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Untersuchung des Zusammenhangs zwischen der 25-Hydroxy-Vitamin-D-Serumkonzentration und der Handkraft bei älteren Traumapatienten
Untersuchung des Zusammenhangs zwischen der 25-Hydroxy-Vitamin-D-Serumkonzentration und der Handkraft bei älteren Traumapatienten
Hintergrund Die Behandlung älterer Traumapatienten stellt eine zunehmende sozio-ökonomische Herausforderung dar. Nicht selten leiden Patienten nach Verletzungen unter schwerwiegenden Langzeitfolgen mit Auswirkungen auf ihre Selbstständigkeit, Alltagskompetenz und Lebensqualität. Gerade ältere Patienten nehmen häufig Vitamin D ein, da seine positiven Effekte auf den Knochenmetabolismus das Frakturrisiko minimieren können. Auch vielfältigste Einflüsse auf weitere Köperfunktionen werden in der Literatur vermutet. Einige Studien sehen zudem positive Auswirkungen auf die Muskelkraft und empfehlen Vitamin D zur Prophylaxe von Stürzen und Verletzungen bei älteren Patienten. Die Handkraftmessung wird hingegen zur Bestimmung einer Muskelatrophie beziehungsweise Sarkopenie angewandt und hat sich als reliables Instrument zur Wiedergabe der allgemeinen Muskelkraft etabliert. Ziel dieser Studie ist es daher, einen möglichen Zusammenhang zwischen der Handkraft und dem 25-Hydroxy-Vitamin-D-Spiegel bei älteren Traumapatienten zu evaluieren und zusätzlich Faktoren zu identifizieren, die die Handkraft in diesem Kollektiv beeinflussen könnten. Methodik Prospektiv wurden 103 Traumapatienten im Alter von > 60 Jahren eingeschlossen (67 weiblich, 36 männlich), die sich in einem Level 1 Traumazentrum mit orthogeriatrischem Schwerpunkt in Behandlung befanden. Erhoben wurden neben der Handkraft [HGS] und dem 25-Hydroxy-Vitamin-D-Spiegel [VDC] auch demographische und medizinische Daten der Probanden, deren aktuelle und frühere körperliche Aktivität, Alltagskompetenz und Freizeitverhalten. Ergebnisse Die HGS hängt vor allem vom Alter und Geschlecht der Patienten ab. Sie war bei Männern deutlich höher (meanmale = 28,03 kg; meanfemale = 15,53 kg; psex = 1,40*10-10) und nahm mit zunehmendem Alter ab (βage = -0,63; page = 2,15*10-11). Insgesamt wurde eine signifikante negative Korrelation zwischen HGS und VDC gefunden (βzVDC = -0,24; pVDC = 0,014). Diese Beziehung wird noch deutlicher, wenn für das Alter korrigiert wird (pVDC = 0,0047). Wenn allerdings auch das Geschlecht berücksichtigt wird, besteht kein signifikanter Zusammenhang mehr zwischen VDC und HGS (pVDC = 0,27 bei Regression von HGS mit VDC und Geschlecht; pVDC = 0,11 bei Regression von HGS mit VDC, Alter und Geschlecht). Ferner war die HGS geringer bei Individuen, welche eine verminderte körperliche Aktivität, mehrmalige Stürze oder vermehrtes Stolpern, häufigen Schwindel, einen späten Menopausebeginn, geringere Werte im PMS oder höhere Punktzahlen im EQ-5D-5L oder SARC-F hatten. Fazit Eine Messung der HGS stellt sich als sehr sinnvolle Methode zur Bestimmung der gesamten Muskelkraft dar. Da ein Mindestmaß an Kraft für alle körperlichen Funktionen notwendig ist, kann die HGS vor allem bei älteren Individuen auch zur Beurteilung der Alltagsfähigkeit, Selbstständigkeit, Unabhängigkeit und Lebensqualität genutzt werden. Wünschenswert ist, die genannten Aspekte durch eine einfache, sichere und kostengünstige Maßnahme wie eine Vitamin-D-Substitution verbessern zu können. In vorliegender Studie konnte jedoch kein positiver Zusammenhang zwischen der VDC und der HGS bestätigt werden. Es müssen also andere Möglichkeiten gefunden werden, welche die HGS erhöhen. Körperliche Aktivität - wenn auch nur in geringer Dosis - und Training während des gesamten Lebens, bis hin ins hohe Alter, scheinen hier vielversprechende Maßnahmen zu sein. Allerdings sind weitere - möglichst randomisierte, kontrollierte, longitudinale - Studien mit einem größeren Stichprobenumfang nötig, um final beantworten zu können, ob eine substituierte höhere VDC die HGS positiv beeinflusst und vielleicht sogar das Risiko für Stürze und die damit verbundenen negativen Auswirkungen in Zukunft reduzieren kann., Background The treatment of elderly patients is an increasing socio-economic challenge and the long-term sequelae after trauma often affect activities of daily living, independency and quality of life in those patients. Especially elderly patients often take vitamin D as it is known to have a beneficial effect on bone metabolism, is used as a safe and common treatment standard for osteoporosis and can reduce the risk of fractures. Additionally, a wide variety of further functions are suggested. Some studies claim a positive influence on muscle strength and recommend vitamin D to prevent falls and injuries in elderly trauma patients. Likewise, handgrip-strength-measurement is a common method to evaluate muscle atrophy and sarcopenia. It is particularly used as a reliable tool to assess the overall