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Epigenetische Analyse des GABRA2-Rezeptorgens bei alkoholabhängigen Patienten
Epigenetische Analyse des GABRA2-Rezeptorgens bei alkoholabhängigen Patienten
Zahlreiche Hinweise deuten auf eine wichtige Rolle von epigenetischen Mechanismen bei der Entstehung und Aufrechterhaltung von Alkoholmissbrauch und resultierender Alkoholabhängigkeit hin. Unter anderem wird seit einiger Zeit eine Beteiligung des GABAergen Systems in der Pathophysiologie der Alkoholerkrankung intensiv diskutiert. Daher war das Ziel dieser Arbeit, Veränderungen der DNA-Methylierung im GABRA2-Rezeptorgen als epigenetischen Mechanismus bei alkoholabhängigen Patienten zu untersuchen. Dazu wurden die Methylierungsmuster im Promotorbereich des GABRA2-Gens in peripheren Leukozyten von 85 alkoholabhängigen Patienten und 77 gesunden Kontrollpersonen, beide Kollektive alter- und geschlechtsgemischt, untersucht. In diesem Ansatz konnten 27 relevante CpG-Stellen identifiziert werden, deren Methylierungsfrequenz zwischen Patienten und Kontrollen verglichen wurde und mögliche Korrelationen zu klinischen Parametern wie Alter, Geschlecht, Raucher-status, tägliche und maximale Trinkmenge, Dauer der Alkoholabhängigkeit und Entzugssymptomatik evaluiert wurden. In der Analyse zeigte sich ein signifikanter Unterschied der allgemeinen DNA-Methylierung zwischen Patienten und Kontrollen im Sinne einer Hypomethylierung bei den alkoholabhängigen Individuen. Diese Beobachtung wurde bestätigt durch teilweise signifikante Unterschiede in der Einzelbetrachtung der 27 CpG-Stellen (CpGs). Vergleiche der mittleren Anzahl methylierter GABRA2-CpGs sowie des mittleren Prozentsatzes methylierter GABRA2-CpGs bestätigte tendenziell diese Beobachtung, war allerdings nicht mehr statistisch signifikant. Darüber hinaus war das GABRA2-Gen der männlichen sowie der jüngeren Individuen der Kontrollgruppe außerdem signifikant hypomethyliert. Bei den alkoholabhängigen Probanden wurde diesbezüglich keine Signifikanz festgestellt. Des Weiteren konnten keinerlei Korrelationen zwischen der allgemeinen Methylierung der GABRA2-CpGs, der mittleren Anzahl von methylierten GABRA2-CpGs sowie dem mittleren Prozentsatz von methylierten CpGs und den klinischen Variablen Alter, Geschlecht, Raucherstatus, tägliche und maximale Trinkmenge, Dauer der Alkohol-abhängigkeit oder Entzugssymptomatik nachgewiesen werden. Bei der vorliegenden explorativen Studie handelte es sich um eine Querschnitts- bzw. Pilotstudie. Zusammengenommen deuteten die Daten auf eine mögliche Beteiligung epigenetischer Mechanismen in Form von DNA-Methylierungen im GABRA2-Gen in der Ätiologie der Alkoholabhängigkeit hin. Weitere Studien mit analogen Fragestellungen an größeren Probandenkollektiven wären wünschenswert. Weitere Faktoren, wie beispielsweise der Einfluss von Psychopharmakatherapien könnten ebenfalls in einer größeren Stichprobe geprüft werden. In der Literatur ist die Datenlage bezüglich epigenetischer Veränderungen, die durch Alkoholkonsum entstehen, bisher nicht ausreichend. Diesbezüglich besteht ebenfalls weiterer Forschungsbedarf. Die Kenntnis der epigenetischen Veränderungen im Zusammenhang mit Alkohol-konsum könnten zu einem besseren Verständnis der Neurobiologie von Substanz-konsumstörungen beitragen und so auch mögliche neue Wege der Behandlung aufzeigen.
