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Adiponectin und sein Zusammenhang mit Typ-2-Diabetes. systematischer Literaturreview und Querschnittsuntersuchung einer Studienkohorte
Adiponectin und sein Zusammenhang mit Typ-2-Diabetes. systematischer Literaturreview und Querschnittsuntersuchung einer Studienkohorte
Hintergrund Aufgrund der weltweit steigenden Prävalenz von Typ-2-Diabetes (T2D) ist die Untersuchung seiner Vorstufen (Prädiabetes) von besonderer Bedeutung, um bereits früh in der Krankheitsentstehung intervenieren zu können. Zu den möglichen pathophysiologischen Einflussfaktoren gehört das bei Adipositas erniedrigte Fettgewebshormon Adiponectin, das vor allem antiinflammatorisch und insulinsensitivierend wirkt. Zielsetzung In der vorliegenden Arbeit sollte die Bedeutung von Adiponectin bei der Entstehung von T2D weiter charakterisiert werden. Zum einen wurde dafür ein systematischer Literaturreview (SLR) durchgeführt, zum anderen wurden Daten aus der eigenen Kohortenstudie PPSDiab ausgewertet. Methodik und Ergebnisse Systematischer Literaturreview Die Fragestellungen des SLR lauteten: Gibt es einen adipositasunabhängigen Zusammenhang zwischen Adiponectinspiegel und a) einer zukünftigen T2D-Erkrankung, b) einem bestehenden Prädiabetes, c) der aktuellen Nüchternglukose und d) der aktuellen Insulinempfindlichkeit? Eingeschlossen wurden populationsbasierte prospektive Kohortenstudien für die longitudinale Fragestellung (a) sowie populationsbasierte Querschnitts-, Fall-Kontroll- und Fall-Kohorten-Studien für die transversalen Fragestellungen (b-d). In jedem Fall musste eine Adipositas-Adjustierung vorliegen. Für die longitudinale Fragestellung konnte auf einen SLR von Li et al. (2009) (30) aufgebaut werden. Es zeigte sich ein signifikanter, BMI-unabhängiger Zusammenhang zwischen erniedrigtem Adiponectin und a) erhöhtem T2D-Risiko in 18 von 21 longitudinalen Studien, b) prävalentem Prädiabetes in allen sechs zu diesem Aspekt eingeschlossenen Studien (in zwei davon jedoch nur für Subgruppen), c) erhöhter Nüchternglukose in eine von drei eingeschlossenen Studien und d) erniedrigter Insulinsensitivität in 28 von 32 Studien. Eigene Auswertungen aus der PPSDiab-Studie PPSDiab ist eine prospektive Beobachtungsstudie mit 265 jungen Frauen nach einer Schwangerschaft mit oder ohne Gestationsdiabetes. Innerhalb dieser Studienkohorte wurden drei Gruppen mit unterschiedlich hohem Risiko für einen zukünftigen T2D gebildet: 1) Frauen mit normaler Glukosetoleranz nach normoglykämer Schwangerschaft als Niedrigrisikogruppe (Kontrollgruppe; n = 92; 34,74 %), 2) Frauen mit normaler Glukosetoleranz nach Gestationsdiabetes als Intermediärrisikogruppe (GDM-NGT; n = 115; 43,40 %) und 3) Frauen mit pathologischer Glukosetoleranz nach Gestationsdiabetes als Hochrisikogruppe (GDM-PGT; n = 58, 21,89 %). Die primäre Fragestellung lautete: Unterscheidet sich das Plasma-Adiponectin zwischen diesen drei Risikogruppen? Die sekundären Fragestellungen waren: Welche Zusammenhänge bestehen zwischen Plasma-Adiponectin und wichtigen phänotypischen Charakteristika (wie Parametern des metS) in der gesamten Studienkohorte? Die Kohorte der prospektiven, monozentrischen Beobachtungsstudie PPSDiab („Prädiktion, Prävention und Subklassifikation von Typ 2-Diabetes“) wurde im Rahmen einer Querschnittsanalyse der Baseline-Visite phänotypisiert. Dies geschah anhand von Nüchternblutentnahmen, oralen Glukosetoleranztests und der