die Hauptursachen für Morbidität und Mortalität dar und gehören damit zu den global bedeutendsten Erkrankungen. Das kardiovaskuläre Risiko bezeichnet die Wahrscheinlichkeit, an kardiovaskulären Erkrankungen wie z.B. Herzinfarkt, Schlaganfall oder pAVK zu erkranken. Als Hauptrisikofaktoren für kardiovaskuläre Erkrankungen gelten unter anderem Bluthochdruck und Fettstoffwechselstörungen. Diese erhöhen das Risiko für eine Atherosklerose, wodurch das Risiko u.a. für eine koronare Herzerkrankung steigt. Arteriosklerotische Wandveränderungen und damit verbundene thrombotische Auflagerungen begünstigen eine systemisch als auch lokal bestehende Aktivierung von Hämostasesystemen und eine Störung der Fibrinolyse. Die vorliegende Arbeit, bestehend aus zwei Publikationen, ging deshalb der Frage nach, ob die kardiovaskulären Risikofaktoren Bluthochdruck und Fettstoffwechselstörungen einen Zusammenhang mit Blutgerinnungsparametern zeigen. Die Arbeit stützte sich auf einen Datensatz, der im Rahmen der KORA Fit-Studie erhoben wurde. KORA bedeutet Kooperative Gesundheitsforschung in der Region Augsburg. Dabei wurden zwischen 2017 und 2019 Daten bei gut 800 Studienteilnehmern, die zwischen 1945 und 1964 geboren waren, Befragungen durchgeführt sowie Untersuchungen und Labordaten erhoben. In beiden Publikationen wurden neben deskriptiven Analysen die Zusammenhänge zwischen den Blutdruckexpositionen (systolischer, diastolischer und Pulsdruck) bzw. den Lipidparametern (Gesamtcholesterin, HDL-Cholesterin, LDL-Cholesterin, Non HDL-Cholesterin, Triglyzeride) und den Gerinnungsparametern INR, aPTT, Antithrombin III, Fibrinogen, D-Dimer, Protein C, Protein S und Faktor VIII als Outcomes mittels multivariabler linearer Regressionsmodelle untersucht. Die Modelle wurden für eine Reihe von Confoundern, wie z.B. Alter, Taillenumfang, körperliche Aktivität in der Freizeit, Alkoholkonsum, sozioökonomischen Status, BMI, Diabetes, Raucherstatus etc. adjustiert. Personen, die mit gerinnungshemmenden Medikamenten behandelt wurden, wurden von den Analysen ausgeschlossen. Ein Hauptfokus der Arbeit lag auf geschlechtsspezifischen Auswertungen. Im Rahmen der ersten Arbeit ergaben sich Unterschiede bei Männern mit bzw. ohne Hypertonie in Bezug auf die Gerinnungsparameter Fibrinogen und Faktor VIII-Aktivität. Bei den Frauen zeigten sich entsprechend statistisch signifikante Unterschiede bei den Parametern Fibrinogen, D-Dimere, Protein S-Aktivität und Faktor VIII-Aktivität. Die Analyse mittels linearer Regression zeigte bei den Männern keine signifikanten Assoziationen zwischen Blutdruck- und Blutgerinnungsparametern. Bei Frauen zeigte sich eine signifikant positive Assoziation zwischen systolischem Blutdruck und D-Dimer-Leveln. In der zweiten Arbeit konnten ebenfalls signifikante Unterschiede zwischen Männern und Frauen festgestellt werden: Bei Männern war Gesamt-Cholesterin invers mit aPTT, aber positiv mit der Protein C-Aktivität assoziiert. HDL-Cholesterin war bezogen auf aPTT und Fibrinogen invers assoziiert. LDL-Cholesterin, Non HDL-Cholesterin und Triglyzeride zeigten eine positive Assoziation mit Protein C- und Protein S-Aktivitäten. Bei Frauen zeigten LDL-Cholesterin, Gesamtcholesterin und Non HDL-Cholesterin einen positiven Zusammenhang mit AT III-Konzentrationen und Protein C- und S-Aktivitäten. Zusätzlich war Non-HDL-Cholesterin positiv assoziiert mit der Faktor VIII-Aktivität, HDL-Cholesterin und invers mit Fibrinogen. Triglyzeride zeigten einen positiven Zusammenhang mit der Protein C-Aktivität. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sich in beiden Arbeiten deutliche geschlechtsspezifische Assoziationen zeigten. Die weitere Erforschung und Ausarbeitung dieser Unterschiede muss eine wichtige Rolle bei zukünftigen Studien spielen, um sowohl kardiovaskuläre Risiken als auch die Einflüsse von Serumlipiden in Bezug auf die Blutgerinnung bei Männern und Frauen aus der Allgemeinbevölkerung besser verstehen zu können., Cardiovascular diseases are the main causes of morbidity and mortality worldwide, especially in industrialized countries, and are therefore among the most important diseases worldwide. Cardiovascular risk refers to the probability of developing cardiovascular diseases such as myocardial infarction, stroke, or peripheral arterial disease. The main risk factors for cardiovascular disease include high blood pressure and dyslipidemia. These increase the risk of atherosclerosis, which increases the risk of coronary heart disease, among other things. Arteriosclerotic wall changes and associated thrombotic deposits favor a systemic as well as local activation of hemostasis systems and a disturbance of fibrinolysis. The present study, consisting of two publications, therefore investigated whether the cardiovascular risk factors hypertension and dyslipidemia are related to blood coagulation parameters. The work was based on data collected as part of the KORA Fit study. KORA stands for Cooperative Health Research in the Augsburg Region. Between 2017 and 2019, data were collected from about 800 study participants born between 1945 and 1964, surveys were conducted, and examinations and laboratory data were collected. In both publications, in addition to descriptive analyses, the associations between blood pressure exposures (systolic, diastolic and pulse pressure) as well as lipid parameters (total cholesterol, HDL cholesterol, LDL cholesterol, non-HDL cholesterol, triglycerides) and the coagulation parameters INR, aPTT, antithrombin III, fibrinogen, D-dimer, protein C, protein S and factor VIII as outcomes were investigated using multivariable linear regression models. The models were adjusted for a number of confounders, such as age, waist circumference, leisure-time physical activity, alcohol consumption, socioeconomic status, BMI, diabetes, smoking status, etc. Individuals treated with anticoagulant medications were excluded from the analyses. A main focus of the work was on gender-specific evaluations. In the first study, differences were found in men with and without hypertension with regard to the coagulation parameters fibrinogen and factor VIII activity. In women, statistically significant differences were found for the parameters fibrinogen, D-dimer, protein S activity, and factor VIII activity. Linear regression analysis showed no significant associations between blood pressure and coagulation parameters in men. In women, there was a significant positive association between systolic blood pressure and D-dimer levels. In the second work, significant differences were also found between men and women: In men, total cholesterol was inversely associated with aPTT but posi-tively associated with protein C activity. HDL cholesterol was inversely associated related to aPTT and fibrinogen. LDL cholesterol, non HDL-cholesterol, and triglycerides showed a positive association with protein C and protein S activities. In women, LDL cholesterol, total cholesterol, and non HDL-cholesterol showed a positive association with AT III concentrations and protein C and S activities. In addition, non HDL cholesterol was positively associated with factor VIII activity, HDL cholesterol and inversely with fibrinogen. Triglycerides showed a positive association with protein C activity. In conclusion, significant gender differences were evident in both investigations. Further exploration and elaboration of these differences must play an important role in future studies to better understand both cardiovascular risks and the influences of serum lipids in relation to blood coagulation in men and women from the general population.
