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Determinanten des Verlaufs bei Patienten mit chronisch-obstruktiver Lungenerkrankung (COPD) sowie der Symptome in Bezug auf Lungenfunktion, kardiale Funktion und Komorbidität
Determinanten des Verlaufs bei Patienten mit chronisch-obstruktiver Lungenerkrankung (COPD) sowie der Symptome in Bezug auf Lungenfunktion, kardiale Funktion und Komorbidität
Die chronisch-obstruktive Lungenerkrankung (COPD) ist eine weit verbreitete Erkrankung mit einer hohen Prävalenz und gehört zu den sogenannten Volkskrankheiten. Zur Diagnose sind gemäß internationalen Expertenempfehlungen, vor allem der GOLD-Arbeitsgemeinschaft [1], Kriterien üblich, die sich an spirometrischen Lungenfunktionsmessungen orientieren und anhand welcher man Patienten in die GOLD-Stadien 1 bis 4 unterteilen kann. Als Hauptkriterium gilt das Verhältnis von Einsekundenvolumen (FEV1) und forcierter Vitalkapazität (FVC). Allerdings gibt es immer wieder Patienten mit COPD-typischen Symptomen, die dieses Kriterium nicht erfüllen. Diese Patienten werden häufig mit einer für die COPD typischen Medikation therapiert [5] und in der Praxis als COPD-Patienten geführt. Inwieweit diese Patienten das Anfangsstadium einer COPD repräsentieren oder einen eigenen Phänotyp der Erkrankung, ist unklar. Daher hat sich die zusammenfassende Bezeichnung „at risk“ für diese Patienten nicht generell durchgesetzt. Im Folgenden werden diese Patienten der Einfachheit halber als „GOLD 0“ bezeichnet, wenngleich diese Bezeichnung keine allgemeine Anerkennung gefunden hat. Insgesamt ergibt sich somit das Bild einer heterogenen Gruppe an Patienten, und es stellt sich die Frage, inwiefern und anhand welcher Kriterien man bei diesen Patienten Untergruppen mit unterschiedlicher Prognose identifizieren kann. Hierzu gehören einerseits Patienten, die tatsächlich eine Progredienz in ihrem Krankheitsverlauf zeigen und in der Folge das spirometrische Kriterium für COPD erfüllen, und andererseits Patienten, die im Laufe der Zeit stabil bleiben und in ihrer Gruppe verbleiben. Die erstgenannten Patienten wäre tatsächlich im ursprünglichen Sinne „at risk“ [2, 3], die letztgenannten nicht. Zu diesem Zweck wären einfache Kriterien der Lungenfunktion oder klinischer Befunde hilfreich. Hierbei sollten die Kriterien der Lungenfunktion nach Möglichkeit auf der Spirometrie basieren, die ohne größeren Aufwand, beispielsweise auch von Hausärzten, durchgeführt werden kann. Diese bisher noch nicht geklärte Fragestellung in Bezug auf GOLD 0-Patienten wurde in der ersten der beiden aufgeführten Veröffentlichungen adressiert. Zum Vergleich wurden Patienten des niedrigsten GOLD-Grades 1 herangezogen, mit dem Ziel, herauszufinden, ob die Kriterien der Progression in einen höheren Schweregrad für Patienten der „irregulären“ Gruppe GOLD 0 und der „regulären“ Gruppe GOLD 1 die gleichen waren. Die Arbeit diente also dazu, innerhalb der GOLD 0-Gruppe diejenigen Patienten zu identifizieren, die ein besonderes Potential besitzen, eine COPD im vollen Sinne der Definition zu entwickeln. Zu den oft nur teilweise bekannten Charakteristika der Patienten mit COPD gehören auch ihre Komorbiditäten. Die COPD ist bekanntermaßen häufig mit Komorbiditäten assoziiert, die ein breites Spektrum darstellen [22, 24 - 27]. Sie reichen von Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes und Hyperlipidämie bis hin zu kardiovaskulären Erkrankungen. Es ist nur teilweise geklärt, inwieweit diese Erkrankungen auf gemeinsame Risikofaktoren, vor allem das Rauchen, zurückgehen, oder dem Alter der Patienten zuzuschreiben sind, oder aber durch die Lungenerkrankung begünstigt werden, welche eine systemische Entzündung hervorruft oder fördert. Diese komplexe Situation hat zur Folge, dass die Frage nach den Komorbiditäten bei Patienten mit COPD keineswegs von vornherein klar zu beantworten ist. Dies gilt umso mehr, da Lungenerkrankung und Komorbiditäten gemeinsam Symptome, Lebensqualität und körperliche Leistungsfähigkeit beeinflussen können. Dies gilt vor allem für kardiale Erkrankungen, die als Komorbiditäten der COPD von primärem Interesse sind, da sie wesentlich für die Prognose und insbesondere die Mortalität von Bedeutung