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Therapie und Überleben von HIV-infizierten Patienten mit Keimzelltumoren. Ergebnisse einer internationalen Registerstudie
Therapie und Überleben von HIV-infizierten Patienten mit Keimzelltumoren. Ergebnisse einer internationalen Registerstudie
Männer mit HIV-Infektion weisen ein ca. zwei- bis dreifach erhöhtes Risiko für die Entwicklung eines Keimzelltumors auf. In die vorliegende Studie wurden 89 Männer aus 23 Institutionen mit insgesamt 92 KZT eingeschlossen (zwei synchron bilaterale und ein metachron bilateraler KZT). Hierbei handelte es sich um 64 Seminome (70 %) und 28 Nichtseminome (30 %). Das mediane Patientenalter betrug bei Erstdiagnose des KZT 36 Jahre und bei Erstdiagnose der HIV-Infektion 30 Jahre. In 89 % der Fälle lag ein gonadaler Tumor vor, 3 % der Patienten hatten einen primär mediastinalen und 8 % einen primär retroperitonelen KZT. Die mediane CD4-Zellzahl lag bei 420/μl und bei Diagnose des KZT befanden sich 83 % der Patienten unter cART. 44 von 80 Patienten (55 %) mit primär gonadalem KZT wiesen ein UICC Stadium I auf. Von diesen erhielten 22 (50 %) eine aktive Surveillance und jeweils 11 (25 %) eine adjuvante Chemotherapie oder Strahlentherapie. Von 46 Patienten mit fortgeschrittenen Stadien bzw. extragonadalen KZT zählten 78 % zur guten, 17 % zur intermediären und 4 % zur ungünstigen IGCCCGPrognosegruppe. Mit wenigen Ausnahmen wurden die Patienten entsprechend den bei HIV-negativen Patienten etablierten Standards behandelt. Nach Abschluss der onkologischen Therapie befanden sich 92 % der Patienten in kompletter Remission. Ein Rezidiv trat bei insgesamt 14 Patienten auf, von denen acht eine primär disseminierte und acht ein initiales Stadium I hatten. Von den 14 Patienten erhielten 13 mindestens eine Salvage-Chemotherapie, die in drei Fällen eine Hochdosis-Chemotherapie mit ASCT umfasste. Insgesamt sind 12 der 89 Patienten (13 %) verstorben. Fünf Patienten verstarben am refraktären KZT, drei an einer AIDS-definierenden Erkrankung und vier an verschiedenen anderen Todesursachen. Nach einem medianen Follow-Up von 6.5 Jahren betrug das progressionsfreie Überleben nach 5 und 10 Jahren 81 % bzw. 73 %, und das Gesamtüberleben nach 5 und 10 Jahren 91 % bzw. 85 %. Hierbei gab es keine signifikanten Unterschiede zwischen Patienten der günstigen und intermediären IGCCCG Prognosegruppe oder zwischen Patienten mit < 200/μl oder ≥ 200/μl CD4-Zellen. Die vorliegende Studie zeigt, dass sich die Überlebensraten HIV-positiver Patienten mit KZT weiter verbessert haben und sich nicht mehr relevant von den Überlebensraten HIVnegativer Patienten mit KZT unterscheiden.
HIV, Hodentumore, Keimzelltumore, NADM
Lesmeister, Florian
2021
Deutsch
Universitätsbibliothek der Ludwig-Maximilians-Universität München
Lesmeister, Florian (2021): Therapie und Überleben von HIV-infizierten Patienten mit Keimzelltumoren: Ergebnisse einer internationalen Registerstudie. Dissertation, LMU München: Medizinische Fakultät
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Abstract

Männer mit HIV-Infektion weisen ein ca. zwei- bis dreifach erhöhtes Risiko für die Entwicklung eines Keimzelltumors auf. In die vorliegende Studie wurden 89 Männer aus 23 Institutionen mit insgesamt 92 KZT eingeschlossen (zwei synchron bilaterale und ein metachron bilateraler KZT). Hierbei handelte es sich um 64 Seminome (70 %) und 28 Nichtseminome (30 %). Das mediane Patientenalter betrug bei Erstdiagnose des KZT 36 Jahre und bei Erstdiagnose der HIV-Infektion 30 Jahre. In 89 % der Fälle lag ein gonadaler Tumor vor, 3 % der Patienten hatten einen primär mediastinalen und 8 % einen primär retroperitonelen KZT. Die mediane CD4-Zellzahl lag bei 420/μl und bei Diagnose des KZT befanden sich 83 % der Patienten unter cART. 44 von 80 Patienten (55 %) mit primär gonadalem KZT wiesen ein UICC Stadium I auf. Von diesen erhielten 22 (50 %) eine aktive Surveillance und jeweils 11 (25 %) eine adjuvante Chemotherapie oder Strahlentherapie. Von 46 Patienten mit fortgeschrittenen Stadien bzw. extragonadalen KZT zählten 78 % zur guten, 17 % zur intermediären und 4 % zur ungünstigen IGCCCGPrognosegruppe. Mit wenigen Ausnahmen wurden die Patienten entsprechend den bei HIV-negativen Patienten etablierten Standards behandelt. Nach Abschluss der onkologischen Therapie befanden sich 92 % der Patienten in kompletter Remission. Ein Rezidiv trat bei insgesamt 14 Patienten auf, von denen acht eine primär disseminierte und acht ein initiales Stadium I hatten. Von den 14 Patienten erhielten 13 mindestens eine Salvage-Chemotherapie, die in drei Fällen eine Hochdosis-Chemotherapie mit ASCT umfasste. Insgesamt sind 12 der 89 Patienten (13 %) verstorben. Fünf Patienten verstarben am refraktären KZT, drei an einer AIDS-definierenden Erkrankung und vier an verschiedenen anderen Todesursachen. Nach einem medianen Follow-Up von 6.5 Jahren betrug das progressionsfreie Überleben nach 5 und 10 Jahren 81 % bzw. 73 %, und das Gesamtüberleben nach 5 und 10 Jahren 91 % bzw. 85 %. Hierbei gab es keine signifikanten Unterschiede zwischen Patienten der günstigen und intermediären IGCCCG Prognosegruppe oder zwischen Patienten mit < 200/μl oder ≥ 200/μl CD4-Zellen. Die vorliegende Studie zeigt, dass sich die Überlebensraten HIV-positiver Patienten mit KZT weiter verbessert haben und sich nicht mehr relevant von den Überlebensraten HIVnegativer Patienten mit KZT unterscheiden.