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Interpersonelle Verhaltensmuster im Verlauf eines Sozialer-Ostrazismus-Paradigmas - eine vergleichende Untersuchung bei Borderline-Patienten und gesunden Kontrollen
Interpersonelle Verhaltensmuster im Verlauf eines Sozialer-Ostrazismus-Paradigmas - eine vergleichende Untersuchung bei Borderline-Patienten und gesunden Kontrollen
Hintergrund: Ostrazismus ist einerseits ein sehr verbreitetes und andererseits ein für das Opfer potenziell sehr bedrohliches Phänomen. Aus evolutionärer Perspektive war es deshalb wichtig, entsprechende Episoden schnell zu erkennen und in einer Weise auf sie zu reagieren, die künftigen Schaden abwendet. Die Konsequenzen dieses Anpassungsprozesses spüren wir noch heute: Ausgeschlossen zu werden ist für beinahe jeden Menschen schmerzhaft, führt zu einer Verschlechterung der Gemütslage, einer Bedrohung von verschiedenen Grundbedürfnissen und kann, abhängig von weiteren Faktoren, sowohl pro-soziales, als auch antisoziales Verhalten, Fluchtverhalten oder Resignation auslösen. Ein solcher Faktor sind psychische Erkrankungen, wie beispielsweise die Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS), der im Zusammenhang mit Ostrazismus eine besondere Rolle zukommt: So sind Zurückweisungserfahrungen erstens in die Entwicklung der Störung involviert, zweitens erhöht sich durch die Erkrankung aber auch das Risiko eines erneuten Ausschlusses und drittens sind die aversiven Auswirkungen, die dieser Ostrazismus nach sich zieht, für betroffene Patienten oft extremer als für gesunde Probanden. Fragestellung: Ziel der vorliegenden Arbeit war es, diese Erkenntnisse zu erweitern und zu untersuchen, ob das Verhalten von BPS-Patienten bereits unmittelbar während der Ostrazismussituation selbst verändert ist. Methodik: 19 BPS-Patientinnen und 56 gesunde Frauen spielten eine neuartige, ab-gewandelte Form des Cyberball-Paradigmas, einem virtuellen Ballspiel, die aus drei Phasen bestand (Einschluss, partieller und totaler Ausschluss). Der 5-minütige partielle Ausschluss wurde dadurch simuliert, dass eine virtuelle Mitspielerin (Excluderin) das Zuspiel an die jeweilige Probandin fast einstellte (5% der Pässe), während die andere Mitspielerin (Includerin) ihr Verhalten aus der Einschlussphase unverändert fortsetzte (50% der Pässe). Indem die Ballwürfe der Probandin zu Ex- und Includerin über das Programm erfasst wurden, konnte das Spielverhalten objektiviert werden: Ein vermehrtes Anspiel der Excluderin werteten wir als prosoziales Verhalten und den Versuch, die zerbrochene Bindung wieder zu reparieren, ein vermehrtes Zuspiel zur Includerin als soziales Rückzugsverhalten. Anschließend verglichen wir die Verhaltensdaten der beiden Gruppen und überprüften mögliche einflussnehmende Faktoren wie frühkindliche Traumatisierungen, Zurückweisungserfahrungen aus der Peer-Gruppe, Zurückweisungssensitivität, Symptomschwere, Bedürfnisbedrohung und die emotionale Reaktion auf den Ausschluss. Ergebnis: Die Ostrazismus-Manipulation durch das eingesetzte Paradigma war in beiden Gruppen erfolgreich. In der Gesamtbetrachtung der partiellen Ausschlussphase wandten sich die gesunden Probanden signifikant stärker der Excluderin zu, während die BPS-Patientinnen keine Präferenz zu einer bestimmten Mitspielerin zeigten. Nur in der ersten Minute des partiellen Ausschlusses spielten auch die Patientinnen tendenziell verstärkt die Excluderin an, in der fünften Minute dagegen tendenziell stärker die Includerin. Die gesunden Probandinnen wandten sich in den ersten drei Minuten verstärkt der Excluderin zu, für die übrigen beiden Minuten hatten sie keine Präferenz. In Übereinstimmung mit früheren Untersuchungen führte auch das von uns verwendete Paradigma bei den BPS-Patientinnen zu einer stärken emotionalen Beeinträchtigung, einer ausgeprägteren Ostrazismus-Wahrnehmung und einer höheren Bedürfnisbedrohung als bei den gesunden Probanden. Der aversive Einfluss war insgesamt stärker ausgeprägt und im Anschluss zeigten sie ein signifikant stärkeres Verlangen nach passiver Beschäftigung, einer Verbalisierung des Ausschlusses, Flucht, einer Konfrontation der Versuchsleitung, nach