Atherosklerose, Blutgerinnung, Bluthochdruck, Blutlipide, KORA
Vogel von Falckenstein, Johannes
2024
Deutsch
Universitätsbibliothek der Ludwig-Maximilians-Universität München
Vogel von Falckenstein, Johannes (2024): Geschlechtsspezifische Zusammenhänge zwischen Blutdruck, Blutgerinnung und Blutlipiden. Dissertation, LMU München: Medizinische Fakultät
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Abstract

Kardiovaskuläre Erkrankungen stellen weltweit und vor allem in industrialisierten Ländern die Hauptursachen für Morbidität und Mortalität dar und gehören damit zu den global bedeutendsten Erkrankungen. Das kardiovaskuläre Risiko bezeichnet die Wahrscheinlichkeit, an kardiovaskulären Erkrankungen wie z.B. Herzinfarkt, Schlaganfall oder pAVK zu erkranken. Als Hauptrisikofaktoren für kardiovaskuläre Erkrankungen gelten unter anderem Bluthochdruck und Fettstoffwechselstörungen. Diese erhöhen das Risiko für eine Atherosklerose, wodurch das Risiko u.a. für eine koronare Herzerkrankung steigt. Arteriosklerotische Wandveränderungen und damit verbundene thrombotische Auflagerungen begünstigen eine systemisch als auch lokal bestehende Aktivierung von Hämostasesystemen und eine Störung der Fibrinolyse. Die vorliegende Arbeit, bestehend aus zwei Publikationen, ging deshalb der Frage nach, ob die kardiovaskulären Risikofaktoren Bluthochdruck und Fettstoffwechselstörungen einen Zusammenhang mit Blutgerinnungsparametern zeigen. Die Arbeit stützte sich auf einen Datensatz, der im Rahmen der KORA Fit-Studie erhoben wurde. KORA bedeutet Kooperative Gesundheitsforschung in der Region Augsburg. Dabei wurden zwischen 2017 und 2019 Daten bei gut 800 Studienteilnehmern, die zwischen 1945 und 1964 geboren waren, Befragungen durchgeführt sowie Untersuchungen und Labordaten erhoben. In beiden Publikationen wurden neben deskriptiven Analysen die Zusammenhänge zwischen den Blutdruckexpositionen (systolischer, diastolischer und Pulsdruck) bzw. den Lipidparametern (Gesamtcholesterin, HDL-Cholesterin, LDL-Cholesterin, Non HDL-Cholesterin, Triglyzeride) und den Gerinnungsparametern INR, aPTT, Antithrombin III, Fibrinogen, D-Dimer, Protein C, Protein S und Faktor VIII als Outcomes mittels multivariabler linearer Regressionsmodelle untersucht. Die Modelle wurden für eine Reihe von Confoundern, wie z.B. Alter, Taillenumfang, körperliche Aktivität in der Freizeit, Alkoholkonsum, sozioökonomischen Status, BMI, Diabetes, Raucherstatus etc. adjustiert. Personen, die mit gerinnungshemmenden Medikamenten behandelt wurden, wurden von den Analysen ausgeschlossen. Ein Hauptfokus der Arbeit lag auf geschlechtsspezifischen Auswertungen. Im Rahmen der ersten Arbeit ergaben sich Unterschiede bei Männern mit bzw. ohne Hypertonie in Bezug auf die Gerinnungsparameter Fibrinogen und Faktor VIII-Aktivität. Bei den Frauen zeigten sich entsprechend statistisch signifikante Unterschiede bei den Parametern Fibrinogen, D-Dimere, Protein S-Aktivität und Faktor VIII-Aktivität. Die Analyse mittels linearer Regression zeigte bei den Männern keine signifikanten Assoziationen zwischen Blutdruck- und Blutgerinnungsparametern. Bei Frauen zeigte sich eine signifikant positive Assoziation zwischen systolischem Blutdruck und D-Dimer-Leveln. In der zweiten Arbeit konnten ebenfalls signifikante Unterschiede zwischen Männern und Frauen festgestellt werden: Bei Männern war Gesamt-Cholesterin invers mit aPTT, aber positiv mit der Protein C-Aktivität assoziiert. HDL-Cholesterin war bezogen auf aPTT und Fibrinogen invers assoziiert. LDL-Cholesterin, Non HDL-Cholesterin und Triglyzeride zeigten eine positive Assoziation mit Protein C- und Protein S-Aktivitäten. Bei Frauen zeigten LDL-Cholesterin, Gesamtcholesterin und Non HDL-Cholesterin einen positiven Zusammenhang mit AT III-Konzentrationen und Protein C- und S-Aktivitäten. Zusätzlich war Non-HDL-Cholesterin positiv assoziiert mit der Faktor VIII-Aktivität, HDL-Cholesterin und invers mit Fibrinogen. Triglyzeride zeigten einen positiven Zusammenhang mit der Protein C-Aktivität. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sich in beiden Arbeiten deutliche geschlechtsspezifische Assoziationen zeigten. Die weitere Erforschung und Ausarbeitung dieser Unterschiede muss eine wichtige Rolle bei zukünftigen Studien spielen, um sowohl kardiovaskuläre Risiken als auch die Einflüsse von Serumlipiden in Bezug auf die Blutgerinnung bei Männern und Frauen aus der Allgemeinbevölkerung besser verstehen zu können.