sind [32 - 35]. Man muss von einer Unterdiagnose dieser Erkrankungen bei Patienten mit COPD ausgehen. Aus den genannten Gründen sind zwei Fragen von Interesse. Erstens, wie häufig sich Indizien für eine kardiale Erkrankung bei Patienten mit COPD finden, und zweitens, ob sie sich in den Symptomen auf eine detektierbare Weise niederschlagen, auch dann, wenn diese primär auf die Lungenerkrankung zurückgehen. Die erste Fragestellung beinhaltet wiederum die Frage, wie häufig die bereits bestehende Diagnose einer kardialen Komorbidität und das Vorliegen einer entsprechenden Medikation relativ zu Hinweisen aus kardialen Messungen sind; letztere können durch Parameter der Echokardiographie in einer für praktische Zwecke hinreichenden Form dargestellt werden. Die zweite Fragestellung läuft darauf hinaus, zu klären, ob unter Berücksichtigung dieser Befunde, sowie der potentiellen Effekte der Lunge auf das Herz, überhaupt ein unabhängiger Beitrag einer kardialen Funktionsstörung auf die Symptome der COPD entdeckt werden kann. Aus vorangegangenen Arbeiten ist bekannt, dass echokardiographische Parameter des Herzens vom Bestehen einer Atemwegobstruktion und einer Lungenüberblähung abhängen. Eine mögliche Alternative wäre daher, dass alle Effekte auf die Symptome von der Lungenfunktion ausgehen und Effekte, die scheinbar durch das Herz bedingt sind, in Wirklichkeit durch die Effekte der Lungenfunktion auf das Herz verursacht werden. In diesem Falle wäre eine genuine Funktionsstörung beziehungsweise Erkrankung des Herzens nicht anhand der Symptome entdeckbar. Auch diese Frage war ungeklärt und wurde in der zweiten der beiden Veröffentlichungen untersucht. Es ist offenkundig, dass die vielfachen Verflechtungen zwischen Störungen der Funktion und Symptomen bei der COPD einen speziellen statistischen Ansatz erforderten, um genuine Effekte einer Herzerkrankung bei Patienten mit COPD zu detektieren. Hierzu wurde das Verfahren der Strukturgleichungsmodelle eingesetzt, das bereits zuvor in der Analyse von COSYCONET-Daten erfolgreich eingesetzt worden war.
COPD, Verlauf, Lungenfunktion, kardiale Funktion, Komorbidität
Mayerhofer, Barbara Astrid
2023
German
Universitätsbibliothek der Ludwig-Maximilians-Universität München
Mayerhofer, Barbara Astrid (2023): Determinanten des Verlaufs bei Patienten mit chronisch-obstruktiver Lungenerkrankung (COPD) sowie der Symptome in Bezug auf Lungenfunktion, kardiale Funktion und Komorbidität. Dissertation, LMU München: Faculty of Medicine
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Abstract

Die chronisch-obstruktive Lungenerkrankung (COPD) ist eine weit verbreitete Erkrankung mit einer hohen Prävalenz und gehört zu den sogenannten Volkskrankheiten. Zur Diagnose sind gemäß internationalen Expertenempfehlungen, vor allem der GOLD-Arbeitsgemeinschaft [1], Kriterien üblich, die sich an spirometrischen Lungenfunktionsmessungen orientieren und anhand welcher man Patienten in die GOLD-Stadien 1 bis 4 unterteilen kann. Als Hauptkriterium gilt das Verhältnis von Einsekundenvolumen (FEV1) und forcierter Vitalkapazität (FVC). Allerdings gibt es immer wieder Patienten mit COPD-typischen Symptomen, die dieses Kriterium nicht erfüllen. Diese Patienten werden häufig mit einer für die COPD typischen Medikation therapiert [5] und in der Praxis als COPD-Patienten geführt. Inwieweit diese Patienten das Anfangsstadium einer COPD repräsentieren oder einen eigenen Phänotyp der Erkrankung, ist unklar. Daher hat sich die zusammenfassende Bezeichnung „at risk“ für diese Patienten nicht generell durchgesetzt. Im Folgenden werden diese Patienten der Einfachheit halber als „GOLD 0“ bezeichnet, wenngleich diese Bezeichnung keine allgemeine Anerkennung gefunden hat. Insgesamt ergibt sich somit das Bild einer heterogenen Gruppe an Patienten, und es stellt sich die Frage, inwiefern und anhand welcher Kriterien man bei diesen Patienten Untergruppen mit unterschiedlicher Prognose identifizieren kann. Hierzu gehören einerseits Patienten, die tatsächlich eine Progredienz in ihrem Krankheitsverlauf zeigen und in der Folge das spirometrische Kriterium für COPD erfüllen, und andererseits Patienten, die im Laufe der Zeit stabil bleiben und in ihrer Gruppe