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Münchener Implantatallergiesprechstunde. eine Auswertung von 1500 Patientenfällen
Münchener Implantatallergiesprechstunde. eine Auswertung von 1500 Patientenfällen
Die dieser Arbeit zugrundenliegende Datenbank stammt aus den Untersuchungen der Münchner Spezialsprechstunde für Materialunverträglichkeiten der Arbeitsgruppe für allergologisch-immunologische Aspekte der Implantatmaterial-Verträglichkeit „AllergoMat“ an der Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Allergologie der Ludwigs-Maximilian- Universität München. Insgesamt wurden 1500 Patientendaten (1057 Frauen und 443 Männer) aus dem Zeitraum von 2012-2019 analysiert und auf möglich bestehende Auffälligkeiten untersucht. Als Ziel der Arbeit wurde die Beschreibung der Charakteristika vorstelliger Patienten, etwaige Zusammenhänge mit bestehenden Beschwerdebildern und die Aussagekraft anamnestisch erhobener Daten in Zusammenschau mit gewonnen Erkenntnissen aus ECT und LTT gesetzt. Die im Rahmen der Sprechstunde gewonnenen anamnestischen Daten, sowie Ergebnisse der Testungen wurden in der SPSS-Datenbank der Arbeitsgruppe abgelegt. Zunächst erfolgte eine Eingrenzung dieser Daten auf einen repräsentativen Zeitraum mit einer ausreichenden Anzahl auswertbarer Datensätze. Folgend wurde über die Abfragen von Häufigkeiten und Kreuztabellen, in Verbindung mit der Signifikanztestung Chi-Quadrat nach Pearson, die Datenbank analysiert. Die hier getätigten Abfragen wurden einerseits gezielt gewählt, um einen Vergleich mit Angaben aus bereits bestehender Literatur zu ermöglichen, andererseits wurden weitere Abfragekombinationen getätigt, welche eigenständige Werte lieferten. Bei der Analyse von 1500 Patientendaten zeigten sich weibliche Patienten signifikant häufiger von atopischen Krankheitsbildern wie Heuschnupfen, Asthma, Neurodermitis und kutaner Metallunverträglichkeit betroffen. Auch die Testergebnisse aus dem ECT für Nickel (32,9% weiblich vs. 10,3% männlich) und Kobalt (12,0% vs. 7,2%) sowie die Ergebnisse aus LTT für Nickel (43,8% vs. 15,7%), Kobalt (2,0% vs. 1,1%) und Chrom (3,3% vs. 1,6%) waren signifikant häufiger bei Frauen als bei Männern. Im ECT auf Chrom zeigte sich hingegen eine ausgeglichene Verteilung positiver Reaktionen (7,8% vs. 7,7%). Gesamt zeigen sich diese Ergebnisse jedoch deutlich erhöht gegenüber der durchschnittlichen Bevölkerung. Weitere Auffälligkeiten zeigten sich in der Koinzidenz aus ECT und LTT, wobei übereinstimmende Ergebnisse für Kobalt in 89,6% und Chrom in 91,0% der Untersuchungen gefunden wurden, jedoch bei Nickel mit 74,5% nur in etwa 3 von 4 Fällen. Eine anamnestisch angegebene kutane Metallunverträglichkeit zeigte sich durch die Ergebnisse des ECT nur in etwa der Hälfte bestätigt (50,8%), wohingegen die Verneinung einer KMU im Fragebogen in 80,5% der Fälle bestätigt werden konnte. Die Diagnose „Hinweis auf Allergie“ wurde durch die Arbeitsgruppe für 606 Patienten (40,8%) gestellt. Patienten mit der Diagnose „Hinweis auf Allergie“ gaben jedoch häufiger an beschwerdefrei zu sein, als aktuell unter Beschwerden im Zusammenhang mit Implantaten leiden. Von allen Patienten wurden zum Zeitpunkt der Untersuchung in 602 (57,0%) Fällen Beschwerden angegeben. Diese zeigten sich vor allem in Form von Schmerz, Bewegungseinschränkung, Schwellung und Zahnbeschwerden. Implantatträger, deren Implantate ohne Einsatz von Zement inseriert wurden, zeigten sich deutlich häufiger beschwerdefrei als Träger zementierter Implantate (24,6% vs. 4,1%). Die Vorhersage von Implantatbeschwerden aufgrund von Materialunverträglichkeiten ist durch den nötigen personellen und technischen Anspruch kostenintensiv und zeitaufwändig. Zudem ist nicht sicher festzustellen ob aus dem Hinweis auf Allergie sicher auch klinische Problematiken resultieren. Eine allergologische Abklärung sollte daher in Fällen mit begründetem Verdacht oder bei Patienten mit persistierenden Beschwerden nach Ausschluss möglicher Differentialdiagnosen stattfinden. Da in der Spezialsprechstunde Patienten