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Umsetzung der postoperativen Teilbelastung bei älteren Hüftfrakturpatienten. eine Belastungsanalyse mittels Einlagesohle
Umsetzung der postoperativen Teilbelastung bei älteren Hüftfrakturpatienten. eine Belastungsanalyse mittels Einlagesohle
Die rasche postoperative Re-Mobilisierung hat bei älteren Hüftfrakturpatienten zur Prävention von Folgekomplikationen und dem drohenden Verlust der Selbstständigkeit eine übergeordnete Bedeutung. Aus Angst vor einem sekundären Repositionsverlust der häufig Osteoporose-assoziierten Frakturen wird ungeachtet der Umsetzbarkeit noch immer häufig eine postoperative Teilbelastung auch bei älteren Hüftfrakturpatienten angeordnet, obwohl es gerade für diesen Patienten koordinativ kaum möglich zu sein scheint, diese Nachbehandlung umzusetzen. Ziel der vorliegenden Arbeit war es daher, die Fähigkeiten über 75-jähriger Patienten, eine Teilbelastung nach operativer Versorgung von proximalen Femurfrakturen einzuhalten, zu evaluieren und mit jungen Patienten zu vergleichen. Hierzu wurden 40 Patienten – je 20 in der Gruppe der jungen bzw. älteren Patienten – konsekutiv eingeschlossen und nach standardisierter physiotherapeutischer Übung auf einem alltagsnahen Parcours gemessen. Der Parcours beinhaltet die Aktivitäten „Aufstehen“, „Hinsetzen“, „Laufen“ und „Wenden“. Die Belastungen insbesondere des betroffenen Beins wurden mit Pedoped-Einlegesohlen (Firma Novel) erfasst und anschließend statistisch ausgewertet. Keiner der über 75-Jährigen in der Testgruppe war in der Lage, die vorgegebene 20 kg-Teilbelastung während der Messung einzuhalten oder nur geringfügig (bis zu 20 % entsprechend 24 kg) zu überschreiten. 65 % belasteten das betroffene Bein sogar mit mehr als 40 kg. In der jungen Kontrollgruppe konnten dagegen 80 % eine tolerable (bis zu 20 % erhöht; 24 kg) Teilbelastung durchführen, 60 % sogar die 20 kg einhalten. Dieser Unterschied ist signifikant (α ≤ 0,01). Auch der Anteil der Zeit, in der das betroffene Bein mit mehr als 20 kg belastet wurde, zeigte deutliche und signifikante Unterschiede zwischen den Gruppen. So konnte in der Testgruppe lediglich ein Patient die Teilbelastung mehr als 90% der Messzeit einhalten. In der Kontrollgruppe waren es hingegen 90%. Ebenfalls signifikante Unterschiede zeigten sich bei Barthel-Index, EQ-5D und MMSE vor der Verletzung bzw. Bartel-Index, EQ-5D und PMS nach der Verletzung, sowie der Verschlechterung von Barthel-Index, EQ-5D und PMS im Vorher-Nachher-Vergleich. Unabhängig von diesen Ergebnissen zeigte die Recherche aktueller Literatur zum Thema „proximale Femurfraktur“ und besonders der Nachsorge einer solchen, dass eine Teilbelastung das Outcome und die Mobilität einschränkt. Zusammen mit den Ergebnissen, dass über 75-Jährige die Teilbelastung – selbst bei guter Mobilität vor Fraktur und nach Ausschluss aller hirnorganischen Störungen – nicht adäquat einhalten können, liegt die Schlussfolgerung nahe, dass eine Teilbelastung vermieden werden sollte. Über 75-jährige Patienten mit proximaler Femurfraktur sollten daher operativ so versorgt werden, dass sie unmittelbar nach der Operation voll belasten können, um eine schnellstmögliche Wiederherstellung der Mobilität und Selbstständigkeit zu erreichen. Dies führt zu einem besseren klinischen Outcome, erhöht die Lebensqualität, verringert die Gefahr von Stürzen und die Rehospitalisierungsrate.
