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Aktueller Stand der Diagnostik und Therapie der pulmonalen Hypertonie bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland
Aktueller Stand der Diagnostik und Therapie der pulmonalen Hypertonie bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland
Die pulmonale Hypertonie (PH) bei Kindern und Jugendlichen ist ein komplexes Krankheitsbild mit bedeutender Morbidität und Mortalität. Für Erwachsene stehen Leitlinien zur Diagnostik und eine Vielzahl an zugelassenen therapeutischen Optionen zur Verfügung. Für Kinder werden die meisten Medikamente im Off-Label-Use angewandt. Bisher sind nur Sildenafil und Bosentan zur Behandlung zugelassen, weitere befinden sich im Zulassungsprozess. In der bestehenden S2-Leitlinie von 2020 der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Kardiologie und angeborene Herzfehler (DGPK) zur PH bei Kindern wird allgemein auf die Diagnostik und Behandlung der idiopathischen pulmonal-arteriellen Hypertonie (IPAH) und der hereditären pulmonal-arteriellen Hypertonie (HPAH) eingegangen. Ergebnisse repräsentativer Studien zur Behandlung der PH mit anderen zugrundeliegenden Entitäten fehlen zumeist. Methodik Mit Unterstützung der Arbeitsgruppe PH der DGPK wurde eine Internet-basierte Umfrage in Deutschland durchgeführt und 658 Kinderkardiologen und Kinderpulmonologen eingeladen. Es nahmen 177 Ärzte teil (27%). 132 Teilnehmer wurden in die Auswertung eingeschlossen (20%). Der Fragebogen enthielt 101 Fragen zur durchgeführten Diagnostik bei PH unterschiedlicher Genese, zur Therapieentscheidung, zur Art der medikamentösen Therapie, zur Behandlung, zu Advanced Procedures und zur Kostenübernahme. Resultate Die Umfrageergebnisse decken sich weitestgehend mit den empfohlenen Vorgehensweisen in den Leitlinien der DGPK und mit den Consensus Statements der Experten. Es zeigte sich, dass in Deutschland für PH bei Kindern eine hohe Variabilität im diagnostischen und therapeutischen Vorgehen besteht. Sehr viele der Substanzen sind nicht zur Behandlung von Kindern zugelassen (z.B. Amlodipin, Macitentan) und werden trotzdem häufig im Off-Label-Use eingesetzt. Auch die Erfolgskontrolle über einen möglichen Benefit der Medikamente findet uneinheitlich statt. Fazit Die befragten Ärzte diagnostizieren eine Vielzahl an Entitäten, die mit einer PH assoziiert sind, zumeist anhand der Leitlinien der DGPK. Die Therapie erfolgt oft mit off-label-Substanzen. Einheitliche Therapiekonzepte als auch Erfolgskontrollen bestehen nur begrenzt. Daher ist es dringend notwendig, eine größere Evidenz zur Indikation, Therapie und vor allem Kontrolle bei den unterschiedlichen PH-Entitäten zu konsentieren und die Ergebnisse in Registern zu überwachen (z.B. COMPERA Register). Diese Standardisierung kann den behandelnden Ärzten einen roten Faden bieten, die Morbidität und Mortalität verringern und zur Zulassung weiterer PH-Medikamente führen., In children and adolescents, pulmonary hypertension (PH) is a complex entity with significant morbidity and mortality. For adult patients, diagnostic guidelines and various of approved treatment options are available. For children, most drugs are used off-label. Only sildenafil and bosentan have been approved for treatment, while others are in approval procedures. The existing 2020 S2 guideline of the German Society for Pediatric Cardiology and Congenital Heart Defects (DGPK) on PH in children generally addresses diagnosing and treating of idiopathic pulmonary arterial hypertension (IPAH) and hereditary pulmonary arterial hypertension (HPAH). Results of representative studies on the treating PH with other underlying entities are mostly missing. Methods With support of the working group PH of the DGPK, an internet-based survey was performed in Germany inviting 658 pediatric cardiologists and pediatric pulmonologists. 177 physicians participated (27%). 132 participants were included in the analysis (20%). The questionnaire contained 101 questions about the diagnostics performed in PH of different etiologies, the treatment decision, the kind of drug therapy, the treatment, advanced procedures, and the coverage of costs. Results The survey showed that the recommended procedures in the guidelines of the DGPK and the consensus statement of the experts are essentially in agreement. It was found that there is high variability in the diagnostic and therapeutic procedures for PH in children in Germany. Many of the drugs used are not approved for the treatment of children (e.g., amlodipine, macitentan) and are nevertheless frequently used off-label. There is also inconsistent evaluation of success in terms of the potential benefit of the drugs. Conclusion Physicians interviewed diagnose various PH-related entities, mainly using DGPK guidelines. Therapy is often performed with off-label drugs. Standardised therapy concepts and standardised outcome measures exist only to a limited extent. Therefore, there is an urgent need for consensus on a larger body of evidence on indication, therapy, and especially control in the different PH entities and to monitor the results in registries (e.g., COMPERA Registry). This standardisation may provide a common thread for the treating physicians, reduce morbidity and mortality, and lead to the approval of more PH drugs.
Pulmonale Hypertonie, Kinder; Therapie, Diagnostik, Umfrage
Domínguez-Nieto, Alexandra
2024
Deutsch
Universitätsbibliothek der Ludwig-Maximilians-Universität München
Domínguez-Nieto, Alexandra (2024): Aktueller Stand der Diagnostik und Therapie der pulmonalen Hypertonie bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland. Dissertation, LMU München: Medizinische Fakultät
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Abstract

