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Einfluss unterschiedlicher ökologicher Haltungssysteme auf wesentliche Tierwohl- und Leistungsparameter bei Milchkühen in Naturlandbetrieben in Bayern
Einfluss unterschiedlicher ökologicher Haltungssysteme auf wesentliche Tierwohl- und Leistungsparameter bei Milchkühen in Naturlandbetrieben in Bayern
Ziel dieser Studie war, die unterschiedlichen Systeme in der ökologischen Milchviehhaltung – Anbindehaltung mit Weide (AH+W, n = 33), Laufstall mit Weide (LS+W, n = 20) und Laufstall mit Auslauf (LS+A, n = 7) – hinsichtlich verschiedener Tierwohl- und Leistungsparameter miteinander zu vergleichen. Material und Methoden: Betriebsdaten von 60 bayerischen Naturlandbetrieben der Jahre 2015–2017 flossen in die statistische Auswertung mit ein. Die Erhebung erfolgte mittels Fragebogen, Bestandserhebungsbogen und MLP-Daten. Insgesamt wurden bei den Betriebsbesuchen 596 Kühe bonitiert. Ergebnisse: Tierbezogene Parameter: Einflüsse des Haltungssystems auf tierbezogene Parameter konnten nur teilweise festgestellt werden. Kühe aus AH+W (ø 53,6 %) waren weniger häufig am oberen Hinterbein verschmutzt als solche aus LS+W (ø 60,0 %; p = 0,343) und LS+A (ø 74,3 %; p < 0,05). Integumentschäden hingegen wurden am häufigsten in AH+W in Form von Tarsalgelenkschäden vorgefunden mit signifikantem Unterschied (p < 0,01) zu den Laufstallbetrieben. AH+W verzeichnete signifikant (p < 0,01) weniger Tiere mit Nackenschäden als LS+A. Beim Soll-Ist-Vergleich zwischen benötigten und tatsächlich vorhandenen Standplatz-/Liegeboxenmaße erreichten in AH+W lediglich 12 % (vier von 33 Betrieben), in LS+W 40 % (acht von 20 Betrieben) und in LS+A 86 % (sechs von sieben Betrieben) die Soll-Maße (Länge und Breite). Leistungsbezogene Parameter: LS+A verzeichnete signifikant bessere Ergebnisse in der Milchleistung, der jahresdurchschnittlichen Zellzahl (ZZ) und dem Somatic Cell Score (SCS, jeweils p < 0,01) als die Weidehaltungsbetriebe (AH+W und LS+W). Keine signifikanten Unterschiede konnten in der Nutzungsdauer, dem mittleren Alter und der Abgangsrate nachgewiesen werden. Managementbezogene Parameter: In AH+W standen den Kühen signifikant weniger Abkalbeboxen (p < 0,01) zur Verfügung als in den Laufstallbetrieben. Insgesamt nutzten sehr viele Betriebe diese gleichzeitig als Krankenbox. Schlussfolgerung: Insgesamt erbrachten die LS+A Betriebe die besten Milchleistungsergebnisse und die beste Eutergesundheit (ZZ, SCS) ohne Einbußen in den verbleibenden Leistungsparametern Abgangsrate, Nutzungsdauer, mittleres Alter oder den tierbezogenen Parametern Body Condition Score (BCS), Integumentschäden, Verschmutzung zu verzeichnen. Hinsichtlich der Haltungseinrichtung (Boxenmaße, Abkalbebox) schnitten diese Betriebe ebenfalls besser ab als die Weidehaltungsbetriebe. Grundsätzlich stellten sie die homogenste Gruppe mit den geringsten Streuungen dar. Im Gegensatz dazu wiesen die Weidehaltungsbetriebe (AH+W und LS+W) deutliche Spannbreiten auf, welche verdeutlichen, dass auch diese Haltungsformen Tierwohlaspekte einhalten können. Durch gezielte Managementmaßnahmen (z. B. Tier- und Standplatzpflege gegen Verschmutzung) können die AH+W Betriebe teilweise bauliche Defizite (z. B. unzureichende Standplatzmaße) kompensieren. Somit kann AH+W hinsichtlich des Tierwohls durch kompetentes Management des Betriebsleiters durchaus mit den ökologischen Laufstallbetrieben konkurrieren, wobei aber beachtet werden muss, dass außerhalb der Weidesaison das arteigene Verhalten nur eingeschränkt ausgelebt werden kann.