mit bestehenden Beschwerden oder begründetem Verdacht auf Allergie vorstellig werden, sollte in einer zukünftigen Studie gezielt beschwerdefreie Implantatträger in die Untersuchung mit einbezogen werden., The database underlying this work originates from the investigations of the Munich Special Consultation for material intolerances of the Working Group for Allergological-Immunological Aspects of Implant material intolerances "AllergoMat" at the Clinic and Polyclinic for Dermatology and Allergology of the Ludwig Maximilian University Munich. A total of 1500 patient data (1057 women and 443 men) from the period 2012-2019 were analyzed and examined for possible existing abnormalities. The aim of the work was to describe the characteristics of presenting patients, possible correlations with existing complaints and the significance of data collected from the medical history in conjunction with the findings from the epicutaneous test and lymphocyte transformation test. The anamnestic data obtained during the consultation and the results of the tests were stored in the SPSS database of the working group. First, these data were narrowed down to a representative period with a sufficient number of analyzable data sets. Subsequently, the database was analyzed by means of queries of frequencies and cross-tabulations, in connection with the significance test chi-square according to Pearson. On the one hand, the queries made here were selected specifically to enable a comparison with data from existing literature, and on the other hand, further query combinations were made which provided independent values. In the analysis of 1500 patient data, female patients were significantly more frequently affected by atopic clinical pictures such as hay fever, asthma, neurodermatitis and cutaneous metal intolerance. Test results from ECT for nickel (32.9% female vs. 10.3% male) and cobalt (12.0% vs. 7.2%) and results from LTT for nickel (43.8% vs. 15.7%), cobalt (2.0% vs. 1.1%), and chromium (3.3% vs. 1.6%) were also significantly more common in females than in males. In contrast, the epicutaneous test for chromium showed a balanced distribution of positive reactions (7.8% vs. 7.7%). Overall, however, these results show significantly increased compared to the average population. Further abnormalities were seen in the coincidence from ECT and LTT, with concordant results for cobalt found in 89.6% and chromium in 91.0% of the examinations, but for nickel with 74.5% only in about 3 of 4 cases. An anamnestically indicated cutaneous metal intolerance was confirmed by the results of the ECT only in about half (50.8%), whereas the denial of an cutaneous metal intolerance in the questionnaire could be confirmed in 80.5% of the cases. The diagnosis "indication of allergy" was made by the working group for 606 patients (40.8%). However, patients with a diagnosis of allergy were more likely to be free of symptoms than to be currently suffering from implant- related complaints. Of all patients, complaints were reported in 602 (57.0%) cases at the time of the examination. These were mainly in the form of pain, limitation of movement, swelling and tooth discomfort. Implant carriers whose implants were placed without the use of cement were significantly more likely to be free of complaints than carriers of cemented implants (24.6% vs. 4.1%). The prediction of implant complaints due to material incompatibilities is cost-intensive and time-consuming due to the necessary personnel and technical requirements. In addition, it is not possible to determine with certainty whether clinical problems will result from the indication of allergy. Therefore, an allergological clarification should take place in cases with justified suspicion or in patients with persistent complaints after exclusion of possible differential diagnoses. Since patients with existing complaints or a well-founded suspicion of allergy present at the special consultation, a future study should specifically include symptom-free implant carriers in the examination.
