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Entwicklung von Krebsinzidenz und Survival in der Region Augsburg und Untersuchung der Assoziation zwischen membrangebundenen Fettsäuren und dem Risiko für das kolorektale Karzinom
Entwicklung von Krebsinzidenz und Survival in der Region Augsburg und Untersuchung der Assoziation zwischen membrangebundenen Fettsäuren und dem Risiko für das kolorektale Karzinom
Krebs ist weltweit die zweithäufigste Todesursache. Eine Krebserkrankung ist für die Betroffenen mit erheblichen gesundheitlichen Konsequenzen sowie psychosozialen Belastungen verbunden. Der steigende Bedarf an Therapie- und Nachsorgeangeboten stellt auch das Gesundheitssystem vor große Herausforderungen. Krebsregisterdaten bieten eine wertvolle Grundlage für die Beschreibung des Krebsgeschehens in der Bevölkerung. Anhand dieser können die zeitlichen Trends der Inzidenzen von Krebserkrankungen verfolgt und regionale Unterschiede im Krebsaufkommen aufgedeckt werden. Zudem ermöglichen sie die Analyse der Überlebenszeiten, die zur Evaluation von Therapie und Versorgungsqualität herangezogen werden kann. Im Hinblick auf die demographische Entwicklung ist weiterhin mit hohen Inzidenzen für bestimmte Krebserkrankungen zu rechnen. Diese Entwicklung rückt Maßnahmen von Screening und Prävention stärker in den Vordergrund. Durch die Verringerung von Risikofaktoren, wie Rauchen, Alkoholkonsum, unzureichende körperliche Aktivität, Adipositas, und die Umstellung auf einen gesundheitsbewussten Lebensstil kann die Inzidenz für einige der häufigsten Krebserkrankungen deutlich gesenkt werden. Insbesondere für kolorektale Karzinome (CRC) besteht ein großes Potential zur Prävention, das durch die richtige Ernährung erzielt werden kann. Ziel der ersten Studie war die Analyse des Krebsaufkommens der Studienregion Augsburg anhand einer populationsbasierten Analyse aller Tumor-Lokalisationen. Sinkende altersstandardisierte Inzidenzraten ließen sich bei Männern für Karzinome der Prostata und für CRC beobachten. Die Inzidenzraten für Brustkrebs bei Frauen blieben auf stabilem Niveau. Für Karzinome des Oropharynx, die u.a. mit dem Rauchen assoziiert sind, sanken die Raten bei Männern, während sie bei Frauen einen signifikanten Anstieg aufwiesen. Diese Veränderung ist mit hoher Wahrscheinlichkeit auf die Anpassung des Lebensstils zurückzuführen und betont damit die Bedeutung von modifizierbaren Krebs-Risikofaktoren. Das relative Fünf-Jahresüberleben zeigte je nach Lokalisation und Art des Tumors eine breite Spannweite. Für Brustkrebs bei Frauen war eine kontinuierliche Verbesserung der Überlebensraten zu beobachten. Während sich für die Inzidenz einzelner Lokalisationen leichte Abweichungen zeigten, ergab sich für das Fünf-Jahresüberleben in der Studienregion Augsburg eine weitgehende Übereinstimmung mit der Situation in Deutschland. Fettsäuren gehören zu den Nahrungsbestandteilen, die das Darmkrebsrisiko beeinflussen können. Um den Einfluss der einzelnen Fettsäuren auf das CRC-Risiko zu bestimmen, ist die Messung von Fettsäure-Biomarkern in der Erythrozytenmembran eine geeignete Methode. Mittels einer in der Kohortenstudie European Prospective Investigation into Cancer and Nutrition (EPIC) eingebetteten Fall-Kontroll-Studie wurde der Zusammenhang mit dem CRC-Risiko anhand von konditionalen logistischen Regressionsmodellen bestimmt, wobei auf bekannte Risikofaktoren für CRC adjustiert wurde. Die Ergebnisse zeigten, dass eine höhere Konzentration von Stearinsäure (C18:0) mit einem höheren Risiko für CRC verbunden war. Für Heptadecansäure (C17:0), die als Marker für den habituellen Konsum an Milch und Milchprodukten herangezogen werden kann, ergab sich eine inverse Assoziation mit dem CRC-Risiko. Für Arachidonsäure (C20:4 n-6), die vor allem in Fleisch enthalten ist, zeigten sich inkonsistente Ergebnisse. Dagegen zeigten sich für Eicosapentaensäure (EPA, C20:5 n-3) und Docosahexaensäure (C22:6 n-3), die vor allem in fettem Fisch vorkommen, protektive Assoziationen. Zusätzliche Adjustierung für die Vitamin D-Versorgung in einer Teilgruppe änderte die Ergebnisse nicht. Die Ergebnisse dieser großen Kohortenstudie geben somit einen deutlichen Hinweis auf das präventive Potential von Nahrungsfettsäuren. Die Auswahl der richtigen