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Transkutane Vagusnervstimulation bei funktionellem Schwindel. eine Therapiestudie
Transkutane Vagusnervstimulation bei funktionellem Schwindel. eine Therapiestudie
Funktioneller Schwindel, nach neuer Nomenklatur auch PPPD (persistent postural-perceptual dizziness), gehört zu den häufigsten Schwindelerkrankungen insbesondere des mittleren Alters. Nach einer meist verzögert gestellten Diagnose spricht ein großer Teil der Patienten nicht auf den Therapiestandard mit Psychoedukation, Verhaltens- oder Pharmakotherapie an. Der daraus resultierende chronische Verlauf über Monate bis Jahrzehnte kann die Lebensqualität der betroffenen Patienten deutlich einschränken. Der Schwindel wird begleitet von einer zunehmend chronifizierenden Dysfunktion des vegetativen Nervensystems, die sich meist mit Schwitzen, Herzrasen und beschleunigter Atmung manifestiert. Zudem zeigt er eine regelmäßige Komorbidität mit Angststörungen und Depressionen. Basierend auf diesen Beobachtungen wurde die vorliegende prospektive, randomisierte Beobachtungsstudie konzipiert, die die zervikale transkutane Vagusnervstimulation (tVNS) als Therapieoption für den funktionellen Schwindel untersucht. Nach einer zweiwöchigen Screening-Phase wurden die Patienten randomisiert und über vier Wochen entweder mit tVNS oder dem Therapiestandard (Psychoedukation) behandelt. Das Stimulationsprotokoll bestand aus prophylaktischen morgendlichen und abendlichen Stimulationen sowie Akutstimulationen im Falle einer Schwindelexazerbation über den Tag. Im zweiten Teil wurden die Gruppen zusammengeführt und nochmal über vier Wochen mit der tVNS behandelt. Im Gruppenvergleich zeigte sich eine signifikante Verbesserung der Lebensqualität (gemessen mittels EQ-5D-3L; p=0,04) und Depressivität (gemessen mittels HADS-D, p=0,002) unter tVNS im Vergleich zum Therapiestandard. In der gepoolten Analyse wurde zudem eine Reduktion der Schwindelattackenstärke (p=0,04) und der in der Posturographie gemessenen Schwankungen (p=0,02) festgestellt. Die Ergebnisse der Studie implizieren, dass die zervikale tVNS eine sichere, einfach zu handhabende und vielversprechende Behandlungsoption für Patienten mit funktionellem Schwindel ist, welche mittels größerer, Placebo-kontrollierter Studien validiert werden sollte.
PPPD, funktioneller Schwindel, transkutane, Vagusnervstimulation, tVNS, VNS, somatoformer Schwindel, phobischer Schwankschwindel, PPV
Sönmez, Kristina
2021
Deutsch
Universitätsbibliothek der Ludwig-Maximilians-Universität München
Sönmez, Kristina (2021): Transkutane Vagusnervstimulation bei funktionellem Schwindel: eine Therapiestudie. Dissertation, LMU München: Medizinische Fakultät
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Abstract

Funktioneller Schwindel, nach neuer Nomenklatur auch PPPD (persistent postural-perceptual dizziness), gehört zu den häufigsten Schwindelerkrankungen insbesondere des mittleren Alters. Nach einer meist verzögert gestellten Diagnose spricht ein großer Teil der Patienten nicht auf den Therapiestandard mit Psychoedukation, Verhaltens- oder Pharmakotherapie an. Der daraus resultierende chronische Verlauf über Monate bis Jahrzehnte kann die Lebensqualität der betroffenen Patienten deutlich einschränken. Der Schwindel wird begleitet von einer zunehmend chronifizierenden Dysfunktion des vegetativen Nervensystems, die sich meist mit Schwitzen, Herzrasen und beschleunigter Atmung manifestiert. Zudem zeigt er eine regelmäßige Komorbidität mit Angststörungen und Depressionen. Basierend auf diesen Beobachtungen wurde die vorliegende prospektive, randomisierte Beobachtungsstudie konzipiert, die die zervikale transkutane Vagusnervstimulation (tVNS) als Therapieoption für den funktionellen Schwindel untersucht. Nach einer zweiwöchigen Screening-Phase wurden die Patienten randomisiert und über vier Wochen entweder mit tVNS oder dem Therapiestandard (Psychoedukation) behandelt. Das Stimulationsprotokoll bestand aus prophylaktischen morgendlichen und abendlichen Stimulationen sowie Akutstimulationen im Falle einer Schwindelexazerbation über den Tag. Im zweiten Teil wurden die Gruppen zusammengeführt und nochmal über vier Wochen mit der tVNS behandelt. Im Gruppenvergleich zeigte sich eine signifikante Verbesserung der Lebensqualität (gemessen mittels EQ-5D-3L; p=0,04) und Depressivität (gemessen mittels HADS-D, p=0,002) unter tVNS im Vergleich zum Therapiestandard. In der gepoolten Analyse wurde zudem eine Reduktion der Schwindelattackenstärke (p=0,04) und der in der Posturographie gemessenen Schwankungen (p=0,02) festgestellt. Die Ergebnisse der Studie implizieren, dass die zervikale tVNS eine sichere, einfach zu handhabende und vielversprechende Behandlungsoption für Patienten mit funktionellem Schwindel ist, welche mittels größerer, Placebo-kontrollierter Studien validiert werden sollte.