Logo Logo
Hilfe
Kontakt
Switch language to English
Einfluss von Ausdauersport auf die hämatologische Basisdiagnostik. eine metaanalytische Neuberechnung der Referenzbereiche
Einfluss von Ausdauersport auf die hämatologische Basisdiagnostik. eine metaanalytische Neuberechnung der Referenzbereiche
Einleitung: Ausdauersport spielt in der modernen Gesellschaft eine integrale Rolle, da Millionen von Menschen regelmäßig verschiedene Disziplinen und Formen von Ausdauersport betreiben. Die hierbei verfolgten persönlichen Ziele reichen von präventiver Gesundheitsförderung bis hin zu ambitionierten leistungssportlichen Aspekten. Eine Vielzahl an Studien zeigt, dass sich Bestandteile des „kleinen Blutbildes“ - als täglich genutzte Standardform der hämatologischen Diagnostik und deren interpretatorische Validität und Reliabilität, für ausdauertrainierte Patienten von der Referenzpopulation unterscheiden. Zum aktuellen Zeitpunkt sind jedoch exakte Werte sowie spezifische Anpassungen hämatologischer Parameter für die Population der Ausdauersportler:innen noch nicht zufriedenstellend geklärt. Das Ziel dieser Metaanalyse ist es Unterschiede im Blutbild von Ausdauersportler:innen und nicht ausdauertrainierten Kontrollpersonen herauszuarbeiten und hierbei in einem vorgeschalteten Schritt eine neue Methode für die Festlegung neuer Referenzwerte mittels metaanalytischer Kalkulation für die tägliche klinische Praxis bereitzustellen. Methodik: Die Literaturrecherche für die acht zum „kleinen Blutbild“ gehörenden hämatologischen Parameter wird in fünf Datenbanken (PubMed, GoogleScholar, Scopus, SportDISCUS, WebOfScience) durchgeführt. Die damit kalkulierte Metaanalyse bewertet die gewichteten Mittelwertunterschiede (MD = mean difference) und die zugehörigen 95%-Konfidenzintervalle - berechnet mittels inverser Varianz (inverse variance method) zwischen Ausdauersportler:innen und der nicht ausdauertrainierten Kontrollgruppe. Durch die Kombination dieser metaanalytischen Vorgehensweise sowie einem vorgestellten Verfahren zur Kalkulation von Referenzbereichen aus diesen metaanalytischen Daten, entstehen so neue Referenzbereiche für Ausdauersportler:innen in der hämatologischen Basisdiagnostik. Ergebnisse: Insgesamt 74 Studien entsprechen den inhaltlichen und methodischen Kriterien zur Berechnung dieser Metaanalyse. Diese 74 Studien inkludieren 4610 Personen (3129 männliche (67,87%); 1481 weiblich (32,13%). In drei Parametern werden relevante Mittelwertunterschiede der Ausdauerkohorte von der nicht-trainierten Kontrollgruppe gefunden und quantifiziert. Die Referenzwerte des kleinen Blutbildes werden für die ausdauertrainierten Personen metaanalytisch aktualisiert und zur besseren Übersicht mit den, in dieser Studie vorliegenden, Kontrollgruppenparametern verglichen. Klinische Relevanz hat insb. der Hämoglobinwert, welcher bei ausdauertrainierten Männern regelhaft um ca. 0,5 g/dl erniedrigt ist. Konklusion: Da sich mehrere Parameter des Blutbildes zwischen Ausdauersportler:innen und nicht ausdauertrainierten Kontrollpersonen unterscheiden, sollte Ausdauersport als präanalytische Variable anamnestisch aber auch labormedizinisch mehr Aufmerksamkeit gewidmet werden, um diagnostische aber auch interpretatorische Fallstricke zu vermeiden. Insbesondere der Hämoglobinwert, welcher auch präklinisch oder direkt auf Station zur Beurteilung herangezogen wird, muss in das direkte Blickfeld gerückt werden, um die Verzerrung durch den Ausdauersport einer breiten Basis verständlich zu machen und die Interpretation zu optimieren. Das präsentierte Vorgehen zur Festlegung metaanalytisch berechneter Referenzbereiche kann in multiplen Situationen angewendet werden und bietet die Möglichkeit qualitativ hochwertige und robuste Referenzbereiche festzulegen.
Not available
Wolf, Lorenz
2022
Deutsch
Universitätsbibliothek der Ludwig-Maximilians-Universität München
Wolf, Lorenz (2022): Einfluss von Ausdauersport auf die hämatologische Basisdiagnostik: eine metaanalytische Neuberechnung der Referenzbereiche. Dissertation, LMU München: Medizinische Fakultät
[thumbnail of Wolf_Lorenz.pdf]
Vorschau
PDF
Wolf_Lorenz.pdf

