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Erst- und Rezidivoperationen von Patienten mit renalem sekundärem und tertiärem Hyperparathyreoidismus. Risiken, Management und Erfolgsraten
Erst- und Rezidivoperationen von Patienten mit renalem sekundärem und tertiärem Hyperparathyreoidismus. Risiken, Management und Erfolgsraten
Chronische Nierenerkrankungen stellen die häufigste Ursache für die Entwicklung eines sekundären und tertiären Hyperparathyreoidismus dar. Charakteristisch für diese beiden Formen des renalen Hyperparathyreoidismus (HPT) sind erhöhte Parathormon-, Phosphat- sowie veränderte Kalziumspiegel, die mit einer Vielzahl an klinischen Symptomen einhergehen können und mit einer erhöhten Mortalität assoziiert sind. Die Therapiemöglichkeiten beinhalten medikamentöse und operative Maßnahmen. Bedenken hinsichtlich der Parathyreoidektomie (PTx) bei renalem HPT betreffen vor allem das perioperative Management dieses multimorbiden Patientenkollektivs sowie intra- und postoperative Komplikationen. Ziel der aktuellen Studie war es daher, die PTx bei renalem HPT an einem Zentrum für endokrine Chirurgie in München hinsichtlich Effektivität und Sicherheit zu evaluieren. In die Studie eingeschlossen wurden in retrospektivem Vorgehen alle Patienten, die zwischen Januar 2016 und Dezember 2019 im Krankenhaus Martha-Maria wegen eines renalen HPT operiert wurden. Als primärer Endpunkt und Maß für die Sicherheit der PTx wurde die Komplikationsrate definiert. Als sekundärer Endpunkt und Maß für die Effektivität des Eingriffs wurde die intra- und postoperative Reduktion des intakten Parathormons (PTH) in festgelegte Zielbereiche definiert. Insgesamt wurden 152 Patienten in die Studie eingeschlossen und 158 Erst- und Rezidiveingriffe erfasst. Eine frühpostoperative Recurrensparese entwickelten 2,5 % der Patienten. Eine schwere Hypokalzämie im postoperativen Verlauf (Serum-Gesamtkalzium < 1,8 mmol/l) trat bei 41,1 % der Patienten auf und war assoziiert mit einem längeren Krankenhausaufenthalt. Zu unspezifischen postoperativen Komplikationen kam es bei 10,8 % der Patienten, wobei kardio-pulmonale Ereignisse mit 3,8 % die häufigste Ursache darstellten. 94,3 % der Patienten konnten im Median nach 4 Tagen wie geplant aus dem Krankenhaus entlassen werden, bei 5,7 % kam es wegen unspezifischer Komplikationen zu einer Verlegung auf eine nicht-chirurgische Normal- oder Intensivstation. Die perioperative Mortalität lag bei 0 %. Im Zuge der PTx zeigte sich ein deutlicher und stabiler Abfall des PTH, im Median von 1168 auf 13 pg/ml. Dies entspricht einer Reduktion von 99 % und kann insbesondere auch deswegen als Erfolg gewertet werden, weil knapp 70 % der PTH-Werte postoperativ im definierten Erfolgsbereich zwischen 2,5 und 65 pg/ml und 92,4 % im erweiterten Erfolgsbereich < 300 pg/ml zu liegen kamen. Zusammenfassend kann die PTx bei Patienten mit renalem HPT als effektives Verfahren bewertet werden, das kurzfristig mit relevanten, jedoch kontrollierbaren Risiken einhergeht. Randomisierte und kontrollierte Studien sind notwendig, um die vorhandenen Therapieoptionen sowie deren kurzfristige Risiken und langfristigen Nutzen zu vergleichen und Behandlern so zukünftig die Indikationsstellung zur PTx zu erleichtern.