selbstverletzendem Verhalten, Ablenkung und tendenziell auch nach aggressivem Verhalten gegenüber anderen. Das Bedürfnis nach angenehmen Aktivtäten war dagegen signifikant schwächer ausgeprägt und blieb es selbst dann, wenn ausschließlich nach der Haupt-Verhaltensintention gefragt wurde. Innerhalb der BPS-Gruppe korrelierte ein verstärktes Zuspiel zur Excluderin mit einer stärkeren Enttäuschung des Gruppengefühls, einer ausgeprägteren Bedrohung des Selbstwerts und Gesamt-Bedürfnisbedrohung auf der Needs-Threat-Scale, sowie mit einer kürzeren Therapiedauer. Außerdem stand ihr Spielverhalten in Zusammenhang mit dem späteren Wunsch, sich passiv zu beschäftigen und die Versuchsleitung zu konfrontieren. In beiden Studiengruppen gab es Zusammenhänge zwischen Spielverhalten und der Bewertung der virtuellen Mitspielerinnen vor und nach Cyberball. Korrelationen zur momentanen Gefühlslage, der aversiven inneren Anspannung und verschiedenen demografischen Parametern konnten dagegen weder innerhalb des Patientinnen- noch innerhalb des Kontroll-Kollektivs festgestellt werden. Gleiches gilt für das Ausmaß erlebter Kindheitstraumata in der Herkunftsfamilie und durch Gleichaltrige, die wir zusätzlich retrospektiv erfassten, sowie für die Ausprägung der Zurückweisungssensitivität. Diskussion: Die Ergebnisse der vorliegenden Untersuchung deuten darauf hin, dass sich die Reaktion von BPS-Patienten auf Ostrazismus nicht erst in dessen Nachgang von gesunden Probanden unterscheidet, sondern bereits unmittelbar während eine entsprechende Episode stattfindet. Bemerkenswerterweise scheint prosoziales Ver-halten bei BPS-Patientinnen nicht per se eingeschränkt zu sein, sondern vielmehr, als würden solche Bemühungen deutlich früher frustriert. Ihre Reaktion weist des-halb Parallelen zum sogenannten Resignationsstadium auf, das sich auch bei gesunden Personen infolge von sehr schwerwiegenden oder langanhaltenden Ostrazismus-Erfahrungen einstellen kann, und in dem es einem Individuum an den erforderlichen Ressourcen mangelt, um weiterhin adäquat auf das Erlebte zu reagieren. Wir fanden außerdem potentielle Hinweise darauf, dass das Unvermögen der BPS-Patienten, prosoziales Verhalten über einen längeren Zeitraum aufrechtzuerhalten, durch Therapie positiv beeinflusst werden kann. Es sollte deshalb überlegt werden, wie diese Erkenntnis bei der Weiterentwicklung entsprechender Interventionen künftig berücksichtigt werden kann. Da die Ergebnisse der vorliegenden Studie durch das verhältnismäßig kleine Studienkollektiv und die zeitliche Begrenzung der partiellen Ausschlussphase etwas eingeschränkt werden, sollten außerdem weitere Untersuchungen an einer größeren Teilnehmerzahl und mit einer verlängerten partiellen Ausschlussphase durchgeführt werden., Background: Ostracism is a very common phenomenon and potentially threatening for the target. From an evolutionary perspective, for humans it therefore has been important to quickly identify such episodes and respond to them in a way that averted future damage. Even today, we can still see the consequences of this adjustmentprocess: Being excluded is painful for almost everyone, leads to a deterioration of affects, threats various fundamental needs and, depending on other factors, can result in both prosocial and antisocial behavior, flight behavior or resignation. One such factor is the presence of mental illness, such as borderline personality disorder (BPD), which plays a special role in connection with ostracism: experiences of rejection are involved in the development of the disorder and the disorder in turn increases this risk of further exclusion. Moreover, the aversive effects of ostracism are more pronounced for affected patients than for healthy subjects. Research Question: The aim of the present work was to expand these findings and to investigate whether the behavior of BPD-patients differs already during the ostra-cism situation itself. Methods: 19 female BPD-patients and 56 healthy women played a new, modified version of the Cyberball paradigm, which consisted of three phases (inclusion, partial and total exclusion). The 5-minute partial exclusion phase was simulated by one virtual player (excluder) virtually ceasing to pass on to the participant (5% of the passes), while the other player (includer) unchanged continued her behavior from the inclusion phase (50% of passes). Ball-tosses of the participants were recorded by the program and constituted a objective behavioral measure: We considered an increased amount of passes to the excluder as prosocial behavior and the attempt to repair the broken relationship, whereas we considered an increased amount of ball-tosses to the includer as social withdrawal. We then compared the behavioral data of the two groups and examined possible influencing factors such as childhood trauma, rejection sensitivity, symptom load, need threat and emotional reaction to social ex-clusion. Results: The manipulation by the ostracism paradigm used was successful in both groups. In the overall view of the partial exclusion phase, the healthy subjects turned significantly more towards the excluder, while the borderline patients showed no preference for a specific player and only in the first minute of partial exclusion they tended to play the ball more often to the excluder, whereas in the fifth minute they tended to play more balls to the includer. The healthy subjects turned more to the excluder in the first three minutes, for the remaining two minutes they had no preference. In line with previous studies, the modified version of the paradigm also led to more emotional impairment in BPD-patients, a stronger perception of ostracism, and a higher needs-threat than in healthy controls. The aversive impact was more pronounced in BPD-patients overall and after the game they showed a significantly stronger desire for passive activities, verbalization of exclusion, flight, confrontation of the experimenter, self-harming behavior, distraction, and also a tendency towards aggressive behavior towards others. The need for pleasant activities, on the other hand, was significantly less pronounced and remained so even when we asked only for the main behavioral intention. Within the BPD-group, an increased interplay with the excluder correlated with a greater disappointment of group cohesiveness, higher threat of self-esteem and of overall needs fulfillment on the needs-threat scale, and with a shorter therapy duration. In addition, their behavior was related to their later desire to engage passively and to confront the experimenter. In both study groups we found significant associations between playing behavior and the evaluation of the virtual players before and after Cyberball. Associations with to the current emotional state, the aversive inner tension and various demographic parameters, however, could not be found neither within the patient nor within the control group. The same applies to the extent of childhood trauma experienced in the family of origin and by peers, which we also covered retrospectively, and to the extent of rejection sensitivity. Discussion: The results of the present study indicate that the reaction of BPD-patients to ostracism does not only differ from healthy controls in its aftermath, but already immediately while the episode is taking place. Of note however, patients do not seem to generally lack prosocial behavior; rather it seems as if such efforts were frustrated just much earlier. Their reaction therefore shows parallels to the so-called resignation stage, which can also occur in healthy subjects as a result of very serious or long-lasting experiences with ostracism. In this stage the resources an individual depends on to react adequately to the experience are depleted. We also found potential evidence that BPD patients' inability to maintain prosocial behavior over a prolonged period of time can be positively influenced by therapy. It should be considered how this finding can be taken into account in the further development of appropriate therapeutic interventions. Furthermore, since the results of the present study are somewhat limited by the relatively small number of participants and the time limit of the partial exclusion, further studies on a larger number of participants and with an extended partial exclusion phase should be carried out.