Nahrungsfette und die Aufnahme von fettreichem Fisch in die gewohnheitsmäßige Ernährung können einen wertvollen Beitrag zur Prävention von (Darm-) Krebs leisten. Sowohl die kontinuierliche Beschreibung des regionalen Krebsgeschehens als auch die Identifizierung und Etablierung von weiteren Risikofaktoren zur Prävention von Krebs sind für die Zukunft zwei vordringliche Aufgaben, um die Krebsinzidenz zu senken und mögliche Defizite in der Versorgung von Krebspatienten aufzudecken., Cancer presents the second most common cause of death worldwide. For the concerned patients, it means serious health consequences and psychosocial strains. In response to the growing demand, healthcare system is facing big challenges in providing access to medical care and aftercare. Cancer registry data provide a valuable basis for the assessment of cancer burden in the population. They enable the monitoring of temporal trends of cancer incidence and the detection of regional differences in cancer burden. Moreover, they allow the estimation of cancer survival, which serve for the evaluation of treatment strategies and the effectiveness of oncological healthcare. Due to Germany`s ageing population, cancer incidence is expected to remain on high levels for several cancer sites in future. This development emphasizes the importance of measures of screening and prevention. Reducing risk factors (cigarette smoking, alcohol consumption, insufficient physical activity, obesity) and adopting a healthy lifestyle can distinctly reduce the incidence of some frequent cancers. Colorectal cancer (CRC) is one of the three most common cancers worldwide. Especially CRC bears a high preventive potential, which can be achieved by a healthy diet. The first study aimed to assess the cancer burden in the Augsburg study region by a population- based analysis covering all tumour sites. Age-standardized incidence rates decreased for prostate cancer and for CRC in men. Rates remained stable for breast cancer in women. For oropharyngeal cancer, among other associated with smoking, incidence rates declined in men, while they significantly increased in women. This assimilation of sex differences is likely due to the adaption of lifestyle and emphasizes the importance of modifiable cancer risk factors. Relative five-year survival showed a wide range and varied according to site and type of the tumour. For breast cancer in women, continuously rising survival trends were observed. While slight deviations could be observed for incidence rates of single sites, survival of cancer patients in the Augsburg study region was largely concordant with the situation in Germany. Fatty acids are among the nutrients which are hypothesized to affect CRC risk. Thus, the measuring of circulating biomarkers of fatty acids is a suitable method to determine the influence of specific fatty acids on CRC risk. We conducted a nested case-control study embedded in the European Prospective Investigation into Cancer and Nutrition (EPIC) to estimate this association using conditional logistic regression models adjusted for established risk factors. A higher proportion of stearic acid (C18:0) was associated with a higher risk of developing CRC. Heptadecanoic acid (C17:0), which can serve as a marker for the habitual consumption of milk and dairy products, was inversely associated with CRC risk. Inconsistent results were found for the circulating biomarker arachidonic acid (C20:4 n-6), which primarily occurs in meat. In contrast, eicopentaenoic acid (EPA, C20:5 n-3) and docosahexanoic acid (C22:6 n-3), which are predominantly found in fatty fish were inversely associated with CRC risk. Additional adjustment for vitamin D supply in a subgroup did not change the results. Thus, the findings of this large cohort study give a strong hint towards the preventive potential of fatty acids. Choosing the right dietary fats and including the consumption of fat fish in the habitual diet can be a valuable contribution to the prevention of (colorectal) cancer. Both, the ongoing assessment of regional cancer burden and the identification and establishment of further risk factors for cancer prevention are two future key priorities to decrease cancer incidence and detect deficits in the healthcare of cancer patients.
