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Diagnostische Validität der sonographischen Diagnostik von Skelettdysplasien im Vergleich zur Molekulargenetik
Diagnostische Validität der sonographischen Diagnostik von Skelettdysplasien im Vergleich zur Molekulargenetik
Das Erkennen fetaler Fehlbildungen und Entwicklungsstörungen ist ein wichtiges Ziel der pränatalen Diagnostik. Unter den relativ häufig auftretenden skelettalen Anomalien nehmen Skelettdysplasien einen relativ kleinen Anteil ein, haben aber eine große klinische Bedeutung. Eine möglichst frühe und korrekte Diagnosestellung ist von äußerster Wichtigkeit für eine adäquate Beratung der betroffenen Eltern und zur Planung des weiteren Vorgehens. Ziel dieser Dissertation war die retrospektive Auswertung des von 2007 bis 2016 im MVZ Pränatal-Medizin München erhobenen Datenmaterials, im Hinblick auf die Korrektheit der sonographischen Diagnose von Skelettdysplasien. Für alle in dieser Studie vorkommenden Skelettdysplasien wurden zudem Z-Scores der Biometrie-Daten erstellt und interpretiert. Die Auswertung sollte die Validität der sonographischen Diagnostik bei Skelettdysplasien verdeutlichen und zeigen, dass sich neue molekulargenetische Verfahren wie NGS und differenzierte sonographische Diagnostik gegenseitig ideal ergänzen. Insgesamt wurden 146 Fälle endgültig diagnostizierter Skelettdysplasien mit 13 verschiedenen Krankheitsbildern ausgewertet. Am häufigsten traten die Osteogenesis imperfecta (25 %), Thanatophore Dysplasie (16 %), die Gruppe der Kurzrippen-Thoraxdysplasie-Syndrome (12 %) und die Achondroplasie/Hypochondroplasie (12 %) auf. Die Diagnosen wurden zwischen der 13. und 36. Woche gestellt und konnten in 78 % vor der 24. Woche erfolgen. Die Auswertung des eigenen Kollektivs und die Analyse der Literatur zeigen eine Zunahme der durch differenzierte Sonographie korrekt gestellten Diagnosen über die letzten zwei Jahrzehnte. Auch das Erkennen letaler Formen von Skelettdysplasien war in diesem Kollektiv und in der Literatur sehr hoch. Es konnte in dieser Studie eine Skelettdysplasie in 99 % (144/146) pränatal erkannt und in 78,1 % eine spezifische Diagnose gestellt werden. Bei den häufigsten Skelettdysplasien lag die Erkennungsrate zwischen 81-100 %, was im Vergleich zur Literatur verhältnismäßig hoch ist. Die Auswertung der Messwerte der langen Röhrenknochen und des Thoraxumfanges haben gezeigt, dass extreme Abweichungen dieser Werte in Z-Scores präziser als in Perzentilen dargestellt werden können. Auch wenn sich unter einigen Skelettdysplasien bestimmte Wachstumsmuster erstellen ließen, werden für eine valide Aussage weitere Studien mit mehr Fallzahlen der einzelnen Skelettdysplasien und der Einschluss weiterer wichtiger sonographischer Merkmale in die Auswertung benötigt. Die Auswertung der Ergebnisse der molekulargenetischen Diagnostik in einem Vergleichskollektiv eingesandter Proben zeigte, dass ohne primär konkret gestellte sonographische Verdachtsdiagnose und insbesondere bei unbelasteter Familienanamnese eine rein auf molekulargenetischer Analyse basierte Diagnostik infolge der großen genetischen Variabilität nicht verlässlich genug ist. Erst in Kombination mit der differenzierten pränatalen Sonographie kann eine Korrelation von Genotyp und Phänotyp erfolgen. Somit bleibt eine interdisziplinäre Zusammenarbeit von Pränataldiagnostikern, Human-genetikern, Pathologen, Pädiatern und Radiologen essentiell, um eine hohe Validität in der Diagnostik von Skelettdysplasien zu ermöglichen.