verbleiben. Die erstgenannten Patienten wäre tatsächlich im ursprünglichen Sinne „at risk“ [2, 3], die letztgenannten nicht. Zu diesem Zweck wären einfache Kriterien der Lungenfunktion oder klinischer Befunde hilfreich. Hierbei sollten die Kriterien der Lungenfunktion nach Möglichkeit auf der Spirometrie basieren, die ohne größeren Aufwand, beispielsweise auch von Hausärzten, durchgeführt werden kann. Diese bisher noch nicht geklärte Fragestellung in Bezug auf GOLD 0-Patienten wurde in der ersten der beiden aufgeführten Veröffentlichungen adressiert. Zum Vergleich wurden Patienten des niedrigsten GOLD-Grades 1 herangezogen, mit dem Ziel, herauszufinden, ob die Kriterien der Progression in einen höheren Schweregrad für Patienten der „irregulären“ Gruppe GOLD 0 und der „regulären“ Gruppe GOLD 1 die gleichen waren. Die Arbeit diente also dazu, innerhalb der GOLD 0-Gruppe diejenigen Patienten zu identifizieren, die ein besonderes Potential besitzen, eine COPD im vollen Sinne der Definition zu entwickeln. Zu den oft nur teilweise bekannten Charakteristika der Patienten mit COPD gehören auch ihre Komorbiditäten. Die COPD ist bekanntermaßen häufig mit Komorbiditäten assoziiert, die ein breites Spektrum darstellen [22, 24 - 27]. Sie reichen von Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes und Hyperlipidämie bis hin zu kardiovaskulären Erkrankungen. Es ist nur teilweise geklärt, inwieweit diese Erkrankungen auf gemeinsame Risikofaktoren, vor allem das Rauchen, zurückgehen, oder dem Alter der Patienten zuzuschreiben sind, oder aber durch die Lungenerkrankung begünstigt werden, welche eine systemische Entzündung hervorruft oder fördert. Diese komplexe Situation hat zur Folge, dass die Frage nach den Komorbiditäten bei Patienten mit COPD keineswegs von vornherein klar zu beantworten ist. Dies gilt umso mehr, da Lungenerkrankung und Komorbiditäten gemeinsam Symptome, Lebensqualität und körperliche Leistungsfähigkeit beeinflussen können. Dies gilt vor allem für kardiale Erkrankungen, die als Komorbiditäten der COPD von primärem Interesse sind, da sie wesentlich für die Prognose und insbesondere die Mortalität von Bedeutung sind [32 - 35]. Man muss von einer Unterdiagnose dieser Erkrankungen bei Patienten mit COPD ausgehen. Aus den genannten Gründen sind zwei Fragen von Interesse. Erstens, wie häufig sich Indizien für eine kardiale Erkrankung bei Patienten mit COPD finden, und zweitens, ob sie sich in den Symptomen auf eine detektierbare Weise niederschlagen, auch dann, wenn diese primär auf die Lungenerkrankung zurückgehen. Die erste Fragestellung beinhaltet wiederum die Frage, wie häufig die bereits bestehende Diagnose einer kardialen Komorbidität und das Vorliegen einer entsprechenden Medikation relativ zu Hinweisen aus kardialen Messungen sind; letztere können durch Parameter der Echokardiographie in einer für praktische Zwecke hinreichenden Form dargestellt werden. Die zweite Fragestellung läuft darauf hinaus, zu klären, ob unter Berücksichtigung dieser Befunde, sowie der potentiellen Effekte der Lunge auf das Herz, überhaupt ein unabhängiger Beitrag einer kardialen Funktionsstörung auf die Symptome der COPD entdeckt werden kann. Aus vorangegangenen Arbeiten ist bekannt, dass echokardiographische Parameter des Herzens vom Bestehen einer Atemwegobstruktion und einer Lungenüberblähung abhängen. Eine mögliche Alternative wäre daher, dass alle Effekte auf die Symptome von der Lungenfunktion ausgehen und Effekte, die scheinbar durch das Herz bedingt sind, in Wirklichkeit durch die Effekte der Lungenfunktion auf das Herz verursacht werden. In diesem Falle wäre eine genuine Funktionsstörung beziehungsweise Erkrankung des Herzens nicht anhand der Symptome entdeckbar. Auch diese Frage war ungeklärt und wurde in der zweiten der beiden Veröffentlichungen untersucht. Es ist offenkundig, dass die vielfachen Verflechtungen zwischen Störungen der Funktion und Symptomen bei der COPD einen speziellen statistischen Ansatz erforderten, um genuine Effekte einer Herzerkrankung bei Patienten mit COPD zu detektieren. Hierzu wurde das Verfahren der Strukturgleichungsmodelle eingesetzt, das bereits zuvor in der Analyse von COSYCONET-Daten erfolgreich eingesetzt worden war.