Logo Logo
Hilfe
Kontakt
Switch language to English
Gebärmutterhalskrebs in Tansania. Diagnostik, Zugang zu Therapien und Überlebensraten bei HIV infizierten und nicht-infizierten Frauen
Gebärmutterhalskrebs in Tansania. Diagnostik, Zugang zu Therapien und Überlebensraten bei HIV infizierten und nicht-infizierten Frauen
Gebärmutterhalskrebs ist eine der wenigen Tumorerkrankungen, die als nahezu vollständig vermeidbar gilt. Dies liegt an präventiven Impf- und Screening-Programmen, gezielten Untersuchungen, die durch die Identifikation von Tumorvorstufen und frühen Tumorstadien eine frühzeitige Behandlung möglich machen. Der Großteil der Frauen erkrankt global betrachtet in einkommensschwachen Ländern, dabei ist das subsaharische Afrika durch die Überlappung einer hohen Last an HIV und Gebärmutterhalskrebs besonders betroffen. Die meisten Daten zur Versorgung von Gebärmutterhalskrebs liegen aus einkommensstarken Ländern vor. Die vorliegende Arbeit hat zum Ziel, die Versorgung in einem einkommensschwachen Land, Tansania, unter Berücksichtigung des Einflusses einer HIV-Koinfektion darzustellen. Es handelt sich um eine observierende, prospektive, longitudinale Kohortenstudie, die zwischen 2013 und 2019 Frauen aus dem nationalen Vorsorgeprogramm mit der Diagnose Gebärmutterhalskrebs einbezog. Alle Frauen erhielten eine Überweisung zum Staging und zur Therapieberatung durch einen Gynäkologen. Jährliche Nachuntersuchungen hatten zum Ziel, die erfolgreiche Verlinkung der Frauen mit dem Gesundheitssystem, erhaltene Interventionen und das Überleben zu erfassen. Es wurden Faktoren, welche die Adhärenz beeinflussen, Kaplan-Meier-Überlebensgraphen und Poisson-Regressionsanalysen zur Bestimmung der Mortalitätsraten 2 Jahre nach Diagnosestellung berechnet. 270 Frauen wurden eingeschlossen, für 98,9 % lag eine histologische Sicherung und für 68,5 % ein Staging der Diagnose vor. Eine HIV-Infektion bestand bei 123 Frauen (45,6 %). Die meisten Frauen wurden vor dem 50. Lebensjahr diagnostiziert, der Großteil (84,9 %) im fortgeschrittenen Stadium. HIV-infizierte Frauen waren bei Diagnosestellung 11 Jahre jünger (medianes Erkrankungsalter 44,8 vs. 55,9 Jahre). Die mediane Nachuntersuchungszeit lag bei 11,9 Monaten (Spannweite 0,2 - 67,2 Monate) und war durch hohe Mortalitätsraten gekennzeichnet. Die longitudinalen Überlebensdaten – verfügbar für 231 Frauen – zeigten ein medianes Überleben im frühen Tumorstadium von 38,3 Monaten, im fortgeschrittenen Tumorstadium von 16 Monaten und im Endstadium von 6,5 Monaten. Ein Jahr nach Diagnosestellung waren 42 % der Frauen verstorben. Die Therapieadhärenz war mit einem höherem Bildungsniveau und einer HIV-Koinfektion assoziiert. Ein relevanter Anteil der Frauen (30 %) erhielt keine Tumortherapien. Die am häufigsten durchgeführte Therapie war eine kombinierte Radiochemotherapie (27,8 %), chirurgisch wurden 8,1 % der Frauen versorgt. Erhaltene Therapien waren mit niedrigeren Mortalitätsraten assoziiert. Eine HIVKoinfektion hatte keinen statistisch signifikanten Einfluss auf die Überlebenszeit nach Diagnose. Die Therapieadhärenz war mit einem höherem Bildungsniveau und einer HIV-Koinfektion assoziiert. Die Datenauswertung dieser Arbeit ermöglicht einen Einblick in den (inter-)nationalen Ausbau der Gesundheitssysteme und das Herausarbeiten spezifischer Herausforderungen in der Patienten- und Patientinnen- orientierten Versorgung – in diesem Fall mithilfe von Daten aus dem südlichen Hochland von Tansania.
Not available
Glasmeyer, Laura
2024
Deutsch
Universitätsbibliothek der Ludwig-Maximilians-Universität München
Glasmeyer, Laura (2024): Gebärmutterhalskrebs in Tansania: Diagnostik, Zugang zu Therapien und Überlebensraten bei HIV infizierten und nicht-infizierten Frauen. Dissertation, LMU München: Medizinische Fakultät
[thumbnail of Glasmeyer_Laura.pdf]
Vorschau
PDF
Glasmeyer_Laura.pdf

