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Descensus uteri et vaginae – Eine retrospektive Fallserie. Symptome, Komplikationen und Kurzzeiterfolge der vaginalen Hysterektomie mit Scheidenstumpffixation und Kolporrhaphien
Descensus uteri et vaginae – Eine retrospektive Fallserie. Symptome, Komplikationen und Kurzzeiterfolge der vaginalen Hysterektomie mit Scheidenstumpffixation und Kolporrhaphien
FRAGESTELLUNG Die Lebenszeit-Prävalenz einer Frau für einen vaginalen Deszensus liegt zwischen 24 und 50%, je nach Quelle und Studienpopulation. Die Wahrscheinlichkeit, sich aufgrund eines Deszensus bis zum 81. Lebensjahr einer Operation zu unterziehen, beträgt bis zu 20%. Der vaginale Deszensus ist somit ein häufiges und oft operativ therapiertes Krankheitsbild. Die leitliniengerechte Ersttherapie des vaginalen Deszensus sieht die Rekonstruktion des Defektes mit Eigengewebe vor - die vordere und hintere Kolporrhaphie und Fixation des Scheidenabschlusses nach Hysterektomie oder ggf. der Cervix bei Uteruserhalt. Es handelt sich hierbei um eine sowohl kostengünstige als auch sichere und effektive Therapiemethode, zu welcher es bisher aber nur wenig aktuelle Studien gibt. Ziel dieser Arbeit ist es, die vaginale Hysterektomie mit vorderer und hinterer Kolporrhaphie sowie Scheidenstumpffixation näher zu untersuchen und statistisch zu erfassen und dabei insbesondere auf die intra- und postoperativen Komplikationen, sowie die prä- und postoperative Symptomatik mit Schwerpunkt der urologischen Beschwerden der Patientinnen einzugehen. PATIENTENKOLLEKTIV UND METHODIK Es handelt sich bei der vorliegenden Arbeit um eine retrospektive Beobachtungsstudie im Sinne einer Fallserie von insgesamt n= 620 Patientinnen mit einer vaginalen Hysterektomie und Deszensuskorrektur, wovon sich n=532 (85,8%) postoperativ zu einer Nachuntersuchung vorstellten. Die Daten wurden sowohl mittels Anamnese und gynäkologischer Untersuchung inklusive Sonographie als auch des validierten ICI-Q-FLUTS Fragebogens erhoben. Zur Quantifizierung des Prolapsstadiums wurde entsprechend den Vorgaben der IUGA und ICS mit dem POP-Q System gearbeitet. Die gesammelten Daten wurden in einer Datenbank in Microsoft Excel für Windows (Version 14.0 & Version 16.0, Microsoft Corporation, Redmond, USA) zusammengeführt und mittels SPSS für Windows (IBM SPSS Statistics 24.0, IBM, Armonk, USA) statistisch ausgewertet. ERGEBNISSE Es konnte gezeigt werden, dass die vaginale Hysterektomie mit Raffungen und Scheidenstumpffixation eine sowohl peri- als auch postoperativ komplikationsarme Operation darstellt. Das operative Ergebnis ist nach 3 Monaten insgesamt als sehr gut einzustufen. Wenn es zu einem Rezidiv kommt, findet sich dieser am häufigsten im vorderen Kompartiment. Ein Unterschied zwischen der Scheidenstumpffixation nach Amreich-Richter und der Kuldoplastie nach McCall ließ sich bei sehr guten operativen Erfolgen und wenig Rezidiven im mittleren Kompartiment nicht feststellen. Auch die Anzahl der Revisionen, sowohl aufgrund eines Rezidivs als auch einer postoperativen Inkontinenz, ist gering. An Risikofaktoren zur Entwicklung eines primären Deszensus zeigte sich für das vordere Kompartiment das steigende Alter, für das hintere Kompartiment die Parität. Ein Einfluss des BMI konnte sowohl in der prä-, als auch in der postoperativen Situation nicht gezeigt werden. Postoperativ zeigte sich insgesamt bei 21,1% der Patientinnen eine Belastungsinkontinenz, bei 12,7% de novo. Jedoch ließen sich nur 3,5% erneut operieren und ein suburethrales Band einsetzen. Der imperative Harndrang, sowohl mit als auch ohne Inkontinenzepisoden, zeigte drei Monate postoperativ insgesamt eine deutliche Verbesserung, was auch im Fragebogen bestätigt werden konnte. Zudem konnte im Fragebogen ein positiver Einfluss der Operation auf das Füllverhalten und die Blasenentleerung nachgewiesen werden. Des Weiteren zeigte sich anamnestisch eine postoperativ verbesserte Stuhlentleerung. DISKUSSION Zusammenfassend konnte in dieser Arbeit gezeigt werden, dass die vaginale Hysterektomie mit Kolporrhaphien und Fixation des Scheidenabschlusses eine Therapieoption mit insgesamt sehr geringem perioperativem und geringem postoperativem Risiko sowie niedriger Revisionsrate darstellt. Es konnte des Weiteren gezeigt werden, dass die untersuchte Operationsmethode zu einem guten postoperativen Ergebnis und signifikanter Verbesserung der urologischen Symptomatik vor allem im Bereich des imperativen Harndrangs und der Dranginkontinenz führt. Sie stellt damit eine sehr gute und risikoarme Therapie für den primären vaginalen Deszensus dar.