Implantatallergie, kutane Metalluverträglichkeit, Epikutantest, Lymphozytentransformationstest
Diewald, Vinzenz Korbinian
2024
Deutsch
Universitätsbibliothek der Ludwig-Maximilians-Universität München
Diewald, Vinzenz Korbinian (2024): Münchener Implantatallergiesprechstunde: eine Auswertung von 1500 Patientenfällen. Dissertation, LMU München: Medizinische Fakultät
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Abstract

Die dieser Arbeit zugrundenliegende Datenbank stammt aus den Untersuchungen der Münchner Spezialsprechstunde für Materialunverträglichkeiten der Arbeitsgruppe für allergologisch-immunologische Aspekte der Implantatmaterial-Verträglichkeit „AllergoMat“ an der Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Allergologie der Ludwigs-Maximilian- Universität München. Insgesamt wurden 1500 Patientendaten (1057 Frauen und 443 Männer) aus dem Zeitraum von 2012-2019 analysiert und auf möglich bestehende Auffälligkeiten untersucht. Als Ziel der Arbeit wurde die Beschreibung der Charakteristika vorstelliger Patienten, etwaige Zusammenhänge mit bestehenden Beschwerdebildern und die Aussagekraft anamnestisch erhobener Daten in Zusammenschau mit gewonnen Erkenntnissen aus ECT und LTT gesetzt. Die im Rahmen der Sprechstunde gewonnenen anamnestischen Daten, sowie Ergebnisse der Testungen wurden in der SPSS-Datenbank der Arbeitsgruppe abgelegt. Zunächst erfolgte eine Eingrenzung dieser Daten auf einen repräsentativen Zeitraum mit einer ausreichenden Anzahl auswertbarer Datensätze. Folgend wurde über die Abfragen von Häufigkeiten und Kreuztabellen, in Verbindung mit der Signifikanztestung Chi-Quadrat nach Pearson, die Datenbank analysiert. Die hier getätigten Abfragen wurden einerseits gezielt gewählt, um einen Vergleich mit Angaben aus bereits bestehender Literatur zu ermöglichen, andererseits wurden weitere Abfragekombinationen getätigt, welche eigenständige Werte lieferten. Bei der Analyse von 1500 Patientendaten zeigten sich weibliche Patienten signifikant häufiger von atopischen Krankheitsbildern wie Heuschnupfen, Asthma, Neurodermitis und kutaner Metallunverträglichkeit betroffen. Auch die Testergebnisse aus dem ECT für Nickel (32,9% weiblich vs. 10,3% männlich) und Kobalt (12,0% vs. 7,2%) sowie die Ergebnisse aus LTT für Nickel (43,8% vs. 15,7%), Kobalt (2,0% vs. 1,1%) und Chrom (3,3% vs. 1,6%) waren signifikant häufiger bei Frauen als bei Männern. Im ECT auf Chrom zeigte sich hingegen eine ausgeglichene Verteilung positiver Reaktionen (7,8% vs. 7,7%). Gesamt zeigen sich diese Ergebnisse jedoch deutlich erhöht gegenüber der durchschnittlichen Bevölkerung. Weitere Auffälligkeiten zeigten sich in der Koinzidenz aus ECT und LTT, wobei übereinstimmende Ergebnisse für Kobalt in 89,6% und Chrom in 91,0% der Untersuchungen gefunden wurden, jedoch bei Nickel mit 74,5% nur in etwa 3 von 4 Fällen. Eine anamnestisch angegebene kutane Metallunverträglichkeit zeigte sich durch die Ergebnisse des ECT nur in etwa der Hälfte bestätigt (50,8%), wohingegen die Verneinung einer KMU im Fragebogen in 80,5% der Fälle bestätigt werden konnte. Die Diagnose „Hinweis auf Allergie“ wurde durch die Arbeitsgruppe für 606 Patienten (40,8%) gestellt. Patienten mit der Diagnose „Hinweis auf Allergie“ gaben jedoch häufiger an beschwerdefrei zu sein, als aktuell unter Beschwerden im Zusammenhang mit Implantaten leiden. Von allen Patienten wurden zum Zeitpunkt der Untersuchung in 602 (57,0%) Fällen Beschwerden angegeben. Diese zeigten sich vor allem in Form von Schmerz, Bewegungseinschränkung, Schwellung und Zahnbeschwerden. Implantatträger, deren Implantate ohne Einsatz von Zement inseriert wurden, zeigten sich deutlich häufiger beschwerdefrei als Träger zementierter Implantate (24,6% vs. 4,1%). Die Vorhersage von Implantatbeschwerden aufgrund von Materialunverträglichkeiten ist durch den nötigen personellen und technischen Anspruch kostenintensiv und zeitaufwändig. Zudem ist nicht sicher festzustellen ob aus dem Hinweis auf Allergie sicher auch klinische Problematiken resultieren. Eine allergologische Abklärung sollte daher in Fällen mit begründetem Verdacht oder bei Patienten mit persistierenden Beschwerden nach Ausschluss möglicher Differentialdiagnosen stattfinden. Da in der Spezialsprechstunde Patienten mit bestehenden Beschwerden oder begründetem Verdacht auf Allergie vorstellig werden, sollte in einer zukünftigen Studie gezielt beschwerdefreie Implantatträger in die Untersuchung mit einbezogen werden.

