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Stereologische Untersuchung immunhistochemisch differenzierter Strukturbestandteile des Zottenbaums menschlicher Plazenten mit und ohne IUGR
Stereologische Untersuchung immunhistochemisch differenzierter Strukturbestandteile des Zottenbaums menschlicher Plazenten mit und ohne IUGR
Das Plazentagewicht und das Gewicht der Neugeborenen korrelieren eng miteinander. Das gilt bei normalen Schwangerschaften, aber auch im Fall von Schwangerschaften mit reduziertem Plazenta- und Geburtsgewicht bei Wachstumsretardierung. Bisher ist allerdings unbekannt, welche mikroskopischen Abschnitte des Plazenta-Zottenbaums den Gewichtsverlust widerspiegeln. Sind die IUGR Plazenten symmetrisch verkleinerte normale Plazenten oder ist der Zottenbaum bei IUGR Plazenten disproportional verkleinert? Zur Klassifizierung von Zottentypen der menschlichen Plazenta wurde der Nachweis des glattmuskulären Reifungsmarkers γ-smooth-muscle-Aktin (γ-sm-Aktin) in Myofibroblasten verwendet, die in den Zottenabschnitten mit einer perivaskulären kontraktilen Manschette nachgewiesen werden konnte. Diese Zottenabschnitte werden den zentralen Zottenabschnitten (γ-sm Aktin positiv) zugeordnet. Über die spezifische Immunhistochemie war es nun möglich mithilfe stereologischer Methoden Volumenbestimmungen von zentralen Zottenabschnitten mit nachweisbaren Myofibroblasten und von peripheren Zottenabschnitten ohne nachweisbare Myofibroblasten vorzunehmen. Verglichen mit Plazenten ohne IUGR wurde in Plazenten mit IUGR ein signifikant reduziertes Volumen der zentralen Zottenabschnitte festgestellt und damit eine disproportionale Verkleinerung dieses Bereichs. Zusätzlich bestimmte Parameter wie die Verlängerung der Diffusionsdistanz und ein verminderter Verzweigungsindex konnten außerdem bestätigt werden. Die Plazentazotten bei IUGR sind im Vergleich zu Plazenten ohne IUGR zusammenfassend also nicht nur verkleinert, sondern morphologisch und damit funktionell alteriert. Die veränderten zentralen Zottenabschnitte werden größtenteils den Stammzotten zugeordnet, die schon früh in der Plazentaentwicklung entstehen. Der Beginn der Zottenreifungsstörung bei IUGR muss somit viel früher in die Schwangerschaft eingeordnet werden als bisher angenommen, nämlich in das späte erste Trimester der Schwangerschaft. Dies wirft viele Fragen auf, u.a. ob die im peripheren Zottenbaum auftretenden Veränderungen (verlängerte Diffusionsdistanz und verminderte Zottenverzweigung) nicht sekundär zu dieser zeitlich vorangehenden pathogenetischen Veränderung im zentralen Zottenbaum sind.
Plazentagewicht, Zottenbaum, Intrauterine Wachtungsretartierung, IUGR
Henschen, Sina
2022
Deutsch
Universitätsbibliothek der Ludwig-Maximilians-Universität München
Henschen, Sina (2022): Stereologische Untersuchung immunhistochemisch differenzierter Strukturbestandteile des Zottenbaums menschlicher Plazenten mit und ohne IUGR. Dissertation, LMU München: Medizinische Fakultät
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Abstract

Das Plazentagewicht und das Gewicht der Neugeborenen korrelieren eng miteinander. Das gilt bei normalen Schwangerschaften, aber auch im Fall von Schwangerschaften mit reduziertem Plazenta- und Geburtsgewicht bei Wachstumsretardierung. Bisher ist allerdings unbekannt, welche mikroskopischen Abschnitte des Plazenta-Zottenbaums den Gewichtsverlust widerspiegeln. Sind die IUGR Plazenten symmetrisch verkleinerte normale Plazenten oder ist der Zottenbaum bei IUGR Plazenten disproportional verkleinert? Zur Klassifizierung von Zottentypen der menschlichen Plazenta wurde der Nachweis des glattmuskulären Reifungsmarkers γ-smooth-muscle-Aktin (γ-sm-Aktin) in Myofibroblasten verwendet, die in den Zottenabschnitten mit einer perivaskulären kontraktilen Manschette nachgewiesen werden konnte. Diese Zottenabschnitte werden den zentralen Zottenabschnitten (γ-sm Aktin positiv) zugeordnet. Über die spezifische Immunhistochemie war es nun möglich mithilfe stereologischer Methoden Volumenbestimmungen von zentralen Zottenabschnitten mit nachweisbaren Myofibroblasten und von peripheren Zottenabschnitten ohne nachweisbare Myofibroblasten vorzunehmen. Verglichen mit Plazenten ohne IUGR wurde in Plazenten mit IUGR ein signifikant reduziertes Volumen der zentralen Zottenabschnitte festgestellt und damit eine disproportionale Verkleinerung dieses Bereichs. Zusätzlich bestimmte Parameter wie die Verlängerung der Diffusionsdistanz und ein verminderter Verzweigungsindex konnten außerdem bestätigt werden. Die Plazentazotten bei IUGR sind im Vergleich zu Plazenten ohne IUGR zusammenfassend also nicht nur verkleinert, sondern morphologisch und damit funktionell alteriert. Die veränderten zentralen Zottenabschnitte werden größtenteils den Stammzotten zugeordnet, die schon früh in der Plazentaentwicklung entstehen. Der Beginn der Zottenreifungsstörung bei IUGR muss somit viel früher in die Schwangerschaft eingeordnet werden als bisher angenommen, nämlich in das späte erste Trimester der Schwangerschaft. Dies wirft viele Fragen auf, u.a. ob die im peripheren Zottenbaum auftretenden Veränderungen (verlängerte Diffusionsdistanz und verminderte Zottenverzweigung) nicht sekundär zu dieser zeitlich vorangehenden pathogenetischen Veränderung im zentralen Zottenbaum sind.