Borderline, BPS, Ostrazismus, Ausschluss, Verhalten
Brandl, Lisa
2022
Deutsch
Universitätsbibliothek der Ludwig-Maximilians-Universität München
Brandl, Lisa (2022): Interpersonelle Verhaltensmuster im Verlauf eines Sozialer-Ostrazismus-Paradigmas - eine vergleichende Untersuchung bei Borderline-Patienten und gesunden Kontrollen. Dissertation, LMU München: Medizinische Fakultät
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Abstract

Hintergrund: Ostrazismus ist einerseits ein sehr verbreitetes und andererseits ein für das Opfer potenziell sehr bedrohliches Phänomen. Aus evolutionärer Perspektive war es deshalb wichtig, entsprechende Episoden schnell zu erkennen und in einer Weise auf sie zu reagieren, die künftigen Schaden abwendet. Die Konsequenzen dieses Anpassungsprozesses spüren wir noch heute: Ausgeschlossen zu werden ist für beinahe jeden Menschen schmerzhaft, führt zu einer Verschlechterung der Gemütslage, einer Bedrohung von verschiedenen Grundbedürfnissen und kann, abhängig von weiteren Faktoren, sowohl pro-soziales, als auch antisoziales Verhalten, Fluchtverhalten oder Resignation auslösen. Ein solcher Faktor sind psychische Erkrankungen, wie beispielsweise die Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS), der im Zusammenhang mit Ostrazismus eine besondere Rolle zukommt: So sind Zurückweisungserfahrungen erstens in die Entwicklung der Störung involviert, zweitens erhöht sich durch die Erkrankung aber auch das Risiko eines erneuten Ausschlusses und drittens sind die aversiven Auswirkungen, die dieser Ostrazismus nach sich zieht, für betroffene Patienten oft extremer als für gesunde Probanden. Fragestellung: Ziel der vorliegenden Arbeit war es, diese Erkenntnisse zu erweitern und zu untersuchen, ob das Verhalten von BPS-Patienten bereits unmittelbar während der Ostrazismussituation selbst verändert ist. Methodik: 19 BPS-Patientinnen und 56 gesunde Frauen spielten eine neuartige, ab-gewandelte Form des Cyberball-Paradigmas, einem virtuellen Ballspiel, die aus drei Phasen bestand (Einschluss, partieller und totaler Ausschluss). Der 5-minütige partielle Ausschluss wurde dadurch simuliert, dass eine virtuelle Mitspielerin (Excluderin) das Zuspiel an die jeweilige Probandin fast einstellte (5% der Pässe), während die andere Mitspielerin (Includerin) ihr Verhalten aus der Einschlussphase unverändert fortsetzte (50% der Pässe). Indem die Ballwürfe der Probandin zu Ex- und Includerin über das Programm erfasst wurden, konnte das Spielverhalten objektiviert werden: Ein vermehrtes Anspiel der Excluderin werteten wir als prosoziales Verhalten und den Versuch, die zerbrochene Bindung wieder zu reparieren, ein vermehrtes Zuspiel zur Includerin als soziales Rückzugsverhalten. Anschließend verglichen wir die Verhaltensdaten der beiden Gruppen und überprüften mögliche einflussnehmende Faktoren wie frühkindliche Traumatisierungen, Zurückweisungserfahrungen aus der Peer-Gruppe, Zurückweisungssensitivität, Symptomschwere, Bedürfnisbedrohung und die emotionale Reaktion auf den Ausschluss. Ergebnis: Die Ostrazismus-Manipulation durch das eingesetzte Paradigma war in beiden Gruppen erfolgreich. In der Gesamtbetrachtung der partiellen Ausschlussphase wandten sich die gesunden Probanden signifikant stärker der Excluderin zu, während die BPS-Patientinnen keine Präferenz zu einer bestimmten Mitspielerin zeigten. Nur in der ersten Minute des partiellen Ausschlusses spielten auch die Patientinnen tendenziell verstärkt die Excluderin an, in