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Moderne Strahlentherapie des Prostatakarzinoms. Individualisierung und technische Optimierung
Moderne Strahlentherapie des Prostatakarzinoms. Individualisierung und technische Optimierung
Die hier zusammengefassten Arbeiten zur modernen Strahlentherapie des Prostatakarzinoms konzentrieren sich auf die Individualisierung und technische Optimierung der Strahlentherapie vor allem mittels neuartiger Bildgebungsverfahren: Mittels der Cholin PET/CT wurde ein anatomischer Atlas der Verteilung der PET-positiven Lymphknoten erstellt und dieser mit den Empfehlungen der „Radiation Therapy Oncology Group“ (RTOG) zum Bestrahlungsvolumen der pelvinen Lymphabflusswege verglichen. Dies zeigte auf, dass Lymphknotenmetastasen auch häufig außerhalb des RTOG Bestrahlungsvolumens auftreten, so dass eine PET/CT zum Staging vor Strahlentherapie eine Individualisierung des Bestrahlungsvolumens erlaubt. Mit Einführung der PSMA PET/CT wurde diese „neuartige“ Bildgebung in Hinblick auf Detektionsrate und Muster der PSMA PET-positiven Läsionen vor Durchführung einer Radiotherapie sowie deren Einfluss auf das strahlentherapeutische Vorgehen eingehend untersucht. Hier zeigte sich eine hohe Detektionsrate mit 41,2% für den für ein kurativ strahlentherapeutisches Vorgehen interessanten PSA-Bereich von 0,21–0,5 ng/ml. Erwartungsgemäß wurde durch die PSMA PET/CT und damit dem Zugewinn an Information in Hinblick auf das Vorliegen von Lokalrezidiven, Lymphknoten- oder auch Fernmetastasen eine Änderung des strahlentherapeutischen Vorgehens insbesondere bei postoperativen Patienten im Vergleich zu primären Patienten beobachtet. Multivariat waren hier ein Gleason Score >7b, ein PSA-Wert von ≥ 0,5 ng/ml und zu der Gruppe der postoperativen Patienten gehörig zu sein signifikant mit einer Änderung des strahlentherapeutischen Vorgehens verbunden. Um den onkologischen Nutzen der PSMA PET/CT für den Patienten beurteilen zu können, wurde ferner ausgewertet, ob die Intensivierung der Therapie aufgrund der nun visualisierbaren, PSMA PET-positiven Läsionen sich auch in ein besseres biochemisch rezidivfreies Überleben übersetzen lässt. In einem gemischten Kollektiv aus Patienten mit persistierenden oder rezidivierenden PSA-Werten zeigte sich, dass nach 20 Monaten Nachbeobachtungszeit fast 90% der Patienten mit PET-positiven Befund und ohne zeitgleich laufender, antihormoneller Therapie zum Ende der Nachbeobachtungszeit frei vom Nachweis eines biochemischen Rezidivs waren. Aufgrund des an der Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie am Klinikum der Universität München untersuchten Patientenguts, welches vorallem postoperativ bei biochemischer Persistenz oder Rezidiv eine PSMA PET/CT erhalten hat und der daraus resultierenden großen Änderung des therapeutischen Vorgehens mit folglich verbessertem, biochemisch rezidivfreien Überleben im Vergleich zu den Daten der prä-PSMA PET/CT Ära wird die Durchführung einer PSMA PET/CT gerade bei postoperativen Patienten als äußerst sinnvoll erachtet. Ferner konnte mittels des Registers des Tumorzentrums München an einer Kohorte von 35595 Patienten mit Prostatakarzinom, welche zum Teil mit einer alleinig radikalen Prostataektomie, einer Kombination aus radikaler Prostatektomie und postoperativer Strahlentherapie und einer alleinigen Strahlentherapie behandelt worden waren, gezeigt werden, dass die Radiotherapie des Prostatakarzinoms die radiogen bedingte Zweittumorrate nicht eindeutig erhöht. Dies hilft somit bei der Beratung und Aufklärung von Patienten vor primärer Radiotherapie. Aufgrund der vorliegenden Daten wird empfohlen, Patienten über ein geringfügiges Risiko für radiogen induzierte Zweittumoren aufzuklären und dieses in Kontext zu dem onkologischen Vorteil einer Behandlung zu stellen. Anhand einer exemplarischen Kohorte an operierten Patienten mit lokal fortgeschrittenen Prostatakarzinom pT3a N0 R1 konnte nachgewiesen werden, dass der Salvage-Radiotherapie gegenüber der adjuvanten Radiotherapie häufig aktuell der Vorzug gegeben wird und dass bei unmittelbar postoperativ eher zurückhaltendem Einsatz einer adjuvanten Radiotherapie im Verlauf letztlich ein Großteil der Patienten (64%) einer Radiotherapie zugeführt werden muss. Die Auswertung dieser „hauseigenen“ Patienten erleichtert die Beratung von Patienten mit lokal fortgeschrittenen Prostatakarzinom hinsichtlich der Durchführung einer unmittelbar adjuvanten Radiotherapie versus Salvage-Radiotherapie. Patienten, welche zunächst ein abwartendes Verhalten mit regelmäßiger PSA-Kontrolle bevorzugen, kann die Empfehlung einer gewissen Wachsamkeit mit regelmäßiger PSA-Kontrolle sowie möglichst frühzeitiger Vorstellung bei PSA-Rezidiv mitgegeben werden, da eine lineare Abnahme des biochemisch Rezidiv freien Überlebens mit Anstieg des PSA-Wertes vor Salvage-Radiotherapie bekannt ist.