muscle strength. The purpose of this study was to analyse the possible relationship of handgrip strength and 25-hydroxy-vitamin-D-concentration in elderly trauma patients and to identify factors which may influence the handgrip strength in these individuals. Methods 103 trauma patients (67 female, 36 male) aged 60 years or older in a Level I Trauma Center with specialized orthogeriatric care were prospectively enrolled and handgrip strength [HGS] as well as serum 25-hydroxy-vitamin-D-concentration [VDC] were measured. In addition, demographical and medical data of the subjects, their past and present physical activity, daily living skills and leisure time activities were recorded. Results HGS is mainly related to age and gender in elderly trauma patients. HGS was higher in men (meanmale = 28.03 kg, meanfemale = 15.53 kg, psex = 1.40*10-10) and decreased with age (βage = -0.60, page = 2.15*10-11). A significant negative correlation between HGS and VDC exists in the overall sample (βzVDC = -0.24, pVDC = 0.014), which still remains after adjusting for age (pVDC = 0.0047), but is not significant if gender is considered (pVDC = 0.27 at regression of HGS with VDC and gender; pVDC = 0.11 at regression of HGS with VDC, age and gender). Furthermore, the HGS was lower in participants who reported reduced daily activity, frequent falls or stumbling, dizziness, a late onset of menopause, poorer results at the PMS or higher scores in EQ-5D-5L or SARC-F. Conclusions HGS-measurement is a meaningful method to assess overall muscle strength. As a minimum of strength is necessary for all functions of the body, HGS can be used to evaluate independency in activities of daily living and quality of life, especially in older patients. It would be highly useful if these major problems of aging can be improved by a simple, safe and reasonable method as vitamin D supplementation. However, in this study no positive association between HGS and VDC was observed. Therefore, other ways of increasing HGS have to be found. Physical activity during the whole life, even in old age, seems to be a promising approach. Nevertheless, further studies are necessary, including larger sample size and preferably longitudinal, randomized, site-controlled trials, to finally clarify whether a substituted higher VDC positively affects HGS or may even reduce the risk of falls and possible injuries in the future.
Not available
Ostermeier, Tamara
2023
Deutsch
Universitätsbibliothek der Ludwig-Maximilians-Universität München
Ostermeier, Tamara (2023): Untersuchung des Zusammenhangs zwischen der 25-Hydroxy-Vitamin-D-Serumkonzentration und der Handkraft bei älteren Traumapatienten. Dissertation, LMU München: Medizinische Fakultät
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Abstract

Hintergrund Die Behandlung älterer Traumapatienten stellt eine zunehmende sozio-ökonomische Herausforderung dar. Nicht selten leiden Patienten nach Verletzungen unter schwerwiegenden Langzeitfolgen mit Auswirkungen auf ihre Selbstständigkeit, Alltagskompetenz und Lebensqualität. Gerade ältere Patienten nehmen häufig Vitamin D ein, da seine positiven Effekte auf den Knochenmetabolismus das Frakturrisiko minimieren können. Auch vielfältigste Einflüsse auf weitere Köperfunktionen werden in der Literatur vermutet. Einige Studien sehen zudem positive Auswirkungen auf die Muskelkraft und empfehlen Vitamin D zur Prophylaxe von Stürzen und Verletzungen bei älteren Patienten. Die Handkraftmessung wird hingegen zur Bestimmung einer Muskelatrophie beziehungsweise Sarkopenie angewandt und hat sich als reliables Instrument zur Wiedergabe der allgemeinen Muskelkraft etabliert. Ziel dieser Studie ist es daher, einen möglichen Zusammenhang zwischen der Handkraft und dem 25-Hydroxy-Vitamin-D-Spiegel bei älteren Traumapatienten zu evaluieren und zusätzlich Faktoren zu identifizieren, die die Handkraft in diesem Kollektiv beeinflussen könnten. Methodik Prospektiv wurden 103 Traumapatienten im Alter von > 60 Jahren eingeschlossen (67 weiblich, 36 männlich), die sich in einem Level 1 Traumazentrum mit orthogeriatrischem Schwerpunkt in Behandlung befanden. Erhoben wurden neben der Handkraft [HGS] und dem 25-Hydroxy-Vitamin-D-Spiegel [VDC] auch demographische und medizinische Daten der Probanden, deren aktuelle und frühere körperliche Aktivität, Alltagskompetenz und Freizeitverhalten. Ergebnisse Die HGS hängt vor allem vom Alter und Geschlecht der Patienten ab. Sie war bei Männern deutlich höher (meanmale = 28,03 kg; meanfemale = 15,53 kg; psex = 1,40*10-10) und nahm mit zunehmendem Alter ab (βage = -0,63; page = 2,15*10-11). Insgesamt wurde eine signifikante negative Korrelation zwischen HGS und VDC gefunden (βzVDC = -0,24; pVDC = 0,014). Diese Beziehung wird noch deutlicher, wenn für das Alter korrigiert wird (pVDC = 0,0047). Wenn allerdings auch das Geschlecht berücksichtigt wird, besteht