der fünften Minute dagegen tendenziell stärker die Includerin. Die gesunden Probandinnen wandten sich in den ersten drei Minuten verstärkt der Excluderin zu, für die übrigen beiden Minuten hatten sie keine Präferenz. In Übereinstimmung mit früheren Untersuchungen führte auch das von uns verwendete Paradigma bei den BPS-Patientinnen zu einer stärken emotionalen Beeinträchtigung, einer ausgeprägteren Ostrazismus-Wahrnehmung und einer höheren Bedürfnisbedrohung als bei den gesunden Probanden. Der aversive Einfluss war insgesamt stärker ausgeprägt und im Anschluss zeigten sie ein signifikant stärkeres Verlangen nach passiver Beschäftigung, einer Verbalisierung des Ausschlusses, Flucht, einer Konfrontation der Versuchsleitung, nach selbstverletzendem Verhalten, Ablenkung und tendenziell auch nach aggressivem Verhalten gegenüber anderen. Das Bedürfnis nach angenehmen Aktivtäten war dagegen signifikant schwächer ausgeprägt und blieb es selbst dann, wenn ausschließlich nach der Haupt-Verhaltensintention gefragt wurde. Innerhalb der BPS-Gruppe korrelierte ein verstärktes Zuspiel zur Excluderin mit einer stärkeren Enttäuschung des Gruppengefühls, einer ausgeprägteren Bedrohung des Selbstwerts und Gesamt-Bedürfnisbedrohung auf der Needs-Threat-Scale, sowie mit einer kürzeren Therapiedauer. Außerdem stand ihr Spielverhalten in Zusammenhang mit dem späteren Wunsch, sich passiv zu beschäftigen und die Versuchsleitung zu konfrontieren. In beiden Studiengruppen gab es Zusammenhänge zwischen Spielverhalten und der Bewertung der virtuellen Mitspielerinnen vor und nach Cyberball. Korrelationen zur momentanen Gefühlslage, der aversiven inneren Anspannung und verschiedenen demografischen Parametern konnten dagegen weder innerhalb des Patientinnen- noch innerhalb des Kontroll-Kollektivs festgestellt werden. Gleiches gilt für das Ausmaß erlebter Kindheitstraumata in der Herkunftsfamilie und durch Gleichaltrige, die wir zusätzlich retrospektiv erfassten, sowie für die Ausprägung der Zurückweisungssensitivität. Diskussion: Die Ergebnisse der vorliegenden Untersuchung deuten darauf hin, dass sich die Reaktion von BPS-Patienten auf Ostrazismus nicht erst in dessen Nachgang von gesunden Probanden unterscheidet, sondern bereits unmittelbar während eine entsprechende Episode stattfindet. Bemerkenswerterweise scheint prosoziales Ver-halten bei BPS-Patientinnen nicht per se eingeschränkt zu sein, sondern vielmehr, als würden solche Bemühungen deutlich früher frustriert. Ihre Reaktion weist des-halb Parallelen zum sogenannten Resignationsstadium auf, das sich auch bei gesunden Personen infolge von sehr schwerwiegenden oder langanhaltenden Ostrazismus-Erfahrungen einstellen kann, und in dem es einem Individuum an den erforderlichen Ressourcen mangelt, um weiterhin adäquat auf das Erlebte zu reagieren. Wir fanden außerdem potentielle Hinweise darauf, dass das Unvermögen der BPS-Patienten, prosoziales Verhalten über einen längeren Zeitraum aufrechtzuerhalten, durch Therapie positiv beeinflusst werden kann. Es sollte deshalb überlegt werden, wie diese Erkenntnis bei der Weiterentwicklung entsprechender Interventionen künftig berücksichtigt werden kann. Da die Ergebnisse der vorliegenden Studie durch das verhältnismäßig kleine Studienkollektiv und die zeitliche Begrenzung der partiellen Ausschlussphase etwas eingeschränkt werden, sollten außerdem weitere Untersuchungen an einer größeren Teilnehmerzahl und mit einer verlängerten partiellen Ausschlussphase durchgeführt werden.

