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Potentiell inadäquate Medikation forensisch bedeutsamer Todesfälle im Krankenhaus von 2011-2015
Potentiell inadäquate Medikation forensisch bedeutsamer Todesfälle im Krankenhaus von 2011-2015
Im Jahr 2010 wurde die Priscus-Liste herausgegeben, die Empfehlungen zu 83 Arzneistoffen enthält, die im höheren Alter vermieden oder mit Vorsicht eingesetzt werden sollten. Ziel dieser Arbeit war es, an einem Kollektiv von Patienten des Institutes für Rechtsmedizin in München festzustellen, inwiefern die Einnahme von Priscus-Arzneistoffen am Todeseintritt oder an der Krankenhausaufnahme beteiligt war und ob die Einnahme in der Vormedikation erfolgte oder der Arzneistoff erst im Krankenhaus verabreicht wurde. Hierfür wurden alle Patienten ausgewählt, die ≥ 65 Jahre alt waren, zwischen Januar 2011 und Dezember 2015 in einem Krankenhaus verstorben waren, am Institut für Rechtsmedizin in München obduziert worden waren und bei denen postmortal eine toxikologische Untersuchung durchgeführt worden war. Für diese insgesamt 109 Patienten wurde mithilfe der forensischen Gutachten, Ermittlungsunterlagen, Medikationspläne von Hausärzten sowie der Krankenhausunterlagen die Medikation vor und während des Krankenhausaufenthaltes erfasst. In Hinblick auf die Einnahme von Priscus-Arzneistoffen konnten in Hinblick auf Alter, Geschlecht, Krankenhausaufenthaltsdauer, Stürze, Suizide und Reanimationen keine Zusammenhänge zwischen der Einnahme von Arzneistoffen und insbesondere Priscus-Arzneistoffen mit der Krankenhausaufnahme bzw. Todesursache festgestellt wurden. Polymedikation - definiert als die Einnahme von mindestens fünf Arzneistoffen - war unabhängig vom Verabreichungsort (Vormedikation, Krankenhaus) bei den Priscus-positiven Patienten öfter vorhanden als bei den Priscus-negativen Patienten. Insgesamt betraf Polymedikation in diesem Kollektiv über 74% der Patienten. Eine Fragestellung, die sich im Verlauf dieser Untersuchung, ist der Einfluss QT-Zeit verlängernder Arzneistoffe auf die Todesursachen wegen deren häufigen Vorkommens. In dieser Untersuchung waren solche bei 75% der Patienten nachweisbar. Am häufigsten von den Priscus-Arzneistoffen waren Lorazepam, Haloperidol, Diphenhydramin, Dimenhydrinat, Zolpidem und Zopiclon nachweisbar. Zusammenfassend lässt sich ausführen, dass in dieser Untersuchung trotz des hohen Anteils an Priscus-positiven Patienten (61,5%) Priscus-Arzneistoffe nicht häufiger als andere Arzneistoffe für den Krankenhausaufenthalt oder Tod der Patienten ursächlich waren.
Priscus, Priscus-Liste, Potentiell inadäquate Medikation, QT-Zeit-Verlängerung, Polymedikation
Deiser, Elisabeth
2023
German
Universitätsbibliothek der Ludwig-Maximilians-Universität München
Deiser, Elisabeth (2023): Potentiell inadäquate Medikation forensisch bedeutsamer Todesfälle im Krankenhaus von 2011-2015. Dissertation, LMU München: Faculty of Medicine
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Abstract

Im Jahr 2010 wurde die Priscus-Liste herausgegeben, die Empfehlungen zu 83 Arzneistoffen enthält, die im höheren Alter vermieden oder mit Vorsicht eingesetzt werden sollten. Ziel dieser Arbeit war es, an einem Kollektiv von Patienten des Institutes für Rechtsmedizin in München festzustellen, inwiefern die Einnahme von Priscus-Arzneistoffen am Todeseintritt oder an der Krankenhausaufnahme beteiligt war und ob die Einnahme in der Vormedikation erfolgte oder der Arzneistoff erst im Krankenhaus verabreicht wurde. Hierfür wurden alle Patienten ausgewählt, die ≥ 65 Jahre alt waren, zwischen Januar 2011 und Dezember 2015 in einem Krankenhaus verstorben waren, am Institut für Rechtsmedizin in München obduziert worden waren und bei denen postmortal eine toxikologische Untersuchung durchgeführt worden war. Für diese insgesamt 109 Patienten wurde mithilfe der forensischen Gutachten, Ermittlungsunterlagen, Medikationspläne von Hausärzten sowie der Krankenhausunterlagen die Medikation vor und während des Krankenhausaufenthaltes erfasst. In Hinblick auf die Einnahme von Priscus-Arzneistoffen konnten in Hinblick auf Alter, Geschlecht, Krankenhausaufenthaltsdauer, Stürze, Suizide und Reanimationen keine Zusammenhänge zwischen der Einnahme von Arzneistoffen und insbesondere Priscus-Arzneistoffen mit der Krankenhausaufnahme bzw. Todesursache festgestellt wurden. Polymedikation - definiert als die Einnahme von mindestens fünf Arzneistoffen - war unabhängig vom Verabreichungsort (Vormedikation, Krankenhaus) bei den Priscus-positiven Patienten öfter vorhanden als bei den Priscus-negativen Patienten. Insgesamt betraf Polymedikation in diesem Kollektiv über 74% der Patienten. Eine Fragestellung, die sich im Verlauf dieser Untersuchung, ist der Einfluss QT-Zeit verlängernder Arzneistoffe auf die Todesursachen wegen deren häufigen Vorkommens. In dieser Untersuchung waren solche bei 75% der Patienten nachweisbar. Am häufigsten von den Priscus-Arzneistoffen waren Lorazepam, Haloperidol, Diphenhydramin, Dimenhydrinat, Zolpidem und Zopiclon nachweisbar. Zusammenfassend lässt sich ausführen, dass in dieser Untersuchung trotz des hohen Anteils an Priscus-positiven Patienten (61,5%) Priscus-Arzneistoffe nicht häufiger als andere Arzneistoffe für den Krankenhausaufenthalt oder Tod der Patienten ursächlich waren.