Urogynäkologie, Vaginaler Deszensus, Vaginale Hysterektomie, Kolporrhaphia anterior et posterior, POP
Kemmether, Cosima
2023
Deutsch
Universitätsbibliothek der Ludwig-Maximilians-Universität München
Kemmether, Cosima (2023): Descensus uteri et vaginae – Eine retrospektive Fallserie: Symptome, Komplikationen und Kurzzeiterfolge der vaginalen Hysterektomie mit Scheidenstumpffixation und Kolporrhaphien. Dissertation, LMU München: Medizinische Fakultät
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Abstract

FRAGESTELLUNG Die Lebenszeit-Prävalenz einer Frau für einen vaginalen Deszensus liegt zwischen 24 und 50%, je nach Quelle und Studienpopulation. Die Wahrscheinlichkeit, sich aufgrund eines Deszensus bis zum 81. Lebensjahr einer Operation zu unterziehen, beträgt bis zu 20%. Der vaginale Deszensus ist somit ein häufiges und oft operativ therapiertes Krankheitsbild. Die leitliniengerechte Ersttherapie des vaginalen Deszensus sieht die Rekonstruktion des Defektes mit Eigengewebe vor - die vordere und hintere Kolporrhaphie und Fixation des Scheidenabschlusses nach Hysterektomie oder ggf. der Cervix bei Uteruserhalt. Es handelt sich hierbei um eine sowohl kostengünstige als auch sichere und effektive Therapiemethode, zu welcher es bisher aber nur wenig aktuelle Studien gibt. Ziel dieser Arbeit ist es, die vaginale Hysterektomie mit vorderer und hinterer Kolporrhaphie sowie Scheidenstumpffixation näher zu untersuchen und statistisch zu erfassen und dabei insbesondere auf die intra- und postoperativen Komplikationen, sowie die prä- und postoperative Symptomatik mit Schwerpunkt der urologischen Beschwerden der Patientinnen einzugehen. PATIENTENKOLLEKTIV UND METHODIK Es handelt sich bei der vorliegenden Arbeit um eine retrospektive Beobachtungsstudie im Sinne einer Fallserie von insgesamt n= 620 Patientinnen mit einer vaginalen Hysterektomie und Deszensuskorrektur, wovon sich n=532 (85,8%) postoperativ zu einer Nachuntersuchung vorstellten. Die Daten wurden sowohl mittels Anamnese und gynäkologischer Untersuchung inklusive Sonographie als auch des validierten ICI-Q-FLUTS Fragebogens erhoben. Zur Quantifizierung des Prolapsstadiums wurde entsprechend den Vorgaben der IUGA und ICS mit dem POP-Q System gearbeitet. Die gesammelten Daten wurden in einer Datenbank in Microsoft Excel für Windows (Version 14.0 & Version 16.0, Microsoft Corporation, Redmond, USA) zusammengeführt und mittels SPSS für Windows (IBM SPSS Statistics 24.0, IBM, Armonk, USA) statistisch ausgewertet. ERGEBNISSE Es konnte gezeigt werden, dass die vaginale Hysterektomie mit Raffungen und Scheidenstumpffixation eine sowohl peri- als auch postoperativ komplikationsarme Operation darstellt. Das operative Ergebnis ist nach 3 Monaten insgesamt als sehr gut einzustufen. Wenn es zu einem Rezidiv kommt, findet sich dieser am häufigsten im vorderen Kompartiment. Ein Unterschied zwischen der Scheidenstumpffixation nach Amreich-Richter und der Kuldoplastie nach McCall ließ sich bei sehr guten operativen Erfolgen und wenig Rezidiven im mittleren Kompartiment nicht feststellen. Auch die Anzahl der Revisionen, sowohl aufgrund eines Rezidivs als auch einer postoperativen Inkontinenz, ist gering. An Risikofaktoren zur Entwicklung eines primären Deszensus zeigte sich für das vordere Kompartiment das steigende Alter, für das hintere Kompartiment die Parität. Ein Einfluss des BMI konnte sowohl in der prä-, als auch in der postoperativen Situation nicht gezeigt werden. Postoperativ zeigte sich insgesamt bei 21,1% der Patientinnen eine Belastungsinkontinenz, bei 12,7% de novo. Jedoch ließen sich nur 3,5% erneut operieren und ein suburethrales Band einsetzen. Der imperative Harndrang, sowohl mit als auch ohne Inkontinenzepisoden, zeigte drei Monate postoperativ insgesamt eine deutliche Verbesserung, was auch im Fragebogen bestätigt werden konnte. Zudem konnte im Fragebogen ein positiver Einfluss der Operation auf das Füllverhalten und die Blasenentleerung nachgewiesen werden. Des Weiteren zeigte sich anamnestisch eine postoperativ verbesserte Stuhlentleerung. DISKUSSION Zusammenfassend konnte in dieser Arbeit gezeigt werden, dass die vaginale Hysterektomie mit Kolporrhaphien und Fixation des Scheidenabschlusses eine Therapieoption mit insgesamt sehr geringem perioperativem und geringem postoperativem Risiko sowie niedriger Revisionsrate darstellt. Es konnte des Weiteren gezeigt werden, dass die untersuchte Operationsmethode zu einem guten postoperativen Ergebnis und signifikanter Verbesserung der urologischen Symptomatik vor allem im Bereich des imperativen Harndrangs und der Dranginkontinenz führt. Sie stellt damit eine sehr gute und risikoarme Therapie für den primären vaginalen Deszensus dar.