Not available
Grundmann, Nina
2023
Deutsch
Universitätsbibliothek der Ludwig-Maximilians-Universität München
Grundmann, Nina (2023): Entwicklung von Krebsinzidenz und Survival in der Region Augsburg und Untersuchung der Assoziation zwischen membrangebundenen Fettsäuren und dem Risiko für das kolorektale Karzinom. Dissertation, LMU München: Medizinische Fakultät
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Abstract

Krebs ist weltweit die zweithäufigste Todesursache. Eine Krebserkrankung ist für die Betroffenen mit erheblichen gesundheitlichen Konsequenzen sowie psychosozialen Belastungen verbunden. Der steigende Bedarf an Therapie- und Nachsorgeangeboten stellt auch das Gesundheitssystem vor große Herausforderungen. Krebsregisterdaten bieten eine wertvolle Grundlage für die Beschreibung des Krebsgeschehens in der Bevölkerung. Anhand dieser können die zeitlichen Trends der Inzidenzen von Krebserkrankungen verfolgt und regionale Unterschiede im Krebsaufkommen aufgedeckt werden. Zudem ermöglichen sie die Analyse der Überlebenszeiten, die zur Evaluation von Therapie und Versorgungsqualität herangezogen werden kann. Im Hinblick auf die demographische Entwicklung ist weiterhin mit hohen Inzidenzen für bestimmte Krebserkrankungen zu rechnen. Diese Entwicklung rückt Maßnahmen von Screening und Prävention stärker in den Vordergrund. Durch die Verringerung von Risikofaktoren, wie Rauchen, Alkoholkonsum, unzureichende körperliche Aktivität, Adipositas, und die Umstellung auf einen gesundheitsbewussten Lebensstil kann die Inzidenz für einige der häufigsten Krebserkrankungen deutlich gesenkt werden. Insbesondere für kolorektale Karzinome (CRC) besteht ein großes Potential zur Prävention, das durch die richtige Ernährung erzielt werden kann. Ziel der ersten Studie war die Analyse des Krebsaufkommens der Studienregion Augsburg anhand einer populationsbasierten Analyse aller Tumor-Lokalisationen. Sinkende altersstandardisierte Inzidenzraten ließen sich bei Männern für Karzinome der Prostata und für CRC beobachten. Die Inzidenzraten für Brustkrebs bei Frauen blieben auf stabilem Niveau. Für Karzinome des Oropharynx, die u.a. mit dem Rauchen assoziiert sind, sanken die Raten bei Männern, während sie bei Frauen einen signifikanten Anstieg aufwiesen. Diese Veränderung ist mit hoher Wahrscheinlichkeit auf die Anpassung des Lebensstils zurückzuführen und betont damit die Bedeutung von modifizierbaren Krebs-Risikofaktoren. Das relative Fünf-Jahresüberleben zeigte je nach Lokalisation und Art des Tumors eine breite Spannweite. Für Brustkrebs bei Frauen war eine kontinuierliche Verbesserung der Überlebensraten zu beobachten. Während sich für die Inzidenz einzelner Lokalisationen leichte Abweichungen zeigten, ergab sich für das Fünf-Jahresüberleben in der Studienregion Augsburg eine weitgehende Übereinstimmung mit der Situation in Deutschland. Fettsäuren gehören zu den Nahrungsbestandteilen, die das Darmkrebsrisiko beeinflussen können. Um den Einfluss der einzelnen Fettsäuren auf das CRC-Risiko zu bestimmen, ist die Messung von Fettsäure-Biomarkern in der Erythrozytenmembran eine geeignete Methode. Mittels einer in der Kohortenstudie European Prospective Investigation into Cancer and Nutrition (EPIC) eingebetteten Fall-Kontroll-Studie wurde der Zusammenhang mit dem CRC-Risiko anhand von konditionalen logistischen Regressionsmodellen bestimmt, wobei auf bekannte Risikofaktoren für CRC adjustiert wurde. Die Ergebnisse zeigten, dass eine höhere Konzentration von Stearinsäure (C18:0) mit einem höheren Risiko für CRC verbunden war. Für Heptadecansäure (C17:0), die als Marker für den habituellen Konsum an Milch und Milchprodukten herangezogen werden kann, ergab sich eine inverse Assoziation mit dem CRC-Risiko. Für Arachidonsäure (C20:4 n-6), die vor allem in Fleisch enthalten ist, zeigten sich inkonsistente Ergebnisse. Dagegen zeigten sich für Eicosapentaensäure (EPA, C20:5 n-3) und Docosahexaensäure (C22:6 n-3), die vor allem in fettem Fisch vorkommen, protektive Assoziationen. Zusätzliche Adjustierung für die Vitamin D-Versorgung in einer Teilgruppe änderte die Ergebnisse nicht. Die Ergebnisse dieser großen Kohortenstudie geben somit einen deutlichen Hinweis auf das präventive Potential von Nahrungsfettsäuren. Die Auswahl der richtigen Nahrungsfette und die Aufnahme von fettreichem Fisch in die gewohnheitsmäßige Ernährung können einen wertvollen Beitrag zur Prävention von (Darm-) Krebs leisten. Sowohl die kontinuierliche Beschreibung des regionalen Krebsgeschehens als auch die Identifizierung und Etablierung von weiteren Risikofaktoren zur Prävention von Krebs sind für die Zukunft zwei vordringliche Aufgaben, um die Krebsinzidenz zu senken und mögliche Defizite in der Versorgung von Krebspatienten aufzudecken.