Abstract

Cardiovascular diseases are the main causes of morbidity and mortality worldwide, especially in industrialized countries, and are therefore among the most important diseases worldwide. Cardiovascular risk refers to the probability of developing cardiovascular diseases such as myocardial infarction, stroke, or peripheral arterial disease. The main risk factors for cardiovascular disease include high blood pressure and dyslipidemia. These increase the risk of atherosclerosis, which increases the risk of coronary heart disease, among other things. Arteriosclerotic wall changes and associated thrombotic deposits favor a systemic as well as local activation of hemostasis systems and a disturbance of fibrinolysis. The present study, consisting of two publications, therefore investigated whether the cardiovascular risk factors hypertension and dyslipidemia are related to blood coagulation parameters. The work was based on data collected as part of the KORA Fit study. KORA stands for Cooperative Health Research in the Augsburg Region. Between 2017 and 2019, data were collected from about 800 study participants born between 1945 and 1964, surveys were conducted, and examinations and laboratory data were collected. In both publications, in addition to descriptive analyses, the associations between blood pressure exposures (systolic, diastolic and pulse pressure) as well as lipid parameters (total cholesterol, HDL cholesterol, LDL cholesterol, non-HDL cholesterol, triglycerides) and the coagulation parameters INR, aPTT, antithrombin III, fibrinogen, D-dimer, protein C, protein S and factor VIII as outcomes were investigated using multivariable linear regression models. The models were adjusted for a number of confounders, such as age, waist circumference, leisure-time physical activity, alcohol consumption, socioeconomic status, BMI, diabetes, smoking status, etc. Individuals treated with anticoagulant medications were excluded from the analyses. A main focus of the work was on gender-specific evaluations. In the first study, differences were found in men with and without hypertension with regard to the coagulation parameters fibrinogen and factor VIII activity. In women, statistically significant differences were found for the parameters fibrinogen, D-dimer, protein S activity, and factor VIII activity. Linear regression analysis showed no significant associations between blood pressure and coagulation parameters in men. In women, there was a significant positive association between systolic blood pressure and D-dimer levels. In the second work, significant differences were also found between men and women: In men, total cholesterol was inversely associated with aPTT but posi-tively associated with protein C activity. HDL cholesterol was inversely associated related to aPTT and fibrinogen. LDL cholesterol, non HDL-cholesterol, and triglycerides showed a positive association with protein C and protein S activities. In women, LDL cholesterol, total cholesterol, and non HDL-cholesterol showed a positive association with AT III concentrations and protein C and S activities. In addition, non HDL cholesterol was positively associated with factor VIII activity, HDL cholesterol and inversely with fibrinogen. Triglycerides showed a positive association with protein C activity. In conclusion, significant gender differences were evident in both investigations. Further exploration and elaboration of these differences must play an important role in future studies to better understand both cardiovascular risks and the influences of serum lipids in relation to blood coagulation in men and women from the general population.