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Antibiotikabehandlung in zahnärztlichen Indikationsstellungen: Eine Bestandsaufnahme
Antibiotikabehandlung in zahnärztlichen Indikationsstellungen: Eine Bestandsaufnahme
In der Zahnmedizin sind Indikationen einer systemischen Antibiotikagabe stark begrenzt. Dennoch ist bei Zahnärzten in Deutschland eine übermäßige Antibiotikaverschreibung, oftmals ohne korrekte Indikationsstellung zu beobachten, wobei insbesondere das als Ausweichpräparat geltende und mit zunehmenden Resistenzen behaftete Clindamycin immer noch häufig eingesetzt wird. Ziel der vorliegenden Studie war es, den Umgang deutscher Zahnärzte mit Antibiotika näher zu untersuchen, um Hinweise auf die Ursachen des anhaltenden Fehlgebrauchs zu finden. Dabei wurde erstmals auch die Motivation hinter der Auswahl bestimmter Antibiotika sowie das Informationsverhalten im Berufsalltag erfragt. Hierfür wurde ein doppelseitiger Fragebogen eingesetzt, welcher im Winter 2017 bis Frühjahr 2019 bei zwei Fortbildungsveranstaltungen für Zahnärzte verteilt (am Klinikum der LMU und bei der Zahnärztekammer Sachsen) sowie per E-Mail an die Mitglieder der DGET verschickt wurde. Insgesamt beteiligten sich deutschlandweit 336, v.a. niedergelassene Zahnärzte, die größtenteils mehr als 10 Jahre Berufserfahrung hatten und schwer-punktmäßig in der Zahnerhaltung und Endodontie tätig waren. Fast alle hatten bereits Clindamycin und Amoxicillin sowie der Großteil ebenfalls Metronidazol und AmoxiClav verordnet. Als am häufigsten verschrieben wurden Amoxicillin (DGET), Clindamycin (Sachsen) und AmoxiClav (LMU) angegeben. Bei einer apikalen Parodontitis würden 44,6% am ehesten Amoxicillin verschreiben. Die Auswahl des jeweiligen Antibiotikums begründeten die meisten mit „Gute Erfahrungen“ (69,3%), „Hohe Wirksamkeit“ (55,4%) und „Orientierung an den Leitlinien“ (50,0%). Bei Clindamycin wurde die „Gute Knochengängigkeit“ am stärksten betont (81,4%). Während sich knapp zwei Drittel gut über Antibiotika und deren Verschreibung informiert fühlten, erachteten weniger als die Hälfte die entsprechende Information während des Studiums als ausreichend. 90,5% bestätigten, sich an den Leitlinien zu orientieren. 82,7% hielten steigende Resistenzen im Bereich der Zahnmedizin für relevant. Die Studie zeigte, dass in Bezug auf die Antibiotikaverschreibung nach wie vor Informationsdefizite bestehen und dass auch weiterhin Maßnahmen zur Aufklärung über den richtigen Antibiotikagebrauch ergriffen werden sollten.
Befragung, Fragebogen, Antibiotika, Zahnärzte, Clindamycin
Reichelt, Sonia
2021
Deutsch
Universitätsbibliothek der Ludwig-Maximilians-Universität München
Reichelt, Sonia (2021): Antibiotikabehandlung in zahnärztlichen Indikationsstellungen: Eine Bestandsaufnahme. Dissertation, LMU München: Medizinische Fakultät
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Abstract

In der Zahnmedizin sind Indikationen einer systemischen Antibiotikagabe stark begrenzt. Dennoch ist bei Zahnärzten in Deutschland eine übermäßige Antibiotikaverschreibung, oftmals ohne korrekte Indikationsstellung zu beobachten, wobei insbesondere das als Ausweichpräparat geltende und mit zunehmenden Resistenzen behaftete Clindamycin immer noch häufig eingesetzt wird. Ziel der vorliegenden Studie war es, den Umgang deutscher Zahnärzte mit Antibiotika näher zu untersuchen, um Hinweise auf die Ursachen des anhaltenden Fehlgebrauchs zu finden. Dabei wurde erstmals auch die Motivation hinter der Auswahl bestimmter Antibiotika sowie das Informationsverhalten im Berufsalltag erfragt. Hierfür wurde ein doppelseitiger Fragebogen eingesetzt, welcher im Winter 2017 bis Frühjahr 2019 bei zwei Fortbildungsveranstaltungen für Zahnärzte verteilt (am Klinikum der LMU und bei der Zahnärztekammer Sachsen) sowie per E-Mail an die Mitglieder der DGET verschickt wurde. Insgesamt beteiligten sich deutschlandweit 336, v.a. niedergelassene Zahnärzte, die größtenteils mehr als 10 Jahre Berufserfahrung hatten und schwer-punktmäßig in der Zahnerhaltung und Endodontie tätig waren. Fast alle hatten bereits Clindamycin und Amoxicillin sowie der Großteil ebenfalls Metronidazol und AmoxiClav verordnet. Als am häufigsten verschrieben wurden Amoxicillin (DGET), Clindamycin (Sachsen) und AmoxiClav (LMU) angegeben. Bei einer apikalen Parodontitis würden 44,6% am ehesten Amoxicillin verschreiben. Die Auswahl des jeweiligen Antibiotikums begründeten die meisten mit „Gute Erfahrungen“ (69,3%), „Hohe Wirksamkeit“ (55,4%) und „Orientierung an den Leitlinien“ (50,0%). Bei Clindamycin wurde die „Gute Knochengängigkeit“ am stärksten betont (81,4%). Während sich knapp zwei Drittel gut über Antibiotika und deren Verschreibung informiert fühlten, erachteten weniger als die Hälfte die entsprechende Information während des Studiums als ausreichend. 90,5% bestätigten, sich an den Leitlinien zu orientieren. 82,7% hielten steigende Resistenzen im Bereich der Zahnmedizin für relevant. Die Studie zeigte, dass in Bezug auf die Antibiotikaverschreibung nach wie vor Informationsdefizite bestehen und dass auch weiterhin Maßnahmen zur Aufklärung über den richtigen Antibiotikagebrauch ergriffen werden sollten.