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Reise-assoziierte Risiken in einer großen Kohorte international Reisender aus München
Reise-assoziierte Risiken in einer großen Kohorte international Reisender aus München
Aufgrund der zunehmenden Globalisierung und der weiter bestehenden Bereitschaft der deutschen Bevölkerung zu Reisen in tropische und subtropische Länder nimmt die primäre Prävention von reiseassoziierten Infektionserkrankungen, nicht-infektiösen Erkrankungen sowie Unfällen einen immer höheren Stellenwert ein. In der vorliegenden Arbeit wurden 1123 handschriftlich ausgefüllte Fragebögen von Reisenden in tropische und subtropische Länder ausgewertet, die eine Reiseberatung vor Reisebeginn am AITM erhalten hatten. Die Teilnehmer wurden vor, während und nach der Reise zu sozio-demografischen Angaben, riskanten Verhaltensweisen, Auftreten von Gesundheitsproblemen sowie dem aktuellen Impfstatus befragt. Drei Viertel aller Reisenden berichteten von gesundheitlichen Beschwerden während der Reise. Dabei erkrankten Frauen häufiger als Männer. Für die Erkrankungswahrscheinlichkeit wurde ein signifikanter zeit- und altersabhängiger Effekt festgestellt. Hierbei war die Erkrankungswahrscheinlichkeit höher bei ansteigender Reisedauer und absteigendem Alter. Rucksackreisende hatten ein deutliches erhöhtes Risiko zu erkranken. Die häufigsten Reiseziele waren Asien, Afrika und Lateinamerika in absteigender Reihenfolge. Afrika zeigte als Reiseziel einen protektiven Effekt für Gesundheitsprobleme gegenüber allen anderen Kontinenten. Dabei waren in Afrika gegenüber den anderen Zielkontinenten vermehrt ältere Reisende und Pauschalreisende unterwegs. Über die Hälfte aller Reisenden hatten abdominale Gesundheitsprobleme und etwa die Hälfte aller Reisenden erkrankte an Diarrhoe. Als Risikofaktoren zeigten sich Asien als Reiseland, Rucksackreisen oder Süßwasserkontakt. Reisende mit Verzehr von rohem Fleisch bzw. rohem Fisch waren in etwa 50% von Durchfallsymptomatik betroffen. Beschwerden der oberen und unteren Atemwege wurden etwa bei einem Drittel aller Reisenden angegeben. Als Risikofaktor wurde Asien detektiert, möglicherweise aufgrund einer ganzjährigen Zirkulation von Influenzaviren und einer erhöhten Luftverschmutzung in dieser Region. Dermatologische Symptome (häufig einhergehend mit Juckreiz und Insektenstichreaktionen) zeigten etwa 25% aller Reisenden während der Reise. Oft waren Personen mit bekannter Sonnenallergie und 84 junge Reisende mit vermutlich schlechter Compliance bezüglich des Mücken- und Sonnenschutzes betroffen. Etwa 80% aller Reisenden hielt sich in Malariagebieten auf, mit einer Inzidenz für Malaria von 0,5%. Kopfschmerzen gaben etwa 20% aller Patienten an, besonders häufig Frauen und Reisende, die sich in extremen Höhen und in Lateinamerika befanden. Urogenitalbeschwerden wurden als Gesundheitsprobleme am seltensten aufgeführt, verschiedene signifikante Risikofaktoren wie z.B. weibliches Geschlecht, Reiseart "freiwillige Helfer" und sexuelle Kontakte wurden festgestellt. Neurologische/psychiatrische Beschwerden mit dem häufigsten Symptom Schwindel wurden im Verhältnis gegenüber anderen Gesundheitsproblemen seltener detektiert. Es gibt hier keine vergleichbare Literatur. Unfälle und traumatische Verletzungen sind eine seltene, jedoch oft tödlich endende Gefahr während einer Reise. In der vorliegenden Studie berichtete etwa