9MB

Abstract

Einleitung: Ausdauersport spielt in der modernen Gesellschaft eine integrale Rolle, da Millionen von Menschen regelmäßig verschiedene Disziplinen und Formen von Ausdauersport betreiben. Die hierbei verfolgten persönlichen Ziele reichen von präventiver Gesundheitsförderung bis hin zu ambitionierten leistungssportlichen Aspekten. Eine Vielzahl an Studien zeigt, dass sich Bestandteile des „kleinen Blutbildes“ - als täglich genutzte Standardform der hämatologischen Diagnostik und deren interpretatorische Validität und Reliabilität, für ausdauertrainierte Patienten von der Referenzpopulation unterscheiden. Zum aktuellen Zeitpunkt sind jedoch exakte Werte sowie spezifische Anpassungen hämatologischer Parameter für die Population der Ausdauersportler:innen noch nicht zufriedenstellend geklärt. Das Ziel dieser Metaanalyse ist es Unterschiede im Blutbild von Ausdauersportler:innen und nicht ausdauertrainierten Kontrollpersonen herauszuarbeiten und hierbei in einem vorgeschalteten Schritt eine neue Methode für die Festlegung neuer Referenzwerte mittels metaanalytischer Kalkulation für die tägliche klinische Praxis bereitzustellen. Methodik: Die Literaturrecherche für die acht zum „kleinen Blutbild“ gehörenden hämatologischen Parameter wird in fünf Datenbanken (PubMed, GoogleScholar, Scopus, SportDISCUS, WebOfScience) durchgeführt. Die damit kalkulierte Metaanalyse bewertet die gewichteten Mittelwertunterschiede (MD = mean difference) und die zugehörigen 95%-Konfidenzintervalle - berechnet mittels inverser Varianz (inverse variance method) zwischen Ausdauersportler:innen und der nicht ausdauertrainierten Kontrollgruppe. Durch die Kombination dieser metaanalytischen Vorgehensweise sowie einem vorgestellten Verfahren zur Kalkulation von Referenzbereichen aus diesen metaanalytischen Daten, entstehen so neue Referenzbereiche für Ausdauersportler:innen in der hämatologischen Basisdiagnostik. Ergebnisse: Insgesamt 74 Studien entsprechen den inhaltlichen und methodischen Kriterien zur Berechnung dieser Metaanalyse. Diese 74 Studien inkludieren 4610 Personen (3129 männliche (67,87%); 1481 weiblich (32,13%). In drei Parametern werden relevante Mittelwertunterschiede der Ausdauerkohorte von der nicht-trainierten Kontrollgruppe gefunden und quantifiziert. Die Referenzwerte des kleinen Blutbildes werden für die ausdauertrainierten Personen metaanalytisch aktualisiert und zur besseren Übersicht mit den, in dieser Studie vorliegenden, Kontrollgruppenparametern verglichen. Klinische Relevanz hat insb. der Hämoglobinwert, welcher bei ausdauertrainierten Männern regelhaft um ca. 0,5 g/dl erniedrigt ist. Konklusion: Da sich mehrere Parameter des Blutbildes zwischen Ausdauersportler:innen und nicht ausdauertrainierten Kontrollpersonen unterscheiden, sollte Ausdauersport als präanalytische Variable anamnestisch aber auch labormedizinisch mehr Aufmerksamkeit gewidmet werden, um diagnostische aber auch interpretatorische Fallstricke zu vermeiden. Insbesondere der Hämoglobinwert, welcher auch präklinisch oder direkt auf Station zur Beurteilung herangezogen wird, muss in das direkte Blickfeld gerückt werden, um die Verzerrung durch den Ausdauersport einer breiten Basis verständlich zu machen und die Interpretation zu optimieren. Das präsentierte Vorgehen zur Festlegung metaanalytisch berechneter Referenzbereiche kann in multiplen Situationen angewendet werden und bietet die Möglichkeit qualitativ hochwertige und robuste Referenzbereiche festzulegen.