Bestimmung biometrischer Daten. Es erfolgte ein statistischer Vergleich aller drei Risikogruppen mit anschließender BMI-Stratifizierung in normalgewichtige (BMI < 25 kg/m²) und übergewichtige/adipöse Probandinnen (BMI ≥ 25 kg/m²). Der Adiponectinspiegel zwischen den drei Gruppen war nicht signifikant unterschiedlich (p = 0,13). Adiponectin korrelierte mit den Adipositas-Maßen BMI und Taillenumfang nur in den Gruppen GDM-NGT (ρ = -0,38, p < 0,0001 bzw. ρ = -0,41, p < 0,0001) und GDM-PGT (ρ = -0,30, p = 0,02 bzw. ρ = -0,36, p = 0,005), nicht aber in der Kontrollgruppe (ρ = -0,13, p = 0,23 bzw. ρ = -0,05, p = 0,61). Nach BMI-Stratifizierung zeigten sich zudem signifikant niedrigere Adionectinspiegel in der Intermediär- (GDM-NGT) und noch deutlicher in der Hochrisiko-Gruppe (GDM-PGT) als in der Kontrollgruppe bei den übergewichtigen/adipösen Probandinnen. Bei den schlanken Probandinnen was dies nicht der Fall. Diskussion Der Zusammenhang zwischen erniedrigtem Adiponectin und gestörter Insulinsensitivität bis hin zu T2D wird durch die Daten des vorliegenden SLR bestärkt. Möglicherweise ist der Mangel an Adiponectin sogar kausal für die Insulinresistenz mitverantwortlich. Die dargestellten Daten aus der PPSDiab-Studie lassen vermuten, dass erniedrigtes Adiponectin aber nur bei einer Subgruppe von Typ-2-Diabetikern eine Rolle spielt – nämlich dann, wenn auch Übergewicht/Adipositas und ein metabolisches Syndrom vorliegen. Entsprechend muss die Rolle von Adiponectin als Biomarker oder Therapieansatz bei T2D differenziert betrachtet werden. Wahrscheinlich profitiert in beiden Fällen jeweils nur die übergewichtige bis adipöse Subgruppe der betroffenen Menschen.
Adiponectin, Diabetes mellitus Typ 2, metabolisches Syndrom
Moschko, Sarah
2022
Deutsch
Universitätsbibliothek der Ludwig-Maximilians-Universität München
Moschko, Sarah (2022): Adiponectin und sein Zusammenhang mit Typ-2-Diabetes: systematischer Literaturreview und Querschnittsuntersuchung einer Studienkohorte. Dissertation, LMU München: Medizinische Fakultät
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Abstract

Hintergrund Aufgrund der weltweit steigenden Prävalenz von Typ-2-Diabetes (T2D) ist die Untersuchung seiner Vorstufen (Prädiabetes) von besonderer Bedeutung, um bereits früh in der Krankheitsentstehung intervenieren zu können. Zu den möglichen pathophysiologischen Einflussfaktoren gehört das bei Adipositas erniedrigte Fettgewebshormon Adiponectin, das vor allem antiinflammatorisch und insulinsensitivierend wirkt. Zielsetzung In der vorliegenden Arbeit sollte die Bedeutung von Adiponectin bei der Entstehung von T2D weiter charakterisiert werden. Zum einen wurde dafür ein systematischer Literaturreview (SLR) durchgeführt, zum anderen wurden Daten aus der eigenen Kohortenstudie PPSDiab ausgewertet. Methodik und Ergebnisse Systematischer Literaturreview Die Fragestellungen des SLR lauteten: Gibt es einen adipositasunabhängigen Zusammenhang zwischen Adiponectinspiegel und a) einer zukünftigen T2D-Erkrankung, b) einem bestehenden Prädiabetes, c) der aktuellen Nüchternglukose und d) der aktuellen Insulinempfindlichkeit? Eingeschlossen wurden populationsbasierte prospektive Kohortenstudien für die longitudinale Fragestellung (a) sowie populationsbasierte Querschnitts-, Fall-Kontroll- und Fall-Kohorten-Studien für die transversalen Fragestellungen (b-d). In jedem Fall musste eine Adipositas-Adjustierung vorliegen. Für die longitudinale