Abstract

Background: Ostracism is a very common phenomenon and potentially threatening for the target. From an evolutionary perspective, for humans it therefore has been important to quickly identify such episodes and respond to them in a way that averted future damage. Even today, we can still see the consequences of this adjustmentprocess: Being excluded is painful for almost everyone, leads to a deterioration of affects, threats various fundamental needs and, depending on other factors, can result in both prosocial and antisocial behavior, flight behavior or resignation. One such factor is the presence of mental illness, such as borderline personality disorder (BPD), which plays a special role in connection with ostracism: experiences of rejection are involved in the development of the disorder and the disorder in turn increases this risk of further exclusion. Moreover, the aversive effects of ostracism are more pronounced for affected patients than for healthy subjects. Research Question: The aim of the present work was to expand these findings and to investigate whether the behavior of BPD-patients differs already during the ostra-cism situation itself. Methods: 19 female BPD-patients and 56 healthy women played a new, modified version of the Cyberball paradigm, which consisted of three phases (inclusion, partial and total exclusion). The 5-minute partial exclusion phase was simulated by one virtual player (excluder) virtually ceasing to pass on to the participant (5% of the passes), while the other player (includer) unchanged continued her behavior from the inclusion phase (50% of passes). Ball-tosses of the participants were recorded by the program and constituted a objective behavioral measure: We considered an increased amount of passes to the excluder as prosocial behavior and the attempt to repair the broken relationship, whereas we considered an increased amount of ball-tosses to the includer as social withdrawal. We then compared the behavioral data of the two groups and examined possible influencing factors such as childhood trauma, rejection sensitivity, symptom load, need threat and emotional reaction to social ex-clusion. Results: The manipulation by the ostracism paradigm used was successful in both groups. In the overall view of the partial exclusion phase, the healthy subjects turned significantly more towards the excluder, while the borderline patients showed no preference for a specific player and only in the first minute of partial exclusion they tended to play the ball more often to the excluder, whereas in the fifth minute they tended to play more balls to the includer. The healthy subjects turned more to the excluder in the first three minutes, for the remaining two minutes they had no preference. In line with previous studies, the modified version of the paradigm also led to more emotional impairment in BPD-patients, a stronger perception of ostracism, and a higher needs-threat than in healthy controls. The aversive impact was more pronounced in BPD-patients overall and after the game they showed a significantly stronger desire for passive activities, verbalization of exclusion, flight, confrontation of the experimenter, self-harming behavior, distraction, and also a tendency towards aggressive behavior towards others. The need for pleasant activities, on the other hand, was significantly less pronounced and remained so even when we asked only for the main behavioral intention. Within the BPD-group, an increased interplay with the excluder correlated with a greater disappointment of group cohesiveness, higher threat of self-esteem and of overall needs fulfillment on the needs-threat scale, and with a shorter therapy duration. In addition, their behavior was related to their later desire to engage passively and to confront the experimenter. In both study groups we found significant associations between playing behavior and the evaluation of the virtual players before and after Cyberball. Associations with to the current emotional state, the aversive inner tension and various demographic parameters, however, could not be found neither within the patient nor within the control group. The same applies to the extent of childhood trauma experienced in the family of origin and by peers, which we also covered retrospectively, and to the extent of rejection sensitivity. Discussion: The results of the present study indicate that the reaction of BPD-patients to ostracism does not only differ from healthy controls in its aftermath, but already immediately while the episode is taking place. Of note however, patients do not seem to generally lack prosocial behavior; rather it seems as if such efforts were frustrated just much earlier. Their reaction therefore shows parallels to the so-called resignation stage, which can also occur in healthy subjects as a result of very serious or long-lasting experiences with ostracism. In this stage the resources an individual depends on to react adequately to the experience are depleted. We also found potential evidence that BPD patients' inability to maintain prosocial behavior over a prolonged period of time can be positively influenced by therapy. It should be considered how this finding can be taken into account in the further development of appropriate therapeutic interventions. Furthermore, since the results of the present study are somewhat limited by the relatively small number of participants and the time limit of the partial exclusion, further studies on a larger number of participants and with an extended partial exclusion phase should be carried out.