Abstract

Cancer presents the second most common cause of death worldwide. For the concerned patients, it means serious health consequences and psychosocial strains. In response to the growing demand, healthcare system is facing big challenges in providing access to medical care and aftercare. Cancer registry data provide a valuable basis for the assessment of cancer burden in the population. They enable the monitoring of temporal trends of cancer incidence and the detection of regional differences in cancer burden. Moreover, they allow the estimation of cancer survival, which serve for the evaluation of treatment strategies and the effectiveness of oncological healthcare. Due to Germany`s ageing population, cancer incidence is expected to remain on high levels for several cancer sites in future. This development emphasizes the importance of measures of screening and prevention. Reducing risk factors (cigarette smoking, alcohol consumption, insufficient physical activity, obesity) and adopting a healthy lifestyle can distinctly reduce the incidence of some frequent cancers. Colorectal cancer (CRC) is one of the three most common cancers worldwide. Especially CRC bears a high preventive potential, which can be achieved by a healthy diet. The first study aimed to assess the cancer burden in the Augsburg study region by a population- based analysis covering all tumour sites. Age-standardized incidence rates decreased for prostate cancer and for CRC in men. Rates remained stable for breast cancer in women. For oropharyngeal cancer, among other associated with smoking, incidence rates declined in men, while they significantly increased in women. This assimilation of sex differences is likely due to the adaption of lifestyle and emphasizes the importance of modifiable cancer risk factors. Relative five-year survival showed a wide range and varied according to site and type of the tumour. For breast cancer in women, continuously rising survival trends were observed. While slight deviations could be observed for incidence rates of single sites, survival of cancer patients in the Augsburg study region was largely concordant with the situation in Germany. Fatty acids are among the nutrients which are hypothesized to affect CRC risk. Thus, the measuring of circulating biomarkers of fatty acids is a suitable method to determine the influence of specific fatty acids on CRC risk. We conducted a nested case-control study embedded in the European Prospective Investigation into Cancer and Nutrition (EPIC) to estimate this association using conditional logistic regression models adjusted for established risk factors. A higher proportion of stearic acid (C18:0) was associated with a higher risk of developing CRC. Heptadecanoic acid (C17:0), which can serve as a marker for the habitual consumption of milk and dairy products, was inversely associated with CRC risk. Inconsistent results were found for the circulating biomarker arachidonic acid (C20:4 n-6), which primarily occurs in meat. In contrast, eicopentaenoic acid (EPA, C20:5 n-3) and docosahexanoic acid (C22:6 n-3), which are predominantly found in fatty fish were inversely associated with CRC risk. Additional adjustment for vitamin D supply in a subgroup did not change the results. Thus, the findings of this large cohort study give a strong hint towards the preventive potential of fatty acids. Choosing the right dietary fats and including the consumption of fat fish in the habitual diet can be a valuable contribution to the prevention of (colorectal) cancer. Both, the ongoing assessment of regional cancer burden and the identification and establishment of further risk factors for cancer prevention are two future key priorities to decrease cancer incidence and detect deficits in the healthcare of cancer patients.