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Operatives Outcome und perioperative Morbidität nach intensivierter neoadjuvanter Chemotherapie mit FLOT-Schema bei gastroösophagealen Karzinomen
Operatives Outcome und perioperative Morbidität nach intensivierter neoadjuvanter Chemotherapie mit FLOT-Schema bei gastroösophagealen Karzinomen
Beim Magenkarzinom handelt es sich um eine vergleichsweise häufige Krebserkrankung mit nach wie vor schlechter Prognose. Die aktuelle 5-Jahres-Überlebensrate liegt in Deutschland bei kaum mehr als 30%. Die Entwicklung neuer Ansätze und die Optimierung bestehender Therapieoptionen sind daher von großer Wichtigkeit. Goldstandard ist derzeit ein multimodales Konzept: Die MAGIC Studie ebnete 2006 den Weg für die perioperative Chemotherapie. Bei der Wahl eines neoadjuvanten Schemas haben sich aufgrund guter Ansprechraten Kombinationstherapien mit 5-FU und Platinderivaten etabliert. Durch Zugabe von Docetaxel lässt sich die Ansprechrate erhöhen sowie das Gesamtüberleben und progressionsfreie Intervall verlängern – wenngleich auch nicht ohne eine gesteigerte Chemotoxizität. Als Konsequenz wurde im sogenannten FLOT-Schema 5-FU, Docetaxel und Oxaliplatin mit Leucovorin kombiniert, was sich als wirksames und vergleichsweise sicheres Protokoll erwies. Die Durchführung einer adjuvanten Chemotherapie hingegen gestaltet sich oft schwierig. Häufige Gründe hierfür sind ein unerwarteter postoperativer Krankheitsprogress, Tod des Patienten oder schwerere postoperative Komplikationen, die die Durchführung einer Chemotherapie unmöglich machen. Aus diesem Grund empfiehlt die aktuelle Leitlinie, den Behandlungsfokus bei fortgeschrittenen Tumoren auf den neoadjuvanten Therapieabschnitt zu legen. Schulz et al. erläuterten bereits Durchführbarkeit und Wirksamkeit der auf 6 Zyklen verlängerten Docetaxel-basierten neoadjuvanten Chemotherapie (NeoFLOT) als intensiviertes Regime bei Patienten mit Adenokarzinomen des Magens und des gastroösophagealen Übergangs. In unserer retrospektiv angelegten Studie untersuchten wir nun, ob sich die Toxizität eines intensivierten neoadjuvanten Chemotherapieregimes negativ auf den postoperativen Verlauf auswirkt. Zu diesem Zweck wurden Daten von 540 Patienten mit Magenkarzinom erhoben und die Patienten in drei Gruppen eingeteilt (ChT mit NeoFLOT, ChT mit Standardschema oder primär operativ). Bezüglich klassischer Gastrektomiekomplikationen wie Anastomosenleck, Abszess- und Fistelbildung, Nachblutung oder Ileus erwies sich die prolongierte Chemotherapie als sicheres Regime. Allerdings bestand im NeoFLOT-Kollektiv etwa nahezu achtmal so häufig Bedarf für Bluttransfusionen gegenüber der Standardggruppe, außerdem zeigte sich ein Trend zu häufigeren Lymphfisteln als in den Vergleichsgruppen. Dementsprechend erwies sich die NeoFLOT-Therapie als durchführbare Behandlungsoption ohne Zunahme der allgemeinen perioperativen Morbidität und Mortalität, dafür aber mit dem positiven Effekt einer erhöhten R0-Resektionsrate. Die Notwendigkeit einer Bluttransfusion erscheint jedoch in der Folge wahrscheinlicher. Das NeoFLOT-Regime ist dementsprechend gegebenenfalls nicht für alle Patienten gleich gut geeignet. Behandler sollten sich der möglicherweise auftretenden Transfusionspflichtigkeit bewusst sein und sorgfältig vorbestehende Risikofaktoren eines Patienten eruieren, zum Beispiel das Vorliegen präoperativer Anämien oder Blutgerinnungsstörungen. In mehreren Studien wurde bereits der negative Effekt perioperativer Bluttransfusionen auf den postoperativen Heilungsverlauf, das Gesamtüberleben und die Rezidivbildung diskutiert. Zwar konnte mit der hier vorliegenden Studie gezeigt werden, dass die NeoFLOT-Patienten häufiger einer Bluttransfusion bedurften, eine eindeutige Kausalität konnte allerdings nicht gezeigt werden. Um unser Ergebnis zu verifizieren und mögliche Verzerreffekte zu minimieren, empfiehlt sich ein direkter Vergleich in einem randomisiert, prospektiven Setting.
