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Selbsteinschätzung der Mobilität von Personen über 65 Jahre
Selbsteinschätzung der Mobilität von Personen über 65 Jahre
In der medizinischen Versorgung älterer Menschen werden zur Einschätzung derer Mobilitätssituation verschiedene klinische Bewertungssysteme verwendet. Dabei können Personen ihre eigene funktionelle Situation über- oder unterschätzen. Da dies zu weitreichenden Konsequenzen in der klinischen Versorgung führen kann, war das Ziel dieser Studie, Unterschiede der Selbst- und Fremdeinschätzung der Mobilität von Personen über 65 Jahre bei Verwendung bestehender klinischer Bewertungssysteme aufzuzeigen und Konsequenzen für nachfolgende Maßnahmen abzuleiten. Ein standardisierter Fragebogen aus bereits klinisch validierten Bewertungssystemen wurde verwendet, um neben demografischen Angaben die kognitiven Fähigkeiten, Komorbiditäten und das Sturzrisiko zu erfassen. Insgesamt wurden 222 Teilnehmer über 65 Jahre, die entweder in Altenheimen oder unabhängig zu Hause leben, befragt. In jedem Fall wurden der Proband sowie eine nahestehende Person (Lebenspartner/In, Kind oder betreuende Pflegekraft) um die Einschätzung der Mobilitätssituation des Probanden gebeten. Die Selbst- und Fremdeinschätzung wurde über Fragen zur Mobilität (Parker Mobility Score), zu Aktivitäten des täglichen Lebens (Barthel Index) und zur Lebensqualität (EQ-5D-5L) erhoben. Um die Daten objektiv einzuordnen, wurde zusätzlich die Gehgeschwindigkeit und Handkraft gemessen und ein Bewegungsprofil mittels Bewegungssensoren erstellt. Die Selbsteinschätzung ergab einen signifikant höheren Score im Vergleich zur Fremdeinschätzung beim Parker Mobility Score für Frauen in Altenheimen sowie beim Barthel Index für Frauen und Männer in Altenheimen. Der EQ-5D-5L ergab einen signifikant höheren Score der Selbsteinschätzung bei Frauen und Männern, die sowohl zu Hause als auch in Altenheimen leben. Zusammenfassend neigen Personen über 65 Jahre dazu, ihre Mobilitätssituation, Aktivitäten des täglichen Lebens und Lebensqualität bei Verwendung der angegebenen Bewertungssysteme zu überschätzen. Insbesondere bei Personen, die in Altenheimen leben, ist zu empfehlen, die subjektiven Aussagen zur Mobilität aktiv und genau zu hinterfragen, um mögliche Diskrepanzen zur Realität zu erkennen. Eine richtige Einschätzung der Mobilitätssituation ist wichtig, um eine optimale Behandlung gewährleisten zu können und künftig funktionelle Einschränkungen im Alltag zu verhindern. Gute Möglichkeiten, um diese Aussagen zu objektivieren, stellen die Messung der Gehgeschwindigkeit und Handkraft sowie die Erstellung eines Bewegungsprofils mittels Sensoren dar.
Mobilität, Selbsteinschätzung, orthogeriatrisches Co-Management
Martin, Pascal
2022
Deutsch
Universitätsbibliothek der Ludwig-Maximilians-Universität München
Martin, Pascal (2022): Selbsteinschätzung der Mobilität von Personen über 65 Jahre. Dissertation, LMU München: Medizinische Fakultät
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Abstract

In der medizinischen Versorgung älterer Menschen werden zur Einschätzung derer Mobilitätssituation verschiedene klinische Bewertungssysteme verwendet. Dabei können Personen ihre eigene funktionelle Situation über- oder unterschätzen. Da dies zu weitreichenden Konsequenzen in der klinischen Versorgung führen kann, war das Ziel dieser Studie, Unterschiede der Selbst- und Fremdeinschätzung der Mobilität von Personen über 65 Jahre bei Verwendung bestehender klinischer Bewertungssysteme aufzuzeigen und Konsequenzen für nachfolgende Maßnahmen abzuleiten. Ein standardisierter Fragebogen aus bereits klinisch validierten Bewertungssystemen wurde verwendet, um neben demografischen Angaben die kognitiven Fähigkeiten, Komorbiditäten und das Sturzrisiko zu erfassen. Insgesamt wurden 222 Teilnehmer über 65 Jahre, die entweder in Altenheimen oder unabhängig zu Hause leben, befragt. In jedem Fall wurden der Proband sowie eine nahestehende Person (Lebenspartner/In, Kind oder betreuende Pflegekraft) um die Einschätzung der Mobilitätssituation des Probanden gebeten. Die Selbst- und Fremdeinschätzung wurde über Fragen zur Mobilität (Parker Mobility Score), zu Aktivitäten des täglichen Lebens (Barthel Index) und zur Lebensqualität (EQ-5D-5L) erhoben. Um die Daten objektiv einzuordnen, wurde zusätzlich die Gehgeschwindigkeit und Handkraft gemessen und ein Bewegungsprofil mittels Bewegungssensoren erstellt. Die Selbsteinschätzung ergab einen signifikant höheren Score im Vergleich zur Fremdeinschätzung beim Parker Mobility Score für Frauen in Altenheimen sowie beim Barthel Index für Frauen und Männer in Altenheimen. Der EQ-5D-5L ergab einen signifikant höheren Score der Selbsteinschätzung bei Frauen und Männern, die sowohl zu Hause als auch in Altenheimen leben. Zusammenfassend neigen Personen über 65 Jahre dazu, ihre Mobilitätssituation, Aktivitäten des täglichen Lebens und Lebensqualität bei Verwendung der angegebenen Bewertungssysteme zu überschätzen. Insbesondere bei Personen, die in Altenheimen leben, ist zu empfehlen, die subjektiven Aussagen zur Mobilität aktiv und genau zu hinterfragen, um mögliche Diskrepanzen zur Realität zu erkennen. Eine richtige Einschätzung der Mobilitätssituation ist wichtig, um eine optimale Behandlung gewährleisten zu können und künftig funktionelle Einschränkungen im Alltag zu verhindern. Gute Möglichkeiten, um diese Aussagen zu objektivieren, stellen die Messung der Gehgeschwindigkeit und Handkraft sowie die Erstellung eines Bewegungsprofils mittels Sensoren dar.