Alterstraumatologie, Belastungsanalyse, Ganganalyse, PFN, Pertrochantäre Femurfraktur, Teilbelastung, Belastungskontrolle, Kraftmesssohlen, Pedoped, Novel, loadsol
Adolf-Lisitano, Leonard
2020
Deutsch
Universitätsbibliothek der Ludwig-Maximilians-Universität München
Adolf-Lisitano, Leonard (2020): Umsetzung der postoperativen Teilbelastung bei älteren Hüftfrakturpatienten: eine Belastungsanalyse mittels Einlagesohle. Dissertation, LMU München: Medizinische Fakultät
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Abstract

Die rasche postoperative Re-Mobilisierung hat bei älteren Hüftfrakturpatienten zur Prävention von Folgekomplikationen und dem drohenden Verlust der Selbstständigkeit eine übergeordnete Bedeutung. Aus Angst vor einem sekundären Repositionsverlust der häufig Osteoporose-assoziierten Frakturen wird ungeachtet der Umsetzbarkeit noch immer häufig eine postoperative Teilbelastung auch bei älteren Hüftfrakturpatienten angeordnet, obwohl es gerade für diesen Patienten koordinativ kaum möglich zu sein scheint, diese Nachbehandlung umzusetzen. Ziel der vorliegenden Arbeit war es daher, die Fähigkeiten über 75-jähriger Patienten, eine Teilbelastung nach operativer Versorgung von proximalen Femurfrakturen einzuhalten, zu evaluieren und mit jungen Patienten zu vergleichen. Hierzu wurden 40 Patienten – je 20 in der Gruppe der jungen bzw. älteren Patienten – konsekutiv eingeschlossen und nach standardisierter physiotherapeutischer Übung auf einem alltagsnahen Parcours gemessen. Der Parcours beinhaltet die Aktivitäten „Aufstehen“, „Hinsetzen“, „Laufen“ und „Wenden“. Die Belastungen insbesondere des betroffenen Beins wurden mit Pedoped-Einlegesohlen (Firma Novel) erfasst und anschließend statistisch ausgewertet. Keiner der über 75-Jährigen in der Testgruppe war in der Lage, die vorgegebene 20 kg-Teilbelastung während der Messung einzuhalten oder nur geringfügig (bis zu 20 % entsprechend 24 kg) zu überschreiten. 65 % belasteten das betroffene Bein sogar mit mehr als 40 kg. In der jungen Kontrollgruppe konnten dagegen 80 % eine tolerable (bis zu 20 % erhöht; 24 kg) Teilbelastung durchführen, 60 % sogar die 20 kg einhalten. Dieser Unterschied ist signifikant (α ≤ 0,01). Auch der Anteil der Zeit, in der das betroffene Bein mit mehr als 20 kg belastet wurde, zeigte deutliche und signifikante Unterschiede zwischen den Gruppen. So konnte in der Testgruppe lediglich ein Patient die Teilbelastung mehr als 90% der Messzeit einhalten. In der Kontrollgruppe waren es hingegen 90%. Ebenfalls signifikante Unterschiede zeigten sich bei Barthel-Index, EQ-5D und MMSE vor der Verletzung bzw. Bartel-Index, EQ-5D und PMS nach der Verletzung, sowie der Verschlechterung von Barthel-Index, EQ-5D und PMS im Vorher-Nachher-Vergleich. Unabhängig von diesen Ergebnissen zeigte die Recherche aktueller Literatur zum Thema „proximale Femurfraktur“ und besonders der Nachsorge einer solchen, dass eine Teilbelastung das Outcome und die Mobilität einschränkt. Zusammen mit den Ergebnissen, dass über 75-Jährige die Teilbelastung – selbst bei guter Mobilität vor Fraktur und nach Ausschluss aller hirnorganischen Störungen – nicht adäquat einhalten können, liegt die Schlussfolgerung nahe, dass eine Teilbelastung vermieden werden sollte. Über 75-jährige Patienten mit proximaler Femurfraktur sollten daher operativ so versorgt werden, dass sie unmittelbar nach der Operation voll belasten können, um eine schnellstmögliche Wiederherstellung der Mobilität und Selbstständigkeit zu erreichen. Dies führt zu einem besseren klinischen Outcome, erhöht die Lebensqualität, verringert die Gefahr von Stürzen und die Rehospitalisierungsrate.