Prostatakarzinom, Radiotherapie, Individualisierung, Bildgebung
Schmidt-Hegemann, Nina-Sophie
2020
Deutsch
Universitätsbibliothek der Ludwig-Maximilians-Universität München
Schmidt-Hegemann, Nina-Sophie (2020): Moderne Strahlentherapie des Prostatakarzinoms: Individualisierung und technische Optimierung. Habilitationsschrift, LMU München: Medizinische Fakultät
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Abstract

Die hier zusammengefassten Arbeiten zur modernen Strahlentherapie des Prostatakarzinoms konzentrieren sich auf die Individualisierung und technische Optimierung der Strahlentherapie vor allem mittels neuartiger Bildgebungsverfahren: Mittels der Cholin PET/CT wurde ein anatomischer Atlas der Verteilung der PET-positiven Lymphknoten erstellt und dieser mit den Empfehlungen der „Radiation Therapy Oncology Group“ (RTOG) zum Bestrahlungsvolumen der pelvinen Lymphabflusswege verglichen. Dies zeigte auf, dass Lymphknotenmetastasen auch häufig außerhalb des RTOG Bestrahlungsvolumens auftreten, so dass eine PET/CT zum Staging vor Strahlentherapie eine Individualisierung des Bestrahlungsvolumens erlaubt. Mit Einführung der PSMA PET/CT wurde diese „neuartige“ Bildgebung in Hinblick auf Detektionsrate und Muster der PSMA PET-positiven Läsionen vor Durchführung einer Radiotherapie sowie deren Einfluss auf das strahlentherapeutische Vorgehen eingehend untersucht. Hier zeigte sich eine hohe Detektionsrate mit 41,2% für den für ein kurativ strahlentherapeutisches Vorgehen interessanten PSA-Bereich von 0,21–0,5 ng/ml. Erwartungsgemäß wurde durch die PSMA PET/CT und damit dem Zugewinn an Information in Hinblick auf das Vorliegen von Lokalrezidiven, Lymphknoten- oder auch Fernmetastasen eine Änderung des strahlentherapeutischen Vorgehens insbesondere bei postoperativen Patienten im Vergleich zu primären Patienten beobachtet. Multivariat waren hier ein Gleason Score >7b, ein PSA-Wert von ≥ 0,5 ng/ml und zu der Gruppe der postoperativen Patienten gehörig zu sein signifikant mit einer Änderung des strahlentherapeutischen Vorgehens verbunden. Um den onkologischen Nutzen der PSMA PET/CT für den Patienten beurteilen zu können, wurde ferner ausgewertet, ob die Intensivierung der Therapie aufgrund der nun visualisierbaren, PSMA PET-positiven Läsionen sich auch in ein besseres biochemisch rezidivfreies Überleben übersetzen lässt. In einem gemischten Kollektiv aus Patienten mit persistierenden oder rezidivierenden PSA-Werten zeigte sich, dass nach 20 Monaten Nachbeobachtungszeit fast 90% der Patienten mit PET-positiven Befund und ohne zeitgleich laufender, antihormoneller Therapie zum Ende der Nachbeobachtungszeit frei vom Nachweis eines biochemischen Rezidivs waren. Aufgrund des an der Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie am Klinikum der Universität München untersuchten Patientenguts, welches vorallem postoperativ bei biochemischer Persistenz oder Rezidiv eine PSMA PET/CT erhalten hat und der daraus resultierenden großen Änderung des therapeutischen Vorgehens mit folglich verbessertem, biochemisch rezidivfreien Überleben im Vergleich zu den Daten der prä-PSMA PET/CT Ära wird die Durchführung einer PSMA PET/CT gerade bei postoperativen Patienten als äußerst sinnvoll erachtet. Ferner konnte mittels des Registers des Tumorzentrums München an einer Kohorte von 35595 Patienten mit Prostatakarzinom, welche zum Teil mit einer alleinig radikalen Prostataektomie, einer Kombination aus radikaler Prostatektomie und postoperativer Strahlentherapie und einer alleinigen Strahlentherapie behandelt worden waren, gezeigt werden, dass die Radiotherapie des Prostatakarzinoms die radiogen bedingte Zweittumorrate nicht eindeutig erhöht. Dies hilft somit bei der Beratung und Aufklärung von Patienten vor primärer Radiotherapie. Aufgrund der vorliegenden Daten wird empfohlen, Patienten über ein geringfügiges Risiko für radiogen induzierte Zweittumoren aufzuklären und dieses in Kontext zu dem onkologischen Vorteil einer Behandlung zu stellen. Anhand einer exemplarischen Kohorte an operierten Patienten mit lokal fortgeschrittenen Prostatakarzinom pT3a N0 R1 konnte nachgewiesen werden, dass der Salvage-Radiotherapie gegenüber der adjuvanten Radiotherapie häufig aktuell der Vorzug gegeben wird und dass bei unmittelbar postoperativ eher zurückhaltendem Einsatz einer adjuvanten Radiotherapie im Verlauf letztlich ein Großteil der Patienten (64%) einer Radiotherapie zugeführt werden muss. Die Auswertung dieser „hauseigenen“ Patienten erleichtert die Beratung von Patienten mit lokal fortgeschrittenen Prostatakarzinom hinsichtlich der Durchführung einer unmittelbar adjuvanten Radiotherapie versus Salvage-Radiotherapie. Patienten, welche zunächst ein abwartendes Verhalten mit regelmäßiger PSA-Kontrolle bevorzugen, kann die Empfehlung einer gewissen Wachsamkeit mit regelmäßiger PSA-Kontrolle sowie möglichst frühzeitiger Vorstellung bei PSA-Rezidiv mitgegeben werden, da eine lineare Abnahme des biochemisch Rezidiv freien Überlebens mit Anstieg des PSA-Wertes vor Salvage-Radiotherapie bekannt ist.