Magenkarzinom, Chemotherapie, neoFLOT, neoadjuvant, AEG
Hofmann, Lena Antonia
2021
Deutsch
Universitätsbibliothek der Ludwig-Maximilians-Universität München
Hofmann, Lena Antonia (2021): Operatives Outcome und perioperative Morbidität nach intensivierter neoadjuvanter Chemotherapie mit FLOT-Schema bei gastroösophagealen Karzinomen. Dissertation, LMU München: Medizinische Fakultät
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Abstract

Beim Magenkarzinom handelt es sich um eine vergleichsweise häufige Krebserkrankung mit nach wie vor schlechter Prognose. Die aktuelle 5-Jahres-Überlebensrate liegt in Deutschland bei kaum mehr als 30%. Die Entwicklung neuer Ansätze und die Optimierung bestehender Therapieoptionen sind daher von großer Wichtigkeit. Goldstandard ist derzeit ein multimodales Konzept: Die MAGIC Studie ebnete 2006 den Weg für die perioperative Chemotherapie. Bei der Wahl eines neoadjuvanten Schemas haben sich aufgrund guter Ansprechraten Kombinationstherapien mit 5-FU und Platinderivaten etabliert. Durch Zugabe von Docetaxel lässt sich die Ansprechrate erhöhen sowie das Gesamtüberleben und progressionsfreie Intervall verlängern – wenngleich auch nicht ohne eine gesteigerte Chemotoxizität. Als Konsequenz wurde im sogenannten FLOT-Schema 5-FU, Docetaxel und Oxaliplatin mit Leucovorin kombiniert, was sich als wirksames und vergleichsweise sicheres Protokoll erwies. Die Durchführung einer adjuvanten Chemotherapie hingegen gestaltet sich oft schwierig. Häufige Gründe hierfür sind ein unerwarteter postoperativer Krankheitsprogress, Tod des Patienten oder schwerere postoperative Komplikationen, die die Durchführung einer Chemotherapie unmöglich machen. Aus diesem Grund empfiehlt die aktuelle Leitlinie, den Behandlungsfokus bei fortgeschrittenen Tumoren auf den neoadjuvanten Therapieabschnitt zu legen. Schulz et al. erläuterten bereits Durchführbarkeit und Wirksamkeit der auf 6 Zyklen verlängerten Docetaxel-basierten neoadjuvanten Chemotherapie (NeoFLOT) als intensiviertes Regime bei Patienten mit Adenokarzinomen des Magens und des gastroösophagealen Übergangs. In unserer retrospektiv angelegten Studie untersuchten wir nun, ob sich die Toxizität eines intensivierten neoadjuvanten Chemotherapieregimes negativ auf den postoperativen Verlauf auswirkt. Zu diesem Zweck wurden Daten von 540 Patienten mit Magenkarzinom erhoben und die Patienten in drei Gruppen eingeteilt (ChT mit NeoFLOT, ChT mit Standardschema oder primär operativ). Bezüglich klassischer Gastrektomiekomplikationen wie Anastomosenleck, Abszess- und Fistelbildung, Nachblutung oder Ileus erwies sich die prolongierte Chemotherapie als sicheres Regime. Allerdings bestand im NeoFLOT-Kollektiv etwa nahezu achtmal so häufig Bedarf für Bluttransfusionen gegenüber der Standardggruppe, außerdem zeigte sich ein Trend zu häufigeren Lymphfisteln als in den Vergleichsgruppen. Dementsprechend erwies sich die NeoFLOT-Therapie als durchführbare Behandlungsoption ohne Zunahme der allgemeinen perioperativen Morbidität und Mortalität, dafür aber mit dem positiven Effekt einer erhöhten R0-Resektionsrate. Die Notwendigkeit einer Bluttransfusion erscheint jedoch in der Folge wahrscheinlicher. Das NeoFLOT-Regime ist dementsprechend gegebenenfalls nicht für alle Patienten gleich gut geeignet. Behandler sollten sich der möglicherweise auftretenden Transfusionspflichtigkeit bewusst sein und sorgfältig vorbestehende Risikofaktoren eines Patienten eruieren, zum Beispiel das Vorliegen präoperativer Anämien oder Blutgerinnungsstörungen. In mehreren Studien wurde bereits der negative Effekt perioperativer Bluttransfusionen auf den postoperativen Heilungsverlauf, das Gesamtüberleben und die Rezidivbildung diskutiert. Zwar konnte mit der hier vorliegenden Studie gezeigt werden, dass die NeoFLOT-Patienten häufiger einer Bluttransfusion bedurften, eine eindeutige Kausalität konnte allerdings nicht gezeigt werden. Um unser Ergebnis zu verifizieren und mögliche Verzerreffekte zu minimieren, empfiehlt sich ein direkter Vergleich in einem randomisiert, prospektiven Setting.