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Einfluss von Patienten- und Erkrankungscharakteristika auf Krankenhauseinweisungen und Sterbeort bei SAPV- Patienten. Retrospektive Auswertung von Patientendaten der Augsburger Hospiz- und Palliativversorgung aus den Jahren 2013 bis 2017
Einfluss von Patienten- und Erkrankungscharakteristika auf Krankenhauseinweisungen und Sterbeort bei SAPV- Patienten. Retrospektive Auswertung von Patientendaten der Augsburger Hospiz- und Palliativversorgung aus den Jahren 2013 bis 2017
Den Tod als einen Teil des Lebens zu verstehen definiert die grundlegende Idee von Palliative Care und hospizlicher Arbeit. Menschen mit hohem Leidensdruck in der letzten Lebensphase zu begleiten sollte gemessen an den wissenschaftlichen, medizinischen, ökonomischen und strukturellen Ressourcen in unserer Gesellschaft selbstverständlich sein. Die spezialisierte ambulante Palliativversorgung, welche verglichen mit der hospizlichen Pionierarbeit von Cicely Saunders in den 1960er Jahren eine vergleichsweise junge Versorgungsstruktur darstellt, scheint eine entscheidende Rolle bei der Realisierung dieser Ziele spielen zu können. Basierend auf bereits vorliegenden Erkenntnissen hinsichtlich der Bedürfnisse von Menschen am Lebensende war das Ziel dieser Dissertation, Risikofaktoren für (notfallmäßige) Krankenhauseinweisungen zu ermitteln, um diese zukünftig vermeiden zu können. Lange zu Hause sein zu dürfen scheint eines der Grundbedürfnisse vieler Menschen am Lebensende zu sein (Schneider, 2015). Des Weiteren wurde untersucht, welche Faktoren ein Versterben an einem anderen als dem Wunschsterbeort begünstigen. Hierfür wurden 1637 Patientendaten der Augsburger Hospiz und Palliativversorgung aus den Jahren 2013 bis 2017 untersucht. Maligne Grunderkrankungen erhöhten die Chance eines Klinikaufenthaltes um den Faktor 2,25. Mit Angehörigen lebende Patienten wiesen eine fast zweifach erhöhte Chance auf ins Krankenhaus zu müssen (OR: 1,95). Demgegenüber war das Risiko hierfür für Menschen im Pflegeheim signifikant erniedrigt (OR: 0,48). Patienten mit Schmerzen wiesen eine 2,65-fach erhöhte Chance auf, nach einmaliger Hospitalisierung erneut ins Krankenhaus eingewiesen werden zu müssen. An einem anderen Ort als dem Wunschsterbeort zu versterben wurde durch eine maligne Grunderkrankung begünstigt (OR: 3,03). Die Chance hierfür ist bei Patienten im Pflegeheim (OR: 2,53) und alleine Lebenden (OR: 7,27) ebenfalls erhöht (grenzwertig signifikant). In dieser Population konnte nahezu neun von zehn Patienten ein Versterben am präferierten Ort ermöglicht werden. Dass ambulante Palliativversorgung wirksam zu sein scheint, deuten die vorliegenden Daten an beziehungsweise spiegelt sich ergänzend anhand der Datenlage wider. Jedoch decken die bisher existierenden Strukturen weiterhin noch nicht den flächendeckenden Bedarf an ambulanter Palliativversorgung, obwohl in den letzten Jahren ein stetiger Zuwachs an SAPV Teams und Medizinern mit Zusatzbezeichnung Palliativmedizin verzeichnet werden kann. Weiterführende Untersuchungen zu diesen Fragestellungen müssen zukünftig erfolgen, um der zu Grunde liegenden Idee von Palliative Care auch in Anbetracht des steigenden Bedarfs (siehe demographischer Wandel) weiterhin gerecht zu werden. Nicht nur aus ethischer, sondern auch aus gesundheitsökonomischer Sicht gilt es zukünftig unnötige - im Sinne von palliativmedizinisch nicht mehr indizierte - und häufig nicht gewollte Krankenhausaufenthalte am Lebensende zu vermeiden. Zudem müssen die individuellen Bedürfnisse hinsichtlich des Sterbeortes vorab ermittelt, diese dem Krankheitsverlauf und den sozialen Umständen angepasst und schlussendlich im Rahmen eines multiprofessionellen und integrierten Versorgungskonzeptes flächendeckend umgesetzt werden.
