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Rationales labormedizinisches Monitoring. frühzeitige Detektion sekundär auftretender inflammatorischer Reaktionen während Intensivtherapie
Rationales labormedizinisches Monitoring. frühzeitige Detektion sekundär auftretender inflammatorischer Reaktionen während Intensivtherapie
Labormedizinische Inflammationsparameter werden oft wie selbstverständlich zur Unterstützung klinischer Entscheidungen im intensivmedizinischen Verlauf herangezogen. Diese Bedeutung ist aber wissenschaftlich schlecht belegt. Entsprechend ist die Diagnosestellung sekundärer Septitiden, die während einer Intensivtherapie als Komplikation nosokomialer Infektionen auftreten, wenig strukturiert und zudem unzureichend untersucht. Zur Klärung, inwiefern die Kinetik labormedizinischer Inflammationsparameter (CRP, IL6, PCT, Leukozytenzahl) eine frühzeitige Detektion derartiger sekundärer Septitiden unterstützen kann, wurden 73 Intensivpatienten mit einer intensiv-Liegedauer von mindestens 5 Tagen untersucht. 12 von ihnen entwickelten eine sekundäre Sepsis und konnten mit insgesamt 365 Behandlungstagen ausgewertet werden. Eine Diagnose nach den traditionellen Sepsis-2-Kriterien erwies sich als zu unspezifisch und daher klinisch nicht brauchbar. Folglich lässt sich auch für die genannten Inflammationsparameter keine Aussagekraft in Bezug auf eine Sepsis nach der Sepsis-2-Definition nachweisen. Die folgenden Aussagen beziehen sich daher auf die seit 2016 gültige Definition der Sepsis anhand der Sepsis-3-Kriterien: • Die Diagnosestellung anhand der Sepsis-3-Kriterien ist auch für sekundäre Infektionsereignisse im Verlauf einer Intensivtherapie nutzbar und sinnvoll. • Die SIRS-Kriterien sind bei Intensivpatienten zu unspezifisch und damit ist eine Diagnosestellung anhand der (veralteten) Sepsis-2-Kriterien nicht sinnvoll. • Anstiege labormedizinischer Inflammationsparameter weisen – mit allerdings kleinen, buchstäblich schwer erkennbaren Differenzen – im Vorfeld auf sich anbahnende sekundäre Septitiden bei Intensivpatienten hin. • Ein Anstieg von CRP im dreitägigen Vorlauf um 1,7 mg/dl und Interleukin 6 im zweitägigen Vorlauf um 67 pg/ml weisen auf eine am Ende dieser Vorlaufphase neu auftretende Sepsis eines intensivmedizinischen Patienten hin. Ein fehlender Anstieg deutet mit hoher Wahrscheinlichkeit auf eine andere Ursache einer klinischen Verschlechterung als eine sekundäre Sepsis hin, da die beiden Parameter einen negativen Prädiktionswert von mindestens 0,98 aufweisen. Die wesentliche Limitation der vorliegenden Arbeit ist die methodisch bedingt limitierte Anzahl der eingeschlossenen Patienten (n = 12), bedingt namentlich einerseits durch das seltene Auftreten sekundärer Septitiden während einer Intensivtherapie und andererseits durch die überwiegend händische Dokumentation und retrospektive, ebenfalls händische elektronische Datenerfassung, die eine umfassende Untersuchung eines großen Patientenkollektives verhinderte. Dennoch liefert die vorliegende Untersuchung neue Ergebnisse, die in eine Studienplanung mit größerer Fallzahl einfließen können und sollen, insbesondere im Hinblick auf die prinzipielle Aussagekraft und relevante Grenzwerte in der Kinetik der untersuchten Entzündungsparameter. In der intensivmedizinischen Praxis sollten auch geringe Anstiege von CRP und IL6 im Verlauf als Hinweis auf eine sich möglicherweise anbahnende Sepsis berücksichtigt werden.
