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Vergleich von Impedanz-Messungen an Herzschrittmacher-Sonden vor und nach Niederfeld-MRT-Untersuchung
Vergleich von Impedanz-Messungen an Herzschrittmacher-Sonden vor und nach Niederfeld-MRT-Untersuchung
In den achtziger Jahren des letzten Jahrhunderts hielt die Magnetresonanztomographie (MR) Einzug in den klinischen Alltag. Gegenüber der Computertomographie bietet die MR einen besseren Weichteilkontrast und ist nicht mit schädlicher ionisierender Strahlung behaftet. MR-Untersuchungen wurden deshalb auch an Patienten mit Herzschrittmachern vorgenommen. In den Folgejahren wurde wiederholt über MR-assoziierte Komplikationen berichtet und in Einzelfällen sogar über mögliche Todesfälle bei Schrittmacherpatienten spekuliert[5, 6]. MR-Untersuchungen bei Schrittmacherpatienten können zu Schäden an den Schrittmacherkomponenten, zu lebensbedrohlichen Herzrhythmusstörungen sowie zu Gewebeschäden am Herzmuskel führen. Schrittmachersonden können das MR-Hochfrequenzsignal ähnlich wie Antennen empfangen und dessen Energie an der Sondenspitze an das Herzmuskelgewebe abgeben, was zu thermischen Gewebeschäden des Herzmuskels, Änderung der Impedanz (Wechselstromwiederstand) der Sonden oder unter Umständen auch zu irreversiblen Reizschwellenanstiegen führen kann. Jahrelang galt deshalb die Durchführung von MR-Untersuchungen bei Patienten mit implantiertem Schrittmacher (SM) bzw. Kardioverter-Defibrillator-System (ICD) als absolute Kontraindikation[7]. Verschiedene Arbeitsgruppen konnten in den letzten Jahren zeigen, dass die Durchführung von MR-Untersuchungen bei Patienten mit nicht „MR conditional“ Schrittmacher- bzw. Kardioverter-Defibrillator-Systemen „unter Abwägung des individuellen Nutzen/Risiko-Profils als Einzelfallentscheidung und als zulassungsüberschreitende Anwendung („off-label use“) unter dezidierten Sicherheitsvorkehrungen mit einem vertretbaren Risiko möglich ist“[7]. In der Radiologie der Tagesklinik München-Nord wurden in den letzten Jahren zahlreiche MR-Untersuchungen an Patienten mit Schrittmachern unter kontrollierten Bedingungen in einem offenen Niederfeld MRT mit 0.2 Tesla durchgeführt. Die implantierten Schrittmacher des in dieser Arbeit untersuchten Patientenkollektivs von 185 Patienten waren allesamt Ein- oder Zweikammer-Schrittmacher, die nicht mit „MR conditional“ gekennzeichnet waren. Die Sonden dieser Patienten waren alle im rechten Vorhof oder im rechten Ventrikel lokalisiert. Keine der Sonden war links- oder epikardial lokalisiert. Ziel der vorliegenden Arbeit war es, dieses umfangreiche Datenmaterial im Hinblick auf Impedanzänderungen zu untersuchen und zu bewerten. Dabei wurden die Impedanzen der Schrittmachersonden vor und nach der MR-Untersuchung verglichen. Es wurden auch Untergruppen ausgewertet – aufgeteilt nach Geschlecht, Sondenlokalisation und MR-Untersuchungsregion. Die Auswertung ergab, dass die Untergruppe der Frauen hier eine Sonderstellung einnimmt. Bei dieser Untergruppe kam es zu einer Abnahme der Sondenimpedanz nach MR-Untersuchungen, die zwar gering ausfiel (< 1%), aber dennoch als signifikant einzustufen ist. Dabei waren die Impedanzänderungen bei den Frauen an den Ventrikelsonden etwas ausgeprägter als an den Vorhofsonden. In der Untergruppe der Männer kam es – im Gegensatz zu den Frauen – zu einer Impedanzzunahme. Bei den anderen Untergruppen fanden sich keine signifikanten Impedanzänderungen. Auch korrelierten die Impedanzänderungen nicht in signifikanter Weise mit der Schrittmacher-Verweildauer und auch nicht mit dem Alter des Patienten bei MR-Untersuchung. Die in dieser Arbeit untersuchten Impedanzänderungen bei den Schrittmachersonden der Frauen waren mit p = 0.003 sehr signifikant. Wie eingangs erwähnt wurden die Impedanzänderungen im Rahmen von MR-Untersuchungen in einem offenen Niederfeld MRT mit 0.2 Tesla gemessen. Heutzutage werden im Routinebetrieb zunehmend MR-Untersuchungen in MRTs mit 1.5 Tesla durchgeführt. Diese Arbeit könnte daher Anlass sein, im Rahmen von zukünftigen Studien in Hochfeld-MRTs ein besonderes Augenmerk auf Impedanzänderungen bei den Schrittmachersonden der Frauen zu richten.