kein signifikanter Zusammenhang mehr zwischen VDC und HGS (pVDC = 0,27 bei Regression von HGS mit VDC und Geschlecht; pVDC = 0,11 bei Regression von HGS mit VDC, Alter und Geschlecht). Ferner war die HGS geringer bei Individuen, welche eine verminderte körperliche Aktivität, mehrmalige Stürze oder vermehrtes Stolpern, häufigen Schwindel, einen späten Menopausebeginn, geringere Werte im PMS oder höhere Punktzahlen im EQ-5D-5L oder SARC-F hatten. Fazit Eine Messung der HGS stellt sich als sehr sinnvolle Methode zur Bestimmung der gesamten Muskelkraft dar. Da ein Mindestmaß an Kraft für alle körperlichen Funktionen notwendig ist, kann die HGS vor allem bei älteren Individuen auch zur Beurteilung der Alltagsfähigkeit, Selbstständigkeit, Unabhängigkeit und Lebensqualität genutzt werden. Wünschenswert ist, die genannten Aspekte durch eine einfache, sichere und kostengünstige Maßnahme wie eine Vitamin-D-Substitution verbessern zu können. In vorliegender Studie konnte jedoch kein positiver Zusammenhang zwischen der VDC und der HGS bestätigt werden. Es müssen also andere Möglichkeiten gefunden werden, welche die HGS erhöhen. Körperliche Aktivität - wenn auch nur in geringer Dosis - und Training während des gesamten Lebens, bis hin ins hohe Alter, scheinen hier vielversprechende Maßnahmen zu sein. Allerdings sind weitere - möglichst randomisierte, kontrollierte, longitudinale - Studien mit einem größeren Stichprobenumfang nötig, um final beantworten zu können, ob eine substituierte höhere VDC die HGS positiv beeinflusst und vielleicht sogar das Risiko für Stürze und die damit verbundenen negativen Auswirkungen in Zukunft reduzieren kann.

Abstract

Background The treatment of elderly patients is an increasing socio-economic challenge and the long-term sequelae after trauma often affect activities of daily living, independency and quality of life in those patients. Especially elderly patients often take vitamin D as it is known to have a beneficial effect on bone metabolism, is used as a safe and common treatment standard for osteoporosis and can reduce the risk of fractures. Additionally, a wide variety of further functions are suggested. Some studies claim a positive influence on muscle strength and recommend vitamin D to prevent falls and injuries in elderly trauma patients. Likewise, handgrip-strength-measurement is a common method to evaluate muscle atrophy and sarcopenia. It is particularly used as a reliable tool to assess the overall muscle strength. The purpose of this study was to analyse the possible relationship of handgrip strength and 25-hydroxy-vitamin-D-concentration in elderly trauma patients and to identify factors which may influence the handgrip strength in these individuals. Methods 103 trauma patients (67 female, 36 male) aged 60 years or older in a Level I Trauma Center with specialized orthogeriatric care were prospectively enrolled and handgrip strength [HGS] as well as serum 25-hydroxy-vitamin-D-concentration [VDC] were measured. In addition, demographical and medical data of the subjects, their past and present physical activity, daily living skills and leisure time activities were recorded. Results HGS is mainly related to age and gender in elderly trauma patients. HGS was higher in men (meanmale = 28.03 kg, meanfemale = 15.53 kg, psex = 1.40*10-10) and decreased with age (βage = -0.60, page = 2.15*10-11). A significant negative correlation between HGS and VDC exists in the overall sample (βzVDC = -0.24, pVDC = 0.014), which still remains after adjusting for age (pVDC = 0.0047), but is not significant if gender is considered (pVDC = 0.27 at regression of HGS with VDC and gender; pVDC = 0.11 at regression of HGS with VDC, age and gender). Furthermore, the HGS was lower in participants who reported reduced daily activity, frequent falls or stumbling, dizziness, a late onset of menopause, poorer results at the PMS or higher scores in EQ-5D-5L or SARC-F. Conclusions HGS-measurement is a meaningful method to assess overall muscle strength. As a minimum of strength is necessary for all functions of the body, HGS can be used to evaluate independency in activities of daily living and quality of life, especially in older patients. It would be highly useful if these major problems of aging can be improved by a simple, safe and reasonable method as vitamin D supplementation. However, in this study no positive association between HGS and VDC was observed. Therefore, other ways of increasing HGS have to be found. Physical activity during the whole life, even in old age, seems to be a promising approach. Nevertheless, further studies are necessary, including larger sample size and preferably longitudinal, randomized, site-controlled trials, to finally clarify whether a substituted higher VDC positively affects HGS or may even reduce the risk of falls and possible injuries in the future.