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Das kognitive Profil der Rechenstörung
Das kognitive Profil der Rechenstörung
3 bis 7 % aller Personen leiden unter einer Rechenstörung und zeigen, trotz normaler Intelligenz und regulärer Beschulung, ausgeprägte und andauernde Schwierigkeiten in spezifisch mathematischen sowie allgemeinen nicht-mathematischen Fähigkeiten und Testaufgaben. Über die genaue Vielfalt, Schwere und Stabilität dieser kognitiven Defizite herrscht jedoch weiterhin Unklarheit, was die Feststellung einer Rechenstörung erschwert und Fehldiagnosen begünstigt. Ziel dieses systematischen Reviews war es daher, ein kognitives Profil der Rechenstörung zu ermitteln, welches diejenigen kognitiven Fähigkeiten und deren zugrundeliegenden Testaufgaben beschreibt, bei denen Personen mit Rechenstörung stabile Defizite aufweisen und die demzufolge im Rahmen der Diagnostik zu erfassen sind. Hierzu wurde eine systematische Literaturrecherche nach Studien durchgeführt, die Personen mit und ohne Rechenstörung in ihrer kognitiven Leistung verglichen. 54 Studien wurden so identifiziert, die insgesamt 4452 Testpersonen umfassten und Daten zu 471 Outcomes berichteten. Anhand einer Bottom-Up-Kodierung sowie multivatiaten Mehrebenen-Metaanalyse wurden schließlich 7 Fähigkeiten und 13 Testaufgaben ermittelt, bei denen Personen mit Rechenstörung stabile Defizite in der Richtigkeit und / oder der benötigten Zeit bei der Bearbeitung aufwiesen. Das kognitive Profil der Rechenstörung setzte sich demnach zusammen aus spezifisch mathematischen Defiziten im Rechnen (Richtigkeit / benötigte Zeit), in den Basiskompetenzen (Richtigkeit / benötigte Zeit) und im mathematischen Schlussfolgern (Richtigkeit). Überdies lagen allgemeine nicht-mathematische Defizite in der Arbeitsgedächtniskapazität (Richtigkeit), dem visuell-räumlichen Kurzzeitgedächtnis (Richtigkeit), der Inhibition (benötigte Zeit) sowie der visuellen Verarbeitungsgeschwindigkeit (Richtigkeit) vor. Die Effektstärken aller Fähigkeiten und deren korrespondierenden Testaufgaben waren dabei mittel bis groß. Insbesondere Testaufgaben, bei denen visuelle und visuell-räumliche Informationen verarbeitet wurden, führten zu stabileren Defiziten.
Rechenstörung, Dyskalkulie, Rechenschwäche, Metaanalyse, Mathematik
Haberstroh, Stefan
2020
Deutsch
Universitätsbibliothek der Ludwig-Maximilians-Universität München
Haberstroh, Stefan (2020): Das kognitive Profil der Rechenstörung. Dissertation, LMU München: Medizinische Fakultät
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Abstract

3 bis 7 % aller Personen leiden unter einer Rechenstörung und zeigen, trotz normaler Intelligenz und regulärer Beschulung, ausgeprägte und andauernde Schwierigkeiten in spezifisch mathematischen sowie allgemeinen nicht-mathematischen Fähigkeiten und Testaufgaben. Über die genaue Vielfalt, Schwere und Stabilität dieser kognitiven Defizite herrscht jedoch weiterhin Unklarheit, was die Feststellung einer Rechenstörung erschwert und Fehldiagnosen begünstigt. Ziel dieses systematischen Reviews war es daher, ein kognitives Profil der Rechenstörung zu ermitteln, welches diejenigen kognitiven Fähigkeiten und deren zugrundeliegenden Testaufgaben beschreibt, bei denen Personen mit Rechenstörung stabile Defizite aufweisen und die demzufolge im Rahmen der Diagnostik zu erfassen sind. Hierzu wurde eine systematische Literaturrecherche nach Studien durchgeführt, die Personen mit und ohne Rechenstörung in ihrer kognitiven Leistung verglichen. 54 Studien wurden so identifiziert, die insgesamt 4452 Testpersonen umfassten und Daten zu 471 Outcomes berichteten. Anhand einer Bottom-Up-Kodierung sowie multivatiaten Mehrebenen-Metaanalyse wurden schließlich 7 Fähigkeiten und 13 Testaufgaben ermittelt, bei denen Personen mit Rechenstörung stabile Defizite in der Richtigkeit und / oder der benötigten Zeit bei der Bearbeitung aufwiesen. Das kognitive Profil der Rechenstörung setzte sich demnach zusammen aus spezifisch mathematischen Defiziten im Rechnen (Richtigkeit / benötigte Zeit), in den Basiskompetenzen (Richtigkeit / benötigte Zeit) und im mathematischen Schlussfolgern (Richtigkeit). Überdies lagen allgemeine nicht-mathematische Defizite in der Arbeitsgedächtniskapazität (Richtigkeit), dem visuell-räumlichen Kurzzeitgedächtnis (Richtigkeit), der Inhibition (benötigte Zeit) sowie der visuellen Verarbeitungsgeschwindigkeit (Richtigkeit) vor. Die Effektstärken aller Fähigkeiten und deren korrespondierenden Testaufgaben waren dabei mittel bis groß. Insbesondere Testaufgaben, bei denen visuelle und visuell-räumliche Informationen verarbeitet wurden, führten zu stabileren Defiziten.