Impedanz, Herzschrittmacher, MRT, MR, MRI, Magnetresonanztomographie, NMR, Kernspintomographie, Frauen, Geschlecht, Ventrikel, ventrikulär, Niederfeld-MRT, Schrittmacher
Hüttl, Bettina
2023
Deutsch
Universitätsbibliothek der Ludwig-Maximilians-Universität München
Hüttl, Bettina (2023): Vergleich von Impedanz-Messungen an Herzschrittmacher-Sonden vor und nach Niederfeld-MRT-Untersuchung. Dissertation, LMU München: Medizinische Fakultät
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Abstract

In den achtziger Jahren des letzten Jahrhunderts hielt die Magnetresonanztomographie (MR) Einzug in den klinischen Alltag. Gegenüber der Computertomographie bietet die MR einen besseren Weichteilkontrast und ist nicht mit schädlicher ionisierender Strahlung behaftet. MR-Untersuchungen wurden deshalb auch an Patienten mit Herzschrittmachern vorgenommen. In den Folgejahren wurde wiederholt über MR-assoziierte Komplikationen berichtet und in Einzelfällen sogar über mögliche Todesfälle bei Schrittmacherpatienten spekuliert[5, 6]. MR-Untersuchungen bei Schrittmacherpatienten können zu Schäden an den Schrittmacherkomponenten, zu lebensbedrohlichen Herzrhythmusstörungen sowie zu Gewebeschäden am Herzmuskel führen. Schrittmachersonden können das MR-Hochfrequenzsignal ähnlich wie Antennen empfangen und dessen Energie an der Sondenspitze an das Herzmuskelgewebe abgeben, was zu thermischen Gewebeschäden des Herzmuskels, Änderung der Impedanz (Wechselstromwiederstand) der Sonden oder unter Umständen auch zu irreversiblen Reizschwellenanstiegen führen kann. Jahrelang galt deshalb die Durchführung von MR-Untersuchungen bei Patienten mit implantiertem Schrittmacher (SM) bzw. Kardioverter-Defibrillator-System (ICD) als absolute Kontraindikation[7]. Verschiedene Arbeitsgruppen konnten in den letzten Jahren zeigen, dass die Durchführung von MR-Untersuchungen bei Patienten mit nicht „MR conditional“ Schrittmacher- bzw. Kardioverter-Defibrillator-Systemen „unter Abwägung des individuellen Nutzen/Risiko-Profils als Einzelfallentscheidung und als zulassungsüberschreitende Anwendung („off-label use“) unter dezidierten Sicherheitsvorkehrungen mit einem vertretbaren Risiko möglich ist“[7]. In der Radiologie der Tagesklinik München-Nord wurden in den letzten Jahren zahlreiche MR-Untersuchungen an Patienten mit Schrittmachern unter kontrollierten Bedingungen in einem offenen Niederfeld MRT mit 0.2 Tesla durchgeführt. Die implantierten Schrittmacher des in dieser Arbeit untersuchten Patientenkollektivs von 185 Patienten waren allesamt Ein- oder Zweikammer-Schrittmacher, die nicht mit „MR conditional“ gekennzeichnet waren. Die Sonden dieser Patienten waren alle im rechten Vorhof oder im rechten Ventrikel lokalisiert. Keine der Sonden war links- oder epikardial lokalisiert. Ziel der vorliegenden Arbeit war es, dieses umfangreiche Datenmaterial im Hinblick auf Impedanzänderungen zu untersuchen und zu bewerten. Dabei wurden die Impedanzen der Schrittmachersonden vor und nach der MR-Untersuchung verglichen. Es wurden auch Untergruppen ausgewertet – aufgeteilt nach Geschlecht, Sondenlokalisation und MR-Untersuchungsregion. Die Auswertung ergab, dass die Untergruppe der Frauen hier eine Sonderstellung einnimmt. Bei dieser Untergruppe kam es zu einer Abnahme der Sondenimpedanz nach MR-Untersuchungen, die zwar gering ausfiel (< 1%), aber dennoch als signifikant einzustufen ist. Dabei waren die Impedanzänderungen bei den Frauen an den Ventrikelsonden etwas ausgeprägter als an den Vorhofsonden. In der Untergruppe der Männer kam es – im Gegensatz zu den Frauen – zu einer Impedanzzunahme. Bei den anderen Untergruppen fanden sich keine signifikanten Impedanzänderungen. Auch korrelierten die Impedanzänderungen nicht in signifikanter Weise mit der Schrittmacher-Verweildauer und auch nicht mit dem Alter des Patienten bei MR-Untersuchung. Die in dieser Arbeit untersuchten Impedanzänderungen bei den Schrittmachersonden der Frauen waren mit p = 0.003 sehr signifikant. Wie eingangs erwähnt wurden die Impedanzänderungen im Rahmen von MR-Untersuchungen in einem offenen Niederfeld MRT mit 0.2 Tesla gemessen. Heutzutage werden im Routinebetrieb zunehmend MR-Untersuchungen in MRTs mit 1.5 Tesla durchgeführt. Diese Arbeit könnte daher Anlass sein, im Rahmen von zukünftigen Studien in Hochfeld-MRTs ein besonderes Augenmerk auf Impedanzänderungen bei den Schrittmachersonden der Frauen zu richten.