GABRA2-Rezeptorgen, Alkoholabhängigkeit, Epigenetik, Methylierung
Günther, Helga
2024
Deutsch
Universitätsbibliothek der Ludwig-Maximilians-Universität München
Günther, Helga (2024): Epigenetische Analyse des GABRA2-Rezeptorgens bei alkoholabhängigen Patienten. Dissertation, LMU München: Medizinische Fakultät
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Abstract

Zahlreiche Hinweise deuten auf eine wichtige Rolle von epigenetischen Mechanismen bei der Entstehung und Aufrechterhaltung von Alkoholmissbrauch und resultierender Alkoholabhängigkeit hin. Unter anderem wird seit einiger Zeit eine Beteiligung des GABAergen Systems in der Pathophysiologie der Alkoholerkrankung intensiv diskutiert. Daher war das Ziel dieser Arbeit, Veränderungen der DNA-Methylierung im GABRA2-Rezeptorgen als epigenetischen Mechanismus bei alkoholabhängigen Patienten zu untersuchen. Dazu wurden die Methylierungsmuster im Promotorbereich des GABRA2-Gens in peripheren Leukozyten von 85 alkoholabhängigen Patienten und 77 gesunden Kontrollpersonen, beide Kollektive alter- und geschlechtsgemischt, untersucht. In diesem Ansatz konnten 27 relevante CpG-Stellen identifiziert werden, deren Methylierungsfrequenz zwischen Patienten und Kontrollen verglichen wurde und mögliche Korrelationen zu klinischen Parametern wie Alter, Geschlecht, Raucher-status, tägliche und maximale Trinkmenge, Dauer der Alkoholabhängigkeit und Entzugssymptomatik evaluiert wurden. In der Analyse zeigte sich ein signifikanter Unterschied der allgemeinen DNA-Methylierung zwischen Patienten und Kontrollen im Sinne einer Hypomethylierung bei den alkoholabhängigen Individuen. Diese Beobachtung wurde bestätigt durch teilweise signifikante Unterschiede in der Einzelbetrachtung der 27 CpG-Stellen (CpGs). Vergleiche der mittleren Anzahl methylierter GABRA2-CpGs sowie des mittleren Prozentsatzes methylierter GABRA2-CpGs bestätigte tendenziell diese Beobachtung, war allerdings nicht mehr statistisch signifikant. Darüber hinaus war das GABRA2-Gen der männlichen sowie der jüngeren Individuen der Kontrollgruppe außerdem signifikant hypomethyliert. Bei den alkoholabhängigen Probanden wurde diesbezüglich keine Signifikanz festgestellt. Des Weiteren konnten keinerlei Korrelationen zwischen der allgemeinen Methylierung der GABRA2-CpGs, der mittleren Anzahl von methylierten GABRA2-CpGs sowie dem mittleren Prozentsatz von methylierten CpGs und den klinischen Variablen Alter, Geschlecht, Raucherstatus, tägliche und maximale Trinkmenge, Dauer der Alkohol-abhängigkeit oder Entzugssymptomatik nachgewiesen werden. Bei der vorliegenden explorativen Studie handelte es sich um eine Querschnitts- bzw. Pilotstudie. Zusammengenommen deuteten die Daten auf eine mögliche Beteiligung epigenetischer Mechanismen in Form von DNA-Methylierungen im GABRA2-Gen in der Ätiologie der Alkoholabhängigkeit hin. Weitere Studien mit analogen Fragestellungen an größeren Probandenkollektiven wären wünschenswert. Weitere Faktoren, wie beispielsweise der Einfluss von Psychopharmakatherapien könnten ebenfalls in einer größeren Stichprobe geprüft werden. In der Literatur ist die Datenlage bezüglich epigenetischer Veränderungen, die durch Alkoholkonsum entstehen, bisher nicht ausreichend. Diesbezüglich besteht ebenfalls weiterer Forschungsbedarf. Die Kenntnis der epigenetischen Veränderungen im Zusammenhang mit Alkohol-konsum könnten zu einem besseren Verständnis der Neurobiologie von Substanz-konsumstörungen beitragen und so auch mögliche neue Wege der Behandlung aufzeigen.