Abstract

The database underlying this work originates from the investigations of the Munich Special Consultation for material intolerances of the Working Group for Allergological-Immunological Aspects of Implant material intolerances "AllergoMat" at the Clinic and Polyclinic for Dermatology and Allergology of the Ludwig Maximilian University Munich. A total of 1500 patient data (1057 women and 443 men) from the period 2012-2019 were analyzed and examined for possible existing abnormalities. The aim of the work was to describe the characteristics of presenting patients, possible correlations with existing complaints and the significance of data collected from the medical history in conjunction with the findings from the epicutaneous test and lymphocyte transformation test. The anamnestic data obtained during the consultation and the results of the tests were stored in the SPSS database of the working group. First, these data were narrowed down to a representative period with a sufficient number of analyzable data sets. Subsequently, the database was analyzed by means of queries of frequencies and cross-tabulations, in connection with the significance test chi-square according to Pearson. On the one hand, the queries made here were selected specifically to enable a comparison with data from existing literature, and on the other hand, further query combinations were made which provided independent values. In the analysis of 1500 patient data, female patients were significantly more frequently affected by atopic clinical pictures such as hay fever, asthma, neurodermatitis and cutaneous metal intolerance. Test results from ECT for nickel (32.9% female vs. 10.3% male) and cobalt (12.0% vs. 7.2%) and results from LTT for nickel (43.8% vs. 15.7%), cobalt (2.0% vs. 1.1%), and chromium (3.3% vs. 1.6%) were also significantly more common in females than in males. In contrast, the epicutaneous test for chromium showed a balanced distribution of positive reactions (7.8% vs. 7.7%). Overall, however, these results show significantly increased compared to the average population. Further abnormalities were seen in the coincidence from ECT and LTT, with concordant results for cobalt found in 89.6% and chromium in 91.0% of the examinations, but for nickel with 74.5% only in about 3 of 4 cases. An anamnestically indicated cutaneous metal intolerance was confirmed by the results of the ECT only in about half (50.8%), whereas the denial of an cutaneous metal intolerance in the questionnaire could be confirmed in 80.5% of the cases. The diagnosis "indication of allergy" was made by the working group for 606 patients (40.8%). However, patients with a diagnosis of allergy were more likely to be free of symptoms than to be currently suffering from implant- related complaints. Of all patients, complaints were reported in 602 (57.0%) cases at the time of the examination. These were mainly in the form of pain, limitation of movement, swelling and tooth discomfort. Implant carriers whose implants were placed without the use of cement were significantly more likely to be free of complaints than carriers of cemented implants (24.6% vs. 4.1%). The prediction of implant complaints due to material incompatibilities is cost-intensive and time-consuming due to the necessary personnel and technical requirements. In addition, it is not possible to determine with certainty whether clinical problems will result from the indication of allergy. Therefore, an allergological clarification should take place in cases with justified suspicion or in patients with persistent complaints after exclusion of possible differential diagnoses. Since patients with existing complaints or a well-founded suspicion of allergy present at the special consultation, a future study should specifically include symptom-free implant carriers in the examination.