Die pulmonale Hypertonie (PH) bei Kindern und Jugendlichen ist ein komplexes Krankheitsbild mit bedeutender Morbidität und Mortalität. Für Erwachsene stehen Leitlinien zur Diagnostik und eine Vielzahl an zugelassenen therapeutischen Optionen zur Verfügung. Für Kinder werden die meisten Medikamente im Off-Label-Use angewandt. Bisher sind nur Sildenafil und Bosentan zur Behandlung zugelassen, weitere befinden sich im Zulassungsprozess. In der bestehenden S2-Leitlinie von 2020 der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Kardiologie und angeborene Herzfehler (DGPK) zur PH bei Kindern wird allgemein auf die Diagnostik und Behandlung der idiopathischen pulmonal-arteriellen Hypertonie (IPAH) und der hereditären pulmonal-arteriellen Hypertonie (HPAH) eingegangen. Ergebnisse repräsentativer Studien zur Behandlung der PH mit anderen zugrundeliegenden Entitäten fehlen zumeist. Methodik Mit Unterstützung der Arbeitsgruppe PH der DGPK wurde eine Internet-basierte Umfrage in Deutschland durchgeführt und 658 Kinderkardiologen und Kinderpulmonologen eingeladen. Es nahmen 177 Ärzte teil (27%). 132 Teilnehmer wurden in die Auswertung eingeschlossen (20%). Der Fragebogen enthielt 101 Fragen zur durchgeführten Diagnostik bei PH unterschiedlicher Genese, zur Therapieentscheidung, zur Art der medikamentösen Therapie, zur Behandlung, zu Advanced Procedures und zur Kostenübernahme. Resultate Die Umfrageergebnisse decken sich weitestgehend mit den empfohlenen Vorgehensweisen in den Leitlinien der DGPK und mit den Consensus Statements der Experten. Es zeigte sich, dass in Deutschland für PH bei Kindern eine hohe Variabilität im diagnostischen und therapeutischen Vorgehen besteht. Sehr viele der Substanzen sind nicht zur Behandlung von Kindern zugelassen (z.B. Amlodipin, Macitentan) und werden trotzdem häufig im Off-Label-Use eingesetzt. Auch die Erfolgskontrolle über einen möglichen Benefit der Medikamente findet uneinheitlich statt. Fazit Die befragten Ärzte diagnostizieren eine Vielzahl an Entitäten, die mit einer PH assoziiert sind, zumeist anhand der Leitlinien der DGPK. Die Therapie erfolgt oft mit off-label-Substanzen. Einheitliche Therapiekonzepte als auch Erfolgskontrollen bestehen nur begrenzt. Daher ist es dringend notwendig, eine größere Evidenz zur Indikation, Therapie und vor allem Kontrolle bei den unterschiedlichen PH-Entitäten zu konsentieren und die Ergebnisse in Registern zu überwachen (z.B. COMPERA Register). Diese Standardisierung kann den behandelnden Ärzten einen roten Faden bieten, die Morbidität und Mortalität verringern und zur Zulassung weiterer PH-Medikamente führen.

Abstract

In children and adolescents, pulmonary hypertension (PH) is a complex entity with significant morbidity and mortality. For adult patients, diagnostic guidelines and various of approved treatment options are available. For children, most drugs are used off-label. Only sildenafil and bosentan have been approved for treatment, while others are in approval procedures. The existing 2020 S2 guideline of the German Society for Pediatric Cardiology and Congenital Heart Defects (DGPK) on PH in children generally addresses diagnosing and treating of idiopathic pulmonary arterial hypertension (IPAH) and hereditary pulmonary arterial hypertension (HPAH). Results of representative studies on the treating PH with other underlying entities are mostly missing. Methods With support of the working group PH of the DGPK, an internet-based survey was performed in Germany inviting 658 pediatric cardiologists and pediatric pulmonologists. 177 physicians participated (27%). 132 participants were included in the analysis (20%). The questionnaire contained 101 questions about the diagnostics performed in PH of different etiologies, the treatment decision, the kind of drug therapy, the treatment, advanced procedures, and the coverage of costs. Results The survey showed that the recommended procedures in the guidelines of the DGPK and the consensus statement of the experts are essentially in agreement. It was found that there is high variability in the diagnostic and therapeutic procedures for PH in children in Germany. Many of the drugs used are not approved for the treatment of children (e.g., amlodipine, macitentan) and are nevertheless frequently used off-label. There is also inconsistent evaluation of success in terms of the potential benefit of the drugs. Conclusion Physicians interviewed diagnose various PH-related entities, mainly using DGPK guidelines. Therapy is often performed with off-label drugs. Standardised therapy concepts and standardised outcome measures exist only to a limited extent. Therefore, there is an urgent need for consensus on a larger body of evidence on indication, therapy, and especially control in the different PH entities and to monitor the results in registries (e.g., COMPERA Registry). This standardisation may provide a common thread for the treating physicians, reduce morbidity and mortality, and lead to the approval of more PH drugs.