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Messverfahren für Fitness und körperliche Aktivität von Frauen im ersten Jahr nach Entbindung. Bedeutung für die Prävention nach Schwangerschaftsdiabetes
Messverfahren für Fitness und körperliche Aktivität von Frauen im ersten Jahr nach Entbindung. Bedeutung für die Prävention nach Schwangerschaftsdiabetes
Hintergrund Die Anzahl der Menschen mit Typ-2-Diabetes (T2D) steigt weltweit stetig an. T2D ist nicht nur eines der größten globalen Gesundheitsprobleme, sondern auch eine enorme wirtschaftliche Belastung. In Deutschland leiden ca. 6 Millionen Menschen an T2D. Eine besondere Risikogruppe für die spätere Entwicklung eines T2D sind Frauen mit Gestationsdiabetes (GDM). Obwohl dieser Zusammenhang bekannt ist, gibt es kaum etablierte Präventionsmaßnahmen für Frauen nach GDM. Einer der wichtigsten Aspekte bei der Entstehung eines T2D allgemein, und gleichzeitiger Ansatzpunkt für die Prävention, ist der Bewegungsmangel. Es konnte nachgewiesen werden, dass körperliche Aktivität die Insulinempfindlichkeit steigert und das Diabetesrisiko senkt. Dies geschieht sowohl direkt, durch den Energieverbrauch während der Aktivität, als auch indirekt, über einen besseren Fitnesszustand. Beide Parameter, körperliche Aktivität und Fitness, sind deshalb wesentlich, um das T2D- Risiko und Interventionsmöglichkeiten zu beurteilen. Dies gilt auch für die Risikogruppe von Frauen nach Gestationsdiabetes. Hier sind die gängigen Messverfahren für diese Parameter allerdings bisher nicht gut etabliert. Fragestellung In der vorliegenden Arbeit wird untersucht, ob die Spiroergometrie ein sinnvolles Verfahren zur Beurteilung der körperlichen Fitness bei Frauen im ersten Jahr nach Entbindung ist und welche Ausbelastungskriterien hier angewandt werden sollten. Außerdem wird untersucht, ob die Akzelerometermessung mit dem eingesetzten System sinnvoll ist, um die körperliche Aktivität der Studienteilnehmerinnen im Alltag zu messen. Abschließend wird der Zusammenhang zwischen den Ergebnissen aus Spiroergometrie bzw. Akzelerometer und dem Glukosestoffwechsel der Studienteilnehmerinnen ausgewertet. Methodik Querschnittsuntersuchung an 127 Teilnehmerinnen der PPS-Diab Studie (Prädiktion, Prävention und Subklassifikation von Typ 2 Diabetes); Teilnehmerinnen im Durchschnitt 9 Monate nach Entbindung, 65 Prozent nach einer Schwangerschaft mit GDM, 35 Prozent nach einer normoglykämen Schwangerschaft; Spiroergometrie mit Stufenprotokoll, Borg-Skala, Respiratory Exchange Rate (RER), max. Laktat und max. Herzfrequenz als mögliche Ausbelastungskriterien; Akzelerometermessung mit dem System Aipermon; Anthropometrie; medizinische Vorgeschichte; 5-Punkt oraler Glukosetoleranztest mit Insulinbestimmung; Routinechemie Ergebnisse Die Spiroergometrie konnte zur Beurteilung der körperlichen Leistungsfähigkeit im untersuchten Kollektiv, trotz großer individueller Unterschiede im Trainingszustand, in fast allen Fällen problemlos durchgeführt werden. Als Ausbelastungskriterien eigneten sich besonders ein Borg-Wert ≥ 17 und ein RER ≥ 1. Maximales Laktat und maximale Herzfrequenz ergaben weniger konsistente Ergebnisse. Die spiroergometrisch ermittelte körperliche Leistungsfähigkeit (VO2peak) zeigte in explorativen Analysen auch einen deutlichen und BMI-unabhängigen Zusammenhang mit der Insulinempfindlichkeit der Studienteilnehmerinnen (beta=0,24; p=0.008). Dieser Befund bestätigt die Validität und physiologische Relevanz der Messergebnisse. Im Gegensatz dazu ergab die Akzelerometermessung mit dem eingesetzten Gerät wenig valide Ergebnisse. Die körperliche Aktivität der Studienteilnehmerinnen wurde unrealistisch hoch eingeschätzt, obwohl zahlreiche Maßnahmen ergriffen wurden, um sinnvolle Aktivitätsprofile zu erhalten. Die Messwerte des Akzelerometers zeigten in explorativen Analysen auch keinen BMI-unabhängigen Zusammenhang mit der Insulinempfindlichkeit der Studienteilnehmerinnen, obwohl dieser pathophysiologisch zu erwarten gewesen wäre. Schlussfolgerungen Auch bei Frauen kurz nach einer Schwangerschaft ist die Spiroergometrie, bei entsprechender Durchführung und mit den richtigen Ausbelastungskriterien, geeignet, um die körperliche Leistungsfähigkeit einzuschätzen. So erhobenen Befunde können zu Bewegungsprogrammen als Prävention von T2D bei Frauen nach GDM beitragen.