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Rieger, Antonia
2020
Deutsch
Universitätsbibliothek der Ludwig-Maximilians-Universität München
Rieger, Antonia (2020): Diagnostische Validität der sonographischen Diagnostik von Skelettdysplasien im Vergleich zur Molekulargenetik. Dissertation, LMU München: Medizinische Fakultät
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Abstract

Das Erkennen fetaler Fehlbildungen und Entwicklungsstörungen ist ein wichtiges Ziel der pränatalen Diagnostik. Unter den relativ häufig auftretenden skelettalen Anomalien nehmen Skelettdysplasien einen relativ kleinen Anteil ein, haben aber eine große klinische Bedeutung. Eine möglichst frühe und korrekte Diagnosestellung ist von äußerster Wichtigkeit für eine adäquate Beratung der betroffenen Eltern und zur Planung des weiteren Vorgehens. Ziel dieser Dissertation war die retrospektive Auswertung des von 2007 bis 2016 im MVZ Pränatal-Medizin München erhobenen Datenmaterials, im Hinblick auf die Korrektheit der sonographischen Diagnose von Skelettdysplasien. Für alle in dieser Studie vorkommenden Skelettdysplasien wurden zudem Z-Scores der Biometrie-Daten erstellt und interpretiert. Die Auswertung sollte die Validität der sonographischen Diagnostik bei Skelettdysplasien verdeutlichen und zeigen, dass sich neue molekulargenetische Verfahren wie NGS und differenzierte sonographische Diagnostik gegenseitig ideal ergänzen. Insgesamt wurden 146 Fälle endgültig diagnostizierter Skelettdysplasien mit 13 verschiedenen Krankheitsbildern ausgewertet. Am häufigsten traten die Osteogenesis imperfecta (25 %), Thanatophore Dysplasie (16 %), die Gruppe der Kurzrippen-Thoraxdysplasie-Syndrome (12 %) und die Achondroplasie/Hypochondroplasie (12 %) auf. Die Diagnosen wurden zwischen der 13. und 36. Woche gestellt und konnten in 78 % vor der 24. Woche erfolgen. Die Auswertung des eigenen Kollektivs und die Analyse der Literatur zeigen eine Zunahme der durch differenzierte Sonographie korrekt gestellten Diagnosen über die letzten zwei Jahrzehnte. Auch das Erkennen letaler Formen von Skelettdysplasien war in diesem Kollektiv und in der Literatur sehr hoch. Es konnte in dieser Studie eine Skelettdysplasie in 99 % (144/146) pränatal erkannt und in 78,1 % eine spezifische Diagnose gestellt werden. Bei den häufigsten Skelettdysplasien lag die Erkennungsrate zwischen 81-100 %, was im Vergleich zur Literatur verhältnismäßig hoch ist. Die Auswertung der Messwerte der langen Röhrenknochen und des Thoraxumfanges haben gezeigt, dass extreme Abweichungen dieser Werte in Z-Scores präziser als in Perzentilen dargestellt werden können. Auch wenn sich unter einigen Skelettdysplasien bestimmte Wachstumsmuster erstellen ließen, werden für eine valide Aussage weitere Studien mit mehr Fallzahlen der einzelnen Skelettdysplasien und der Einschluss weiterer wichtiger sonographischer Merkmale in die Auswertung benötigt. Die Auswertung der Ergebnisse der molekulargenetischen Diagnostik in einem Vergleichskollektiv eingesandter Proben zeigte, dass ohne primär konkret gestellte sonographische Verdachtsdiagnose und insbesondere bei unbelasteter Familienanamnese eine rein auf molekulargenetischer Analyse basierte Diagnostik infolge der großen genetischen Variabilität nicht verlässlich genug ist. Erst in Kombination mit der differenzierten pränatalen Sonographie kann eine Korrelation von Genotyp und Phänotyp erfolgen. Somit bleibt eine interdisziplinäre Zusammenarbeit von Pränataldiagnostikern, Human-genetikern, Pathologen, Pädiatern und Radiologen essentiell, um eine hohe Validität in der Diagnostik von Skelettdysplasien zu ermöglichen.