Sterbeort, Krankenhauseinweisung, Palliative Care
Eichner, Maximilian
2021
Deutsch
Universitätsbibliothek der Ludwig-Maximilians-Universität München
Eichner, Maximilian (2021): Einfluss von Patienten- und Erkrankungscharakteristika auf Krankenhauseinweisungen und Sterbeort bei SAPV- Patienten: Retrospektive Auswertung von Patientendaten der Augsburger Hospiz- und Palliativversorgung aus den Jahren 2013 bis 2017. Dissertation, LMU München: Medizinische Fakultät
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Abstract

Den Tod als einen Teil des Lebens zu verstehen definiert die grundlegende Idee von Palliative Care und hospizlicher Arbeit. Menschen mit hohem Leidensdruck in der letzten Lebensphase zu begleiten sollte gemessen an den wissenschaftlichen, medizinischen, ökonomischen und strukturellen Ressourcen in unserer Gesellschaft selbstverständlich sein. Die spezialisierte ambulante Palliativversorgung, welche verglichen mit der hospizlichen Pionierarbeit von Cicely Saunders in den 1960er Jahren eine vergleichsweise junge Versorgungsstruktur darstellt, scheint eine entscheidende Rolle bei der Realisierung dieser Ziele spielen zu können. Basierend auf bereits vorliegenden Erkenntnissen hinsichtlich der Bedürfnisse von Menschen am Lebensende war das Ziel dieser Dissertation, Risikofaktoren für (notfallmäßige) Krankenhauseinweisungen zu ermitteln, um diese zukünftig vermeiden zu können. Lange zu Hause sein zu dürfen scheint eines der Grundbedürfnisse vieler Menschen am Lebensende zu sein (Schneider, 2015). Des Weiteren wurde untersucht, welche Faktoren ein Versterben an einem anderen als dem Wunschsterbeort begünstigen. Hierfür wurden 1637 Patientendaten der Augsburger Hospiz und Palliativversorgung aus den Jahren 2013 bis 2017 untersucht. Maligne Grunderkrankungen erhöhten die Chance eines Klinikaufenthaltes um den Faktor 2,25. Mit Angehörigen lebende Patienten wiesen eine fast zweifach erhöhte Chance auf ins Krankenhaus zu müssen (OR: 1,95). Demgegenüber war das Risiko hierfür für Menschen im Pflegeheim signifikant erniedrigt (OR: 0,48). Patienten mit Schmerzen wiesen eine 2,65-fach erhöhte Chance auf, nach einmaliger Hospitalisierung erneut ins Krankenhaus eingewiesen werden zu müssen. An einem anderen Ort als dem Wunschsterbeort zu versterben wurde durch eine maligne Grunderkrankung begünstigt (OR: 3,03). Die Chance hierfür ist bei Patienten im Pflegeheim (OR: 2,53) und alleine Lebenden (OR: 7,27) ebenfalls erhöht (grenzwertig signifikant). In dieser Population konnte nahezu neun von zehn Patienten ein Versterben am präferierten Ort ermöglicht werden. Dass ambulante Palliativversorgung wirksam zu sein scheint, deuten die vorliegenden Daten an beziehungsweise spiegelt sich ergänzend anhand der Datenlage wider. Jedoch decken die bisher existierenden Strukturen weiterhin noch nicht den flächendeckenden Bedarf an ambulanter Palliativversorgung, obwohl in den letzten Jahren ein stetiger Zuwachs an SAPV Teams und Medizinern mit Zusatzbezeichnung Palliativmedizin verzeichnet werden kann. Weiterführende Untersuchungen zu diesen Fragestellungen müssen zukünftig erfolgen, um der zu Grunde liegenden Idee von Palliative Care auch in Anbetracht des steigenden Bedarfs (siehe demographischer Wandel) weiterhin gerecht zu werden. Nicht nur aus ethischer, sondern auch aus gesundheitsökonomischer Sicht gilt es zukünftig unnötige - im Sinne von palliativmedizinisch nicht mehr indizierte - und häufig nicht gewollte Krankenhausaufenthalte am Lebensende zu vermeiden. Zudem müssen die individuellen Bedürfnisse hinsichtlich des Sterbeortes vorab ermittelt, diese dem Krankheitsverlauf und den sozialen Umständen angepasst und schlussendlich im Rahmen eines multiprofessionellen und integrierten Versorgungskonzeptes flächendeckend umgesetzt werden.