sekundärer Hyperparathyreoidismus, tertiärer Hyperparathyreoidismus, Parathyreoidektomie, chronische Niereninsuffizienz
Fürst, Lena
2022
Deutsch
Universitätsbibliothek der Ludwig-Maximilians-Universität München
Fürst, Lena (2022): Erst- und Rezidivoperationen von Patienten mit renalem sekundärem und tertiärem Hyperparathyreoidismus: Risiken, Management und Erfolgsraten. Dissertation, LMU München: Medizinische Fakultät
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Abstract

Chronische Nierenerkrankungen stellen die häufigste Ursache für die Entwicklung eines sekundären und tertiären Hyperparathyreoidismus dar. Charakteristisch für diese beiden Formen des renalen Hyperparathyreoidismus (HPT) sind erhöhte Parathormon-, Phosphat- sowie veränderte Kalziumspiegel, die mit einer Vielzahl an klinischen Symptomen einhergehen können und mit einer erhöhten Mortalität assoziiert sind. Die Therapiemöglichkeiten beinhalten medikamentöse und operative Maßnahmen. Bedenken hinsichtlich der Parathyreoidektomie (PTx) bei renalem HPT betreffen vor allem das perioperative Management dieses multimorbiden Patientenkollektivs sowie intra- und postoperative Komplikationen. Ziel der aktuellen Studie war es daher, die PTx bei renalem HPT an einem Zentrum für endokrine Chirurgie in München hinsichtlich Effektivität und Sicherheit zu evaluieren. In die Studie eingeschlossen wurden in retrospektivem Vorgehen alle Patienten, die zwischen Januar 2016 und Dezember 2019 im Krankenhaus Martha-Maria wegen eines renalen HPT operiert wurden. Als primärer Endpunkt und Maß für die Sicherheit der PTx wurde die Komplikationsrate definiert. Als sekundärer Endpunkt und Maß für die Effektivität des Eingriffs wurde die intra- und postoperative Reduktion des intakten Parathormons (PTH) in festgelegte Zielbereiche definiert. Insgesamt wurden 152 Patienten in die Studie eingeschlossen und 158 Erst- und Rezidiveingriffe erfasst. Eine frühpostoperative Recurrensparese entwickelten 2,5 % der Patienten. Eine schwere Hypokalzämie im postoperativen Verlauf (Serum-Gesamtkalzium < 1,8 mmol/l) trat bei 41,1 % der Patienten auf und war assoziiert mit einem längeren Krankenhausaufenthalt. Zu unspezifischen postoperativen Komplikationen kam es bei 10,8 % der Patienten, wobei kardio-pulmonale Ereignisse mit 3,8 % die häufigste Ursache darstellten. 94,3 % der Patienten konnten im Median nach 4 Tagen wie geplant aus dem Krankenhaus entlassen werden, bei 5,7 % kam es wegen unspezifischer Komplikationen zu einer Verlegung auf eine nicht-chirurgische Normal- oder Intensivstation. Die perioperative Mortalität lag bei 0 %. Im Zuge der PTx zeigte sich ein deutlicher und stabiler Abfall des PTH, im Median von 1168 auf 13 pg/ml. Dies entspricht einer Reduktion von 99 % und kann insbesondere auch deswegen als Erfolg gewertet werden, weil knapp 70 % der PTH-Werte postoperativ im definierten Erfolgsbereich zwischen 2,5 und 65 pg/ml und 92,4 % im erweiterten Erfolgsbereich < 300 pg/ml zu liegen kamen. Zusammenfassend kann die PTx bei Patienten mit renalem HPT als effektives Verfahren bewertet werden, das kurzfristig mit relevanten, jedoch kontrollierbaren Risiken einhergeht. Randomisierte und kontrollierte Studien sind notwendig, um die vorhandenen Therapieoptionen sowie deren kurzfristige Risiken und langfristigen Nutzen zu vergleichen und Behandlern so zukünftig die Indikationsstellung zur PTx zu erleichtern.