Fragestellung konnte auf einen SLR von Li et al. (2009) (30) aufgebaut werden. Es zeigte sich ein signifikanter, BMI-unabhängiger Zusammenhang zwischen erniedrigtem Adiponectin und a) erhöhtem T2D-Risiko in 18 von 21 longitudinalen Studien, b) prävalentem Prädiabetes in allen sechs zu diesem Aspekt eingeschlossenen Studien (in zwei davon jedoch nur für Subgruppen), c) erhöhter Nüchternglukose in eine von drei eingeschlossenen Studien und d) erniedrigter Insulinsensitivität in 28 von 32 Studien. Eigene Auswertungen aus der PPSDiab-Studie PPSDiab ist eine prospektive Beobachtungsstudie mit 265 jungen Frauen nach einer Schwangerschaft mit oder ohne Gestationsdiabetes. Innerhalb dieser Studienkohorte wurden drei Gruppen mit unterschiedlich hohem Risiko für einen zukünftigen T2D gebildet: 1) Frauen mit normaler Glukosetoleranz nach normoglykämer Schwangerschaft als Niedrigrisikogruppe (Kontrollgruppe; n = 92; 34,74 %), 2) Frauen mit normaler Glukosetoleranz nach Gestationsdiabetes als Intermediärrisikogruppe (GDM-NGT; n = 115; 43,40 %) und 3) Frauen mit pathologischer Glukosetoleranz nach Gestationsdiabetes als Hochrisikogruppe (GDM-PGT; n = 58, 21,89 %). Die primäre Fragestellung lautete: Unterscheidet sich das Plasma-Adiponectin zwischen diesen drei Risikogruppen? Die sekundären Fragestellungen waren: Welche Zusammenhänge bestehen zwischen Plasma-Adiponectin und wichtigen phänotypischen Charakteristika (wie Parametern des metS) in der gesamten Studienkohorte? Die Kohorte der prospektiven, monozentrischen Beobachtungsstudie PPSDiab („Prädiktion, Prävention und Subklassifikation von Typ 2-Diabetes“) wurde im Rahmen einer Querschnittsanalyse der Baseline-Visite phänotypisiert. Dies geschah anhand von Nüchternblutentnahmen, oralen Glukosetoleranztests und der Bestimmung biometrischer Daten. Es erfolgte ein statistischer Vergleich aller drei Risikogruppen mit anschließender BMI-Stratifizierung in normalgewichtige (BMI < 25 kg/m²) und übergewichtige/adipöse Probandinnen (BMI ≥ 25 kg/m²). Der Adiponectinspiegel zwischen den drei Gruppen war nicht signifikant unterschiedlich (p = 0,13). Adiponectin korrelierte mit den Adipositas-Maßen BMI und Taillenumfang nur in den Gruppen GDM-NGT (ρ = -0,38, p < 0,0001 bzw. ρ = -0,41, p < 0,0001) und GDM-PGT (ρ = -0,30, p = 0,02 bzw. ρ = -0,36, p = 0,005), nicht aber in der Kontrollgruppe (ρ = -0,13, p = 0,23 bzw. ρ = -0,05, p = 0,61). Nach BMI-Stratifizierung zeigten sich zudem signifikant niedrigere Adionectinspiegel in der Intermediär- (GDM-NGT) und noch deutlicher in der Hochrisiko-Gruppe (GDM-PGT) als in der Kontrollgruppe bei den übergewichtigen/adipösen Probandinnen. Bei den schlanken Probandinnen was dies nicht der Fall. Diskussion Der Zusammenhang zwischen erniedrigtem Adiponectin und gestörter Insulinsensitivität bis hin zu T2D wird durch die Daten des vorliegenden SLR bestärkt. Möglicherweise ist der Mangel an Adiponectin sogar kausal für die Insulinresistenz mitverantwortlich. Die dargestellten Daten aus der PPSDiab-Studie lassen vermuten, dass erniedrigtes Adiponectin aber nur bei einer Subgruppe von Typ-2-Diabetikern eine Rolle spielt – nämlich dann, wenn auch Übergewicht/Adipositas und ein metabolisches Syndrom vorliegen. Entsprechend muss die Rolle von Adiponectin als Biomarker oder Therapieansatz bei T2D differenziert betrachtet werden. Wahrscheinlich profitiert in beiden Fällen jeweils nur die übergewichtige bis adipöse Subgruppe der betroffenen Menschen.