2MB

Abstract

Gebärmutterhalskrebs ist eine der wenigen Tumorerkrankungen, die als nahezu vollständig vermeidbar gilt. Dies liegt an präventiven Impf- und Screening-Programmen, gezielten Untersuchungen, die durch die Identifikation von Tumorvorstufen und frühen Tumorstadien eine frühzeitige Behandlung möglich machen. Der Großteil der Frauen erkrankt global betrachtet in einkommensschwachen Ländern, dabei ist das subsaharische Afrika durch die Überlappung einer hohen Last an HIV und Gebärmutterhalskrebs besonders betroffen. Die meisten Daten zur Versorgung von Gebärmutterhalskrebs liegen aus einkommensstarken Ländern vor. Die vorliegende Arbeit hat zum Ziel, die Versorgung in einem einkommensschwachen Land, Tansania, unter Berücksichtigung des Einflusses einer HIV-Koinfektion darzustellen. Es handelt sich um eine observierende, prospektive, longitudinale Kohortenstudie, die zwischen 2013 und 2019 Frauen aus dem nationalen Vorsorgeprogramm mit der Diagnose Gebärmutterhalskrebs einbezog. Alle Frauen erhielten eine Überweisung zum Staging und zur Therapieberatung durch einen Gynäkologen. Jährliche Nachuntersuchungen hatten zum Ziel, die erfolgreiche Verlinkung der Frauen mit dem Gesundheitssystem, erhaltene Interventionen und das Überleben zu erfassen. Es wurden Faktoren, welche die Adhärenz beeinflussen, Kaplan-Meier-Überlebensgraphen und Poisson-Regressionsanalysen zur Bestimmung der Mortalitätsraten 2 Jahre nach Diagnosestellung berechnet. 270 Frauen wurden eingeschlossen, für 98,9 % lag eine histologische Sicherung und für 68,5 % ein Staging der Diagnose vor. Eine HIV-Infektion bestand bei 123 Frauen (45,6 %). Die meisten Frauen wurden vor dem 50. Lebensjahr diagnostiziert, der Großteil (84,9 %) im fortgeschrittenen Stadium. HIV-infizierte Frauen waren bei Diagnosestellung 11 Jahre jünger (medianes Erkrankungsalter 44,8 vs. 55,9 Jahre). Die mediane Nachuntersuchungszeit lag bei 11,9 Monaten (Spannweite 0,2 - 67,2 Monate) und war durch hohe Mortalitätsraten gekennzeichnet. Die longitudinalen Überlebensdaten – verfügbar für 231 Frauen – zeigten ein medianes Überleben im frühen Tumorstadium von 38,3 Monaten, im fortgeschrittenen Tumorstadium von 16 Monaten und im Endstadium von 6,5 Monaten. Ein Jahr nach Diagnosestellung waren 42 % der Frauen verstorben. Die Therapieadhärenz war mit einem höherem Bildungsniveau und einer HIV-Koinfektion assoziiert. Ein relevanter Anteil der Frauen (30 %) erhielt keine Tumortherapien. Die am häufigsten durchgeführte Therapie war eine kombinierte Radiochemotherapie (27,8 %), chirurgisch wurden 8,1 % der Frauen versorgt. Erhaltene Therapien waren mit niedrigeren Mortalitätsraten assoziiert. Eine HIVKoinfektion hatte keinen statistisch signifikanten Einfluss auf die Überlebenszeit nach Diagnose. Die Therapieadhärenz war mit einem höherem Bildungsniveau und einer HIV-Koinfektion assoziiert. Die Datenauswertung dieser Arbeit ermöglicht einen Einblick in den (inter-)nationalen Ausbau der Gesundheitssysteme und das Herausarbeiten spezifischer Herausforderungen in der Patienten- und Patientinnen- orientierten Versorgung – in diesem Fall mithilfe von Daten aus dem südlichen Hochland von Tansania.