Tierwohl, ökologische Milchviehhaltung
Göttl, Mona Valentina
2022
Deutsch
Universitätsbibliothek der Ludwig-Maximilians-Universität München
Göttl, Mona Valentina (2022): Einfluss unterschiedlicher ökologicher Haltungssysteme auf wesentliche Tierwohl- und Leistungsparameter bei Milchkühen in Naturlandbetrieben in Bayern. Dissertation, LMU München: Tierärztliche Fakultät
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Abstract

Ziel dieser Studie war, die unterschiedlichen Systeme in der ökologischen Milchviehhaltung – Anbindehaltung mit Weide (AH+W, n = 33), Laufstall mit Weide (LS+W, n = 20) und Laufstall mit Auslauf (LS+A, n = 7) – hinsichtlich verschiedener Tierwohl- und Leistungsparameter miteinander zu vergleichen. Material und Methoden: Betriebsdaten von 60 bayerischen Naturlandbetrieben der Jahre 2015–2017 flossen in die statistische Auswertung mit ein. Die Erhebung erfolgte mittels Fragebogen, Bestandserhebungsbogen und MLP-Daten. Insgesamt wurden bei den Betriebsbesuchen 596 Kühe bonitiert. Ergebnisse: Tierbezogene Parameter: Einflüsse des Haltungssystems auf tierbezogene Parameter konnten nur teilweise festgestellt werden. Kühe aus AH+W (ø 53,6 %) waren weniger häufig am oberen Hinterbein verschmutzt als solche aus LS+W (ø 60,0 %; p = 0,343) und LS+A (ø 74,3 %; p < 0,05). Integumentschäden hingegen wurden am häufigsten in AH+W in Form von Tarsalgelenkschäden vorgefunden mit signifikantem Unterschied (p < 0,01) zu den Laufstallbetrieben. AH+W verzeichnete signifikant (p < 0,01) weniger Tiere mit Nackenschäden als LS+A. Beim Soll-Ist-Vergleich zwischen benötigten und tatsächlich vorhandenen Standplatz-/Liegeboxenmaße erreichten in AH+W lediglich 12 % (vier von 33 Betrieben), in LS+W 40 % (acht von 20 Betrieben) und in LS+A 86 % (sechs von sieben Betrieben) die Soll-Maße (Länge und Breite). Leistungsbezogene Parameter: LS+A verzeichnete signifikant bessere Ergebnisse in der Milchleistung, der jahresdurchschnittlichen Zellzahl (ZZ) und dem Somatic Cell Score (SCS, jeweils p < 0,01) als die Weidehaltungsbetriebe (AH+W und LS+W). Keine signifikanten Unterschiede konnten in der Nutzungsdauer, dem mittleren Alter und der Abgangsrate nachgewiesen werden. Managementbezogene Parameter: In AH+W standen den Kühen signifikant weniger Abkalbeboxen (p < 0,01) zur Verfügung als in den Laufstallbetrieben. Insgesamt nutzten sehr viele Betriebe diese gleichzeitig als Krankenbox. Schlussfolgerung: Insgesamt erbrachten die LS+A Betriebe die besten Milchleistungsergebnisse und die beste Eutergesundheit (ZZ, SCS) ohne Einbußen in den verbleibenden Leistungsparametern Abgangsrate, Nutzungsdauer, mittleres Alter oder den tierbezogenen Parametern Body Condition Score (BCS), Integumentschäden, Verschmutzung zu verzeichnen. Hinsichtlich der Haltungseinrichtung (Boxenmaße, Abkalbebox) schnitten diese Betriebe ebenfalls besser ab als die Weidehaltungsbetriebe. Grundsätzlich stellten sie die homogenste Gruppe mit den geringsten Streuungen dar. Im Gegensatz dazu wiesen die Weidehaltungsbetriebe (AH+W und LS+W) deutliche Spannbreiten auf, welche verdeutlichen, dass auch diese Haltungsformen Tierwohlaspekte einhalten können. Durch gezielte Managementmaßnahmen (z. B. Tier- und Standplatzpflege gegen Verschmutzung) können die AH+W Betriebe teilweise bauliche Defizite (z. B. unzureichende Standplatzmaße) kompensieren. Somit kann AH+W hinsichtlich des Tierwohls durch kompetentes Management des Betriebsleiters durchaus mit den ökologischen Laufstallbetrieben konkurrieren, wobei aber beachtet werden muss, dass außerhalb der Weidesaison das arteigene Verhalten nur eingeschränkt ausgelebt werden kann.