jeder 100. Teilnehmer von Verkehrsunfällen (am häufigsten mit dem Motorrad). Hierbei zeigte sich besonders ein Alter von 18 bis 29 Jahren als deutlich signifikant erhöhter Risikofaktor. Es bestand in dieser vorliegenden Studie auch ein erhöhtes Risiko für Tierbisse, dabei wurden Säugetiere wie auch Meerestiere berücksichtigt. Nach Tierbissen wurden fünf Patienten mit einer Tollwut-Postexpositionsprophylaxe bzw. Tetanus-Postexpositionsprophylaxe behandelt. Etwa 10% der Reisenden wurden während bzw. nach der Reise ärztlich behandelt. Die Patienten zeigten bei den empfohlenen Standardimpfungen für Deutschland ein unbefriedigendes Ergebnis, besonders für die MMR Impfung (etwa 80%). Hingegen zeigten die Reisenden eine gute Impfrate für Reiseimpfungen. Es gibt zu dieser prospektiven Studie keine nationalen bzw. internationalen Vergleichsstudien in Bezug auf die hohe Teilnehmerzahl sowie Qualität des Fragebogens. Es gilt, insbesondere den jüngeren Reisenden im Alter von etwa 20-30 Jahren und Rucksackreisenden eine besondere Aufmerksamkeit zu widmen, da diese im Vergleich zu anderen Gruppen deutlich häufiger von reiseassoziierten Infektionserkrankungen, nicht-infektiösen Erkrankungen sowie Unfällen betroffen waren. Um Gefahren während einer Reise in tropische- und subtropische Länder vorzubeugen, muss eine Reiseberatung individuell angepasst werden und den 85 Reisenden mit einer zu erwartenden schlechten Compliance besondere Aufmerksamkeit gewidmet werden. Neben der klassischen Reiseberatung sollte auch z.B. die Nutzung von Apps auf dem Smartphone zur Verbesserung der Prävention in Betracht gezogen werden
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Taha, Daniel-Ramzi
2021
Deutsch
Universitätsbibliothek der Ludwig-Maximilians-Universität München
Taha, Daniel-Ramzi (2021): Reise-assoziierte Risiken in einer großen Kohorte international Reisender aus München. Dissertation, LMU München: Medizinische Fakultät
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Abstract

Aufgrund der zunehmenden Globalisierung und der weiter bestehenden Bereitschaft der deutschen Bevölkerung zu Reisen in tropische und subtropische Länder nimmt die primäre Prävention von reiseassoziierten Infektionserkrankungen, nicht-infektiösen Erkrankungen sowie Unfällen einen immer höheren Stellenwert ein. In der vorliegenden Arbeit wurden 1123 handschriftlich ausgefüllte Fragebögen von Reisenden in tropische und subtropische Länder ausgewertet, die eine Reiseberatung vor Reisebeginn am AITM erhalten hatten. Die Teilnehmer wurden vor, während und nach der Reise zu sozio-demografischen Angaben, riskanten Verhaltensweisen, Auftreten von Gesundheitsproblemen sowie dem aktuellen Impfstatus befragt. Drei Viertel aller Reisenden berichteten von gesundheitlichen Beschwerden während der Reise. Dabei erkrankten Frauen häufiger als Männer. Für die Erkrankungswahrscheinlichkeit wurde ein signifikanter zeit- und altersabhängiger Effekt festgestellt. Hierbei war die Erkrankungswahrscheinlichkeit höher bei ansteigender Reisedauer und absteigendem Alter. Rucksackreisende hatten ein deutliches erhöhtes Risiko zu erkranken. Die häufigsten Reiseziele waren Asien, Afrika und Lateinamerika in absteigender Reihenfolge. Afrika zeigte als Reiseziel einen protektiven Effekt für Gesundheitsprobleme gegenüber allen anderen Kontinenten. Dabei waren in Afrika gegenüber den anderen Zielkontinenten vermehrt