Sepsis, Inflammation, Infektion, Laborparameter
Werner, Daniel
2023
Deutsch
Universitätsbibliothek der Ludwig-Maximilians-Universität München
Werner, Daniel (2023): Rationales labormedizinisches Monitoring: frühzeitige Detektion sekundär auftretender inflammatorischer Reaktionen während Intensivtherapie. Dissertation, LMU München: Medizinische Fakultät
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Abstract

Labormedizinische Inflammationsparameter werden oft wie selbstverständlich zur Unterstützung klinischer Entscheidungen im intensivmedizinischen Verlauf herangezogen. Diese Bedeutung ist aber wissenschaftlich schlecht belegt. Entsprechend ist die Diagnosestellung sekundärer Septitiden, die während einer Intensivtherapie als Komplikation nosokomialer Infektionen auftreten, wenig strukturiert und zudem unzureichend untersucht. Zur Klärung, inwiefern die Kinetik labormedizinischer Inflammationsparameter (CRP, IL6, PCT, Leukozytenzahl) eine frühzeitige Detektion derartiger sekundärer Septitiden unterstützen kann, wurden 73 Intensivpatienten mit einer intensiv-Liegedauer von mindestens 5 Tagen untersucht. 12 von ihnen entwickelten eine sekundäre Sepsis und konnten mit insgesamt 365 Behandlungstagen ausgewertet werden. Eine Diagnose nach den traditionellen Sepsis-2-Kriterien erwies sich als zu unspezifisch und daher klinisch nicht brauchbar. Folglich lässt sich auch für die genannten Inflammationsparameter keine Aussagekraft in Bezug auf eine Sepsis nach der Sepsis-2-Definition nachweisen. Die folgenden Aussagen beziehen sich daher auf die seit 2016 gültige Definition der Sepsis anhand der Sepsis-3-Kriterien: • Die Diagnosestellung anhand der Sepsis-3-Kriterien ist auch für sekundäre Infektionsereignisse im Verlauf einer Intensivtherapie nutzbar und sinnvoll. • Die SIRS-Kriterien sind bei Intensivpatienten zu unspezifisch und damit ist eine Diagnosestellung anhand der (veralteten) Sepsis-2-Kriterien nicht sinnvoll. • Anstiege labormedizinischer Inflammationsparameter weisen – mit allerdings kleinen, buchstäblich schwer erkennbaren Differenzen – im Vorfeld auf sich anbahnende sekundäre Septitiden bei Intensivpatienten hin. • Ein Anstieg von CRP im dreitägigen Vorlauf um 1,7 mg/dl und Interleukin 6 im zweitägigen Vorlauf um 67 pg/ml weisen auf eine am Ende dieser Vorlaufphase neu auftretende Sepsis eines intensivmedizinischen Patienten hin. Ein fehlender Anstieg deutet mit hoher Wahrscheinlichkeit auf eine andere Ursache einer klinischen Verschlechterung als eine sekundäre Sepsis hin, da die beiden Parameter einen negativen Prädiktionswert von mindestens 0,98 aufweisen. Die wesentliche Limitation der vorliegenden Arbeit ist die methodisch bedingt limitierte Anzahl der eingeschlossenen Patienten (n = 12), bedingt namentlich einerseits durch das seltene Auftreten sekundärer Septitiden während einer Intensivtherapie und andererseits durch die überwiegend händische Dokumentation und retrospektive, ebenfalls händische elektronische Datenerfassung, die eine umfassende Untersuchung eines großen Patientenkollektives verhinderte. Dennoch liefert die vorliegende Untersuchung neue Ergebnisse, die in eine Studienplanung mit größerer Fallzahl einfließen können und sollen, insbesondere im Hinblick auf die prinzipielle Aussagekraft und relevante Grenzwerte in der Kinetik der untersuchten Entzündungsparameter. In der intensivmedizinischen Praxis sollten auch geringe Anstiege von CRP und IL6 im Verlauf als Hinweis auf eine sich möglicherweise anbahnende Sepsis berücksichtigt werden.