Gestationsdiabetes, Prävention, Messverfahren, körperliche Aktivität, Diabetes mellitus Typ 2
Schendell-Isaakson, Carolyn
2020
German
Universitätsbibliothek der Ludwig-Maximilians-Universität München
Schendell-Isaakson, Carolyn (2020): Messverfahren für Fitness und körperliche Aktivität von Frauen im ersten Jahr nach Entbindung: Bedeutung für die Prävention nach Schwangerschaftsdiabetes. Dissertation, LMU München: Faculty of Medicine
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Abstract

Hintergrund Die Anzahl der Menschen mit Typ-2-Diabetes (T2D) steigt weltweit stetig an. T2D ist nicht nur eines der größten globalen Gesundheitsprobleme, sondern auch eine enorme wirtschaftliche Belastung. In Deutschland leiden ca. 6 Millionen Menschen an T2D. Eine besondere Risikogruppe für die spätere Entwicklung eines T2D sind Frauen mit Gestationsdiabetes (GDM). Obwohl dieser Zusammenhang bekannt ist, gibt es kaum etablierte Präventionsmaßnahmen für Frauen nach GDM. Einer der wichtigsten Aspekte bei der Entstehung eines T2D allgemein, und gleichzeitiger Ansatzpunkt für die Prävention, ist der Bewegungsmangel. Es konnte nachgewiesen werden, dass körperliche Aktivität die Insulinempfindlichkeit steigert und das Diabetesrisiko senkt. Dies geschieht sowohl direkt, durch den Energieverbrauch während der Aktivität, als auch indirekt, über einen besseren Fitnesszustand. Beide Parameter, körperliche Aktivität und Fitness, sind deshalb wesentlich, um das T2D- Risiko und Interventionsmöglichkeiten zu beurteilen. Dies gilt auch für die Risikogruppe von Frauen nach Gestationsdiabetes. Hier sind die gängigen Messverfahren für diese Parameter allerdings bisher nicht gut etabliert. Fragestellung In der vorliegenden Arbeit wird untersucht, ob die Spiroergometrie ein sinnvolles Verfahren zur Beurteilung der körperlichen Fitness bei Frauen im ersten Jahr nach Entbindung ist und welche Ausbelastungskriterien hier angewandt werden sollten. Außerdem wird untersucht, ob die Akzelerometermessung mit dem eingesetzten System sinnvoll ist, um die körperliche Aktivität der Studienteilnehmerinnen im Alltag zu messen. Abschließend wird der Zusammenhang zwischen den Ergebnissen aus Spiroergometrie bzw. Akzelerometer und dem Glukosestoffwechsel der Studienteilnehmerinnen ausgewertet. Methodik Querschnittsuntersuchung an 127 Teilnehmerinnen der PPS-Diab Studie (Prädiktion, Prävention und Subklassifikation von Typ 2 Diabetes); Teilnehmerinnen im Durchschnitt 9 Monate nach Entbindung, 65 Prozent nach einer Schwangerschaft mit GDM, 35 Prozent nach einer normoglykämen Schwangerschaft; Spiroergometrie mit Stufenprotokoll, Borg-Skala, Respiratory Exchange Rate (RER), max. Laktat und max. Herzfrequenz als mögliche Ausbelastungskriterien; Akzelerometermessung mit dem System Aipermon; Anthropometrie; medizinische Vorgeschichte; 5-Punkt oraler Glukosetoleranztest mit Insulinbestimmung; Routinechemie Ergebnisse Die Spiroergometrie konnte zur Beurteilung der körperlichen Leistungsfähigkeit im untersuchten Kollektiv, trotz großer individueller Unterschiede im Trainingszustand, in fast allen Fällen problemlos durchgeführt werden. Als Ausbelastungskriterien eigneten sich besonders ein Borg-Wert ≥ 17 und ein RER ≥ 1. Maximales Laktat und maximale Herzfrequenz ergaben weniger konsistente Ergebnisse. Die spiroergometrisch ermittelte körperliche Leistungsfähigkeit (VO2peak) zeigte in explorativen Analysen auch einen deutlichen und BMI-unabhängigen Zusammenhang mit der Insulinempfindlichkeit der Studienteilnehmerinnen (beta=0,24; p=0.008). Dieser Befund bestätigt die Validität und physiologische Relevanz der Messergebnisse. Im Gegensatz dazu ergab die Akzelerometermessung mit dem eingesetzten Gerät wenig valide Ergebnisse. Die körperliche Aktivität der Studienteilnehmerinnen wurde unrealistisch hoch eingeschätzt, obwohl zahlreiche Maßnahmen ergriffen wurden, um sinnvolle Aktivitätsprofile zu erhalten. Die Messwerte des Akzelerometers zeigten in explorativen Analysen auch keinen BMI-unabhängigen Zusammenhang mit der Insulinempfindlichkeit der Studienteilnehmerinnen, obwohl dieser pathophysiologisch zu erwarten gewesen wäre. Schlussfolgerungen Auch bei Frauen kurz nach einer Schwangerschaft ist die Spiroergometrie, bei entsprechender Durchführung und mit den richtigen Ausbelastungskriterien, geeignet, um die körperliche Leistungsfähigkeit einzuschätzen. So erhobenen Befunde können zu Bewegungsprogrammen als Prävention von T2D bei Frauen nach GDM beitragen.