ältere Reisende und Pauschalreisende unterwegs. Über die Hälfte aller Reisenden hatten abdominale Gesundheitsprobleme und etwa die Hälfte aller Reisenden erkrankte an Diarrhoe. Als Risikofaktoren zeigten sich Asien als Reiseland, Rucksackreisen oder Süßwasserkontakt. Reisende mit Verzehr von rohem Fleisch bzw. rohem Fisch waren in etwa 50% von Durchfallsymptomatik betroffen. Beschwerden der oberen und unteren Atemwege wurden etwa bei einem Drittel aller Reisenden angegeben. Als Risikofaktor wurde Asien detektiert, möglicherweise aufgrund einer ganzjährigen Zirkulation von Influenzaviren und einer erhöhten Luftverschmutzung in dieser Region. Dermatologische Symptome (häufig einhergehend mit Juckreiz und Insektenstichreaktionen) zeigten etwa 25% aller Reisenden während der Reise. Oft waren Personen mit bekannter Sonnenallergie und 84 junge Reisende mit vermutlich schlechter Compliance bezüglich des Mücken- und Sonnenschutzes betroffen. Etwa 80% aller Reisenden hielt sich in Malariagebieten auf, mit einer Inzidenz für Malaria von 0,5%. Kopfschmerzen gaben etwa 20% aller Patienten an, besonders häufig Frauen und Reisende, die sich in extremen Höhen und in Lateinamerika befanden. Urogenitalbeschwerden wurden als Gesundheitsprobleme am seltensten aufgeführt, verschiedene signifikante Risikofaktoren wie z.B. weibliches Geschlecht, Reiseart "freiwillige Helfer" und sexuelle Kontakte wurden festgestellt. Neurologische/psychiatrische Beschwerden mit dem häufigsten Symptom Schwindel wurden im Verhältnis gegenüber anderen Gesundheitsproblemen seltener detektiert. Es gibt hier keine vergleichbare Literatur. Unfälle und traumatische Verletzungen sind eine seltene, jedoch oft tödlich endende Gefahr während einer Reise. In der vorliegenden Studie berichtete etwa jeder 100. Teilnehmer von Verkehrsunfällen (am häufigsten mit dem Motorrad). Hierbei zeigte sich besonders ein Alter von 18 bis 29 Jahren als deutlich signifikant erhöhter Risikofaktor. Es bestand in dieser vorliegenden Studie auch ein erhöhtes Risiko für Tierbisse, dabei wurden Säugetiere wie auch Meerestiere berücksichtigt. Nach Tierbissen wurden fünf Patienten mit einer Tollwut-Postexpositionsprophylaxe bzw. Tetanus-Postexpositionsprophylaxe behandelt. Etwa 10% der Reisenden wurden während bzw. nach der Reise ärztlich behandelt. Die Patienten zeigten bei den empfohlenen Standardimpfungen für Deutschland ein unbefriedigendes Ergebnis, besonders für die MMR Impfung (etwa 80%). Hingegen zeigten die Reisenden eine gute Impfrate für Reiseimpfungen. Es gibt zu dieser prospektiven Studie keine nationalen bzw. internationalen Vergleichsstudien in Bezug auf die hohe Teilnehmerzahl sowie Qualität des Fragebogens. Es gilt, insbesondere den jüngeren Reisenden im Alter von etwa 20-30 Jahren und Rucksackreisenden eine besondere Aufmerksamkeit zu widmen, da diese im Vergleich zu anderen Gruppen deutlich häufiger von reiseassoziierten Infektionserkrankungen, nicht-infektiösen Erkrankungen sowie Unfällen betroffen waren. Um Gefahren während einer Reise in tropische- und subtropische Länder vorzubeugen, muss eine Reiseberatung individuell angepasst werden und den 85 Reisenden mit einer zu erwartenden schlechten Compliance besondere Aufmerksamkeit gewidmet werden. Neben der klassischen Reiseberatung sollte auch z.B. die Nutzung von Apps auf dem Smartphone zur Verbesserung der Prävention in Betracht gezogen werden